Titel: | Neuer Verseifungsapparat mit Rührvorrichtung; von L. Droux. |
Autor: | Dte. |
Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 541 |
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Neuer Verseifungsapparat mit Rührvorrichtung; von
L. Droux.
Mit einer Abbildung
Droux's Verseifungsapparat mit Rührvorrichtung.
Es ist eine bekannte Thatsache, daſs in den gewöhnlichen Autoclaven unter einem Druck
von 8 bis 10at und bei Anwendung von 2 bis 4 Proc.
Kalk die Verseifung der Fette niemals eine vollständige ist. Indem man von der
Ansicht ausging, daſs hieran nur die unvollständige Mischung der Rohstoffe Schuld
sei, hat man wiederholt vorgeschlagen, diese Apparate mit Rührvorrichtung zu
versehen. So gibt H. Perutz in seiner „Industrie der Fette und Oele“, (Berlin 1866) S. 188 Zeichnung und
Beschreibung eines so eingerichteten Autoclaven. Er läſst in einen stehenden
Cylinder von oben her eine Welle eintreten, die sich
mit Hilfe zweier Kegelräder um ihre Achse dreht und im Innern des Apparates mit
Seitenarmen versehen ist. Daſs eine solche Rührvorichtung die in dem Cylinder
befindlichen Stoffe, welche in Folge ihres verschiedenen specifischen Gewichtes über
einander lagern, nicht genügend mischen kann, ist augenscheinlich. Indem L. DrouxWagner's Jahresbericht, * 1877 S. 1021. Vgl. * 1876 219 518. 1876 den Cylinder mitsammt der Rührvorrichtung
auf die Seite legte, erreichte er besser das erstrebte Ziel, und behauptet der
genannte Techniker, daſs dieser Apparat ausgezeichnete Resultate gebe. Die
Verseifung sei regelmäſsig und eine vollständige, die fetten Säuren leicht preſsbar,
die Oelsäure scheide sich ab, ohne festes Fett aufzulösen, das gewonnene Stearin sei
bei mäſsiger Pressung weiſs, trocken, hart und transparent, auch erhalte man die
höchstmögliche Ausbeute an Glycerin.
Trotz der hier angegebenen Vorzüge ist L. DrouxRevue industrielle, * 1878 S. 498.
auf der vorjährigen Pariser Weltausstellung mit einem neuen Autoclaven mit
Rührvorrichtung erschienen. Er verwendet statt des Cylinders jetzt die Kugelform. Der Apparat ist
oben mit einem Mannloch, einem Hahn zum Einfüllen der Rohstoffe, einem kleinen Hahn
zum Herauslassen der Luft und einem dritten Hahn, der mit einem Manometer in
Verbindung steht, versehen. Am unteren Ende tritt das Dampfrohr a ein. Dasselbe hat auſsen am Apparat ein
Absperrventil; innen endigt es in einen Dampfvertheiler. Dieser letztere besteht aus
einer Halbkugel, die mit zahlreichen Oeffnungen versehen ist. Ferner befindet sich
unten ein mit Absperrventil versehenes Rohr b zum
Ablassen des verseiften Fettes. Auſserdem hat der Apparat zwei Probirhähne x, einen unten und einen an der Seite. Der Rührer
besteht aus einer kupfernen Welle. Das eine Ende derselben ruht auſserhalb der Kugel
auf einer Unterlage, das andere Ende innerhalb auf einer ähnlichen und zwar
festgenieteten Stütze. Auſserdem wird die Welle noch durch die Stopfbüchse, durch
welche sie hindurchgeht, gestützt. An ihren äuſseren Ende ist die Welle mit einer
festen und einer losen Riemenscheibe versehen, durch welche die Umdrehung bewirkt
wird.
Textabbildung Bd. 232, S. 542
In der Minute erfolgen 20 bis 25 Umdrehungen. Im Innern der
Kugel befinden sich an der Welle kupferne Rührschaufeln. Die Beschickung des
Apparates erfolgt mit Hilfe eines Montejus oder durch Höherstellung des Bottigs mit
den Rohstoffen. Die Menge des Kalkzusatzes beträgt 2 bis 3 Procent des zu
verseifenden Fettes; man verwendet ihn wie gewöhnlich in Form von Kalkmilch. Der
Proceſs dauert 6 bis 7 Stunden. Der Apparat bleibt 5 bis 6 Stunden unter einem Druck
von 7 bis 8at stehen. Der Verlauf des Processes
bedarf keiner Ueberwachung. Wenn einmal der Apparat beschickt ist, hat man nur
darauf zu achten, daſs der Druck während der erforderlichen Zeit erhalten wird. Der
Verbrauch an Steinkohle soll kaum 10k für 100k Fett betragen. Ist der Proceſs beendigt, so wird
das unter dem Apparat befindliche Ablaſsventil geöffnet; der noch im Apparat
vorhandene Druck treibt die verseifte Masse heraus und in einen Bottig, in welchem
sich das glycerinhaltige Wasser absetzt. Diese Glycerinlauge wird filtrirt und dann
eingedampft. Die Kalkseife kommt in einen mit Blei ausgeschlagenen Bottig und wird
hier in bekannter Weise durch verdünnte Schwefelsäure zersetzt.
Als Vorzüge dieses neuen kugelförmigen Apparates vor dem frühern liegenden Cylinder
führt L. Droux an: die gröſsere Widerstandsfähigkeit
der Kugel, die Verkürzung der Welle, ohne das Rühren zu beeinträchtigen, die
geringere Anzahl von Trägern, welche zum Stützen der Welle erforderlich ist, die
Verminderung der Condensation durch Abkühlung der Oberfläche, da die Kugel bei
kleinster Oberfläche den gröſsten Inhalt hat.
Ueber den Werth dieser Autoclaven mit Rührvorrichtung liegen sichere Nachrichten bis
jetzt nicht vor; auch habe ich mich bei meinem Besuch der Pariser Ausstellung
vergeblich bemüht, solche zu erlangen. Von Droux wird
allerdings behauptet, daſs in den Apparaten eine vollständige Verseifung erzielt
wird; da aber diese Aussage nicht durch Beibringung von Analysen unterstüzt ist, so
ist nicht allzu viel darauf zu geben. Wenn wirklich eine vollständige Verseifung zu
erzielen ist, so dürften diese Autoclaven mit Rührvorrichtung für die
Stearinfabriken von Werth sein, welche sich nur der Hochdruckverseifung bedienen,
ohne darauf eine Versäuerung und Destillation folgen zu lassen, weil in diesem Falle
die durch unvollständige Verseifung entstehenden Verluste und Unbequemlichkeiten
fortfallen würden. Wenn Droux seine Apparate auch für
die Fabriken empfiehlt, welche sich des doppelten Verfahrens der Verseifung
bedienen, so kann ich den Nutzen davon nicht einsehen; denn der Vortheil der
etwaigen ganz unbedeutenden Mehrausbeute an Glycerin wird durch den Nachtheil, daſs
man es mit sehr theueren und complicirten Apparaten zu thun hat, mehr wie
aufgewogen. Für den Fall, daſs die Verseifung auch in diesen Apparaten mit Rühr
Vorrichtung keine ganz vollständige ist, ziehe ich unbedingt die stehenden Cylinder
vor, wie sie zuerst von De Milly angewendet und noch
heute allgemein im Gebrauch sind. Sie haben vor den Droux'schen Apparaten jedenfalls den Vortheil, daſs sie erheblich billiger
sind, weniger Raum einnehmen, sich sehr bequem einmauern lassen und ein getrenntes
Ablassen der Glycerinlauge und der Fettsäuren ermöglichen; auch sind sie keinesfalls
gefährlicher, wenn sie sonst nur gut gearbeitet sind und richtig bedient werden.
Dte.