Titel: Bestimmung des Schwefels in den Producten der Eisen-Industrie, den Erzen und den Brennmaterialien; von A. Rollet zu Creuzot.
Autor: A. Rollet zu Creuzot
Fundstelle: Band 233, Jahrgang 1879, S. 124
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Bestimmung des Schwefels in den Producten der Eisen-Industrie, den Erzen und den Brennmaterialien; von A. Rollet zu Creuzot. Aus dem Französischen von Ingenieur J. Ott, Neunkircher Eisenwerk. Mit Abbildungen auf Tafel 15. Rollet's Bestimmung des Schwefels in Eisen, Erzen u. dgl. Die Bestimmung des Schwefels in den Producten, Erzen und Brennmaterialien der Eisenindustrie ist nach den seither gebräuchlichen Methoden im Allgemeinen gut oder doch wenigstens verhältniſsmäſsig sicher, wenn die zu untersuchenden Substanzen eine ziemliche Menge Schwefel enthalten. Trotzdem werden bei der Bestimmung des Schwefels in Kohlen und Kokes, die doch eine verhältniſsmäſsig bedeutende Menge desselben enthalten, selten einigermassen vergleichbare Resultate erzielt. Es ist dies jedoch noch viel schwieriger bei Materialien, die nur geringe Mengen oder Spuren davon enthalten, wie Qualitätsroheisen, Walzeisen und Stahl. Es sind dazu die bisher gebräuchlichen Methoden vollständig ungenügend; sie geben weder annähernd richtige, noch unter sich vergleichbare Resultate. Bei der Wichtigkeit des Einfluſses, den der Schwefel auf die Qualität des Roheisens und namentlich des Eisens und Stahles hat, war es jedoch von besonderem Interesse, eine völlig sichere Bestimmungsmethode desselben zu besitzen. Diese Sicherheit gibt nachstehend beschriebener Methode den Hauptwerth; nebenbei bietet sie noch den Vortheil, daſs sie sehr schnell und leicht ausführbar ist. Die früher allgemein angewendete Methode der Bestimmung des Schwefels in Roheisen, Eisen und Stahl durch Auflösung des Metalles in oxydirenden Säuren und nachheriger Fällung der gebildeten Schwefelsäure durch eine Barytsalz gab sehr unsichere Resultate. Zunächst war man in Ungewiſsheit über die vollständige Oxydation des Schwefels, dann über die Herkunft der gebildeten Schwefelsäure, ob alle verwendeten Reagentien frei von derselben waren, und schlieſslich noch über die Reinheit des Niederschlages. Es wurde daher dieses Verfahren meistens ersetzt durch ein anderes, welches auf der falschen Voraussetzung beruhte, daſs durch Auflösung des Metalles in nicht oxydirenden Säuren aller Schwefel in Schwefelwasserstoff übergeführt werde. So gründeten mehrere Chemiker, von der Richtigkeit dieser Ansicht überzeugt, darauf ihre Bestimmungsmethode. Rivot empfahl, das Metall in Chlorwasserstoffsäure aufzulösen und das entwickelte Gas in eine ammoniakalische Lösung von Kupferchlorür zu leiten. Das gefällte Schwefelkupfer wurde dann entweder direct gewogen und der Schwefel daraus berechnet, oder aber in Königswasser aufgelöst und dann die Schwefelsäure als schwefelsaurer Baryt niedergeschlagen. Eggertz empfahl eine Vergleichung der Gröſse der auf kleinen Silberplatten hervorgebrachten Flecken, welche durch das bei Auflösung von 0g,1 Metall in 2cc verdünnte Schwefelsäure entwickelte Gas entständen. Kürzlich noch empfahl Boussingault (*1876 222 447), das Metall durch verdünnte Schwefelsäure aufzulösen und das entwickelte Gas durch eine verdünnte Lösung von schwach angesäuertem Silbernitrat streichen zu lassen. Der erhaltene Niederschlag von Schwefelsilber wurde geglüht und der Schwefel aus dem Gewicht des erhaltenen Silbers berechnet. Diese beiden ziemlich allgemein benutzten Methoden gaben für dieselbe Probe annähernd übereinstimmende, jedoch ungenaue Resultate. In der That wechselt bei der einen wie bei der anderen Methode die Menge des als Schwefelwasserstoff entwichenen Schwefels nach dem Gehalt an übrigen Bestandtheilen der der Analyse unterworfenen Probe. Von allen diesen Bestandtheilen scheint der Kohlenstoff den gröſsten Einfluſs auf die Entwicklung des Schwefelwasserstoffes zu haben. Je mehr Kohlenstoff der zu untersuchende Körper enthält, desto weniger Schwefelwasserstoff wird gebildet. Zudem ist das nach der Methode Boussingault's niedergeschlagene Silber nicht ausschlieſslich durch Schwefelwasserstoff gefällt, sondern sehr häufig wird die gröſste Menge niedergeschlagen durch die in dem reducirenden Gasstrome enthaltenen Wasserstoffverbindungen. Der dabei nicht als Schwefelwasserstoff entwickelte Schwefel scheint in Verbindung von Wasserstoff und Kohlenstoff' zu entweichen. Von der Richtigkeit des so eben Angeführten kann man sich praktisch leicht überzeugen und die wechselnde Menge des Schwefels, welche bei der Auflösung von Kohlenstoff haltigem Eisen in nicht oxydirenden Säuren als Schwefelwasserstoff entweicht, feststellen. Es genügt hierzu, den Schwefel in dem Roheisen und dem daraus hergestellten Bessemerstahl im Augenblick seiner gröſsten Entkohlung, d.h. vor Zusatz Mangan haltigen Roheisens, zu bestimmen. Es kommt alsdann sowohl bei der Methode von Eggertz, wie bei der von Boussingault vor, daſs der Schwefelgehalt der Stahlprobe das 3- bis 4 fache beträgt von dem des Roheisens, was doch, da aller Schwefel ausschlieſslich von Roheisen herrührt, unmöglich ist. Die Ueberführung des in dem unreinen Schwefelsilber enthaltenen Schwefels in Barytsulfat beeinfluſst auch nichts wesentlich in dieser Beziehung. Leitet man hingegen die durch die Einwirkung von verdünnter Schwefelsäure oder Chlorwasserstoffsäure auf Roheisen und Stahl erzeugten Gase durch eine rothglühende Porzellanröhre, so findet eine Zersetzung der Wasserstoff-, Kohlenstoff- und Schwefelverbindungen statt, nach welcher die ganze Menge des Schwefels als Schwefelwasserstoff entweicht, dessen Schwefel alsdann durch eine Auflösung von Silbernitrat zurückgehalten werden kann. Hierbei ist es jedoch nothwendig, zu dem durch die Reaction der Säure auf das Metall gebildeten Wasserstoff einen weiteren Wasserstoffstrom zuzuleiten, einestheils um alle Schwefelverbindungen aus der Porzellanröhre zu entfernen, anderntheils um einen groſsen Ueberschuſs von Wasserstoff im Verhältniſs zum Schwefel zu haben. Verfährt man auf diese Weise, so wird man finden, daſs die jetzt gefundene Menge Schwefel, bezieh. niedergeschlagenes Silber, bedeutend gröſser ist, als die gefunden und niedergeschlagen wurde durch dieselben Gase, welche der höheren Temperatur nicht ausgesetzt waren. Ebenso ergibt sich, daſs der Gehalt des Schwefels im Roheisen gröſser ist als in dem aus demselben erzeugten Stahl – eine Thatsache, die allem bisher Bekannten entspricht, da die Menge des durch die Schlacke abgeführten Schwefels bedeutend gröſser als umgekehrt, das Ausbringen beim Proceſs sich durch den Abbrand vermindert, wie auch weiter noch Schwefel durch die Verbrennungsgase abgeführt wird. Die genaue Bestimmung des Schwefels in den Erzen und als solche behandelten Schlacken bietet weniger Interesse, da hier nicht dieselbe Genauigkeit verlangt wird wie bei Roheisen, Eisen und Stahl. Die bis jetzt gebräuchlichen Methoden geben hier allerdings genügende Resultate, da die dabei unterlaufenden Fehler doch nicht von groſsem Einfluss sind, vorausgesetzt natürlich, daſs sie eine gewisse Grenze nicht überschreiten. Der Hauptschwefelgehalt der Hohofenbeschickung rührt, wenn nicht besonders schwefelhaltige Erze verwendet werden, ja doch von Koke her. Immerhin jedoch bietet nachfolgende Methode auch hier manchen Vortheil, da sie bei gröſserer Genauigkeit doch einfacher und schneller durchzuführen ist. Wir wenden sie sowohl zur Bestimmung des Schwefels in der Hohofenschlacke, wie bei den Kohlen und Kokes an, wie sie ebenso zur Bestimmung des Schwefels in den Gasen benutzt werden kann. Ueberhaupt läſst sie sich nach einigen Abänderungen auf alle Producte anwenden. Beschreibung der Methode. Die seit fast 2 Jahren auf den Werken des Creuzot eingeführte Methode beruht darauf, daſs der Schwefel der zu untersuchenden Substanz zuerst in Schwefelwasserstoff verwandelt und dann als Schwefelsilber niedergeschlagen wird. Aus dem Gewicht des letzteren wird der Schwefel berechnet. Es ist dabei der Vortheil gewährt, einen verhältniſsmäſsig schweren Niederschlag zu haben, wie auch dieser Niederschlag selbst sehr leicht zu controliren ist. Die Ueberführung des Schwefels in Schwefelwasserstoff geschieht durch Erhitzen der Substanz in einer Porzellanröhre bis zur oxydirenden Rothglut, während gleichzeitig ein Gasgemisch von ¾ Wasserstoff und ¼ Kohlensäure durchgeleitet wird. Vor Uebergang zur Beschreibung der Methode, wie solche für jeden einzelnen Fall anzuwenden ist, wird es vielleicht nicht ohne Interesse sein, die Wirkung anzugeben, welche nach gemachten Versuchen reines trockenes Wasserstoffgas allein in der Rothglut auf die Entschwefelung einzelner Substanzen, welche in der Eisenindustrie Verwendung finden, hat, wie auch zu zeigen, zu welchem Zwecke Kohlensäure mit dem Wasserstoffgas gemischt werden soll. Entschwefelung durch reines trockenes Wasserstoffgas. Auf Walzeisen: Vollständige Entschwefelung in sehr kurzer Zeit. Auf weiſses Roheisen und Stahl: Langsame Entschwefelung, welche der Entfernung des Kohlenstoffes folgt und später eine vollständige wird. Auf graues Roheisen: Zuerst sehr langsame Entschwefelung, welche später stärker wird in dem Masse, als der Graphit in gebundenen Kohlenstoff übergeführt und dieser dann langsam vom Wasserstoff weggeführt wird. Auf Erze, Schlacken, Kalksteine u. dgl.: Theilweise Entschwefelung, welche um so früher aufhört, je mehr die zu untersuchende Substanz Metalle enthält, deren Oxyde oder Schwefelverbindungen durch Wasserstoff allein nicht zersetzt werden, wie Calcium, Magnesium, Thonerde und die Alkalien. Alle diese Uebelstände bezieh. das unvollständige Zersetzen der Schwefelverbindungen vermeidet man, wenn man das Wasserstoffgas mit ¼ seines Volumes gasförmiger Kohlensäure vermischt. Der Schwefel sämmtlicher Materialien wird alsdann in sehr kurzer Zeit in Schwefelwasserstoff übergeführt, ohne daſs eine Zersetzung oder Oxydation des letzteren zu befürchten wäre. Der Kohlenstoff wird dabei entweder meist vollständig verbrannt, wie bei Kohlen und Kokes, oder nur in den letzten Spuren zurückgehalten, wie bei Eisen und Stahl. Ist der Kohlenstoff einmal entfernt, so verschwindet der Schwefel leicht. Bei den Erzen, Schlacken u. dgl. ersetzt der durch die Kohlensäure oder den Wasserdampf zugeführte Sauerstoff den Schwefel der Metalle, deren Schwefel Verbindungen durch Wasserstoff allein unzersetzbar sind. Es wird dadurch aller Schwefel an den Wasserstoff abgegeben. Die Anwesenheit von Phosphor und Arsenik, selbst in groſsen Mengen, ist ohne jeden Einfluſs auf die Genauigkeit des Resultates. Soll diese Bestimmungsmethode auf eine sehr schwefelhaltige Substanz angewendet werden, z.B. ein Schwefelmetall, was jedoch in der Eisenindustrie selten nothwendig werden wird, so darf nur eine sehr kleine Menge derselben zur Analyse genommen und die Temperatur nur langsam erhöht werden. Ebenso ist es erforderlich, den Wasserstoff in groſsem Ueberschuſs zuzuführen, während zur Verlangsamung der Zersetzung des Schwefels die Menge der zuzuführenden Kohlensäure vermindert wird. Beobachtet man diese Vorsichtsmaisregel nicht, so findet eine theilweise Zersetzung des gebildeten Schwefelwasserstoffes statt und freier Schwefel setzt sich in den kälteren Theilen der Röhre ab. Der verwendete Apparat ist folgendermaſsen zusammengesetzt: Der in einem Entwicklungsgfäſse A (Fig. 4 und 5 Taf. 15) durch reines Zink und verdünnte Schwefelsäure entwickelte Wasserstoff streicht durch 3 Waschflaschen. Die erste B derselben enthält eine Auflösung von essigsaurem Bleioxyd, die zweite C eine Auflösung von Silbernitrat, jedoch so verdünnt, daſs ein Niederschlagen des überschüssigen Silbers als metallisches Silber vermieden wird; die dritte Flasche D enthält reines Wasser, um die aus der zweiten Flasche mitgerissenen Substanzen zurückzuhalten. Die zu verwendende Kohlensäure, welche, nebenbei bemerkt, dem Wasserdampf wegen ihrer praktischeren Anwendung, und weil sie reineres Schwefelsilber gibt, vorzuziehen ist, wird dargestellt aus kohlensaurem Kalk (Flasche E) und sehr verdünnter Salzsäure (Flasche F), die jedoch möglichst frei von Schwefel sein muſs. Sie wird im richtigen Verhältniſs in der zweiten Waschflasche C mit dem Wasserstoff gemischt. Das Gasgemisch wird nun durch Glasröhren, welche mit nicht vulcanisirten Kautschukschläuchen verbunden sind, in eine Porzellanröhre G von 25mm lichter Weite, in deren Innerem sich die zu untersuchende Substanz befindet, geleitet. Die Porzellanröhre ist mit zwei einfach durchbohrten Korkpfropfen verschlossen und verkittet. Der Ofen besteht aus zwei ausgehauenen und mit Kupferblech belegten feuerfesten Steinen S, welche von zwei verschiebbaren kupfernen Stativen getragen werden, um die Höhe des Ganzen reguliren zu können. Das Erhitzen geschieht durch ein Fächergebläse mit Leuchtgas. Die Verbrennungsgase streichen zuerst durch einen kleinen Ballon H, wo sich der gröſste Theil des Wasserdampfes absetzt, der sich während der Operation gebildet hat, gehen von dort durch eine Lösung von Silbernitrat in dem Cylinder I, wo sich der in der zu untersuchenden Substanz vorhanden gewesene Schwefel als Schwefelsilber niederschlägt. Die Silberlösung, welche sehr häufig gebraucht werden kann, wird dargestellt durch Auflösung von 16 bis 18g Silbernitrat in 1l Wasser und nachheriger Neutralisation mit Ammoniak; derselben wird dann noch wieder 1 bis 2 Proc. Salpetersäure zugesetzt, um sie schwach sauer zu machen. Bestimmung des Schwefels in Roheisen, Eisen und Stahl Von der fein zerkleinerten Substanz, welche durch ein Seidensieb von 900 Maschen auf 1qc gegangen sein muſs, nimmt man 2 höchstens 4g, gibt sie in ein Porzellan- oder Platinschiffchen von 10cm Länge und 15mm Breite. Bei Eisen muſs wegen der darin sitzenden Schlacke darauf gesehen werden, daſs alle zur Zerkleinerung angewendete Substanz durch das Sieb gegangen ist. Nachdem das Schiffchen in die Röhre gelegt, regelt man den Gaszufluſs in oben angegebener Weise und gibt ihm gleichzeitig eine ziemliche Geschwindigkeit. Es genügt, wenn die durch eine enge Glasröhre austretenden Blasen getrennt aufsteigen. Nachdem die in der Porzellanröhre vorhanden gewesene Luft verdrängt ist, was ziemlich schnell der Fall, zündet man die Flamme an, ohne vorerst das Gebläse wirken zu lassen. Etwas später gibt man so viel Wind, bis Rothglut erzielt ist. Nach 2 bis 2½ Stunden ist fast aller Schwefel in Form von Schwefelwasserstoff entwichen, und es genügt, um die letzten Spuren wegzutreiben, die Operation um ½ Stunde zu verlängern. Das gefällte Schwefelsilber wird auf einem doppelten, vorher mit heiſsem Wasser ausgewaschenen und auf 100° getrockneten Filter abfiltrirt. Durch die Differenz der beiden Filter könnte man die Schwefelverbindung abwiegen und den Schwefel daraus berechnen. Es ist jedoch vorzuziehen, die beiden Filter in einem Porzellan- oder Platintiegel bei Rothglut getrennt zu verbrennen; das aus der Gewichtsdifferenz der beiden Filter erhaltene Silber multiplicirt mit 0,148 gibt die Menge des Schwefels. Das verbrannte Filter kann auch mit einem kleinen Bleiblättchen abgetrieben und das erhaltene Silberkügelchen allein gewogen werden. Dasselbe ist jedoch meistens sehr klein und, ohne daſs Aschenbestandtheile an demselben hängen bleiben, schwierig aus der Kapelle zu entfernen. Im Uebrigen geben diese 3 Gewichtsmethoden unbedeutende Abweichungen und wir ziehen vor, die Differenz der beiden verbrannten Filter zu wiegen. Das Abtreiben kann erforderlichen Falles zur Controle dienen, um sich zu vergewissern, daſs nach dem Verbrennen nur das Silber der Schwefelverbindung und die Asche des Filters vorhanden war. Steht kein Gas oder anderes Brennmaterial zur Verfügung, welches eine leichte Regelung der Temperatur gestattet, so ist es nothwendig, der zu untersuchenden Substanz Thonerde, die frei von Schwefel sein muſs, beizumengen, um, wenn die Temperatur augenblicklich zu hoch geworden, eine Sinterung zu vermeiden, welche später die Bildung und Entweichung von Schwefelwasserstoff aufhalten oder doch verzögern würde. Es genügt dazu 1g Thonerde auf 2g Metall. Die dazu nöthige, von Schwefel freie Thonerde verschafft man sich durch Glühen der von Ammoniakalaun erhaltenen Thonerde in der stärksten Weiſsglühhitze. Um sich zu überzeugen, ob aller Schwefel verschwunden ist, glüht man einige Gramm in einem Gasgemisch von Wasserstoff und Kohlensäure. Sollte sich Schwefelwasserstoff noch in kleiner Menge bilden, so vollendet man die Reinigung in der Porzellanröhre.Sollte man bei Roheisen, Eisen und Stahl nicht über genügend feine Proben verfügen können, so operirt man mit dem durch Auflösen des Metalles in Salzsäure entstandenen Gase. Der Apparat ist dann nur durch Hinzufügenzweier kleiner Ballons an die letzte Waschflasche zu vervollständigen. Die Auflösung der 2 bis 4g Metall geschieht in dem ersten dieser Ballons, d.h. demjenigen dem zuerst das Gasgemisch zugeführt wird. Der zweite Ballon enthalt etwas Wasser, um etwa mit übergegangene Salzsäure zurückzuhalten. Zum vollständigen Gelingen der Operation ist es erforderlich, den Ballon, in welchem die Auflösung erfolgte, ziemlich lange, sowie zur vollständigen Vertreibung der letzten Spuren Schwefelwasserstoff den Waschballon leicht zu erhitzen. Die Resultate sind alsdann dieselben, als wenn man fein zertheilte Substanz in der Porzellanröhre mit Wasserstoff und Kohlensäure behandelt hätte. Die Bestimmung ist dabei etwas kürzer, verlangt umgekehrt aber mehr Sorgfalt; sie ist überhaupt nur dann vorzuziehen, wenn man, wie oben angegeben, über nicht genügend zerkleinerte Substanz verfügt. Nachstehend einige Resultate (Procent) über Schwefelbestimmungen in Stahl, Roheisen und Walzeisen, welche nach dieser Methode ausgeführt wurden: Bessemer-stahl Beschickung A Beschickung B Beschickung C VorEntkoh-lung NachEntkoh-lung NachWieder-kohlung VorEntkoh-lung NachEntkoh-lung NachWieder-kohlung VorEntkoh-lung NachEntkoh-lung NachWieder-kohlung 1. Probe 0,041 0,043 0,045 0,030 0,046 0,042 0,027 0,040 0,030 2. Probe 0,043 0,042 0,044 0,027 0,044 0,041 0,025 0,045 0,034 3. Probe 0,042 0,043 0,045 0,029 0,044 0,041 0,025 0,040 0,033 Der verschiedene Gehalt an Schwefel der 3 Proben von den Beschickungen B und C rührt namentlich her von dem Grade der Reinheit der Beschickung im Augenblick der Probenahme, wie auch von dem am Ende der Operation zugesetzten Mangan, welches je nach den Umständen eine mehr oder weniger entschwefelnde Einwirkung ausübt, die gleich Null sein kann, oder gar negativ erscheint (Beschickung A) je nach den Bedingungen des Betriebes. Diese Bedingungen hier zu entwickeln, würde zu weit führen. Im Allgemeinen kann man jedoch annehmen, daſs von Anfang der Operation der Schwefel des Roheisens an die Schlacke abgegeben wird, dann von der Schlacke an das Metall (Beschickung B und C) und häufig durch das zugesetzte Mangan wieder vom Metall an die Schlacke (fühlbar in Beschickung C). Roheisenund Eisen Bessemer-Roheisen Puddel-Roheisen Puddeleisen Nr. 3 Nr. 4 Nr. 5 X Y Z x y z 1. Probe 0,012 0,047 0,085 0,180 0,094 0,043 0,074 0,018 0,015 2. Probe 0,012 0,043 0,085 0,186 0,100 0,044 0,075 0,019 0,017 Bestimmung des Schwefels in den Erzen, Schlacken und Zuschlägen. Ist man in Ungewiſsheit, ob die zu untersuchende Substanz bei der nöthigen Temperatur zusammensintert, so setzt man so viel Thonerde zu derselben, daſs eine Zusammensinterung auf jeden Fall vermieden wird. Bei den meisten Erzen und Schlacken genügt eine Mischung von 2g Thonerde mit 4g Substanz; Hohofenschlacke jedoch, sowie die kalkigen und kieseligen Zuschläge erfordern keine Beimischung. Die anderen Einzelheiten des Versuches sind dieselben, wie früher angegeben. Erze u. dgl. Mokta Elbe Bell Mazenay Danemora Bessemer-schlacke PuddelschlackeEisen Nr. 6 HohofenschlackevonBessemereisen KalksteinvonMazenay KalksteinvonChagny 1. Probe 0,022 0,085 0,012 0,208 0,372 0,070 0,118 1,580 0,325 0,027 2. Probe 0,024 0,085 0,012 0,198 0,378 0,075 0,125 1,564 0,314 0,026 Bestimmung des Schwefels in den Brennmaterialien, Zur Bestimmung des Schwefels in Kokes genügt 0g,5 Substanz, der man zur Vorsicht 0g,2 Thonerde zufügen kann, um ein Zusammensintern der Asche zu vermeiden. Das Verfahren ist dasselbe wie vorher- es darf jedoch nicht eher als beendet angesehen werden, bis aller Kohlenstoff verbrannt ist. Zur Untersuchung der Kohlen genügt ebenfalls 0g,5 Substanz. Da die bei der Verbrennung sich bildenden theerigen Bestandtheile, welche sich in dem kälteren Theil der Röhre ansetzen, Schwefel zurückhalten, so muſs darauf Bedacht genommen werden, den kalten Theil der Röhre so kurz wie möglich zu halten; gleichzeitig wird derselbe mit Porzellanstücken ausgefüllt, um die theerigen Bestandtheile zurückzuhalten. Am Ende der Operation, d.h. wenn kein Kohlenstoff mehr in dem Schiffchen vorhanden ist, erhitzt man die Röhre nach und nach stärker, um die theerigen Bestandtheile zu verbrennen oder zu zersetzen. Bei Bestimmung des Schwefels in Brennmaterialien, welche stark Schwefel und Phosphor haltig sind, empfiehlt es sich, das Platinschiffchen durch ein Porzellan Schiffchen zu ersetzen. Kohlen und Kokes Kohle vonSt. Etienne(Treuil) AnthracitvomCreuzot KokevonMontmartre KokevomCreuzot KokevonBlanzy KokevonBesseges 1. Probe 0,926 0,755 1,361 0,825 0,595 1,164 2. Probe 0,932 0,750 1,380 0,834 0,608 1,149 Handelt es sich um die Bestimmung des Schwefels in einem Gase, so mischt man demselben, je nachdem es eine reducirende oder oxydirende Wirkung hat, entweder Kohlensäure bei, um eine leichtere Zersetzung der Kohlenstoffverbindungen herbeizuführen, oder aber Wasserstoff, um die Bildung von Schwefelwasserstoff zu ermöglichen; das Ganze wird dann durch eine rothglühende Porzellanröhre geleitet. Bei den Brennmaterialien und mehreren Erzen kommt es häufig vor, daſs das gebildete Schwefelsilber nicht ganz rein ist, sondern von Chlorsilber und Cyansilber und ganz selten auch von metallischem Silber begleitet wird. Man reinigt es, indem man entweder nach Decantation der gröſsten Menge der schwach angesäuerten Silberlösung, in welcher sich der Niederschlag gebildet hat, den kleinen Rest ammoniakalisch macht und während einiger Zeit digerirt, oder aber man behandelt den vom Filter abgetrennten Niederschlag in einer Glasröhre bei beginnender Rothglut und führt Wasserstoff im Ueberschuſs zu. Der gebildete Schwefelwasserstoff wird in eine Lösung von Chlorsilber oder ammoniakalische Lösung von Silbernitrat geleitet, wo sich reines Schwefelsilber bildet, aus welchem man unter Berücksichtigung des am Filter hängen gebliebenen Niederschlages den Schwefel berechnet.

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Tafel Tafel 15
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