Titel: | Gewehrschloss von Julius aus'm Weerth in Dortmund. |
Autor: | F. Hentsch |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 37 |
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Gewehrschloſs von Julius aus'm Weerth in
Dortmund.
Mit Abbildungen auf Tafel 7.
J. aus'm Weerth's Gewehrschloſs.
Die von Timner (* 1876 222
41) angegebene Schloſsconstruction hat Jul. aus'm
Weerth in Dortmund (*D. R. P. Nr. 2911 vom 5. März 1878) so erheblich
verbessert und vervollkommnet, daſs sie dadurch erst kriegsbrauchbar geworden ist.
Auf Taf. 7 zeigen Fig. 6 den
Längsschnitt im Augenblicke des Vorschiebens des Verschluſscylinders, Fig.
7 die Ansicht des hinteren Endes des letztern, Fig. 8 und
9 die Ansichten des Sicherungsgriffes und den Durchschnitt der Hülse.
Was nun die Construction des Gewehres betrifft, so entspricht die Hülse im
Allgemeinen derjenigen der anderen Waffen dieses Systemes, unterscheidet sich aber
insofern von diesen, als in dem hinteren Theile der rechten Seitenwand eine
horizontale Bohrung a angebracht ist, welche zur
Aufnahme der Sicherung dient. In der vorderen Fläche derselben Wand befindet sich
eine kleine Vertiefung, in welche bei geschlossenem Gewehre ein kleiner, das
Aufspringen des Verschluſscylinders bei dem Schusse verhindernder Stift B tritt. An der unteren Seite der Hülse A ist die der Feder des Systemes Timner entsprechende Schlagfeder E mit Schlagstollen F
angebracht. Hinter der Schlagfeder E ist der Abzug G, dann die Abzugsfeder H
an der Hülse befestigt, indem sie in eine Auslassung der unteren Hülsenwand von der
Seite eingeschoben wird. Der Schlagstollen F hat auf
seiner oberen Fläche eine segmentförmige Auslassung zur Aufnahme der Sicherung bei
Ruhstellung des Gewehres. Der Abzug E weicht wesentlich
von allen anderen ab, indem nämlich seine obere Fläche, auf welche sich die
Abzugsfeder H legt, am hinteren Ende einen nach oben
gerichteten Ansatz g besitzt. Durch diese Einrichtung
und die knopfartige Verstärkung des vorderen Theiles der Abzugsfeder H ist eine Art Stechschloſs geschaffen.
Der Verschluſscylinder J nebst Verschluſskopf und
Auszieher entspricht im Allgemeinen denjenigen anderer Gewehre dieser Art. Im
Inneren nimmt der Verschluſscylinder den Schlagbolzen L
und eine kleine Spiralfeder auf, welche letzteren zurückzudrücken sucht. Der
Schlagbolzen L reicht mit seinem hinteren Ende in eine
in dem hinteren Theile des Verschluſscylinders J
angebrachte Auslassung h, in welche bei dem Abfeuern des
Gewehres der Schlagfederstollen F tritt. Hinter dieser
Auslassung ist der Verschluſscylinder geschlossen. An der vorderen Seite der
Auslassung h ist eine schiefe, das Spannen der
Schlagfeder bewirkende Fläche i angebracht. Auf der
oberen Fläche des Führungsansatzes des Verschluſscylinders J befindet sich eine mittels eines schwalbenschwanzartigen Fuſses und
eines Ansatzes befestigte Feder M, welche das
Zurückziehen desselben begrenzt und ein gänzliches Herausnehmen aus der Hülse A nur gestattet, wenn ihr vorderes Ende über die
hintere Verstärkung der letzteren hinweggehoben wird. In der hinteren Seite des
Führungsansatzes ist ein Haltestift B und eine kleine,
letztere stets nach hinten drückende Spiralfeder angebracht.
Was das Zusammenwirken der Schloſs- und Verschluſstheile betrifft, so wird behufs
Oeffnens des Gewehres der Verschluſscylinder J nach
links aufgedreht. Hierbei trifft seine schiefe Fläche l
die vordere Fläche des Schlagfederstollens F, dieser
muſs ausweichen und wird so weit niedergedrückt, daſs der Abzug G sich auf seinen Absatz d
legt. Dadurch wird die durch das Niedergehen des Stollens F niedergezogene Schlagfeder E gespannt, der
Schlagbolzen tritt zurück. Bei dem Aufdrehen ist der kleine Haltestift B aus der Auslassung der rechten Hülsenwand entfernt.
Der Verschluſscylinder J wird nun zurück- und die Hülse
der abgeschossenen Patrone aus dem Laufe gezogen. Nach Einbringen einer neuen
Patrone wird der Verschluſscylinder J vorgeschoben,
nach rechts gedreht und das Gewehr dadurch geschlossen. Der kleine Haltestift tritt
in die Auslassung der rechten Hülsenwand, und wird dadurch der Verschluſscylinder
J in seiner Stellung fixirt. Die Schlagfeder E mit Stollen F ist in
ihrer Stellung verblieben.
Soll das Gewehr abgeschossen werden, so zieht man den Abzug G zurück. Bevor er indessen den Absatz d des
Schlagfederstollens F ganz verläſst, trifft der Ansatz
der Abzugsfeder den kleinen oberen Ansatz g, und wird
dadurch dem weiteren Zurückziehen des Abzuges G ein dem
Schützen fühlbarer Widerstand entgegengesetzt. Es bedarf jetzt nur noch eines
geringen Druckes seitens des letzteren, um den. Abzug G
so weit zurückzuziehen, daſs er den Absatz d des
Schlagfederstollens F ganz verläſst und dieser frei
wird. Diese Einrichtung bringt somit dieselbe Wirkung hervor wie die Einrichtung der
Druckpunkte am Dreyse'schen Zündnadelgewehre und das Stechschloſs. Der nunmehr freie
Schlagfederstollen F wird durch die Schlagfeder E hochgeschleudert, trifft den Schlagbolzen L, drückt ihn vor, und erfolgt die Entzündung der
Patrone.
Zur Ruhstellung des Gewehres ist eine Sicherung angebracht, bestehend aus einem
Griffe N an der rechten Seite der Hülse, welcher eine
Vierteldrehung ausführen kann. Die der Hülse zugekehrte Seite hat eine Auslassung w, in welche ein Stift a
tritt, sobald der Griff N nach hinten niedergelegt ist.
Dieser Stift a befindet sich in einer Auslassung der
rechten Hülsenwand, und sucht ihn eine kleine Spiralfeder nach auſsen zu drücken.
Ist das Gewehr nicht in Ruh gesetzt, so ist der Griff N
nach hinten niedergelegt, der Stift a in die Auslassung
w getreten und steht nach innen nicht hervor. Soll
das Gewehr in Ruh gesetzt werden, so dreht man den Griff nach vorn, der Stift a tritt aus der Auslassung w heraus, über die innere Hülsenfläche hervor, legt sich auf den
Schlagstollen F und verhindert dessen Hochschnellen.
Der Entladestock hat einen kleinen warzenförmigen Ansatz erhalten, welcher in eine
entsprechende Oeffnung des oberen Gewehrringes tritt und dadurch den Entladestock im
Schafte festhält. Diese Einrichtung macht das Einschrauben desselben unnöthig. Bei
dem Einbringen des Entladestockes wird derselbe, sobald er ganz in die betreffende
Schaftnuth getreten ist, gedreht und durch seine Nase festgehalten.
F.
Hentsch.