Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 318 |
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Zur Kenntniſs des Cementes.
(Fortsetzung des Berichtes S. 222 dieses
Bandes.)
Mit Abbildungen auf Tafel 30.
Zur Kenntniſs des Cementes.
Apparate zur Prüfung der Cementmörtel. H. Studt in
Mainz (*D. R. P. Nr. 264 vom 28. August 1877) hat den in
Fig. 8 und 9 Taf. 30
dargestellten Apparat construirt, welcher die directe Ablesung der Festigkeit in
Kilogramm für jedes Quadratcentimeter gestattet. Der Probeziegel a wird oberhalb und unterhalb des zu zerreiſsenden
Querschnittes von 5qc von zwei Klauen b und c gefaſst, von denen
die untere mittels eines Gelenkbolzens an der Sohlplatte befestigt ist, während die
obere Klaue an einem Bügel sitzt, welcher mit Hilfe der Stellschraube d gehoben werden kann. Die hierbei bis zum Eintritt des
Zerreiſsens ausgeübte Kraft wird in der Weise gemessen, daſs die Spitze der
Stellvorrichtung durch ein Kölbchen die Glycerinfüllung e eines Behälters zusammenpreſst. Die entstehende Spannung wird durch ein
aus zwei völlig getrennten Gehwerken bestehendes Doppelmanometer f in der Art angezeigt, daſs jede Scale direct die
zerreiſsende Spannung in Kilogramm für 1qc
abzulesen gestattet. Eine der Scalen ist mit einem Maximumzeiger versehen, der je
nach Beendigung eines Versuches auf Null zurückzudrehen ist. Die Scalen beider
Manometer sind durch directe Belastung bestimmt (vgl. *1877 224 487).
Bei Anwendung des Zerreiſsungsapparates von Gebrüder RiehlePolytechnic Review, 1878 S. 303. in
Philadelphia wird das in der Form b (Fig. 10
Taf. 30) hergestellte Probestück a von den zwei Klauen
c erfaſst und nach erfolgter Einstellung mittels
der Schraube e durch Verschieben der kleinen Gewichte
auf dem oberen Hebel zerrissen (vgl. *1871 199 260). Die
Zerreiſsungsfestigkeit wird direct abgelesen.
Um die Wasserdurchlässigkeit des Cemeutes zu prüfen, hat L. P. Raasche einen hydraulischen Dichtigkeitsmesser
construirt, der nach W. MichaelisDeutsche Töpfer- und Zieglerzeitung, 1879 S.
25. folgende Einrichtung hat. Der Apparat (Fig. 11
Taf. 30) ist mittels eiserner Klammern K auf einem
eichenen Bret B befestigt, welches wieder durch
Schrauben und Haken mit einer Wand verbunden wird. Der 0m,5 hohe kupferne, oben und unten geschlossene Cylinder C ist seitlich mit zwei Oeffnungen versehen, welche in die Röhren D und F ausmünden. Durch
letztere steht der Cylinder in Verbindung mit dem geschlossenen Manometer M und mittels des Dreiweghahnes H mit dem in 0cc,1 getheilten Rohr G, während das Messingrohr Q zu dem schwach conischen Metallcylinder R
führt, in welchem das zu prüfende Cementstück c mittels
der Schraube r festgehalten wird. Die Dichtung wird
durch einen getalgten Gummiring bewirkt. Mittels der Pumpe P kann man bei entsprechender Stellung des Dreiweghahnes k durch den Schlauch S
Wasser oder Luft in den Cylinder C pressen. Da die dem
Drucke ausgesetzte Fläche des zu prüfenden Cementmörtels genau 100qc beträgt und der Querschnitt von dem Cylinder
C 99mal so groſs ist als von G, so würde bei gezeichneter Stellung der Hähne das
Sinken des Wasserspiegels in G um 0cc,1 anzeigen, daſs das Wasser 0cm,1 tief in den Cement eingedrungen ist. Das
durchgesickerte Wasser wird in der Schale A
aufgefangen.
Dieser Apparat läſst zwar Drucke bis 10at zu, er ist aber theuer; Michaelis verwendet daher den nur bis 1at zulassenden Apparat Fig. 12
Taf. 30. Auf den tubulirten gläsernen Fuſs A mit
breitem abgeschliffenem oberem Rande wird ein genau aufgeschliffen er Messingring
B gesetzt, welchem mittels Gummiring das zu
prüfende Mörtelstück M von genau 20qc in Wirkung tretender Fläche und 1cm Stärke durch Einschrauben des Aufsatzes C dicht eingefügt wird; letzterer trägt die Meſsröhre
D, welche bis 200cc in 0cc,5 getheilt ist. Der Raum über
der Mörtelscheibe bis zum Nullpunkt der Meſsröhre wird durch das Trichterrohr T mit reinem Wasser gefüllt; dann wird der Quetschhahn
geschlossen. Nun wird durch eine mit dem Rohrstück b
verbundene Luftpumpe der Raum unter dem Mörtelstück ausgepumpt; der zweite Schenkel
a ist mit einem Manometer verbunden. Man kann dann
an der Meſsröhre für jede beliebige Zeiteinheit die den Mörtel durchdringende
Wassermenge für 20qc direct ablesen.
Besser noch scheint der in Fig. 13
Taf. 30 abgebildete Apparat von H. FrühlingThonindustriezeitung, 1879 S. 43 und
61. zu sein. Der mit einem breiten Rande versehene Kupferkessel a und der ebenfalls so hergerichtete Trichter b werden durch drei Schrauben mit Muttern passend
gestellt, um das mit einem Dichtungsringe von Gummi umgebene Probestück g aufzunehmen. Durch eine bis zur Mündung des Kessels
hinabreichende Röhre h wird derselbe mit derjenigen
Flüssigkeit gefüllt, deren Durchlässigkeit in Bezug auf den Mörtel man zu prüfen
wünscht. Der Druck wird durch Höher- oder Tieferstellen des mit Wasser oder
Quecksilber gefüllten Gefäſses A erzeugt. Da dasselbe
sich wie eine unter der Flüssigkeit mit der Mündung eingetauchte Flasche entleert,
auſserdem durch die passend angebrachten Quetschhähne ohne Störung des
Gleichgewichtes des
Name
Reiner Cement
1 Th. Cement und 2 Th. Sand
Unter WassererhärtetTage
An der LufterhärtetTage
Unter WassererhärtetTage
An der LufterhärtetTage
7
30
60
90
7
30
60
90
7
30
60
90
7
30
60
90
Prüfung auf Zugfestigkeit
1
35
52
40
48
30
40
36
38
13
17
20
23
15
23
24
37
2
33
26
46
33
24
34
52
29
17
19
27
19
20
33
38
33
3
30
37
47
39
25
43
49
48
6
11
13
15
10
17
21
26
4
14
39
33
53
26
49
63
66
17
21
21
34
18
27
30
42
5
23
28
34
43
18
34
32
48
11
16
15
20
12
22
21
21
6
25
43
39
34
29
44
41
44
14
20
17
20
16
27
19
31
7
26
49
48
49
26
44
48
52
10
21
25
27
12
28
31
39
8
17
33
28
47
14
36
28
39
7
13
14
19
8
17
16
22
9
17
22
23
25
14
22
28
27
9
13
17
19
8
13
21
20
10
13
17
23
20
16
23
29
30
3
6
8
10
5
7
10
11
11
13
19
22
26
15
31
27
30
8
9
10
10
11
15
16
10
12
29
39
43
50
27
39
42
48
13
19
24
25
15
22
27
31
13
9
13
20
23
14
20
26
27
8
11
14
16
12
14
18
20
14
26
36
42
44
27
37
46
48
10
15
17
18
13
21
28
31
15
29
38
38
56
37
44
59
64
18
23
28
32
20
29
35
40
16
40
54
59
66
43
49
54
60
20
23
25
27
23
29
37
40
1718
3937
6154
††
––
3832
5852
††
––
––
––
––
––
––
––
––
––
19
52
57
66
72
50
55
59
64
25
28
31
33
21
26
32
40
Prüfung auf Druckfestigkeit
1
264
361
373
394
296
358
364
389
159
161
205
208
123
171
216
221
2
260
284
376
390
282
280
357
381
99
155
201
218
97
195
224
239
3
157
242
272
335
183
240
260
345
97
129
155
185
99
141
175
200
4
197
245
373
383
193
234
352
373
159
197
199
214
168
195
210
240
5
140
178
185
209
134
190
193
214
113
134
157
165
111
147
169
174
6
230
248
301
305
226
254
338
321
129
147
165
171
139
161
176
182
7
206
240
287
303
221
237
289
323
121
129
146
158
129
157
164
168
8
153
219
224
244
166
210
219
252
102
113
124
141
120
134
154
142
9
121
176
194
226
123
179
299
230
63
90
112
114
57
88
107
121
10
78
94
113
114
82
107
125
131
52
68
75
84
54
81
90
107
11
139
154
185
223
149
216
236
252
100
103
111
116
134
162
192
209
12
275
363
401
437
280
371
417
456
129
162
191
204
138
171
201
225
13
72
115
155
183
95
138
184
226
52
75
102
122
78
107
138
168
14
233
320
370
385
235
335
367
383
107
137
145
159
121
165
178
193
15
285
334
388
406
311
359
401
436
105
120
147
168
124
153
177
216
16
359
413
476
512
378
435
484
521
130
170
205
248
148
205
239
264
1718
394297
477397
††
––
413332
482406
††
––
––
––
––
––
––
––
––
––
19
375
412
465
501
365
410
460
490
143
193
218
245
187
210
236
256
† Nach 28 statt nach 30 Tagen.
1 Stern. 2 Stettiner (Lossius und
Delbrück). 3 Wildauer. 4 Hermsdorfer. 5 Heidelberger. 6 Cement von Dr. Fr. Briegleb. 7 Lüneburger. 8 Beckumer. 9
Groscho-witzer. 10 Schmidt in Höxter. 11 Feege und Sonnet, Frankfurt a. M. 12 Beckumer, Marke
II. 13 Rigaer Romancement. 14 Rigaer Portlandcement. 15 Alsen in Itzehoe, Marke I.
16 Mercur. 17 Stettiner (Lossius und Delbrück), Marke
I. 18 Stettiner (Lossius und Delbrück) Marke II. 19
Alsen in Itzehoe, Marke II.
hydraulischen Druckes immer wieder gefüllt werden kann, so ist
es leicht ersichtlich, daſs man ein Probestück ohne Mühe Tage lang unter stets
gleichem Drucke und doch bei beliebig zu wechselnden Probeflüssigkeiten beobachten
kann. Auſser der leicht zu ermittelnden Höhe der Flüssigkeit in dem Wasser- oder
Quecksilberbehälter dient noch die in der unter dem Arbeitstische aufgestellten
Flasche befindliche Barometerröhre B zur stetigen
Ablesung des vorhandenen Druckes.
Dem Bericht von Böhme über die
Thätigkeit der Prüfungsstation für Baumaterialien an der Gewerbeakademie zu Berlin
entnehmen wir die auf S. 320 gegebene Zusammenstellung. Die in der ersten Tabelle
über die Zugfestigkeit bei 5qc Querschnitt
angegebenen Zahlen sind Kilogramm für 1qc und die
Mittel aus je 5 Versuchen; die in der zweiten über die Druckfestigkeit bei 10 : 10 :
6cm also 100qc gedrückter Fläche sind ebenfalls Kilogramm für 1qc Querschnitt, bei der Zerstörung des Stückes und
die Mittel aus je 5 Versuchen.
Nach L. ErdmengerThonindustriezeitung, 1879 8. 369.
ist die Herstellung einer gröſseren Zahl Normalproben ermüdend, für vergleichende
Versuche daher folgendes Verfahren zur Gewinnung sogen, lockerer Proben vorzuziehen,
die allerdings geringere Festigkeiten haben als die nach den Normen
hergestellten.
Eine 2cm dicke eiserne Platte,
die je nach der Gröſse 6 bis 12 Proben faſst, wird mit einem Stück Packpapier
belegt, auf welches dann die Formen möglichst dicht an einander gesetzt werden. Die
aus 1 Th. Cement und 3 Th. Sand bestehende Trockenmischung wird mit 12 bis 14 Proc.
Wasser angerührt und dieser also schon ziemlich dünne Brei gut in die Formen
eindrückt, ein wenig oben mit dem Spatel eingeklopft, lediglich um die Probe oben
glatt zu machen. Da hier wegen der Verdünnung der Mörtel beim Schlagen ausweicht, so
findet keine gröſsere Verdichtung statt, um so weniger, als nur einige Schläge
gegeben werden. Nachdem man alle Formen oder so viele, als die angerührte Masse
hergibt, eingefüllt hat, werden dieselben, ohne die Proben von der Stelle zu rücken,
nach einander abgezogen. Den Zusatz des Wassers, wähle man so, daſs dieses Abziehen
ganz geschwind und bequem von statten geht. Ist die Platte voll, so wird sie an den
Ort getragen, an welchem sie bis zur Abnahme der Proben, d.h. 24 Stunden, verbleiben
soll. Es wird darauf eine neue Platte hingelegt und so immer in der Weise
fortgefahren. Der Vortheil beruht hier also auſser in dem so schnellen Füllen und
Wiederabziehen der Form ohne Oeffnen vor Allem noch darin, daſs die Probe selbst bis
zum Einlegen in Wasser gar nicht berührt wird, nicht einzeln mit der Form versetzt
wird u. dgl. Da das Abziehen derartig feuchten Mörtels sehr bequem sich macht, die
Probe selbst aber gar nicht eher bewegt und erschüttert wird, bis sie (nach 24
Stunden) ziemlich fest ist, so können selbst ungeschickte Hände hier nicht leicht
etwas verderben.