Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 387 |
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Zur Kenntniſs des Cementes.
(Fortsetzung des Berichtes S. 222 dieses
Bandes.)
Zur Kenntniſs des Cementes.
Den Verhandlungen der Generalversammlung des „Vereines
deutscher Cementfabrikanten“ vom 3. bis 5. Februar 1879 entnehmen wir
folgende Mittheilungen über die Normen für die Prüfung des
Cementes. Seitens des Handelsministers war eine CommissionDie Verhandlungen haben unter dem Vorsitz des Geh. Regierungsraths Reuleaux stattgefunden und es haben an
denselben auſserdem Theil genommen: Geh. Reg.- und Baurath Wiebe, Geh. Reg.- und Baurath Hagen, Reg.- und Baurath Zeidler, Reg.- und Baurath Kull, Reg.- und Baurath Leſshaft, Geh. Ober-Reg.- und Baurath Hartwich, Baurath Hobrecht und die
Cement-Fabrikaten Dr. Delbruck und
Commercienrath Topfer (Stettin).
eingesetzt zur Begutachtung der bekannten Normen für einheitliche Lieferung und
Prüfung von Portlandcement (1877 224 417). Nach
Mittheilung von Delbrück ist § 1 von der Commission in
der ursprünglichen Fassung der Normen angenommen; ein Antrag, den Cement nicht nach
Tonnen, sondern nach dem Gewicht zu handeln, wurde als unausführbar abgelehnt. Von §
2 wurde nur das Wort „immer“ gestrichen, der § 3 über die Volumbeständigkeit
des Cementes wurde jedoch einstimmig angenommen. In § 4 wurde der Rückstand auf dem
900-Maschen-Siebe von 25 auf 20 Procent herabgesetzt – eine Aenderung, die den
deutschen Fabriken um so weniger beschwerlich sein kann, als bei ihnen die Feinheit
der Mahlung ohnehin über diese Grenze hinausgeht. Zu § 5 war von Reuleaux und Töpfer der
Antrag gestellt worden, die Festigkeitsprobe auf den reinen Cement auszudehnen. Nach
längeren Verhandlungen fiel dieser Antrag und es wurde nur der Satz eingeschoben:
„Daneben empfiehlt es sich, zur Controle der gleichmäſsigen Beschaffenheit
der einzelnen Lieferungen auch die Festigkeit des reinen Cementes
festzustellen.“ Bei § 6, der mindestens 8k
Zugfestigkeit bei der Probe mit 3 Th. Normalsand verlangt, beantragte Reuleaux den Werth eines Cementes festzustellen durch
einen Quotienten aus Festigkeit und Preis. Der Antrag fiel, weil festgestellt wurde,
daſs man noch nicht im Stande sei, den wahren Werth
eines Cementes in kurzer Zeit zu bestimmen. Der Antrag, die 7-Tagesprobe als
maſsgebend aufzustellen, wurde verworfen und die 28-Tagesprobe als das mindeste
bezeichnet, was man fordern müsse. Um ferner dem Streben nach möglichst hoher
Anfangsfestigkeit entgegenzutreten, wurde statt des Antrages, die Minimalfestigkeit
der Probe mit 3 Th. Sand nach 28 Tagen von 8 auf 12k zu erhöhen, diese auf 10k festgesetzt
und dem Paragraphen folgender Schluſssatz angefügt: „Cement, welcher eine höhere
Festigkeit als 10k auf 1qc zeigt, gestattet in den meisten Fällen
einen gröſseren Sandzusatz und hat, aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, sowie
oft schon wegen seiner gröſseren Festigkeit bei gleichem Sandzusatz, Anrecht auf
einen entsprechend höheren Preis.“
Nachdem die Normen endgiltig von der Commission festgestellt waren, hat der
Handelsminister dem Vorstande des Cementfabrikanten-Vereines die revidirten Normen
mit der Mittheilung zugehen lassen, daſs er für die Lieferung von Cement die
Anwendung derselben verfügt habe. Der Verein deutscher Cementfabrikanten und der
deutsche Verein für Fabrikation von Ziegeln haben diese Fassung ebenfalls
angenommen.
Allgemein wurde bedauert, daſs das preuſsische Kriegsministerium inzwischen ein von
den Normen vielfach wesentlich abweichendes Prüfungsverfahren für die ihm
untergestellten Behörden aufgestellt habe. Bei Lieferungen soll der Zuschlag
erfolgen nach der Höhe eines Quotienten, dessen Factoren bestehen aus der
Festigkeit, dem Preis und der Mörtelausgabe des Cementes.
Nach Mittheilung von Goslich hat das
Kriegsministerium zur Prüfung der Mörtelausgiebigkeit folgendes Verfahren
vorgeschrieben: Es werden 100g Cement und 300g trockner Normalsand gemischt und in einem
Litergefäſs mit 76g Wasser zu Mörtel angerührt.
Ist derselbe nach 24 Stunden erstarrt, so ermittelt man, wieviel Cubikcentimeter
Wasser erforderlich sind, um das Litermaſs genau zu füllen. Die Anzahl derselben von
1000 abgezogen gibt das Volum des Mörtels.
Goslich hat nun zunächst das Gewicht von 1l reiner, trockner Quarzsande von solcher
Korngröſse bestimmt, wie sie durch zwei Siebe von 20 und 60, von 60 und 120 und von
120 und 256 Maschen auf 1qc erhalten wurden. Alle
drei Sandsorten gaben fast dasselbe Gewicht, nämlich 1430, 1435 und 1432g. Durch Nachfüllen von Wasser wurde dann für
dieselben die Gröſse der Hohlräume zu 455, 435 und 380cc bestimmt. Nun wurden mit diesen drei Sandsorten in der obigen Weise
Mörtelausgiebigkeitsproben gemacht und erhalten:
Sand
1
220
218
231
im
Mittel
219cc
„
2
233
233
221
„
„
232
„
3
234
236
232
„
„
234
Je gröber also der Sand ist, desto geringer ist, den gröſseren
Hohlräumen entsprechend, die Mörtelausbeute.
Es wurden ferner Versuche mit zwei verschiedenen Cementen gemacht, von denen 1l 1k,38 und 1k,26 wog; der schwere gab nach obiger Methode
219cc der leichte 225cc Mörtel. Die Beschaffenheit des Cementes hat
demnach auf die Mörtelausbeute so geringen Einfluſs, daſs bei der Werthbestimmung
eines Cementes seine Mörtelausgiebigkeit nicht in Rechnung gezogen werden kann.
Auch Schumann hat gefunden, daſs es
für Mörtelausgabe gleichgiltig ist, ob ein Cement leicht oder scharf gebrannt, fein
oder grob gemahlen sei. Er hat jedoch von einem leichten Cement etwas weniger Mörtel
erhalten als von einem gewöhnlichen, weil der feine Cement, um einen mauergerechten
Mörtel zu liefern, etwas weniger Wasser gebraucht als der gewöhnliche, auf 1000 Th.
nämlich 155 und 185 Th. Er hat ferner gefunden, daſs für alle Mörtel das Volum
gleich ist der Summe der Volume der Mörtelbestandtheile; für letztere ergaben sich
folgende specifische Gewichte (vgl. 1878 227 410):
Mörtelmaterial
SpecifischesGewicht
Portlandcement (6 verschiedene Sorten)
3,13
Hydraulischer Kalk von Aschaffenburg, zu Pulver gelöscht
2,78
Romancement von Staudach (Bayern)
2,75
Beckumer Wasserkalk, zu Pulver gelöscht
2,445
Traſs von Brohl
2,23
Weiſskalk, zu Brei gelöscht und bei 100° getrocknet
2,18
Rheinsand, durch ein Sieb von 5 Maschen auf 1qc abgesiebt
2,64
Grober Grubensand (fast reiner Quarzsand)
2,66
Feiner Grubensand
2,675
Wenn es sich nun darum handelt, für die Baupraxis, in welcher bekanntlich alle
Mörtelmaterialien dem Maſse nach angewendet werden, das Mörtelvolum zu bestimmen, so
läſst sich letzteres mit Hilfe der specifischen Gewichte leicht berechnen, sobald
man durch den Versuch für jeden Mörtelbestandtheil das Gewicht des angewendeten
Maſses ermittelt. Portlandcement ergab z.B. mit Rheinsand und den angegebenen
Wassermengen, für 1000k trocknen Mörtel berechnet,
folgende Mörtelvolume:
Mischungsverhältnis
Wasser auf 1000ktrockener Mischung
1000k
derMischung gebenMörtel
Cement
Sand
1 G.-Th.
1 G.-Th.
190l
539l
1
3
185
549
1
5
185
556
Entsprechend den specifischen Gewichten wächst demnach die
Mörtelausbeute mit steigendem Sandzusatz.
Weiter macht Schumann darauf aufmerksam, daſs 1hl eines guten, scharf gebrannten, aber nicht sehr
fein gemahlenen Cementes 150k, sehr fein gemahlen
aber nur 110k wiegen könne. Nach längerer
Verhandlung nimmt die Versammlung folgende Erklärung an: „Es erscheint
zweckmäſsig, das bauende Publicum darauf aufmerksam zu machen, daſs sich Maſs
und Gewicht des Cementes nicht decken und daſs man sich deshalb in jedem
einzelnen Falle über das gegenseitige Verhältniſs Klarheit zu verschaffen
habe.“
R. Dyckerhoff begründet dann folgenden Antrag: „Auf
Grund der Thatsache, daſs die Bindezeit eines Cementes von sehr wesentlichem
Einfluſs auf die Festigkeitsresultate ist, wolle der Verein beschlieſsen: Die
bei der Normalprobe ermittelte Festigkeitszahl kann nur unter Berücksichtigung
der die Festigkeit mitbedingten Bindezeit zur Werthbestimmung eines Cementes
dienen. Es soll daher bei Nennung von Festigkeitszahlen stets auch die Bindezeit
aufgeführt werden. Festigkeitszahlen ohne gleichzeitige Angabe der Bindezeit
sind, namentlich zum Vergleich verschiedener Cemente, nicht maſsgebend.“
Bei Aufstellung der Normen hat man sich schlieſslich dahin geeinigt, Cemente, welche
in weniger als 30 Minuten abbinden, als rasch zu
bezeichnen, und alle Cemente, welche längere Zeit erfordern, als langsam bindend zu betrachten. Die äuſserste Grenze der
Abbindezeit stellten die Normen dadurch fest, daſs die Probekörper mit 3 Th. Sand
nach 24 Stunden in Wasser gelegt werden können, ohne dadurch Noth zu leiden. Die auf
Grund der Normen inzwischen vorgenommenen umfassenden Prüfungen der verschiedenen
Cemente zeigen nun ganz unbestreitbar, daſs weitere Unterscheidungen bei den in den
Normen bisher einfach mit langsam bindend bezeichneten Cementen gemacht werden
müssen.
Die bei der Normalprobe erhaltene Festigkeitszahl ist neben den sonstigen
Eigenschaften: chemische Zusammensetzung, Brand, Feinheit der Mahlung u.s.w., noch
sehr wesentlich von der Bindezeit desselben abhängig, insofern diese Festigkeitszahl
bei einem und demselben Cement mit steigender Bindezeit wächst, vorausgesetzt, daſs
derselbe nicht durch schlechtes Lagern gelitten hat. So wird z.B. ein guter Cement,
der bei einer Bindezeit von 30 Minuten 10 bis 12k
aufweist, eine solche von 15 bis 18k erreichen,
wenn sich seine Bindezeit auf 6 bis 10 Stunden verlängert. Es ist ferner die
Erfahrung gemacht, daſs gute, richtig zusammengesetzte und richtig gebrannte, aber
minder langsam bindende Cemente nach längerer Zeit, oft auch schon nach 12 bis 25
Wochen, die anfangs höheren, langsamer bindenden Cemente an Bindekraft erreichen, ja
selbst übertreffen können. Aus Dyckerhoff's eigenen
Versuchen, sowie aus Erfahrungen in der Praxis ergibt sich, daſs der Cement, wenn rascher
bindend verarbeitet, seine höchste Festigkeit später erreicht, als wenn er langsam
bindend zur Verwendung kommt. Der Grund hierfür wird darin liegen, daſs bei
langsamem Cement sogleich eine dichtere Aufeinanderlagerung von Cement und Sand
stattfindet, wodurch in der ersten Zeit die Festigkeit eine höhere ist, während bei
rascherem Cement, bei welchem dieses dichte Aufeinanderlagern in Folge des früheren
Abbindens nicht in gleichem Grade möglich ist, durch den Erhärtungsproceſs eine
gleich dichte Verkittung von Sand und Bindemittel erst später erfolgt. Die bisherige
Ansicht, daſs der langsamere Cement, weil er höhere Bruchgewichte aufweise, unter
allen Umständen der bessere und werthvollere sei, ist daher nicht mehr zutreffend.
Wenn auch dem langsameren Cement in den Fällen, in denen er sich anwenden läſst, der
Vorzug zu geben ist, so erfordern doch Wasserbauten u. dgl. oft einen Cement von
mittlerer, ja selbst rascher Bindezeit; auch bei kühler und feuchter Herbst- und
Winterwitterung ist ein minder langsamer Cement vorzuziehen.
Nach längerer Verhandlung wird der Antrag von der Versammlung in folgender Fassung
angenommen: „Die bei der Normenprobe ermittelte Festigkeitszahl kann nur unter
Berücksichtigung der die Festigkeit mit bedingenden Bindezeit zur
Werthbestimmung eines Cementes dienen. Es soll daher bei Nennung von
Festigkeitszahlen stets auch die Bindezeit aufgeführt werden.“
Einfluſs der Beschaffenheit des Sandes auf die Festigkeit
des Cementmörtels. F. Schott berichtete auf der mehrfach erwähnten
Versammlung über Versuche, um den Einfluſs der chemischen Zusammensetzung, der
mechanischen Beschaffenheit und der verschiedenen Verunreinigungen des Sandes
festzustellen. Zunächst wurde der in Heidelberg zu Bauzwecken benutzte gelbe, magere
Lehm getrocknet, zerrieben und durch ein Sieb von 5000 Maschen auf 1qc von Sandkörnern befreit dem Cement zugesetzt.
Es ergaben sich folgende Resultate:
Mischung in Gramm
LehmgehaltProc.
Absolute Festigkeit, k auf 1qc
gefunden
berechnet *
Cement
Lehm
nach7 Tagen
nach28 Tagen
nach7 Tagen
nach28 Tagen
2000
–
–
24,5
41,2
–
–
2000
300
13,0
23,5
38,9
21,3
35,8
2000
500
20,0
17,0
36,0
19,6
33,0
2000
1000
33,3
15,7
28,8
16,3
27,5
*Aus der Festigkeit des reinen Cementes, jene des Lehmes
gleich 0 gesetzt.
Es wurde nun ein in Heidelberg benutzter Quarzsand gewaschen und, durch Absieben von
allen mehr als 3mm groſsen Körnchen befreit, allein oder mit Lehm
gemischt verwendet. Die Probekörper, nach Art der Normen hergestellt, gaben folgende
Festigkeiten:
Mischungs-verhaltniſs
Mischung in Gramm
Lehmgehaltdes
SandesProc.
Absolute Festigkeitk auf 1qc
Cement
Sand
Lehm
nach7 Tagen
nach28 Tagen
1 : 3
250
750,0
–
–
8,7
16,5
250
731,3
18,7
2½
8,7
17,9
250
712,5
37,5
5
10,0
18,8
250
693,8
56,2
7½
10,0
19,1
250
675,0
75,0
10
8,7
17,0
1 : 5
333
1667,0
–
–
6,0
10,1
333
1625,3
41,7
2½
6,0
10,4
333
1584,0
83,0
5
5,8
10,1
333
1542,0
125,0
7½
5,8
11,6
333
1501,0
166,0
10
5,9
12,6
Also scheinbar wurde durch einen Lehmgehalt des Sandes die
Festigkeit des Cementmörtels erhöht. Nach Schott ist
dieses auffallende Resultat durch die nach seiner Ansicht fehlerhafte, nach
Gewichtsverhältnissen gemachte Mischungsmethode bedingt. Er hält es für richtiger,
daſs der Cement gewogen, der Sand aber gemessen wird.
Schott hat ferner Untersuchungen über die Festigkeiten,
welche die aus verschiedenen natürlichen Sanden hergestellten Normalsande mit einem
bestimmten Cement gaben, angestellt. Derselbe Cement ergab nach der Normenprüfung
mit 3 Th. Normalsand nach 28tägiger Erhärtung unter Wasser mit Normalsand aus:
k
Heidelberg
15,3
Stuttgart
13,1
Straſsburg I
11,0
Straſsburg II
14,4.
Solche groſse Abweichungen stellten sich heraus bei
Normalsanden, die sämmtlich aus Quarzsand hergestellt waren.
Dyckerhoff hat dagegen keine
erheblichen Unterschiede mit verschiedenen Sanden finden können. Auch Böhme hat bei Normalsand aus Stettiner und märkischem
Sande keine Verschiedenheit gefunden. Weitere bezügliche Versuche sind daher
nothwendig (vgl. 1878 230 73).
Ueber den Einfluſs der Beimischung von
Kalk zu Cementmörtel bei Anwendung zu Hoch- und Wasserbauten. Nach dem
Vortrage von R. Dyckerhoff liefert guter Portlandcement
mit hohem Sandzusatz, z.B. 6 oder 7 Th., einen Mörtel, dessen Festigkeit für viele
Zwecke vollkommen ausreicht. Solcher Mörtel wird aber kaum angewendet, da derselbe
zu kurz und kaum zu verarbeiten ist, auch zu wenig Adhäsion am Stein besitzt. Da nun
ein Zusatz von Fettkalk Cementmörtel mit hohem Sandzusatz zur Verarbeitung geeignet
macht, so wurden Versuche über den Einfluſs eines Zusatzes von Kalkbrei auf Cementmörtel vorgenommen. Die
Zugfestigkeit wurde ganz nach dem Verfahren der Normen ermittelt und der
Wasserzusatz bei sämmtlichen Proben so bemessen, daſs der Mörtel, nach dem
Normenverfahren eingeschlagen, stets dieselbe Consistenz hatte. Um zur Bestimmung
der Druckfestigkeit die Probekörper auf gleiche Weise anfertigen und behandeln zu
können, wurde eine andere Form, als die meist übliche Würfelform benutzt, weil sich
zeigte, daſs das Verhalten zwischen Zug- und Druckfestigkeit bei Cementen, auch bei
verschiedenen Bindezeiten, sich nur dann constant ergab, wenn für Zug und Druck
möglichst gleichartige Probekörper hergestellt wurden.
Statt der bekannten Normenform wurde daher für die Bestimmung der Druckfestigkeit
die Kreisform von gleicher Höhe wie die Normenform (22mm,5) und 404° Oberfläche aus zwei halbkreisförmigen Theilen bestehend
gewählt, die mittels eines federnden Bügels zusammengehalten werden. Wenn auch für
Bausteine u. dgl., deren Festigkeit nicht von der Bearbeitung abhängig ist, die
Würfelform die richtige Form zu vergleichenden Druckfestigkeits-Bestimmungen ist, so
dürfte bei Mörtel doch die angegebene Form geeigneter sein, weil sie ohne
Schwierigkeit gestattet, alle Probekörper in der gleichen Weise zu bearbeiten, zumal
es sich bei der Prüfung nur um Feststellung verhältniſsmäſsig richtiger Zahlen
handelt. Letzteres ist aber vor allem zu erstreben, weil die Festigkeit der Mörtel
wesentlich von der Behandlung derselben abhängig ist.
Eine gröſsere Anzahl von Versuchen mit der beschriebenen Kreisform hat nun ergeben,
daſs bei den verschiedensten Cementen die Druckfestigkeit etwa das 20fache der nach
dem Normverfahren ermittelten Zugfestigkeit beträgt. Daſs sie hier das 20fache
gegenüber dem 10fachen, ermittelt an Würfeln, ist, liegt hauptsächlich an der
plattenförmigen Gestalt der Probekörper. Bei Mörtel mit sehr hohem Sandzusatz
scheint indeſs diese Verhältniſszahl etwas geringer zu sein. Die von Anderen
beobachteten Schwankungen in dem Verhältniſs von Zug- und Druckfestigkeit ist auf
Unregelmäſsigkeiten bei der Anfertigung groſser Würfel zurückzuführen. Andere Mörtel
gaben abweichende Verhältnisse zwischen Zug- und Druckfestigkeit. Traſsmörtel aus
gleichen Volumtheilen Traſs, hydraulischem Kalk und Sand gaben z.B. das 12fache,
Cementkalkmörtel mit hohen Kalkzusätzen das 20 bis 30fache der Zugfestigkeit.
Derartige Mörtel können somit nicht nach ihrer Zugfestigkeit beurtheilt werden.
Zur Bestimmung der Adhäsion der Mörtel am Stein wurden je 2 Ziegelsteine kreuzweise
mit einander verkittet; die verkittete Fläche betrug 144qc. Zu jedem Versuch dienten 200cc des
zu einem steifen Brei angemachten Mörtels und wurden die Ziegelsteine mit Hilfe der
Wasserwage immer parallel mit einander vermauert oder verkittet. Die Ziegelsteine
wurden von möglichst gleicher Qualität ausgewählt
Mischung
Zugfestigkeitk für 1qc
Druckfestigkeitk für 1qc
10 Zugprobekörperwiegen
Gramm
10 Druckprobekörperwiegen
Gramm
Bemerkungen
G.-Th.
3 Th.Sand
5 Th.Sand
6 Th. Sand
7 Th. Sand
8 Th. Sand
3 Th.Sand
5 Th.Sand
6 Th.Sand
7 Th.Sand
8 Th.Sand
3 Theile Sand
5 Theile Sand
6 Theile Sand
7 Theile Sand
8 Theile Sand
3 Theile Sand
5 Theile Sand
6 Theile Sand
7 Theile Sand
8 Theile Sand
Cement
Kalk
1 Woche
4 Wochen
1 Woche
4 Wochen
1 Woche
4 Wochen
1 Woche
4 Wochen
1 Woche
4 Wochen
4 Wochen
4 Wochen
4 Wochen
4 Wochen
4 Wochen
1
–
11,0
15,8
5,7
9,7
3,9
6,4
–
–
–
–
338,9
164,5
108,9
–
–
1510
1445
1400
–
–
1972
1880
1849
–
–
Der Cement hatte 4½ StundenBindezeit
und 5,5 Proc. Rück-stand auf dem 900-Maschensieb.
1
⅛
11,9
16,6
7,7
11,2
–
–
–
–
–
–
387,2
213,4
–
–
–
1540
1455
–
–
–
2004
1940
–
–
–
1
¼
12,8
18,2
7,2
10,6*
6,0
10,2
–
–
–
–
442,2
224,4
176,0
–
–
1570
1490
1460
–
–
2030
1960
1937
–
–
1
⅜
–
–
6,7
9,8
5,9
9,3
4,4
8,4
–
–
–
254,1
174,4*
145,2
–
–
1532
1490
1450
–
–
1986
1950
1925
–
1
½
–
–
5,5
9,0
5,6
9,4
5,0
7,0
3,2
6,1
–
239,8
190,9
136,4*
115,5
–
1522
1512
1475
1450
–
2000
1976
1936
1870
1
¾
–
–
–
–
5,3
8,1
4,2
6,4
2,7
5,2
–
–
247,5
178,2
129,8
–
–
1535
1523
1490
–
–
2000
1974
1930
1
1
–
–
–
–
–
–
–
–
2,5
5,4
–
–
–
–
131,5
–
–
–
–
1505
–
–
–
–
1936
Unter Kalk ist trockenes Kalkhydrat zu verstehen, von welchem 1 G.-Th. ungefähr 2
G.-Th. Kalkbrei entspricht.
Die Mischungen von 1/2 und mehr Theilen Kalk blieben an der Luft.
Die mit * bezeichneten Zahlen scheinen in Folge von Operationsfehlern zu niedrig zu
sein.
und waren vorher mit Wasser getränkt. Diese Proben erhärteten
an der Luft und wurden einmal und zwar nach 7 Tagen genäſst. Bei der Prüfung wurde
das Probekreuz auf zwei eiserne Träger so aufgelegt, daſs der untere nunmehr frei
hängende Stein mit Hilfe eines auf denselben gesetzten Bügels durch directe
Belastung abgerissen, bezieh. abgedrückt werden konnte.
Die in der Tabelle S. 394 zusammengestellten Versuchsergebnisse zeigen, daſs mit
einem geringen Zusatz an Fettkalk anfangend bei den angegebenen
Mischungsverhältnissen Zug- und Druckfestigkeit erhöht werden, daſs magere
Cementmörtel bei steigendem Kalkzusatz bis zu einer gewissen Grenze dichter und
damit auch fester, daſs aber fette Cementmörtel durch Kalkzusatz verschlechtert
werden. Geht man mit dem Kalkzusatz noch höher, so verringern sich Dichtigkeit und
Festigkeit, wie die Ergebnisse folgender Versuchsreihe nach 28tägiger Wasser
erhärtung zeigen:
Mischungsverhältniſs
Zugfestig-keitk für 1qc
Gewicht von10 Probe-körpern
Druckfestig-keitk für 1qc
Gewicht von10 Probe-körpern
Bemerkungen
g
g
1 Cement5 Sand
8,0
1462
136,4
1930
Bindezeit des Cementes45 Minuten.
„ und ¼ „ „ ½ „ „
¾ „ „ 1 „ „ 1½
Kalkhydrat
9,18,57,76,96,6
15121540152515181480
162,3207,9188,1169,4116,1
19752015200419981955
Rückstand auf dem900-Maschen-Siebe7,5
Proc.Der Sand war gewölin-licher Rheinsand.
In noch höherem Maſse als die Druckfestigkeit wird bei mageren Cementmörteln die
Adhäsion zum Stein gesteigert (vgl. 1878 230 144), wie
folgende Versuche zeigen:
Mischung in Gewichtstheilen
k für 144qcKittfläche
Bemerkungen
Cement
Sand
Kalk-hydrat
1 Woche
3 Wochen
111
357
––½
64,018,862,2
90,528,384,7
Der Cement hatte 2½ St. Binde- zeit und 6,8 Proc.
Rückstand auf dem 900-Maschensieb. Die Normenprobe ergab
16k.
Somit bilden diese Cementkalkmörtel ein schätzbares
Baumaterial, welches den hydraulischen Kalk und Traſsmörtel bezüglich der Festigkeit
weit übertrifft. Auch der Preis ist ein sehr mäſsiger, wie folgende Berechnung eines
Mörtels aus 1 G.-Th. Cement, ½ G.-Th. Kalkhydrat und 7 G.-Th. Sand, welcher mit
bestem Erfolg selbst bei Frostwetter angewendet wurde, zeigt:
70k
Portlandcement = 50l
3
M.
50
Pf.
35k
Kalk oder 70k Kalkbrei = 50l
–
50
490k
Sand = 3hl,5
–
98
––––––––––––––––
4
M.
98
Pf.
Somit kosten 100k Mörtel 84
Pf., oder da 1000k trockene Mischung 576l Mörtel geben, so kostet 1cbm 14 M. 58 Pf.