Titel: | Ader's Telephon. |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 122 |
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Ader's Telephon.
Mit einer Abbildung auf Tafel 15.
Ader's Telephon.
In dem telephonischen Empfänger des französischen Physikers Ader ist
nach Engineering 9. Mai 1879, Bd.
27 S. 387 ein Eisendraht oder eine kräftig magnetisirte Nadel M (Fig. 3 Taf.
15) mit beiden Enden in eine Kupfermasse E und D gelöthet und von einer Spule N isolirten Drahtes umgeben. Die Kupfermasse D ist an eine gröſsere Bleimasse C gelöthet,
durch welche in zwei Löchern O die Drahtenden der Spule
zu den Klemmschrauben F hindurchgehen, mittels deren
das Telephon in die Leitung einzuschalten ist. Es hat sich gezeigt, daſs die Masse
CD phonetisch gegen die Masse E isolirt werden muſs, um ein Verschwimmen der
Schwingungen zu verhüten. Daher wird CD in ein Blatt
Kautschuk H eingewickelt. Wenn man das Ohr an die
Muschel A legt, während die vibratorischen Ströme die
Spule durchlaufen, so hört man die Töne deutlich. In diesem Telephon dürften die
vibratorischen Ströme den eisernen Kern der Spule verlängern und verkürzen und so
eine Folge kleiner Stöſse gegen die mit ihm verbundenen trägeren Massen ausüben,
während in dem gewöhnlichen Bell'schen Telephon mehr
die schwingende Platte (vgl. 1878 229 102) die Töne
wieder hervorbringen dürfte.Eingehende Studien über die Quelle der Töne in dem Telephon hat Prof. Hughes mit dem Mikrophon angestellt und im Telegraphic Journal, 1878 Bd. 6 S. 451, 470 und
487 veröffentlicht. Als Hauptquelle erscheint hiernach die groſse
Empfindlichkeit der transversal polarisirten Platte gegen Aenderungen in dem
sie umgebenden magnetischen Felde. (Vgl. auch Comptes rendus; 1878 Bd. 87 S. 390.)
Ader weist in den Comptes
rendus, 1879 Bd. 88 S. 575 darauf hin, daſs sein Telephon lauter spräche
und die Stimme weniger ändere, wie andere Telephone von gewöhnlichen Dimensionen.
Schon wenn man einen einfachen Eisendraht von 1mm
Dicke mit einer kleinen Spule aus feinem Draht umgeben und mit dem einen Ende an
einer Holzplatte befestige, könne das Ohr, wenn man die Platte an dasselbe lege,
deutlich die durch ein Mikrophon mittels eines galvanischen Stromes entsendeten
Worte vernehmen. Wenn man aber am freien Ende des Eisendrahtes eine Metallmasse
anbringe, so könne man das Ohr sogar 10 bis 15cm
von der Platte entfernen, und noch wirksamer sei es, wenn der Draht an beiden Enden
mit Metallmassen, die aber nicht in metallischer Verbindung mit einander stehen
dürften, in Berührung stehe, oder noch lieber an sie gelöthet sei. Selbst eine blose
Spule könne das Wort wiedergeben, wenn ihre Windungen nur unter einander frei genug
seien. Man hört in 2 oder 3m Entfernung, doch
undeutlicher, die Worte, wenn man zwischen die gespannten Felle zweier Trommeln
einen gekrümmten, federnden Eisendraht in eine elektromagnetische Spule steckt; hier
erzeugen die Bestrebungen zum Wiedergeradrichten zufolge der Magnetisation
Schwingungen, welche die Trommelfelle verstärken. Der Grad der Spannung, welche man
dabei dem Eisendrahte gibt, beeinfluſst den Klang und die Höhe des Tones.
Du Moncel fügt hinzu, daſs ein gewöhnliches Telephon bei
Wegnahme der schwingenden Platte das Wort nicht wiedergeben werde, durch die
schwachen Ströme, welche ein magneto-elektrisches Telephon liefere, selbst nicht
durch die mittels eines Mikrophons entsendeten galvanischen Ströme; wohl aber – zwar
sehr schwach, jedoch deutlich und um so bestimmter, je besser magnetisirt und von je
geringerer Masse der Kern sei – wenn diese galvanischen Ströme die primäre Spule
eines Inductors durchliefen und dessen Inductionsströme durch das empfangende
Telephon ohne Platte schickten. Ein Stückchen Uhrfeder, an einer Holzplatte
befestigt, gab das Wort wieder, wenn die Spule kurz war und über das an der Platte
befindliche Ende der Feder gesteckt wurde (nicht wenn sie über der Mitte oder dem
freien Ende war), bei Verwendung des Stromes von 6 Leclanché-Elementen in der
Inductionsspule eines singenden Condensators (vgl. 1878 232 90), selbst bei einem Widerstände von 64km Telegraphendraht. Bei unmittelbarer Benutzung der Batterieströme
dagegen war das Wort kaum zu verstehen.