Titel: | Untersuchungen über die Verfälschung des käuflichen Butterschmalzes; von Dr. E. Meissl. |
Autor: | E. Meiſsl |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 229 |
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Untersuchungen über die Verfälschung des
käuflichen Butterschmalzes; von Dr. E.
Meiſsl.
Mittheilung aus dem Laboratorium der k. k.
landwirthschaftlich-chemischen Versuchsstation in Wien.
Meiſsl, Untersuchungen über Butterschmalz.
Die geschmolzene Butter, (Butterschmalz, Schmelzbutter, Schmalz, in Oesterreich auch
Rindschmalz genannt) bildet in Oesterreich, Süddeutschland und in der Schweiz einen
bedeutenden Handelsartikel; als solcher unterliegt sie viel häufiger als frische
Butter der Verfälschung mit anderen Fetten, die sich in diesem Falle durch einfaches
Zusammenschmelzen leicht bewerkstelligen und durch Ausführung im Groſsen
gewinnbringend gestalten läſst. Von den bisher vorgeschlagenen Methoden zur Prüfung
der Butter, die selbstverständlich auch für die Untersuchung der geschmolzenen
Butter Geltung haben, liegt nur der von Hehner
angegebenen eine richtige Voraussetzung zu Grunde. Die etwas umständliche Hehner'sche Methode wurde mehrfach abgeändert und
dürfte namentlich Reichert's vereinfachte Butterprüfung
(1879 231 478) die meiste Beachtung verdienen.
Bei der Durchführung vorliegender Untersuchungen, die sich auf 84 Fettproben
beziehen, kam Reichert's Verfahren zur Anwendung und
erwies sich dieses in der That als ein solches, welches bei aller Einfachheit in der
Ausführung doch eine für praktische Zwecke vollständig genügende Genauigkeit und
Sicherheit bot. Einige kleine Abänderungen dieses Verfahrens bestanden darin, daſs
zur Verkleinerung der Titrirungsfehler eine noch einmal so groſse Menge Fett, als
Reichert empfohlen hat, zur Anwendung kam, und daſs
ein schwächerer Alkohol bei der Verseifung benutzt wurde, um einem Verlust an
flüchtigen Fettsäuren durch Aetherification vorzubeugen. Weiter wurde anstatt des
lästigen Durchleitens von Luft während der Destillation ein ruhiges Sieden der
Flüssigkeit durch Beigabe von Bimssteinstückchen erzielt.
Das Verfahren, wie es hier zur Anwendung kam, ist folgendes: 5g geschmolzenes, vom Bodensatz (Wasser, Salze,
Caseïn) abgegossenes und filtrirtes Fett werden in einem etwa 200cc fassenden Kölbchen mit 2g festem Aetzkali (welches man sich als gleich
lange Stückchen vorräthig hält) und 50cc 70proc.
Alkohol unter Umschütteln am Wasserbade bis zum Verschwinden der öligen Tröpfchen
erhitzt und die klare Seifenlösung sodann bis zur vollständigen Verflüchtigung des Alkohols eingedampft. Den erhaltenen
dicken Seifenleim löst man in 100cc Wasser und
zersetzt ihn mit 40cc verdünnter Schwefelsäure (1
: 10). Das Kölbchen wird nun mit einigen Hanfkorn groſsen Bimssteinstückchen
beschickt, durch ein knieförmig gebogenes Kugelrohr mit einem kleinen Kühlapparat
verbunden und der Inhalt, der ohne zu stoſsen ruhig kocht, der Destillation
unterworfen; diese ist in etwa einer Stunde beendet und liefert auch bei raschem Gange
stets Schwefelsäure freie Destillate. 110cc des
Destillates werden in einem entsprechend cubicirten Kölbchen aufgefangen, dann
filtrirt und vom Filträte 100cc nach Zusatz einer
immer gleichen geringen Menge Lackmustinctur so lange mit Zehntel – Normal –
Kalilauge versetzt, bis die blaue Farbe der Flüssigkeit auch nach längerem Schütteln
sich nicht mehr verändert. Die Anzahl der verbrauchten Cubikcentimeter Kalilauge
muſs selbstverständlich um 1/10 vermehrt werden, um der Gesammtmenge des
Destillates zu entsprechen. Der zu verwendende Alkohol soll frei von flüchtigen
Säuren und Aldehyd, das Aetzkali nicht zu sehr mit Nitraten und Chloriden
verunreinigt sein, um nicht aus diesen Quellen im Destillat freie Säuren zu
erhalten. Aus diesem Grunde empfiehlt sich die Anstellung eines Controlversuches
ohne Hinzuthun eines Fettes und muſs derselbe ein säurefreies Destillat ergeben.
Die auf die beschriebene Weise untersuchten Fettproben erforderten zur Neutralisation
des Destillates die in der Tabelle S. 232 und 233 eingetragenen Mengen
Zehntel-Normal-Kalilauge.
Als Butteröl (Nr. 1 bis 4 der beigegebenen Tabelle) ist der flüssige Antheil des
Butterfettes zu verstehen, welcher durch Abpressen der geschmolzenen und bei 20°
erstarrten Butter erhalten wurde. Dieses bei 20° flüssige Fett hatte reinen
Buttergeschmack und Geruch, der feste und fast geruchlose Rückstand eine mehr Talg
ähnliche Beschaffenheit. Das Butteröl lieferte bei der Destillation erheblich mehr
flüchtige Fettsäuren als die ganze Butter – ein Umstand, welchen man vielleicht mit
Vortheil zur Entscheidung, ob eine vorliegende Butterschmalzprobe mit einem festen
oder flüssigen Fette verfälscht ist, wird benutzen können. Entsprechend der eben
erwähnten Thatsache fanden Dietzell und Kreſsner (Zeitschrift für
analytische Chemie, 1879 S. 83) nach Hehner's
Methode in einem aus einer geschmolzenen Butter freiwillig abgeflossenen Oele den
sehr niedrigen Gehalt von 85,2 Procent an festen Fettsäuren.
Die Fettproben 5 bis 56 sind theils reine Butterfette von bekannter Herkunft oder im
Laboratorium dargestellte Präparate, theils solche, deren Reinheit, trotz
unbekannter Abstammung, angenommen werden muſs, weil die zur Neutralisation der
betreffenden Destillate verbrauchte Menge Kalilauge innerhalb jener Gröſsen liegt,
die für die unzweifelhaft echten Butterfette gefunden wurden, oder denselben doch
sehr nahe kommt.
Die Menge der verbrauchten Cubikcentimeter Kalilauge schwankte bei den untersuchten
17 unzweifelhaft echten Butterfetten zwischen 27,0 bis 31,5 und betrug im Mittel
28,76, bei 35 als echt anzunehmenden Butterfetten zwischen 26,6 bis 31,8 und betrug
im Mittel 28,79, während als Mittel aus allen 52 Untersuchungen zusammen 28,78
gefunden wurde. Bei diesen 52 Untersuchungen wurden 35 Mal zwischen 28,0 bis 30cc,0 verbraucht.
Die Proben 57 bis 84 beziehen sich auf theils selbst erzeugte, theils aus dem Handel
bezogene Fettgemische oder solche animalische und vegetabilische Fette, die am
häufigsten zur Verfälschung des Butterschmalzes oder der Butter verwendet werden;
alle lieferten bei der Destillation bedeutend weniger, oft nur ganz geringe Mengen
flüchtige Fettsäuren.
Es läſst sich nicht die Gesammtmenge der flüchtigen Fettsäuren des Butterfettes durch
die Destillation mit Wasser gewinnen, wie schon Hehner
angab und Reichert bestätigte; doch geht, wenn man
gleiche Mengen Butterfett anwendet und gleiche Mengen Flüssigkeit abdestillirt,
dieselbe Menge flüchtiger Säuren in das Destillat über, was durch Controlanalysen,
deren Resultate höchstens um 0cc,4 von einander
abwichen, nachgewiesen werden konnte.
Gleichgiltig ist es, ob das zu untersuchende echte oder verfälschte Butterfett im
frischen oder stark ranzigen Zustande zur Untersuchung gelangt; denn als 2
Fettproben, eine echte und eine sogen. Spar-Butter (Oleo-Margarin, Kunstbutter), im frischen Zustande und dann nach 6 Wochen
langem Liegen bei Zimmertemperatur, im stark ranzigen Zustande zur Untersuchung
kamen, wurde im letzeren Falle blos 0,3 und 0cc,4
Kalilauge weniger verbraucht, eine Differenz, welche innerhalb der Fehlergrenzen
liegt. Dieser Versuch zeigt gleichzeitig, daſs beim Ranzigwerden der Butter nicht
flüchtige Fettsäuren gebildet werden, sondern, daſs das Auftreten dieser nur auf
einer Dissociation der in der Butter ursprünglich vorhandenen Glyceride dieser
Säuren beruht.
Mit Rücksicht darauf, daſs ein groſser Theil der im Handel befindlichen Schmelzbutter
unrichtiger Weise durch starkes Erhitzen der Butter über freiem Feuer erzeugt wird,
sonach eine Zersetzung und Verflüchtigung freier Fettsäuren nicht unwahrscheinlich
genannt werden kann, schien es angezeigt, auch den Einfluſs der Einwirkung höherer
Temperatur auf das Butterfett mit in Betracht zu ziehen. Es konnte festgestellt
werden, daſs auch eine länger einwirkende höhere Temperatur ohne Einfluſs auf das
Untersuchungsresultat ist; denn ein auf 170° vier Stunden lang erhitztes echtes
Butterfett ergab vor und nach dem Erhitzen Destillate von gleicher Acidität. In
beiden Fällen wurden 28cc,2 Kalilauge zur
Neutralisation verbraucht. Die Anzahl der verbrauchten Cubikcentimeter Kalilauge
nimmt, wie auch Reichert fand, proportional dem
steigenden Gehalte der Butter an fremden Fetten ab, und läſst sich demzufolge zur
Berechnung des Gehaltes eines Fettes an reinem Butterfett die Formel B = a (n – b) benutzen, wobei B die Procente reines Butterfett, n die Zahl der verbrauchten Cubikcentimeter
Zehntel-Normallauge, a und b Constanten bedeuten. Unter Zugrundelegung der von mir nach der
modificirten Methode erhaltenen Mittelzahl 28cc,8
für reines Butterfett und 3cc für andere Fette
(Nr. 79 bis 84) erhält man aus obiger Formel für B = 0,
b = 3 und für B = 100,
a = 3,875.
Nr.
Natur des Fettes
AbstammungoderBezugsquelle
110cc
Destillaterforden1/10 Normal-Kalilauge
Bemerkung
cc
1
Butterol
Im Laboratorium dargestellt
34,5
Abgepreſst von Nr. 13.
2
Desgleichen
Desgleichen
34,3
Desgleichen „ „15.
3
Desgleichen
Desgleichen
32,2
Desgleichen „ „38.
4
Desgleichen
Desgleichen
32,0
Desgleichen „ „42.
5
Geschmolzene Butter
Marktcommissariat Wien
31,8
Halbflüssig.
6
Desgleichen
Berl. Molkerei-Ausstell. 1879
31,5
Unzweifelhaft echt.
7
Desgleichen
Wiener Detailhandel
30,9
8
Desgleichen
Desgleichen
30,5
9
Desgleichen
Marktcommissariat Wien
30,5
10
Desgleichen
Desgleichen
30,4
11
Desgleichen
Desgleichen
30,3
12
Desgleichen
Berl. Molkerei-Ausstell. 1879
30,1
Unzweifelhaft echt.
13
Frische Butter
Schloſs Hagenberg, Oberosterr.
29,8
Unzweifelhaft echt. Feinste Theebutter.
14
Geschmolzene Butter
Marktcommissariat Wien
29,8
15
Frische Butter
Schloſs Hagenberg, Oberosterr.
29,6
Unzweifelhaft echt. Feinste Theebutter.
16
Geschmolzene Butter
Marktcommissariat Wien
29,6
17
Desgleichen
Berl. Molkerei-Ausstell. 1879
29,5
Unzweifelhaft echt.
18
Desgleichen
Wiener Kleinhandel
29,4
19
Desgleichen
Desgleichen
29,4
20
Desgleichen
Marktcommissariat Wien
29,3
21
Rahmfett
Laboratorium
29,3
Unzweifelhaft echt, mit Aether aus saurem Rahm extrahirt.
22
Geschmolzene Butter
Marktcommissariat Wien
29,2
23
Desgleichen
Desgleichen
29,2
24
Desgleichen
Wiener Kleinhandel
29,1
25
Desgleichen
Marktcommissariat Wien
29,0
26
Desgleichen
Desgleichen
29,0
27
Desgleichen
Wiener Backer
29,0
28
Desgleichen
Marktcommissariat Wien
28,9
29
Desgleichen
Desgleichen
28,9
30
Desgleichen
Berl. Molkerei-Ausstell. 1879
28,9
Unzweifelhaft echt.
31
Frische Butter
Schloſs Hagenberg, Oberosterr.
28,9
Unzweifelhaft echt. Feinste Theebutter.
32
Milchfett
Laboratorium
28,6
Unzw. echt. Aus frischer Milch mit Aether extrahirt.
33
Nr. 31 ranzig
Wie Nr. 31
28,6
Unzw. echt. Nr. 31 nach 6 Wochen langem Liegen.
34
Rahmfett
Laboratorium
28,5
Unzw. echt. Aus Rahm mit Aether extrahirt.
35
Geschmolzene Butter
Marktcommissariat Wien
28,5
36
Desgleichen
Desgleichen
28,4
37
Desgleichen
Desgleichen
28,3
38
Desgleichen
Laborat ausunzweifelh. echter Butter
28,2
Unzweifelhaft echt.
39
Vorige Probe
Desgleichen
28,2
Unzweifelhaft echt. Nr. 38 auf 170° erhitzt.
40
Geschmolzene Butter
Wiener Kleinhandel
28,2
41
Desgleichen
Marktcommissariat Wien
28,2
42
Frische Butter
Schloſs Hagenberg, Oberosterr.
28,1
Unzweifelhaft echt Feinste Theebutter.
43
Geschmolzene Butter
Wiener Kleinhandel
28,0
44
Desgleichen
Marktcommissariat Wien
28,0
45
Desgleichen
Desgleichen
28,0
Stark vom Lichte gebleicht.
46
Desgleichen
Desgleichen
28,0
47
Desgleichen
Wiener Bäcker
28,0
48
Desgleichen
Wiener Kleinhandel
27,5
49
Desgleichen
Berl. Molkerei-Ausstell. 1879
27,4
Unzweifelhaft echt. „Bayer. Naturschmalz“.
50
Desgleichen
Wiener Kleinhandel
27,2
51
Desgleichen
Desgleichen
27,1
52
Desgleichen
Berl. Molkerei-Ausstell. 1879
27,0
Unzweifelhaft echt. „Bayer. Naturschmalz“.
53
Desgleichen
St. Georgen, Steiermark
27,0
Unzweifelhaft echt.
54
Desgleichen
Wiener Kleinhandel
26,7
55
Desgleichen
Marktcommissariat Wien
26,7
56
Desgleichen
Desgleichen
26,6
57
Desgleichen
Bäcker in Wien
25,1
Enthält 85,6 Proc. reines Butterfett.
58
Desgleichen
Wiener Schmalzhändler
24,8
Mit 15,5 Proc. anderem Fett verfälscht.
59
Desgleichen
Wiener Kleinhandel
24,2
Mit 17,8 Proc. fremdem Fett verfälscht.
60
Desgleichen
Desgleichen
23,2
Mit 21,7 Proc. fremdem Fett verfälscht.
61
Desgleichen
Desgleichen
22,8
Mit 23,3 Proc. anderem Fett verfälscht.
62
25% Schweineschmalz, 75% geschmolz. Butter
Laboratorium
22,2
Gefunden 74,4 Proc. reines Butterfett.
63
Geschmolzene Butter
Wiener Kleinhandel
20,7
Mit 31,4 Proc. anderem Fett verfälscht.
64
Desgleichen
Desgleichen
20,3
Mit 33 Proc. anderem Fett verfälscht.
6566
DesgleichenDesgleichen
DesgleichenDesgleichen
20,220,2
Mit 33,3 Proc. anderem Fett verfälscht.
67
35% Kunstbutter, 65% reines Butterfett
Laboratorium
20,0
Gefunden 65,9 Proc. reines Butterfett.
68
Geschmolzene Butter
Kleinhändler
19,5
Mit 36,1 Proc. anderem Fett verfälscht.
69
Desgleichen
Desgleichen
18,8
Mit 38,8 Proc. fremdem Fett verfälscht.
70
Desgleichen
Desgleichen
18,7
Mit 39,2 Proc. fremdem Fett verfälscht.
71
Desgleichen
Groſshändler
17,2
Mit 45 Proc. anderem Fett verfälscht.
72
50% reines Butterfett, 50% Talg u.
Schweineschmalz
Laboratorium
16,3
Gefunden 51,5 Proc. reines Butterfett.
73
Sogen. Ia
Fabrikationsschmalz
Triest
11,2
Enthält 31,8 Proc. reines Butterfett.
74
33% reines Butterfett, 67% Rüböl und Talg
Laboratorium
11,6
Gefunden 33,3 Proc. reines Butterfett.
75
Sogen. IIa
Fabrikationsschmalz
Triest
9,9
Enthält 26,7 Proc. reines Butterfett.
76
25% reines Butterfett, 75% Schweineschmalz
Laboratorium
9,6
25,6 Proc. reines Butterfett gefunden.
77
Geschmolzene Butter
Wiener Kleinhandel
8,1
Enthält 19,8 Proc. reines Butterfett.
78
Sogen. IIIa
Fabrikationsschmalz
Triest
6,3
Enthält 10,8 Proc. reines Butterfett?
79
Sparbutter Oleo-Margarin-Butter
Sarg und Sohn in Wien
3,3
80
Beurrine (flüssige Butter)
Holland
3,2
Gereinigtes Rüböl, als Buttersurrogat verkauft.
81
Schweineschmalz
Wien
3,0
82
Nr. 79 ranzig
Wie Nr. 79
2,9
Nr. 79 nach 6 Wochen langem Liegen.
83
Schweineschmalz
Wien
2,8
84
Talg
Wien
2,9
Durch Substitution der für a und b gefundenen Werthe ergibt sich die Gleichung:
B = 3,875 (n
– 3),
d.h. man findet den Procentgehalt eines Fettes an reinem
Butterfett, indem man die um 3 verminderte Anzahl der verbrauchten Cubikcentimeter
Zehntel-Normallauge mit 3,875 multiplicirt.
Was nun die Beurtheilung anbelangt, ob eine Butter oder ein Butterschmalz verfälscht
sei, so kann nach den mitgetheilten Untersuchungsresultaten folgendes gefolgert
werden:
Ein Butterfett, dessen Destillat 27cc
Zehntel-Normal-Kalilauge und darüber zur Neutralisation verbraucht, ist unbedingt
als unverfälscht zu erklären. Der Verbrauch von weniger als 27 bis 26cc gestattet einen Zweifel an der Echtheit des
geprüften Butterfettes- man kann ein solches immerhin als verdächtig bezeichnen;
doch empfiehlt es sich, ein solches Product, welches nicht mit mehr als 10 Proc.
fremden Fetten versetzt sein dürfte, nicht zu beanstanden. Ein Verbrauch von 26cc sei als zulässiges Minimum zu betrachten,
welchem die Gröſse des Beobachtungsfehlers schon zu Gunsten angerechnet ist. Werthe
unter 26cc berechtigen dazu, die Verfälschung als
sicher anzunehmen. Eine nicht mehr als 10 Proc. betragende Verfälschung ist nicht
rentabel genug, und kommen in solchem Maſse verfälschte Butterfette, welche in der
Mehrzahl der Fälle wohl nur als verdächtige bezeichnet werden können, im Handel nur
selten vor. Häufig wird man aber auch eine fremde Beimischung, die 10 Proc. oder
auch noch weniger beträgt, mit Gewiſsheit nachweisen können, wenn das Butterfett,
bevor es der Verfälschung unterzogen, schon an und für sich ein an flüchtigen
Fettsäuren relativ armes war. Von den 59 Butterschmalzsorten, die als Proben von
Handelswaare zur Untersuchung kamen, waren es nur drei (Nr. 54, 55, 56 der Tabelle),
welche 26,6 bis 26,7cc Lauge erforderten und als
verdächtig gelten konnten. Das in der Tabelle zunächst folgende Butterschmalz Nr. 57
zeigte den Neutralisationswerth 25cc,1; es war
dies eine Probe, die von einem Wiener Bäcker an die Versuchsstation zur Untersuchung
eingesendet wurde. Als Untersuchungsresultat konnte dem Einsender bekannt gegeben
werden, daſs das Butterschmalz mit 15 Proc. fremden Fetten verfälscht sei, und
zeigte sich die Richtigkeit des Befundes dadurch, daſs der Händler die Verfälschung
ohne weiteres eingestand und sich einen entsprechenden Preisabzug gefallen lieſs.
Bemerkenswerth ist noch die Thatsache, daſs von den als verfälscht befundenen
Butterschmalzproben die gröſsere Menge dem Kleinhandel angehörte.
Mit Benutzung der vorliegenden Angaben, deren Vervollständigung von anderer Seite nur
erwünscht sein kann, wird Reichert's vereinfachte
Butterprüfung als eine der sichersten Methoden, welche dem Nahrungsmittel-Untersucher zur
Verfügung stehen, und als ein werthvolles Hilfsmittel für die Säuberung des
Lebensmittelmarktes die vollste Beachtung verdienen.
Wien, Juni 1879.