Titel: | Ueber Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen Verfahren; von Dr. A. Blügel. |
Autor: | A. Blügel |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 146 |
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Ueber Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen
Verfahren; von Dr. A.
Blügel.
(Schluſs der Abhandlung S. 53 dieses
Bandes.)
Blügel, über Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen
Verfahren.
Da bei der Eindampfung mit oberschlächtigem Feuer Kohlenpartikelchen und sonstiger
Flugstaub (vom Schmelzofenherde) in die Laugen gelangen kann, so ist dieselbe von
vornherein ausgeschlossen, wenn man mit einmaliger Calcination Handelswaare
herstellen will; in diesem Falle muſs ferner die Carbonisation und Oxydation der
Laugen der Eindampfung unbedingt vorhergehen. Es sind sonach die folgenden Verfahren
möglich:
1) Einmalige Calcination mit Carbonisirung der Laugen und
unterschlachtiger Feuerung.
2) Zweimalige Calcination mit Carbonisirung der Laugen und
unters chlachtiger Feuerung.
3) Zweimalige Calcination mit Carbonisirung der Laugen und
oberschlachtiger Feuerung.
4) Zweimalige Calcination ohne Carbonisirung der Laugen mit
oberschlachtiger Feuerung.
Diese vier Verfahren sind auch thatsächlich in verschiedenen
Fabriken in Gebrauch; das zweite Verfahren ist indessen am meisten verbreitet.
Da bei der oberschlächtigen Feuerung die Kohlensäure haltigen Feuergase mit den
einzudampfenden Laugen in directe Berührung kommen, so ist mit derselben eine, wenn
auch unvollständige, Carbonisirung verbunden. Unter Carbonisirung der Laugen in
engerem Sinne versteht man eine von der Eindampfung unabhängige Behandlung derselben
mit Kohlensäure haltigen Gasen. Dieselbe wird in sehr verschiedener Weise bewirkt.
Die (erforderlichenfalls zuvor von Flugstaub zu befreienden) Kohlensäure haltigen
Gase werden entweder durch Verbrennung von Koke oder, unter gleichzeitiger Gewinnung
von gebranntem Kalk, in Kalköfen erzeugt, oder endlich den Feuerzügen der Fabrik
entnommen. Auf die Einzelheiten dieser verschiedenen Verfahren braucht hier um so weniger eingegangen
zu werden, als dieselben aus der Sodafabrikation bereits genügend bekannt sind. Die
so gewonnenen Gase werden sodann entweder unter Druck mittels einer Druckpumpe oder
eines Gebläses in die Lauge eingepreſst, oder mittels Sauger durch dieselbe
durchgezogen, oder es wird die Lauge ohne Druck, während sie durch Thürme von
Eisenblech, gefüllt mit Körpern von groſser Oberfläche (wie Kokes, Eisenbleche,
Röhren u. dgl.) herabrieselt, mit der in entgegengesetzter Richtung strömenden
Kohlensäure in Berührung gebracht. Auſser und nach Umwandlung von KHO in K2CO3 wird auch das
K2S mehr oder weniger vollständig in K2CO3 und H2S zersetzt. Diese Zersetzung geht bei Anwendung von
Kohlensäure unter Druck leichter von statten. Da der Kohlensäure fast immer
überschüſsiger Sauerstoff beigemengt ist, so ist mit der Carbonisation zugleich eine
Oxydation der Sulfide verbunden.
Man kann der Carbonisation eine besondere Oxydation noch nachträglich folgen lassen,
wozu dieselben Apparate benutzbar sind. Wenn man die Lauge nur einmal calciniren
will, wird man hierzu in allen Fällen schreiten müſsen, um alles durch Kaliumsulfid
gelöste Eisensulfid sicher zur Ausfällung zu bringen. Vor dem Einlaufen in die
Verdampfpfanne überläſst man die carbonisirte Lauge in eisernen Behältern längere
Zeit der Ruhe, um ihr Gelegenheit zum Klären und Absetzen des suspendirten
Unlöslichen (Eisenoxyd, Thonerde, Kieselsäure u. dgl.) zu geben.
Von den groſsen Wärmemengen, welche sich im Schmelzofen durch Verbrennung der
Feuerungskohle und der Mischkohle entwickeln (auf 100k Sulfat zusammen etwa 100k Steinkohle),
gelangt nur der kleinere Theil in den beiden Herdabtheilungen zur Erhitzung der
Schmelzmischung und zur Durchführung der chemischen Umsetzungen zur Verwerthung; die
bei weitem gröſsere Hälfte bleibt zur Verdampfung der Rohlaugen (oder auch zu
anderen Zwecken) verfügbar. Sie ist bei zweckentsprechenden Einrichtungen hierzu
mehr als ausreichend, da für 100k verschmolzenes
Sulfat hochstens 150 bis 200k Wasser zu verdampfen sind. In vielen Potasche-
(und Soda-) Fabriken wird indessen die Abhitze des Schmelzofens, zumal bei
unterschlächtiger Befeuerung der Pfannen, in einer durchaus ungenügenden Weise
ausgenutzt. In dieser Beziehung können die Einrichtungen der Salinen, welche durch
die Billigkeit ihres Productes zu rationeller Ausnutzung des Brennmaterials
genöthigt sind, diesen Fabriken als Muster dienen. Die Verdampfung mit
oberschlächtigem Feuer ist bequem und ökonomisch. Die Pfannen leiden nicht sehr und
erfordern nur wenig Bedienung. Dagegen nimmt die Lauge Flugstaub und einen Theil der
durch Verbrennung Schwefel haltiger Kohle entstandenen schwefligen Säure auf,
letzteres namentlich bei Eindampfung nicht carbonisirter Lauge. Auf einen Ofen von
der unter II bezeichneten Leistungsfähigkeit genügt eine Pfanne von etwa 18qm Grundfläche. Der Inhalt derselben wird bis zur
Breiconsistenz, zuletzt unter fleiſsigem Umrühren, eingedampft und darauf,
beispielsweise nach Entfernung vorgeschraubter Thüren, in Behälter gebracht, in
welchen er ziemlich rasch erstarrt. Bei Anwendung nicht carbonisirter Lauge wird
zwar durch die Berührung mit den Feuergasen der bei weitem gröſste Theil des
Kaliumhydrates in Carbonat verwandelt; um die Umwandlung des Restes zu erleichtern,
ist es indessen zweckmäſsig, die Salzmasse mit etwas Sägemehl gemischt in den
Calcinirofen zu bringen. Bei Eindampfung carbonisirter Laugen ist der nachherige
Zusatz von Sägemehl nicht erforderlich. Bei unterschlächtiger Feuerung ist eine
Pfanne von der eben angegebenen Gröſse zur Verdampfung sämmtlicher Rohlauge bei
weitem nicht hinreichend. Es ist hierzu eine Pfannengrundfläche von 35 bis 45qm erforderlich.
Wenn die Concentration der Lauge etwa 30° B. (warm gemessen) erreicht, beginnt das in
derselben enthaltene Kaliumsulfat sich auszuscheiden. Diese Ausscheidung setzt sich
fort bis zur Concentration auf 55° B.; bei dieser Concentration ist fast alles
Kaliumsulfat und, im Falle Ferrocyankalinm in der Lauge enthalten war, auch dieses
fast völlig in Schlammform ausgeschieden. Sobald die Salzauscheidung beginnt, hat
der die Pfannen bedienende Arbeiter sorgfältig den Boden derselben rein zu halten.
Der Salzschlamm ward auf einen Seiher gebracht, aus welchem die adhärirende Lauge in
die Pfanne zurückläuft.
Man kann auch unterschlächtige und oberschlächtige Eindampfung verbinden. In diesem
Falle dampft man die Laugen unter Ausfüllung des Sulfates bis auf etwa 45° B.
unterschlächtig ein und läſst sie sodann zur Abkühlung bis auf einen gewissen Grad
in schmiedeiserne Behälter laufen. In diesen scheiden sich Sulfat und
Ferrocyankalium aus; zugleich krystallisirt etwas K2CO3.2H2O
mit aus. Die Lauge wird sodann in eine ebenfalls hinter dem Schmelzofen befindliche
Pfanne mit oberschlächtiger Feuerung gebracht und bis zur Breiconsistenz verdampft.
Bei richtig gewählten Pfannendimensionen genügt die Schmelzofenabhitze zur
Ausführung dieser combinirten ober- und unterschlächtigen Verdampfung
vollkommen.
Die Calcinirung der Potasche. Das Product der ersten
Calcination ist in den meisten Fällen mehr oder weniger gefärbt und unansehnlich;
wie bereits erwähnt, wird sich nur bei sehr guter Beschaffenheit der Laugen und
sorgfältiger Behandlung derselben direct verkäufliches Handelsproduct ergeben. Zur
Calcination gelangt nach Vorherigem entweder eine Salzmasse, oder eine concentrirte,
55 bis 56° B. starke Lauge. Die Calcinirröhren sind denjenigen, welche in der
Sodafabrikation angewendet werden, ganz ähnlich. Der Herd derselben kann aus einer
oder zwei Abtheilungen bestehen. Die zweite Abtheilung dient alsdann als Vorwärm-
oder als Vorverdampfabtheilung. Ist nur eine Abtheilung vorhanden, so wird gewöhnlich noch eine
Pfanne zur Benutzung der Abhitze hinter dem Herde aufgestellt, und zwar wählt man
eine Pfanne mit oberschlächtigem Feuer, wenn man eine Salzmasse, und eine Pfanne mit
unterschlächtigem Feuer, wenn man Lauge auf dem Herde calciniren will. Bei Anwendung
von Lauge ist die Herdsohle vertieft; die Lauge läſst man durch ein in die Wand des
Calcinirofens eingelassenes Rohr zulaufen. Damit die Lauge nicht durch die Herdsohle
durchsickert, muſs der Ofen beim Einlaufen derselben rothglühend sein, so daſs ein
fast augenblickliches Ausscheiden der Salze stattfindet. Die Temperatur darf
andererseits nicht zu sehr gesteigert werden, weil sonst die Potasche zu schmelzen
beginnt. Zur Erzielung eines guten Productes ist sorgfältiges Durcharbeiten bei
genauer Regulirung der Feuerung durchaus erforderlich.
Die Raffinirung der Potasche. Das erste Product enthält
je nach dem Gange der bisherigen Fabrikationsprocesse 85 bis 92 Proc. kohlensaures
Kalium (mit Einschluſs von Kaliumhydrat, Silicat und Aluminat), 10 bis 2 Proc. K2SO4, 2,5 bis 0,5
Proc. KCl, sowie wechselnde Mengen Unlösliches. Im Falle das erste Product bereits
verkäufliche Handelswaare liefern soll, ist es natürlich erforderlich, eine
möglichst vollständige Ausscheidung des Kaliumsulfates durch Abkühlung möglichst
concentrirter (etwa 52° warm gewogen), zuvor carbonisirter Rohlauge zu bewirken.
Zum Zwecke der Raffinirung wird die Potasche in einer möglichst geringen Menge
kochenden Wassers wieder aufgelöst. Es sind hierzu Eisenblechgefäſse mit oder ohne
Rührvorrichtung und mit directer Dampfeinströmung in Gebrauch. Wenn man die zu
lösende Potasche in einen in dem oberen Theile des Lösegefäſses hängenden Siebkasten
bringt, ist eine mechanische Rührvorrichtung entbehrlich. Die, heiſs gewogen, 50 bis
52° B. starke Lösung läſst man in besonderen Behältern sich abkühlen und klären.
Während der Abkühlung und Klärung scheiden sich der gröſste Theil des Sulfates und
das suspendirte Unlösliche ab. Je stärker die Lauge war, desto vollständiger ist die
Abscheidung des Sulfates. Sämmtliche Klärbehälter werden passend erhöht in der Weise
aufgestellt, daſs die klare Potaschelauge jedes, einzelnen Behälters mittels einer
gemeinsamen Leitung zu sämmtlichen Oefen für raffinirte Potasche gelangen kann.
Diese Oefen sind genau ebenso eingerichtet wie diejenigen für das erste Product, und
der Calcinirproceſs verläuft ebenfalls in derselben Weise. Die neuerdings in England
zur Calcinirung von Soda in Gebrauch gekommenen mechanischen Oefen von Mactear mit einer Leistungsfähigkeit von etwa 10t täglich würden sich ohne Zweifel für Potasche in
gleicher Weise bewähren. Es dürfte indessen gegenwärtig kaum eine deutsche
Potaschefabrik eine so bedeutende Production haben, daſs die Anwendung eines solchen
Apparates angezeigt wäre.
Die aus dem Calcinirofen kommende Potasche wird auf flachen, (etwa 10cm hohen) Eisenblechkästen ausgebreitet und so
weit erkalten gelassen, daſs man sie eben in die Fässer einfüllen kann. Bei
Anwendung sehr hochhaltigen (96 bis 99 procentigen) Chlorkaliums erhält man bei
guter Leitung der Fabrikationsprocesse 95 bis 98,5 proc. Potasche. Einzelne Abnehmer
verlangen häufig eine niedrigere, gewöhnlich 90 bis 92 proc. Waare, wodurch der
Fabrikant zu einer an und für sich durchaus nicht rationellen Herabdrückung des
höherhaltigen Productes genöthigt wird. Am billigsten ist in diesem Falle ein Zusatz
von Wasser in sehr fein zertheilter Form (mittels Brause u. dgl.)
Die Zusammensetzung raffinirter Potasche in trockenem Zustande bewegt sich ungefähr
in den folgenden Grenzen:
K2CO3 (einschlieſslich Hydrat, Silicat,
Aluminat)
92,0
bis
98,5
Proc.
Na2CO3
2,5
„
0,5
KCl
2,5
„
0,6
K2SO4
3,0
„
0,4
Das beim Auflösen des ersten Productes und bei der Abkühlung der gewonnenen Lauge
sich ausscheidende schlammige Salzgemisch besteht getrocknet ungefähr aus 85 Proc.
K2SO4, 10 Proc.
K2CO3, 1,5 Proc.
KCl und Unlöslichem. Zur Gewinnung des K2CO3 hieraus wird dasselbe mit wenig heiſsem Wasser
(zuweilen unter Anwendung von Rührapparaten, Centrifugen u. dgl.) behandelt, wobei
sich das K2CO3
gröſstentheils, mit wenig K2SO4, auflöst; diese Lauge wird wiederum zur Auflösung
des ersten Productes verwendet. Das zurückbleibende K2SO4 wird gewaschen, getrocknet und zum
zweiten Male zur Umsetzung in den Schmelzofen gebracht. In ähnlicher Weise wird mit
dem aus der concentrirten Rohlauge ausgeschiedenen Salzschlamm verfahren; nur wird
in diesem Falle die gewonnene Carbonatlösung wiederum der Rohlauge zugeführt. Im
Falle man die Gewinnung von Ferrocyankalium beabsichtigt, wird durch Auskochen des
Ferrocyankalium haltigen Sulfatschlammes eine 36° B. (heiſs gewogen) starke Lösung
hergestellt, und diese zur Krystallisation gebracht; die Mutterlauge wird wieder zur
Rohlauge zurückgegeben. Durch wiederholtes Umkrystallisiren des gewonnenen rohen
Blutlaugensalzes aus 32° B. starker Lösung wird dasselbe in reine Handelswaare
umgewandelt. Bei Anwendung gewisser Sorten englischer Steinkohle (Ryhope peas) hat man, wie bereits früher erwähnt, bis
zu 1 Proc. Ferrocyankalium erhalten (vom Gewichte der dargestellten Potasche
gerechnet).
Hydratirte Potasche. Bei der Fabrikation von
Krystallglas ist ein wenn auch geringer Gehalt der Potasche an Sulfat wegen der
Bildung von Glasgalle nachtheilig. Aus diesem Grunde ist in neuerer Zeit eine als
hydratirte Asche bezeichnete sulfatfreie Potasche in Form feiner Körnchen mit einem
Wassergehalt von 12 bis 15 Proc. zu Zwecken der Glasfabrikation sehr in Aufnahme
gekommen. Zur Darstellung derselben wird eine höchst concentrirte klare
Potaschelösung bis zur
Ausscheidung sämmtlichen Kaliumsulfates erkalten gelassen, sodann eingedampft, unter
beständigem Umrühren und Umwenden zur Trockne gebracht und gesiebt.
Rückstände der Auslaugerei. Die Rückstände von der
Auslaugung der Potascheschmelzen sind und verhalten sich denjenigen der
Sodaschmelzen ganz ähnlich; alle zur Verwerthung der Sodarückstände passenden
Verfahren sind deshalb in gleicher Weise auf die Potascherückstände anwendbar. Bei
der Darstellung von Natriumhyposulfit ist indessen zu berücksichtigen, daſs die in
den Rückständen noch enthaltenen Kaliumverbindungen zur gleichzeitigen Bildung von
Kaliumhyposulfit Veranlassung geben können. Wenn das neue, von Schaffner und Helbig (vgl.
1879 231 345) angegebene Verfahren zur Verarbeitung von
Auslaugerückständen sich im Groſsen bewähren sollte, würde es für Potascherückstände
insofern noch ein besonderes Interesse haben, als dadurch die Wiedergewinnung der in
den Rückständen enthaltenen Kaliumverbindungen in Form von Chlorkalium möglich
werden würde.
IV) Fabrikationsresultate und Oekonomisches. Im
Vergleich mit der Ausbeute bei der Sodafabrikation kommt einerseits zu Gunsten der
Potaschefabrikation die Wiedergewinnung fast des sämmtlichen, im Laufe der
Herstellung unzersetzt gebliebenen, oder durch Oxydation von Sulfid entstandenen
Kaliumsulfates zur Geltung (in der Sodafabrikation bleibt das analoge Sulfat
bekanntlich als werthlose Beimengung bei dem Product), andererseits bedingt die
etwas gröſsere Flüchtigkeit der Kaliumverbindungen wiederum etwas gröſsere Verluste.
Immerhin wird bei guter Arbeit die Ausbeute in der Potaschefabrikation sich um 3 bis
5 Proc. günstiger gestalten als bei der Sodafabrikation. Theoretisch entsprechen 100
G.-Th. K2CO3 etwa
108 G.-Th. KCl; in der Praxis sind je nach der Beschaffenheit des
Fabrikationsbetriebes 120 bis 128 G.-Th. KCl von 95 bis 98 Proc. für 100 G.-Th.
Potasche von 95 bis 98 Proc. erforderlich.
Ausbeute und Verbrauch an Rohmaterialien gestalten sich im Groſsbetrieb, wie
folgt:
a) Es werden erhalten aus 100k
KCl von 95 bis 98 Proc. 116 bis 118k Sulfat und je
nach Einrichtung und Beschaffenheit der Condensationsapparate 90 bis 130k Salzsäure, auf 20° B. berechnet, bei einem
Brennmaterialverbrauch von 55k Steinkohle oder
etwa 25k Koke, je nach der Construction des
Sulfatofens.
b) Für 100k raffinirte Potasche
sind erforderlich:
142
bis
152k
Sulfat,
125
„
160k
Kalkstein (oder dem entsprechend Kreide u. dgl.)
225
„
320k
Steinkohle.
Der Steinkohlenverbrauch vertheilt sich ungefähr, wie
folgt:
Schmelzofen
70
bis
100k
Schmelzmischung
65
„
80
Calcinirofen für erstes Product
40
„
50
Calcinirofen für raffinirte
Potasche
30
„
40
Dampfkessel
20
„
50
–––––––––––––
225
bis
320k.
Hierzu treten unter Umständen für die Carbonisation etwa 10k Kokes.
Die folgende Berechnung, welche eine für Bezug der Rohmaterialien ziemlich günstig
gelegene gröſsere Fabrik mit guten Betriebsresultaten voraussetzt, gibt ein Bild von
den ökonomischen Verhältniſsen, unter denen die Potaschefabrikation arbeitet.
a) Darstellung
von Kaliumsulfat.
100k
Chlorkalium von 95 bis 98 Proc. frei Fabrik
13,50
M.
85k
Schwefelsäure von 60° B., bei Selbstdarstellung derselben zu 4,50 M.
für 100k
3,83
25k
Kokes zu 1,90 M. für 100k
0,48
Arbeitslohne
0,80
Reparaturen, Amortisationen, allgemeine
Kosten
0,80
19,41
M.
Producte: 117k Sulfat und 110k Salzsäure (auf
20° B. berechnet); wird die Salzsaure zu 0,50 M. für 100k verwerthet
0,55
––––––––––
so bleiben für 117k Sulfat
18,86
M.
––––––––––
somit kosten 100k Sulfat
16,12
M.
b) Darstellung
von Potasche.
147k
Sulfat zu 16,12 M. für 100k
23,70
M.
140k
Kalkstein zu 80 Pf. für 100k
1,12
275k
Kohlen zu 1,30 M. für 100k
3,58
Arbeitslohne
2,80
Reparaturen
1,00
Zinsen und Amortisationen
1,00
Allgemeine Kosten
1,60
Faſs
1,00
Verkaufskosten
1,00
––––––––––
36,80
M.
Product: 100k 95 bis 98 proc.
raffinirte Potasche.
Da die Preise der Rohmaterialien, sowie die allgemeinen Kosten u.s.w. nach Ort und
Zeit stets schwankend sein müſsen, so war eine gewisse Willkürlichkeit in der
Annahme derselben nicht zu vermeiden. Bei denselben Rohmaterialpreisen dürfte es
allerdings möglich sein, in einer in groſsem Maſsstabe arbeitenden Fabrik durch
rationelle Einrichtungen und sorgfältigen Betrieb den Selbstkostenpreis noch um etwa
3 M. für 100k herabzudrücken. Wenn es gelingt, bei
einmaliger Calcinirung fertige Handelswaare zu erzeugen, so wird hierdurch schon
eine Ersparniſs von etwa 2 M. für 100k erzielt.
Auf rationelle Feuerungsanlagen ist besonders Gewicht zu legen. Wenn in Staſsfurt
selbst die Potaschefabrikation nicht hat Fuſs fassen können, so dürfte dies
hauptsächlich dem Umstände zuzuschreiben sein, daſs der Gestehungspreis der bisher
in dieser Fabrikation als Brennmaterial ausschlieſslich verwendeten Steinkohle in
Staſsfurt ein zu hoher war. Die dort sehr billig zur Verfügung stehende Braunkohle
würde indessen bei Einrichtung von Gasfeuerungen, und speciell von
Regenerativ-Gasfeuerungen für die Schmelzöfen, sehr wohl verwendbar gewesen sein.
Der Beweis hiefür ist von Sodafabriken, die mit Braunkohle schmelzen, bereits
geliefert.
Der gegenwärtige Marktpreis von Potasche ist ein niedriger und von dem eben
berechneten Gestehungspreise nicht weit entfernt. Es bestehen auch verschiedene
Umstände, welche sämmtlich dahin wirken, daſs der Marktpreis der Potasche, von Ausnahmszeiten und
Conjuncturen natürlich abgesehen, sich nicht wesentlich über den Selbstkostenpreis
derselben erhebe. Diese Umstände sind folgende: 1) Der Bedarf an Potasche ist ein
beschränkter; dagegen ist bei dem fast unerschöpflichen Staſsfurter
Kalisalzvorkommen die Möglichkeit unbeschränkter Production, also auch einer
Ueberproduction dieses Artikels gegeben. 2) Die schlechte ökonomische Lage der
deutschen Sodaindustrie, welche in Folge der englischen Ueberproduction ein
chronisches Uebel zu werden droht, drückt ebenfalls die Potaschepreise, weil der
Sodafabrikant jeden Augenblick in der Lage ist, seine Einrichtungen mit geringen
Abänderungen zur Potaschefabrikation zu verwenden. 3) Die Concurrenz der deutschen
und französischen Rübenpotasche, welche aus einem Nebenproduct gewonnen wird und
deshalb im Stande ist, starke Preisrückgänge auszuhalten, trägt dazu bei, den
Marktpreis der Potasche auf einem niedrigen Stand zu erhalten. 4) Eine erhebliche
Ausfuhr deutscher Potasche nach England und anderen Ländern ist kaum in Aussicht zu
nehmen, weil die oft erörterten Umstände, welche die englische Sodaindustrie so sehr
bevorzugen und in gleicherweise der dortigen Potaschefabrikation zugut kommen, nicht
aufgewogen werden durch den etwas niedrigeren Gestehungspreis des Chlorkaliums,
welches überdies zu einer sehr billigen Fracht nach England gelangt.
Unter diesen Umständen werden die deutschen Potaschefabrikanten in Bezug auf
Ausdehnung ihrer Fabrikation eine weise Selbstbeschränkung üben müſsen, wenn sie
sich nicht den Schäden einer Ueberproduction aussetzen wollen. Eine vorsichtige und
allmälige Ausdehnung der deutschen Potaschefabrikation nach Leblanc's Verfahren, welche jetzt etwa 12000t (gegenüber einer ungefähren Gesammtproduction an Potasche von 50000t) liefert, dürfte dennoch möglich sein, da sowohl
die Production von Holzasche, als diejenige von Rübenasche, letztere in Folge der
Einführung des Osmose- und des Elutionsverfahrens, von Jahr zu Jahr abnehmen.