Titel: | Colorirmaschine von P. C. Möller in Leipzig. |
Autor: | Kl. |
Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 326 |
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Colorirmaschine von P. C. Möller in
Leipzig.
Mit Abbildungen auf Tafel 30.
Möller's Colorirmaschine.
Um auf Rollenpapier oder Zeug oder auf einem beliebigen anderen aufgerollten Stoff
Muster in beliebig vielen Firniſs- oder Wasserfarben ohne Punktirung und ohne
Anlagen aufzutragen, hat P. C. Möller in Leipzig (* D.
R. P. Nr. 263 vom 25. August 1877) eine Colorirmaschine erfunden, deren Anordnung
jedenfalls eine Reihe ganz origineller Gedanken enthält.
Die neue Maschine besteht im Wesentlichen aus einer Anzahl einzelner unter sich verbundener
Druckcylinder, von welchen jeder eine Farbe aufträgt; so besteht die in Fig.
9 bis 12 Taf. 30
dargestellte Fünffarbenmachine aus den fünf Druckcylindern c über den fünf Drucktischen d. Die Achsen
dieser Cylinder ruhen in senkrecht verschiebbaren Lagern in den Lagerböcken k. Auf den beiden Enden jeder Achse sitzt je ein
abgeflachtes Zahnrad t (vergröſsert in Fig. 12),
welches in die einseitige Verzahnung einer Bügelschleife u eingreift. Diese wird von der Zugstange s
im Lagerbock auf und nieder gezogen, ihre Bewegung veranlaſst die Drehung, Hebung
und Senkung des Rades t und damit des Druckcylinders
c. Die verticale Bewegung des letzteren wird
überdies durch den mit Gewicht und Gestänge versehenen Balancier v unterstützt und regulirt. Die auſserhalb der
Seitenwände b und auf beiden Seiten der Maschine
befindlichen Zugstangen s sind an ihrem unteren Ende
mit den Kurbelscheiben r, speciell die des vorderen
Druckcylinders mit der Daumenscheibe q verbunden,
welche durch das Zahnrad m Bewegung erhält und mittels
der Zahnräder l den anderen Kurbelscheiben
mittheilt.
Das zu bedruckende Papier befindet sich auf der Rolle y
und gelangt von hier über die erste mit Hebel und Gewichten versehene Frictionsrolle
a auf die Trommel n,
auf welcher es durch eine zweite Frictionsrolle a
festgehalten wird. Von dieser Trommel geht das Papier in gespanntem Zustand über die
fünf Drucktische hinweg auf die zweite am Ende der Maschine befindliche Trommel n1 und verläſst die
Maschine wieder bei der vierten Frictionsrolle a. Beide
Trommeln n und n1 sind mit 6seitigen Stirnscheiben o versehen, welch letztere durch eine endlose
Stahlkette p mit einander in Verbindung stehen. Auf dem
einen Ende der Achse der vorderen Trommel n sitzt
überdies eine Theilscheibe j (Fig. 11)
mit vorstehenden Stiften, welche von einem mit dem Hebel w verbundenen Haken gefaſst werden (vgl. Fig. 9 und
12).
Dreht sich die Daumenscheibe q und hat die Zugstange s ihren niedrigsten Stand, so macht sich der Haken
jenes Hebels von einem der Stifte der Theilscheibe los und ist damit die Bewegung
der beiden Trommeln und des zu bedruckenden Papieres aufgehoben; in demselben
Augenblick haben sämmtliche Druckcylinder ihre niedrigste Stellung, sie berühren und
bedrucken das Papier auf den Drucktischen, während der Hebel x die Arretirung der Trommel n besorgt und
das zu bedruckende Papier in der nöthigen Spannung erhält. Im nächsten Augenblick
senkt sich der Hebel w auf der Daumenscheibe q, der Haken dieses Hebels ergreift einen neuen Stift,
die Arretirung der Trommel durch den Hebel x ist
aufgehoben und der zu bedruckende Stoff beginnt wieder vorzurücken, bis die
zurückgelegte Strecke dem Abstand zweier Druckapparate gleichkommt. Gleichzeitig
heben und drehen sich die Druckcylinder, so daſs die flache Seite derselben, in
welche die Druckform z eingelegt und befestigt ist, nach oben gekehrt sich
unter der Auftragwalze e hin und zurück bewegt, um den
Model für den nächsten Druck wieder mit Farbe zu versehen. Der Vorrath der Farbe
befindet sich in dem mit Walze und verstellbarem Lineal versehenen Troge i, dessen Boden durchbrochen und durch die Hebewalze
g geschlossen ist. Wird letztere durch den sich
hebenden Druckcylinder c in die Höhe gedrückt, so
ergieſst sich auf den cylindrischen Theil desselben eine gewisse Menge Farbe; diese
wird hernach zwischen dem sich drehenden Druckcylinder und zwischen der Auftragwalze
e und der Farbwalze f
verstrichen, während die Ausgleichwalze h die
gleichmäſsige Vertheilung der Farbe auf der Auftragwalze e und damit auf dem Druckmodel z besorgt. Ist
dies geschehen, so dreht sich der Druckcylinder, bis seine Druckfläche wieder in
horizontaler Lage nach unten gekehrt ist, und er senkt sich gleichzeitig mit der
Zugstange s, bis diese wiederum ihren niedrigsten Stand
eingenommen, die Bewegung der Maschine plötzlich unterbrochen und der Farbendruck
auf Papier ausgeführt ist.
Bei Firniſsdruck wird die reine Metallfläche des Cylinders neben den gewöhnlichen
Leimwalzen der Buchdruckerei zur Aufnahme der Farbe verwendet. Für die Arbeit mit
Aquarellfarben erhält der Umfang des Cylinders einen Tuchüberzug, für dessen
Befestigung die nöthigen Spannvorrichtungen O (Fig.
12) am Cylinder angebracht sind. Es werden für diesen Fall auch sämmtliche
Färb- und Auftragwalzen mit Tuch überzogen. Wenn die Maschine gleichzeitig einen
Bronzedruck liefern soll, so wird, nachdem der erste Druckcylinder mit Bronzefirniſs
versehen ist, zwischen dem ersten und zweiten Drucktisch ein Bronzirwerk
eingeschaltet, welches die mit Firniſs bedruckten Stellen bronzirt, ehe das Papier
am zweiten Drucktisch ankommt.
Kl.