Titel: | Eigenthümlichkeiten des Vorkommens und Ausbeuteverhältnisse der Nickelfundstätten Europas; von Director R. Flechner. |
Autor: | R. Flechner |
Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 365 |
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Eigenthümlichkeiten des Vorkommens und
Ausbeuteverhältnisse der Nickelfundstätten Europas; von Director R.
Flechner.
(Schluſs von S. 264 dieses Bandes.)
Flechner, über Vorkommen und Ausbeute der
Nickelfundstätten.
Wenden wir uns nun zur Gruppe B, nämlich zu den Erzen, in welchen Nickel (meistens in
Gesellschaft mit Kobalt) an Arsen gebunden erscheint. Diese Gruppe enthält die an
relativem Nickelgehalt reichsten Erze; doch wurden solche bisher noch nicht über so
ausgedehnte Strecken verbreitet und in solchen Massen angesammelt angetroffen, wie
jene der Gruppe A. Einen durch die Reinheit und Hochhältigkeit seiner Erze
hervorragenden Platz unter den diesbezüglichen Aufschlüssen nimmt unbestritten der
Nickelbergbau bei Schladming ein. Diese Aufschlüsse
liegen in einem etwa 3km nordöstlich von
Hochgolling gelegenen hohen Gebirgskamm in der Kette des die Wasserscheide zwischen
den Fluſsgebieten der Enns und der Mur bildenden Tauerngebirges. Glimmerschiefer und
Hornblende sind daselbst die Hauptmasse des Formationsgesteines und machen sich in
demselben Zwischenlager von verschiedener Mächtigkeit bemerkbar, welche aus dem
gleichen Gestein wie die Hauptgebirgsmasse bestehend sich von diesem dadurch
unterscheiden, daſs sie Pyrite und Arsenkies in äuſserst fein vertheiltem Zustand
(bei frischem Bruch kaum erkennbar) enthalten. An zu Tage liegenden, den
atmosphärischen Einflüssen ausgesetzten Bruchflächen ertheilt diese eisenhaltige
Einsprengung durch Verwitterung dem Gestein eine auffallend braune Färbung, nach
welcher diese Zwischenlager den localen Namen „Branden“ führen. Solche
„Branden“ liegen daselbst eine ganze Reihe in sehr ungleichen Abständen
über einander und sind von sehr ungleicher Mächtigkeit. Die seinerzeit
stattgefundene locale Bodenerhebung hob diese ursprünglich unter der Kalkformation,
speciell dem Kalkstocke, welchem die Dachsteingruppe angehört, lagernden Schichten
bis zu einer Höhe von nahezu 3000m Meereshöhe, wo
sie mit einem nach Norden fallenden Verflachen von 50 bis 55° an steiler,
vollständig entblöster Wandung zu Tage liegen und die Lagerungsverhältnisse in einer
äuſserst deutlichen, für den Geognosten sehr interessanten Weise zur Schau stellen.
Besonders deutlich
ziehen sich von fünf solchen Branden die südlichen Ausbiſslinien über die höchsten
Spitzen und die äuſserste Schneide jener Theile des erwähnten Gebirgskammes, dessen
zwei hervorragendsten Punkte mit den Namen Zinkwand und
Vötternspitz bezeichnet sind. Die Branden sind
daselbst zu beiden Seiten des Kammes bis herab zur Gerölllage deutlich erkennbar. –
Die gröſste dieser fünf Branden, die Neualpnerbrande, welche die Zinkwand umgürtet,
hat eine Mächtigkeit von 16m, die zweit gröſste,
die Vötternbrande, eine Mächtigkeit von 6 bis 7m.
Widersinnig auf die Formationslagerung fallen schmale Gangklüfte ein, welche theils
Kalkspath und Spatheisenstein, theils Quarz als charakteristische Ausfüllung führen,
und in denen mehrentheils gangartige Einlagerungen von Silberfahlerzen, Arsenkies,
Speiskobalt und Nickelkies auftreten.
An den Durchkreuzungslinien mehrerer dieser Gangklüfte mit den zwei namentlich
bezeichneten Branden, insbesonders in der Nähe des Ein- und Austrittes der
Gangklüfte, tritt Nickelkies und zwar sowohl Rothnickelkies, welcher bis 40 Proc.
Nickel in seinen reinsten Stufen hält, als auch Weiſsnickelkies in Gesellschaft mit
Speiskobalt und Arsenkies in abbauwürdiger Weise auf. Auf dem entblösten Stücke der
Neualpnerbrande wurden bisher 5 solcher Gangkreuzungen, an der nördlicher
(geognostisch höher) liegenden Vötternbrande 3 solcher Kreuzungen untersucht und
Nickelerz führend aufgeschlossen. Auf diesen Aufschlüssen bewegt sich der
Schladminger Nickelbergbau. Die ersten Anfänge dieses Bergbaues reichen weit ins
vorige Jahrhundert zurück, wo Kobaltgewinnung das Ziel des Abbaues gewesen. Mit
Ausbeutung der Nickelaufschlüsse war 1832 begonnen worden. Leider haben
eigenthümliche Besitz Verhältnisse diesen Bergbau bis jetzt zu keinem systematisch
vorbereiteten Angriff gelangen lassen, und hat man bisher mit einem stets sehr
beschränkten Betriebe sich begnügt, die in den höchsten Theilen des Bergkammes zu
Tage ausbeutenden Nickel führenden Kreuzungen zu verfolgen und in Abbau zu ziehen,
ohne irgend welchen Tiefbau durchzuführen., obgleich sich stellenweise ein Reichthum
an Nickelreingehalt dem Abbau darbot, wie solcher auf einem Abbauraum von gleicher
Ausdehnung zusammengedrängt bisher noch auf keinem Nickelbergbau der Welt auch nur
annähernd angetroffen worden, und obgleich bezügliche markscheiderische Vermessungen
und geognostische Analogien eine Reihe von Angriffspunkten wiesen, welche mit
verhältniſsmäſsig geringen Kosten das Erreichen abbauwürdiger Aufschlüsse auſser
jeglichen Zweifel stellten. Die Nickelerze, welche mehr oder minder längs der ganzen
Ausdehnung der betreffenden Gangklüfte nachweisbar sind, finden sich, wie schon
erwähnt, nur innerhalb des Kreuzungsraumes, welchen jene Gangklüfte mit den zwei
genannten Hauptbranden bilden, in abbauwürdiger Menge angesammelt. Sie bilden
daselbst sogen. Nester und gröſsere derbe linsenförmige Ablagerungen von mitunter überraschendem
Reichthum. So kamen z.B. in der Kreuzung der sogen. Silberkluft mit der
Neualpnerbrande seinerzeit derbe linsenförmige Ablagerungen von reinstem
Rothnickelkies zum Abbau, die bei einer Mächtigkeit von 35 bis 40cm, einer mittleren Erstreckung von 3 bis 5m in der Streichungs- und Verflächungsrichtung und
einem Nickelreingehalt von mehr als 35 Procent dem Abbau ein Feld darboten, wo bei
einer gewöhnlichen Ortsbreite von 1,3 bis 1m,4 und
einer Verhauhöhe von etwa 4m für jedes Meter
Vorgriff oft 1,5 bis 2t Nickelreingehalt zur
Ausförderung gelangten.
Von den, wie erwähnt, in der obersten Bergkante in Angriff genommenen Nickel
führenden Kreuzungen ist bisher nur ein kleiner Theil in Abbau gebracht worden; so
z.B. sind die drei aufgeschlossenen Kreuzungen in der Vötternbrande an ihren
westlichen Ausbissen angegriffen und ungefähr auf 150m mit reichen Ausbeuten verfolgt worden, ohne die am östlichen Bergabhange
aufgefundenen Ausbisse dieser Kreuzungen, wodurch eine Länge derselben von mehr als
850m nachgewiesen, zu einem Gegenabbau in
Angriff zu nehmen. Im Allgemeinen waren die Kreuzungen der mächtigsten der beiden
Branden, nämlich der Neualpnerbrande, mit reicherer Ausbeute gesegnet als die der
Vötternbrande. Es würde daher ganz auſser Zweifel der Aufschluſs der durch
bezügliche Vermessung als vorhanden erwiesenen Kreuzungen der Neualpnerbrande mit
jenen 3 Gangklüften, welche in der Vötternbrande schon so reichen abbauwürdigen
Erzadel brachten, ein überaus reichlich lohnendes Abbaufeld eröffnen, welches auf
der Ostseite des Gebirgsabhanges etwa 600m tiefer
als die obersten Stollen des bisherigen Bergbaues in Angriff zu nehmen wäre. Ein
solcher Einbau würde durch diese seine tiefere Lage, sowie durch den Umstand, daſs
der von Osten nach Westen fortschreitende Abbau in aufsteigender Richtung ginge und
überhaupt die ganze Tiefe des localen Erzvorkommens aufschlösse, von unberechenbaren
bergmännischen Vortheilen begleitet sein.
Die Schladminger Nickelerze halten im Mittel der ganzen Jahresausbeute, da neben dem
reichen Rothnickelkies von 35 bis 40 Proc. Reingehalt und reinem Weiſsnickel von 18
bis 25 Proc. Gehalt doch auch ärmere Mittel brechen, im Durchschnitt 11 Proc.
Nickel, 1 bis 2 Proc. Kobalt, 0,25 bis 0,5 Proc. Kupfer. Die gleichzeitig
vorkommenden Fahlerze halten 8 bis 12 Proc. Kupfer, 2 bis 3 Proc. Nickel und Kobalt
und bis 0,25 Proc. Silber. Da niemals ein andauernd schwunghafter, systematisch
vorbereiteter Angriff stattgefunden, ist es unmöglich, die Maximalziffer der
erreichbaren Jahresausbeute festzustellen. Zwischen den Jahren 1840 und 1845 waren
mehrere Jahresausbeuten von 10 bis 12t
Nickelreingehalt gefallen; doch im Durchschnitt einer längeren Reihe der letzten
Betriebsjahre stieg die Jahresproduction nicht über 5t Nickelreingehalt.
Die Schladminger Nickelerze wurden seit dem Bestehen des Bergbaues als Nickelgrube in
der zu demselben Besitzobject gehörigen Hütte zu reinem, 93 bis 96 Proc. haltigem
Nickelmetall verarbeitet. Die bezügliche Nickelhütte, welche anfangs bei Gloggnitz
in Niederösterreich bestand und seit 1847 in die Nähe des Bergbaues nach Mandling
bei Schladming versetzt worden war, wurde schon 1824 vom Hofrath Baron Gersdorff errichtet und ist überhaupt als die
älteste Nickelhütte Europas zu betrachten, da vor Eröffnung derselben die
Darstellung von Nickelmetall nur in das Bereich chemischer Laboratorien gehörte. Gersdorff, als hervorragender Bergmann und Metallurg
bekannt, war der erste, welcher Nickelmetall centnerweise darstellte, und er
verwendete als erstes Rohmaterial hierzu die an vielen Orten als werthloser Abfall
angesammelte Nickelspeise, welche bei der Darstellung von Smalte abfiel.
Ein ausgedehnteres Vorkommen von Nickelarsen-Erzen findet sich im nördlichen Ungarn
in Ausläufern der Karpathen, auf dessen Aufschluſs sich die Nickelgruben von Dobschau bewegen. Es treten daselbst in Gabbro, welcher
auf Talkschiefer liegt und von einem sehr mächtigen Flötz von Spatheisenstein
überlagert wird, Gangklüfte in verschiedener Streichungsrichtung auf, deren
wesentliche Ausfüllung Hornblende, Thonschiefer, Kalkstein und Spatheisenstein
bilden und in denen Einlagerungen von Arsenmetallen in linsenförmigen Stöcken von
sehr verschiedener Mächtigkeit und Ausdehnung auftreten. Im J. 1866, wo ich wegen
Durchführung einer Rohschmelzarbeit für dortige Nickelerze dahin berufen worden war,
fand ich auf den Dobschauer Nickelaufschlüssen mehrere von einander unabhängige
Gruben in Bewegung. Die gröſste und der Ausbeute nach überwiegend reichste ist die
Grube der Zemberger Gewerkschaft. Ich fand in der damals schon sehr umfangreichen
Grube stellenweise ein überraschend mächtiges Auftreten von
Nickel-Kobalt-Arsen-Ablagerungen; so z.B. standen im sogen. Paulistollen Erzmittel
im Angriff, welche sich bei einer Mächtigkeit von 60 bis 80cm auf 4 bis 5m
Höhe und 10 bis 12m in der Streichungsrichtung
erstreckten. Diese derben Stöcke von Arsenmetallen halten jedoch in den reinsten
Stufen nie über 18 bis 22 Proc. Nickel und hierbei groſse Mengen von Kobalt, dessen
relatives Verhältniſs zum Nickel zwischen 1 Th. Kobalt auf 2 Th. Nickel und 1 Th.
Kobalt auf 4 Th. Nickel schwankt. Die damals in Angriff stehenden Aufschlüsse der
Zemberger Grube stellten eine Jahresausbeute von 28 bis 30t Nickelreingehalt in Aussicht. Der Zemberger
Grube an Ergiebigkeit zunächst stehend entwickelten sich die Aufschlüsse, auf welche
die Grube Mariastollen angelegt worden.
Sowohl auf Grube Zemberg, als auf Mariastollen brechen neben reichen Nickelerzen auch
groſse Mengen Arsenkies mit 2 bis 3 Proc. Nickel, und herab bis 0,25 Proc. und
selbst, nur Spuren von Nickel. Die reichen Erze bis zu 12 Proc. Nickel und Kobalt herab
wurden zur Zeit meines Besuches unmittelbar von der Grube weg nach England
(Birmingham), Sachsen (Oberschlema) und Westfalen, die mittleren bis zu 4 bis 3
Proc. Nickel und Kobalt herab an die von Dobschau 100krn südwärts gelegene Loszonzer Nickelhütte verkauft, die ärmeren unter 3
Proc. haltigen bis auf weiteres angesammelt; und handelte es sich damals eben um
eine Rohschmelzarbeit zur Concentrirung dieser ärmeren Erzmittel, welcher
Hüttenproceſs im October 1866 durch mich dort eingerichtet und eingeleitet worden.
Seither sind in unmittelbarer Nähe des dortigen Bergbaues zwei Nickelhütten, die
Georgshütte und die Phönixhütte, erstanden, welche theils auf trockenem, theils auf
nassem Wege reines Nickelmetall darstellen. Die bei günstigstem Betriebe mögliche
Maximaljahresausbeute der gesammten Nickelaufschlüsse bei Dobschau dürfte die Ziffer
von 38 bis 40t Nickelreingehalt keinesfalls
übersteigen.
Abbauwürdige Aufschlüsse von Nickel-Arsen-Erzen finden sich ferner in Sachsen bei
Schneeberg und Annaberg mit lohnendem Bergbau im Betriebe. Es sind mir jedoch die
Verhältnisse des dortigen Vorkommens nicht bekannt und dürfte nach dem Wenigen, was
mir darüber kund geworden, die Jahresausbeute aus den dortigen Aufschlüssen mit 4
bis 5t Nickelreingehalt anzuschlagen sein.
Der Aufschluſs eines Nickel-Kobalt-Arsen-Erzes von geringem Gehalte und mit
Kupferkies vergesellschaftet, bildet das Angriffsobject des im Salzburgischen
gelegenen Leoganger Nickelbergbaues. Das Nickelerz
findet sich daselbst in Kalkspathgängen und enthält im Durchschnitt der an die Hütte
gelangenden Jahresproduction 2 bis 2,5 Proc. Nickel und 1 bis 1,5 Proc. Kobalt. Die
erzielbare Jahresausbeute ist daselbst mit 3 bis 4t Nickelreingehalt in Anschlag zu stellen.
Kleinere Aufschlüsse von Nickel-Arsen-Erzen finden sich bei Richelsdorf, bei Siegen,
bei Harzgerode (im Harz), Kamsdorf (in Thüringen), Baien in den Pyrenäen und noch an
anderen Orten; doch ist mir von keinem derselben bekannt, daſs er bisher Object
eines ergiebigen und umfangreichen Bergbaues geworden.
Aus der Gesammtheit der gröſseren europäischen Nickelaufschlüsse dürfte bei anhaltend
günstigem Nickelpreis bezieh. bei ungestörtem schwunghaftem Betriebe der
betreffenden Bergbaue eine Gesammtjahresausbeute von 290 bis 293t Nickelreingehalt erzielbar sein, zu welcher
Ziffer die nickelhaltigen Pyrite (in Skandinavien, Piemont u.a.) ungefähr ⅘ die
Nickel-Arsenerze ⅕ beisteuern.
Da das mehrfach erwähnte, so ganz auffallende Herabgehen des Nickelpreises im Laufe
der letzten 3 Jahre nicht nur in dem allgemeinen ungünstigen Stand aller
Metallgeschäfte, sondern auch zum Theil in den neuestens erfolgten reichhaltigen Nickelaufschlüssen auf
Neu-Caledonien seine Veranlassung findet, so dürfte
deren Besprechung, obgleich sie auſserhalb des mir ursprünglich gestellten Rahmens
zu diesem Journalartikel liegen, doch sehr am Platze sein. Wie aus dem gründlichsten
und umfangreichsten aller bezüglichen Berichte (Rapport sur
la constitution géologique et les richesses minerales de la Nouvelle-Calédonie,
par E. Heurteau, Paris 1876) zu entnehmen, besteht das nordwestlich von
Neu-Seeland gelegene, etwa 240km lange und 20 bis
40km breite Eiland Neu-Caledonien der
Hauptsache nach aus einer von Nordwest nach Südost sich ziehenden Gebirgskette aus
Serpentin und Serpentinschiefer mit Zwischenlagern von Thonschiefer und
krystallinischem Kalk, deren fast vertical aufgedrehte Schichtung von Quarzadern und
Quarzgängen vielfach durchkreuzt wird. Ohne in die Einzelheiten jenes umfangreichen
Berichtes einzugehen, mag nur erwähnt sein, daſs das Auffinden goldhaltiger
Quarzgänge (i. J. 1863) im Norden der Insel den industriellen Angriff auf die
Mineralschätze dieses Eilandes eröffnete, in dessen Verfolg (1872)
Kupferkieslagerstätten aufgeschlossen wurden, von denen man sich sehr groſse
Hoffnungen macht. Es sind seitdem eine Reihe neuer Aufschlüsse sowohl goldhaltiger
Quarzgänge, als auch reichhaltiger Kupferkieslager längs des ganzen Eilandes
aufgeschlossen und bergbaulich in Angriff gezogen worden. Auch Kohlenflötze
verschiedener Mächtigkeit finden sich zwischen der Hauptgebirgsformation und den
Eruptionsgebilden, welche die Westküste bilden, eingelagert, die theils ganz
vertical, theils mit einem westlichen Verflachen zwischen 40 und 90° aufgerichtet
und von dem Eruptionsgestein vielfach unterbrochen sind. In dem Serpentingestein der
Hauptformation finden sich, und zwar über die ganze Insel verbreitet, Klüfte und
Höhlungen, die zum gröſsten Theil mit einer Kieselmagnesia-Verbindung ausgefüllt
sind. Dieser Kieselmagnesit zeigt allerorts eine grüne, blaue und braune Färbung,
die man anfangs einer Chromverbindung zuschrieb, welche aber nach genauer
Untersuchung sich als von gröſseren oder geringeren Mengen Nickeloxydes und
Eisenoxydes herrührend erwies. Ein Gehalt von 0,5 Proc. Nickel und selbst darunter
genügt, um auffallende und deutlich ausgesprochene Färbung zu verursachen. Diese
Nickel-Silicat-Verbindung ist unter dem Namen „Pymelit“ bekannt und wurde in
Nordamerika (mitunter Quecksilber haltig) mehrenorts gefunden, jedoch stets in so
kleinen Mengen und von so geringem Nickelgehalt, daſs man dieses Mineral bisher noch
nirgends vom industriellen Standpunkt aus als Nickelrohstoff betrachten konnte. Auch
bei dem in Neu-Caledonien fast über das ganze Eiland verbreiteten Vorkommen dieses
Minerals hat man bis jetzt nur auf einem beschränkten Gebiete, nämlich im Süden der
Insel (am Mont d'Or und dessen nächster Umgebung), dieses Mineral von solcher
Beschaffenheit und in solcher Ergiebigkeit gefunden, daſs es Gegenstand
bergbaulichen Angriffes werden konnte.
Daselbst wurde Ende 1875 am westlichen Abhänge des Mont d'Or der Ausbiſs einer mit
Nickel haltigem Kieselmagnesit ausgefüllten Gangkluft entdeckt, welche sich bei
weiterer Bloslegung als ein scharfbegrenzter Gang von 1m,25 Mächtigkeit mit einem Streichen von Osten nach Westen ergab. Die
Ausfüllung dieser Gangkluft ist zur Hälfte Serpentin, also das
Hauptformationsgestein, zur anderen Hälfte weiſse Magnesit-Thonerde, in welcher
Klumpen verschiedener Gröſse von grüner, bläulicher oder brauner Färbung
unregelmäſsig eingelagert sind. Die am intensivsten grün gefärbten und reinsten
Nickel-Magnesia-Silicate halten in den reinsten Exemplaren 18 bis 19 Proc.
Nickeloxyd (14 bis 15 Proc. metallisches Nickel) mit 16 bis 17 Proc. Magnesia, an 40
Proc. Kieselsäure gebunden, mit etwa 20 Proc. Wassergehalt. Im Uebrigen wechseln die
bezüglichen Nickelverbindungen mit Eisenverbindungen ab, so daſs bei der
bergbaulichen Gewinnung dieses Minerals dasselbe im Durchschnitt der laufenden
Ausbeute Nickel und Eisen in ziemlich gleichen Mengen enthält. Seither wurden
mehrere Parallelklüfte ähnlicher Beschaffenheit jedoch geringerer Mächtigkeit
aufgeschlossen, mit Grubenmassen eingefangen und zu bergbaulichen Besitzobjecten
verschiedener Unternehmer gemacht. Auch ist in diesen wenigen Jahren eine
überraschende Menge dieses Minerals ausgebeutet und nach dem Nickelreingehalt, der
zwischen 5 und 12 Proc. sich bewegt, sortirt in ganzen Schiffsladungen nach Europa
gebracht worden. Eine Reihe von metallurgischen Methoden wurden seither an diesem
eigenthümlichen Rohmaterial mit mehr oder weniger günstigen Erfolgen in Anwendung
gebracht. Versuchsweise und zur genaueren Kenntniſs dieses Minerals hatte ich im
Winter 1877/78 eine Probe von 1t von etwa 9 Proc.
Nickel mit Schladminger Nickelerz gattirt auf der Mandlinger Nickelhütte mit ganz
günstigem Resultat zu reinem Würfelnickel verarbeitet. In neuester Zeit wird dieses
Material an Ort und Stelle in Hohöfen zu einem Rohnickeleisen niedergeblasen und
dieses dann durch einen Flammherd-Frischproceſs zu reinem 98 proc. Nickelguſs
raffinirt.
Die Ansichten über die Zukunft und den Werth dieser Aufschlüsse sind sehr getheilt,
und auch in den verschiedentlich ausgesprochenen zu erwartenden Ausbeuteziffern
herrschen groſse Widersprüche, deren Richtigstellung erst den amtlichen
Productionsausweisen mehrjährigen Betriebes vorbehalten ist. Der Verfasser des oben
angeführten französischen Berichtes sagt in Betreff der Zukunft dieser Aufschlüsse
folgendes: „Um eine begründete Meinung über die Zukunft der Nickelausbeutung in
Neu-Caledonien aussprechen zu können, bedarf es eines wesentlichen
Aufklärungspunktes, nämlich zu erfahren, wie sich der Nickel führende Gang, von
welchem wir doch nur den zu Tage tretenden Ausbiſs kennen, in der Tiefe
gestaltet. Es ist wahrscheinlich, daſs dieses Nickelhydrosilicat nur ein Product
der Oberfläche ist, und daſs in einer gewissen Entfernung von diesem Ausbisse
derselbe durch eine Schwefel-Arsen-Verbindung, welche gemeiniglich die Nickelmineralien bilden,
ersetzt erscheinen werde.“
Bei dem Umstände, daſs jenes Mineral nicht einmal Spuren von Schwefel und Arsen
enthält, kann ich mich den in dem französischen Berichte ausgesprochenen Hoffnungen
und Erwartungen in Betreff der wahrscheinlichen Beschaffenheit der Tiefe jener
Erzklüfte in keiner Weise anschlieſsen. Dieses Nickelhydrosilicat ist kein bloses
Verwitterungsproduct, wie etwa Nickelblüthe (3NiO,AsO5)Nickelblüthe (auch Nickelocker) kommt in Schladming, sowohl in der
Zusammensetzung von 2NiO,AsO5, als auch 3NiO,AsO5 + 9HO
vor., sondern unzweifelhaft das Resultat zweier auf einander
folgender chemischer Processe, bei welchen das ursprüngliche Mineral (wahrscheinlich
eine Schwefel-, keinesfalls eine Arsenverbindung nicht nur seine Zusammensetzung und
Beschaffenheit, sondern auch seine Lagerstätte umgewechselt hatte. Ich kann mir die
Entstehung dieses Minerals nur dadurch erklären, daſs ein durch die atmosphärischen
Einflüsse zu schwefelsauren Oxyden umgewandelter Nickelpyrit mittels Auslaugung von
seiner ursprünglichen Lagerstätte fortgeführt und über ein Lager von Kieselmagnesia
einfiltrirt worden, wobei ein Theil der gelösten Oxyde durch Magnesia und andere
etwa vorhanden gewesene Alkalien ausgefällt als unlösliches Hydrat zurückgehalten,
hingegen die Schwefelsäure an die Alkalien gebunden durch weitere Einflüsse der
atmosphärischen Niederschläge entfernt worden ist. Die Lagerstätte des
ursprünglichen Minerals muſste daher eine höhere Lage gehabt haben als das daraus
entstandene jüngere Mineral und ist daher wohl in der Reihe jener Gebilde zu suchen,
die durch Revolutionen der Oberfläche von dieser gänzlich verschwunden sind. Die
Möglichkeit einer so auſserordentlichen Bodenbewegung, daſs die bezüglichen
Gangklüfte ihre Verflächungsrichtung bis zur vollständig entgegengesetzten Lage
umgewechselt haben sollten (denn nur unter dieser Voraussetzung wäre das Auffinden
des noch unveränderten ursprünglichen Minerals in der Tiefe derselben Gangklüfte zu
hoffen), scheint mir bei der fast senkrechten Stellung der Klüfte ganz
unwahrscheinlich; auch hätte eine Bewegung von solchem Umfange die bereits fertige,
äuſserst mürbe Ausfüllungsmasse der Gangklüfte derartig gequetscht und zertrümmert,
daſs sie ein ganz anderes Aussehen haben müſste und das Fortbestehen eines
gangartigen Zusammenhängens derselben kaum denkbar wäre.
Es mag immerhin die Ablagerung von Pymelit in Neu-Caledonien ausgedehnter und
mächtiger sein und tiefer in die Gebirgsformation eindringen, als die analogen
Gebilde in Californien, in Algier, in Schottland und Spanien, wo sie nirgends
abbauwürdig befunden worden, und mag immerhin bei der oberflächlichen Lage dieses
Minerals und des hierdurch erleichterten und geringerer Zubauten bedürfenden
Angriffes desselben durch einige Jahre eine Ausbeute von erstaunlicher Höhe möglich sein; allein der
relative Nickelgehalt der bezüglichen Klüfte dürfte höchst wahrscheinlich mit dem
Vordringen nach der Tiefe immer mehr und mehr abnehmen und endlich das von den
Metalllösungen nicht mehr erreichte unveränderte Kieselmagnesialager zum Vorschein
kommen.
Salzburg, Januar 1879.