Titel: Bracewell's Bleichkessel.
Autor: Kl.
Fundstelle: Band 233, Jahrgang 1879, S. 368
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Bracewell's Bleichkessel. Mit Abbildungen auf Tafel 37. Bracewell's Bleichkessel. Die Hochdruckbleichkessel wurden eingeführt, um die Zeitdauer des Kochens der Baumwolle abzukürzen, und zwar gibt es vier solcher Kochapparate, den Pendelbury'schen mit eigenem Siedekessel für die Bleichflüssigkeit und besonderem Kochkessel für die Baumwolle, den Barlow'schen mit zwei communicirenden Kochkesseln für die Waare, das combinirte Pendelbury-Barlow-System und das in Deutschland als Mülhauser System bekannte, bei welchem eine auſserhalb des Kochkessels befindliche Rotationspumpe den Umlauf der Bleichflüssigkeit im Innern des Kessels bewirkt. Letzteres System bietet den Vortheil, daſs es sich leicht aus einem schon im Gebrauch befindlichen eisernen Niederdruckkessel herstellen läſst, und leistet auch sonst ganz gute Dienste. Bei Neueinrichtungen hat sich der Barlow'sche Kessel am meisten Eingang verschafft, und da sich ihm der neue Bracewell'sche Kessel eng anschlieſst, so muſs eine kurze Besprechung desselben der Beschreibung des letzteren vorausgehen. Der Barlow'sche Hochdruckapparat besteht aus zwei dicht verschlossenen Kesseln A und B, in welche die Waare eingelegt wird. Angenommen, Kessel A enthalte die Bleichflüssigkeit und habe so lange gekocht, daſs es Zeit ist, die Flüssigkeit in den Kessel B hinüber zu treiben, so schlieſst man das Rohr, welches vom Deckel des Kessels A zum Boden des Kessels B führt, öffnet dagegen die entsprechende Verbindung zwischen dem Boden von A und dem Deckel von B und läſst die Bleichflüssigkeit durch den von oben in A eintretenden Dampf nach B hinüberdrücken, bis dieser Kessel mit der Flüssigkeit von oben gefüllt ist und ersterer keine solche mehr enthält. Dieses Füllen und Leeren von A und B wiederholt sich während der Kochzeit mehrere Male. Bracewell macht nun geltend, daſs das Ueberströmen der Flüssigkeit von einem Kessel zum anderen bis zu ½ Stunde Zeit beanspruche, daſs während des Hinüberdrückens der Flüssigkeit die oberen Schichten der eingelegten Waare des sich entleerenden Kessels längere Zeit der Einwirkung des Dampfes in halbtrockenem Zustand blosgelegt seien, also leicht im Faden geschwächt werden können. Ferner findet er eine Gefahr für die Festigkeit der oberen Schichten der Waare darin, daſs letztere beim Hinüberdrücken der Kalkflüssigkeit ungelöste Theile des Kalkes gleich einem Filter zurückhalten und dann beim Zutreten des Dampfes ohne Anwesenheit einer Flüssigkeit von der zurückgebliebenen Kalkschicht verbrannt, d.h. morsch werden. Endlich fürchtet er das stürmische Kochen in diesem Apparat, welches leicht ein Durcheinanderwerfen der Schichten der eingelegten Waare veranlassen kann. Der von Bracewell in Brinscell bei Manchester construirte Kochapparat soll diese Uebelstände vermeiden. Derselbe ist so eingerichtet, daſs ein Kessel für sich allein, oder auch zwei in Verbindung mit einander arbeiten. Er hat, wie aus Fig. 4 Taf. 37 ersichtlich, eine schwach conische Form, welche eben die eingelegte Waare, wenn sie durch das Kochen sich bewegen und heben wollte, in dieser Bewegung zurückhalten soll. Die Waare wird wie gewöhnlich eingelegt; auch sonst weicht die Bedienung des Kessels von der des Barlow'schen Kessels nicht ab. Ehe man die Bleichflüssigkeit in denselben eintreten läſst, verdrängt man zuerst die Luft durch einströmenden Dampf. Ist die Waare von der Flüssigkeit genügend überdeckt, das Mannloch geschlossen und alle Hähne geschlossen, so läſst man durch den Ventilhahn F den Dampf vorsichtig eintreten. Das Dampfrohr C (Fig. 5), in welches der Dampf von oben einströmt, ist von einem zweiten, guſseisernen Rohre D umgeben, welches oben ausgeschweift, unten ausgebaucht und mit einem Deckel verschlossen ist. Auf dem oberen Ende des Rohres D liegt eine Scheibe J lose auf, welche das Dampfrohr C umschlieſst und an demselben auf und nieder gleiten kann, während der Schirm K oberhalb der Scheibe J an dasselbe Dampfrohr C festgeschraubt ist. Vor dem Einlassen des Dampfes steht die Bleichflüssigkeit im Kessel und im Rohr C gleich hoch; durch den Dampf wird sie in letzterem nieder, in das äuſsere Rohr D hinüber- und hinaufgedrückt, hebt dort die Platte J und ergieſst sich in einem durch den Schirm K von oben begrenzten Strahl oder Sprudel über die eingelegte Waare. Dann senkt sich die Platte wieder, durch die Oeffnungen bei c dringt neue Flüssigkeit in das Rohr nach, um vom Dampf in die Höhe gedrückt von neuem die Platte J zu heben und wie zuvor auf demselben Weg und in derselben Form in den oberen Theil des Kessels zu gelangen. Indem sich die Platte ungefähr einmal in der Secunde hebt und senkt, verursacht sie ein fortgesetztes Klingen und zeigt eben dadurch das fortgesetzte, regelmäſsige Umlaufen und Kochen der Bleichflüssigkeit an. Der Kessel hat sich schon erprobt und wird der geringe Dampfverbrauch desselben, sowie das sichere, einfache und rasche Arbeiten mit demselben gerühmt. Er theilt sich überdies mit dem Mülhauser System in den Vortheil, daſs jeder im Gebrauch befindliche eiserne Bleichkessel durch blose Einfügung des Rohres D, bezieh. der Rohre C und D, sich für die Einführung des neuen Systemes verwenden läſst. Kl.

Tafeln

Tafel Tafel 37
Tafel 37