Titel: | Ueber Neuerungen in der Zuckerfabrikation. |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 406 |
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Ueber Neuerungen in der
Zuckerfabrikation.
Ueber Neuerungen in der Zuckerfabrikation.
Statistik der deutschen Zuckerindustrie. In den
hauptsächlichsten Rüben bauenden Gegenden Deutschlands stellte sich nach dem Monatsheft zur Statistik des Deutschen Reiches, 1819
S.49 der durchschnittliche Rübenertrag für 1ha (in Centner zu 50k) in den letzten 7
Jahren folgendermaſsen:
1871
1872
1873
1874
1875
1876
1877
Mittel-deutschesProductions-gebiet
Provinz SachsenHerzogtum Anhalt „
BraunschweigProvinz HannoverThuringen
427,8418,7416,5368,3373,3
510,9495,5568,4590,8393,5
556,8553,4589,1627,2490,8
379,4332,2552,1539,6352,6
589,6512,3715,2633,4442,9
525,0528,6520,1474,1397,0
567,6569,6554,7485,2468,1
Odergebiet
Provinz Schlesien „ Brandenburg „
Pommern
282,7339,5247,1
480,2452,5456,1
363,3602,0469,2
400,5510,3411,6
547,2671,2470,9
418,0488,6360,1
498,3626,2503,2
Rheinlande
414,4
420,9
488,1
513,0
567,3
519,5
535,8
Wurttemberg und Baden
448,5
483,7
421,3
538,5
520,4
415,4
490,8
Im Durchschnitt des ganzen Zollgebietes
408,3
508,8
544,8
411,9
586,5
504,0
548,3
Das Verhältniſs des Selbstbaues zum Zukauf der Rüben von Landwirthen, welche nicht
selbst bei der Zuckerfabrikation betheiligt sind (vgl. 1878 230 444), zeigt, daſs die Fabrikanten einen möglichst groſsen Theil ihres
Rübenbedarfes selbst zu gewinnen suchen, da es ihnen darauf ankommen muſs, eine
mäſsig schwere, aber möglichst Zucker
Namlich in
Unter je 100 Centner verarbeiteter Rüben
waren
selbstgebaute
zugekaufte
1873/74
1874/75
1875/76
1876/77
1877/78
1873/74
1874/75
1875/76
1876/77
1877/78
Provinz Sachsen „ Hannover „
BrandenburgHerzogthum Braunschweig
„ AnhaltThüringenDagegen:Provinz
Pommern „ Schlesien „
RheinlandSuddeutschland
78796181777732253635
83826185838031264033
82766388797529252534
82806687807929252438
81856488798133262544
22213919232368756465
17183915172069746067
18243712212571757566
18203413202171757662
19153612211967747556
Im Durchschnitt des ganzen Zollgebietes
68,6
69,2
68,2
70,1
70,2
31,4
30,8
31,8
29,9
29,8
haltige Rübe zu gewinnen. Wie die Aufstellung (S. 406 unten)
zeigt, machen die Rheinlande hiervon eine Ausnahme, weil es hier nicht möglich ist,
gröſsere zusammenhängende Landflächen zu kaufen oder zu pachten. Nachfolgende
Tabelle gibt für die letzten 8 Jahre eine Uebersicht des Gesammtbetriebes (vgl. 1877
223 211):
Jahr
ZahlderFabriken
Menge derverarbeitetengrünen
RübenCentner
Menge
desgewonnenenRohzuckersCentner
Durchschnittl.Rübenverbrauchzu 1k Zucker
Aus 100k
Rüben wurdengewonnen
Rohzuckeraller Producte
Melasse
1870/71
304
61012912
5259734
11,6
8,62
2,60
1871/72
311
45018363
3728838
12,1
8,28
2,84
1872/73
324
63631015
5251021
12,1
8,26
2,88
1873/74
337
70575277
5820813
12,1
8,25
3,00
1874/75
333
55134902
5128247
10,7
9,30
3,54
1875/76
332
83225683
7160964
11,6
8,60
3,22
1876/77
328
71000731
5788453
12,27
8,15
3,13
1877/78
329
81819360
7560181
10,82
9,24
3,00
Wie sehr das Diffusionsverfahren die übrigen Saftgewinnungsverfahren verdrängt, zeigt
folgende Zusammenstellung:
Campagne-jahr
Gesammtzahl der imBetrieb
gewesenenFabriken
Hiervon gewannen den Satt mittels
Pressens
Macerirens
Ausschleuderns
Diffusion
1871/72
311
216
25
18
52
1872/73
324
220
26
15
63
1873/74
337
214
31
12
80
1874/75
333
181
30
9
113
1875/76
332
137
29
9
157
1876/77
328
98
23
10
197
1877/78
329
81
16
8
224
Die Vorzüge des Diffusionsverfahrens lassen sich auch zahlenmäſsig nachweisen durch
Gegenüberstellung der bezüglichen Betriebsresultate derjenigen Fabriken, welche mit
Diffusion arbeiten und derjenigen, welche andere Saftgewinnungsverfahren haben.
Campagnejahr
Aus 100k
versteuerter Rübenwurden gewonnen
Aus 100k
Füllmassewurden erzielt:
ZurDarstellungvon 1kRohzuckerRüben
er-forderlich
Füllmasse
RohzuckerallerProducte
Melasse
RohzuckerallerProducte
Melasse
k
k
k
k
k
k
Diffusion
1872/731873/741874/751875/761876/771877/786jähr.
Durchschnitt
11,9012,0413,6812,2911,5712,8912,40
8,398,559,598,748,239,438,82
3,183,363,723,383,243,073,33
70,4671,0470,0471,1371,1773,1871,17
26,6927,8827,2127,5427,9523,7926,84
11,9211,6910,4311,4412,1410,6011,37
AndereVerfahren
1872/731873/741874/751875/761876/771877/786jähr.
Durchschnitt
11,6111,5413,1011,8211,1111,7411,82
8,218,139,088,437,568,668,35
2,712,863,403,002,912,812,95
70,7170,4669,3571,3271,4373,7671,17
24,0324,8125,9725,4426,2023,9225,06
12,1812,3011,0111,8612,5311,5511,91
Einer Tabelle, in welcher die Production, Einfuhr und Ausfuhr von Zucker., sowie die
zum einheimischen Verbrauch verbleibenden Mengen im Ganzen und auf den Kopf der
jeweiligen Bevölkerung (vgl. 1878 227 320) berechnet vom
J. 1841 bis jetzt dargestellt sind, entnehmen wir folgende Angaben:
Jahr
Rohzucker
Summe derProductionund
Einfuhr
AusfuhrvonRohzucker
Nach Abzugder Ausfuhrverbleiben
zurConsumtion
Zuckerver-brauch aufden Kopf
derBevölkerung
Production
Einfuhr
Centner
Centner
Centner
Centner
Centner
k
1871/72
3728363
995106
4723469
288086
4435383
10,9
1872/73
5251021
548827
5799848
369443
5430405
13,3
1873/74
5820813
594203
6415016
456932
5958084
14,0
1874/75
5128247
568930
5697177
240250
5456927
13,0
1875/76
7160964
426489
7587453
1147820
6439633
15,3
1876/77
5788453
258709
6047162
1243900
4803262
11,3
1877/78
7560181
179779
7739960
1980238
5759722
13,4
1841 bis 1843
241814
1142586
1384400
50255
1334145
4,8
Letztere Angabe im dreijährigen Durchschnitt der
Kalenderjahre.
In nachfolgender Tabelle ist der Bruttoertrag der Productionssteuer für Zucker mit
dem Steuerertrag nach Abzug der Ausfuhrvergütungen und unter Hinzurechnung der
Eingangszölle für eingeführten fremden Zucker zusammengestellt:
Jahr
MarkProductions-steuer
Mark Steuerertrag
Gesammt
Für den Kopf derBevölkerung
1877/78
65455491
49969400
1,18
1876/77
56800570
48764955
1,15
1875/76
66580546
63364069
1,51
1874/75
44107920
49683727
1,22
1873/74
56460222
60642729
1,49
1872/73
50904813
54985878
1,34
1871/72
36012691
44637000
1,09
Schlieſslich möge noch eine Zusammenstellung der i. J. 1878 im Betrieb gewesenen
Zuckerraffinerien und des in denselben verarbeiteten Rohzuckers (in Centner zu 50k) folgen:
Verwaltungsbezirke
Zahl derZucker-raffinerien
Menge des verarbeiteten Rohzuckers
Colonialzucker
Rübenzucker
Zusammen
PreuſsenBayernSachsenWürttembergBadenBraunschweigAnhalt
44 5 1 4 2 5 3
3699––––––
3017021 361488 13000 158180 172527 514014 184724
3020720 361488 13000 158180 172527 514014 184724
Zusammen
64
3699
4420954
4424653
Im J. 1877
68
3572
3629932
3633504
Ueber Zucht und Keimkraft des Zuckerrübensamens liegen
einige neue ArbeitenOrgan des Vereines für Rübenzuckerindustrie der
Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie, 1878 S. 456. 777. 1879 S.
43. 451. Neue Zeitschrift für
Rübenzuckerindustrie, 1879 S. 145. 381. vor, von denen
wir folgendes entnehmen. A. Petermann untersuchte die
Keimkraft verschiedener Samen. Zunächst wurden von den folgenden drei Spielarten je
50 Kerne in destillirtes Wasser gelegt, dann in den Nobbe'schen Keimapparat
gebracht; dabei ergab sich im Durchschnitt von 2 Versuchen:
Vilmorin
Magdeburger
Grünköpfige
Kerne
Keime
Kerne
Keime
Kerne
Keime
Nach 3 Tagen
11
13
5
5
9
11
„ 5 „
18
25
14
25
11
23
„ 8 „
22
40
36
43
21
40
„ 10 „
42
85
42
83
37
68
„ 14 „
45
97
42
89
39
72
Keimkraft
90
84
78 Proc.
Keime auf 100 Kerne
194
178
144
1 Kern gibt durchschn.
2,18
2,12
1,85 Keime.
Dann wurden drei Sorten untersucht, die eine sehr bedeutende Keimkraft und eine
ausnahmsweise groſse Anzahl von Keimen besaſsen; 50 Kerne lieferten:
Magdeburger
Breslauer
Imperial
Kerne
Keime
Kerne
Keime
Kerne
Keime
Nach 2 Tagen
5
9
6
12
4
–
„ 5 „
20
42
12
40
5
–
„ 8 „
42
78
18
72
9
–
„ 10 „
44
80
36
120
42
–
„ 14 „
45
87
40
138
49
207
Keimkraft
90
80
98 Proc.
Keime auf 100 Kerne
174
276
414
1 Kern gibt durchschn.
1,93
3,45
4,23 Keime.
Zwei andere Sorten, deren Aufgang selbst nach zweimaligem Säen ausblieb, ergaben
dagegen:
Magdeburger
Breslauer
Kerne
Keime
Kerne
Keime
Nach 2 Tagen
–
–
–
–
„ 5 „
–
–
–
–
„ 8 „
10
16
9
11
„ 10 „
12
24
13
16
„ 14 „
14
28
17
22
Keimkraft
28
34 Proc.
Keime auf 100 Kerne
56
44
1 Kern gibt durchschn.
2,00
1,30 Keime.
Diese Versuche zeigen, daſs man nicht wie bisher für einen Rübenkern 3 Pflanzen
annehmen darf, sondern nur 2 Pflanzen und eine Keimkraft von mindestens 86 Proc.
Um den Einfluſs der Reife auf die Keimkraft festzustellen, wurden vom mittleren
Stengel einer Samenrübe die best entwickelten, gleichförmigsten und reiſsten Samen
ausgesucht, dann wurden die Stengel abgeschnitten und von den nach dem Trocknen erhaltenen
Samen eine neue Auslese gehalten:
I. Auslese
II. Auslese
Rest
Kerne
Keime
Kerne
Keime
Kerne
Keime
Nach 6 Tagen
33
71
14
24
1
2
„ 7 „
35
92
14
27
1
2
„ 9 „
40
98
14
27
1
2
„ 11 „
41
131
15
28
1
3
„ 14 „
47
151
17
32
1
3
Keimkraft
94
34
2 Proc.
Keime auf 100 Kerne
302
64
6
H. Briem zeigt, daſs mit der Gröſse
der Rübenknäuel die Keimfähigkeit zunimmt, daſs ferner der gröſste Samen die
kräftigsten Pflanzen gibt, die den Unbilden der Witterung und den Angriffen der
Insecten am sichersten widerstehen. Da aber, wie nachfolgende Tabelle zeigt, 1k groſser Samen verhältniſsmäſsig wenig Pflanzen
gibt, so ist es nach Briem vortheilhafter beim Einkauf
einen Samen von mittlerer Korngröſse zu wählen:
100 Knäuelwiegenim Mittelg
In 1k
solchenSamen sindenthaltenKnäuel
Von 100 sindnicht keimfahigim Mittel
Daher ver-bleiben keim-fähige Knäuelin
1k
Je 1 Knäuel gibtKeimpflanzenim Mittel
Mithin gibt1k
SamenKeimpflanzen
5,41
18484
11
16441
1,96
36229
3,15
31746
18
24032
1,61
51111
1,91
52356
35
34031
1,00
52356
A. Sempolowski zeigt, daſs die vielfach gepriesene,
nicht selten in schwindelhafter Weise ausgebeutete, in einer Umhüllung der
Rübensamen mit nährenden Substanzen bestehende Präparation für die Praxis keine
Bedeutung hat. Das Einweichen des Rübensamens vor der Aussaat in Mistjauche ist für
kleinere Flächen, Samenbeete u. dgl. empfehlenswerth, nicht für den Groſsbetrieb, da
bei eintretender Trockenheit bald nach dem Kernlegen nicht selten die stark
gequollenen oder gekeimten Kerne verloren gehen.
J. Dervaux-Ibled hat gefunden, daſs eine mittels der
Sonde der Rübe auf einem Drittel ihrer Länge, von oben an gerechnet, entnommene
Probe in dem specifischen Gewichte, dem Zuckergehalt und der Dichtigkeit des Saftes
der ganzen Rübe derart entspricht, daſs das specifische Gewicht des kleinen
Probestückchens stets 0,01 bis 0,012 kleiner ist als das des Saftes. Zu Samenrüben
läſst der Verfasser nur solche wählen, welchen bei 0,7 bis 0k,9 Gewicht mittels Sonde ein Probestückchen
entnommen wird, das in einer Salzsoole von 1,05 sp. G. untersinkt. Die der Rübe
dadurch zugefügte Verletzung hat auf die spätere Vegetation keinen bemerkenswerthen
Einfluſs (vgl. 1877 225 407).
Auf die umfassenden Arbeiten von H. de
VriesLandwirthschaftliche Jahrbücher, *1879 S. 15.
Neue Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie,
1879 S. 65. 85. 277. 297. 342. Zeitschrift des
Vereines für Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches, 1879 S.
337. über Keimung und Wachsthum der Zuckerrübe möge besonders aufmerksam gemacht
werden, da sie leider keinen Auszug gestatten. Hier müssen wir uns darauf
beschränken, anzuführen, daſs der Verfasser bezüglich der Vertheilung des Zuckers in
der Rübe folgende Regeln aufstellt: 1) Der Zuckergehalt des Saftes nimmt im
Querschnitt der Rübe vom Centrum nach auſsen zu, um aber in der äuſseren Peripherie
wieder abzunehmen. – 2) Der Zuckergehalt des Saftes nimmt vom Kopfe gegen den Körper
der Rübe rasch zu, erreicht im dickeren Theil der Wurzel ein Maximum und nimmt dann
gegen die Wurzelspitze allmälig wieder ab. – 3) Kleine Rüben mit schmalen Ringen
haben einen zuckerreicheren Saft als groſse Rüben mit breiten Ringen. – 4) Die
gestreckten Zellen in der Nähe der Gefäſsbündel sind zuckerreicher als das
entferntere groſszellige Parenchym.
Rübenbau.Organ des Vereines für Rübenzuckerindustrie in
Oesterreich, 1878 S. 781. *825. 1879 S. *23. Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie
Deutschlands, 1879 S. * 216. Neue
Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1879 S. 1. 409.Fühling empfiehlt für den Rübenbau dringend die
Dampfbodencultur, J. Bertel bespricht eingehend die für
Rübenbau geeigneten landwirthschaftlichen Geräthe.
J. Hanamann hat Versuche über die Pflanzweite beim
Rübenbau gemacht, indem er die Pflanz- und Reihenweite zu 25 und 40cm, 25 und 35cm,
22 und 30cm, 22 und 25cm nahm. Danach wurden die höchsten quantitativen Erträge von reicheren
Thonboden bei 25 und 35cm von ärmeren Boden bei 25
und 40cm erhalten. Dichtigkeit, Zuckergehalt und
Reinheit des Saftes vermindern sich dagegen im Allgemeinen im geraden Verhältniſs
mit der Entfernung der Rübe von einander, und zeigte sich die Standweite der
Pflanzen einfluſsreicher wie der Dünger und selbst die Rübensorte. Enge Stellung ist
angezeigt bei einem Acker in feuchter Lage und vollem Kraftzustande, weitere
Stellung der Pflanzen auf trockenen Höhen und ärmeren Boden.
Einfluſs der Düngung auf den Rübenertrag.Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie
Deutschlands, 1879 S. 130. 860. 865. 878. Organ des Vereines für Rübenzuckerindustrie Oesterreichs, 1878 S.
294. 647. 841. Chemisches Centralblatt, 1879 S.
174.H. Pellet hat gefunden, daſs bei der vollständigen
Rübenernte eine gewisse Beständigkeit im Verhältniſs zwischen der Phosphorsäure und
dem Zucker besteht, und daſs 100k Zucker im
Durchschnitt 1k Phosphorsäure dem Boden
entnehmen.
H. Bodenbender bestätigt, daſs der Zuckergehalt der
Rübe durch die Phosphorsäure bedingt wird, daſs aber der Stickstoff, namentlich als
Salpetersäure, die Zuckerbildung herabstimmt, die übrigen Stoffe vermehrt, die Reife
der Rübe wesentlich verzögert. Er hebt hervor, daſs unreife und namentlich unter
Anwendung von Chilisalpeter gezogene, spät entwickelte Rüben Säfte liefern, die oft
zwar keinen niedrigen Reinheitsquotienten zeigen, deren Verarbeitung aber beim Verkochen im Vacuum
groſse Schwierigkeiten macht. Der Dampf wirkt auf solche Säfte, die mit geringer
Bewegung kochen, kaum ein, so daſs zur Fertigstellung selbst das dreifache an Zeit
und Dampf erforderlich ist als für Säfte von guten Rüben.
A. Ladureau findet ebenfalls, daſs der Stickstoffgehalt
der Rüben um so gröſser ist, je weniger Zucker sie enthalten; die Zucker reichsten
Rüben enthalten die geringsten Mengen salpetersaurer Salze. Diese Salpetersäure wird
sowohl durch organischen Stickstoff, z.B. Wollabfälle, wie auch durch Ammoniak und
Nitrate geliefert. H. Champonnois bestätigt, daſs ein
frischer, kurz vor der Aussaat verwendeter Dünger zwar einen groſsen Rübenertrag,
aber einen geringen Zuckergehalt gibt (vgl. 1876 220
191).
H. Briem hat Rübenculturversuche ohne Düngung (I), mit
dem Scheideschlamm aus Zuckerfabriken (II) und einem Gemisch von Kalk mit der
Schlempe (III) aus einer Rüben- und Melassenbrennerei gemacht. Er erhielt im
Durchschnitt:
Gewicht der Rubein Gramm
Polarisation des Saftes
Auf
100ZuckerkommtNicht-zucker
Werth-zahl
Gehalt derRübe an
Gesammt-gewicht
Blätter
Wurzel
GradeBalling
Zucker
Nicht-zucker
Quotient
Wasser
Asche
I
440
105
335
14,2
10,95
3,25
77,1
29,6
8,4
–
–
II
506
122
384
15,0
11,67
3,23
77,8
27,6
9,0
82,8
0,803
III
946
210
736
14,1
9,66
4,44
68,5
45,9
6,6
84,7
0,909
Danach stellt sich die Düngung mit Schlempe sehr ungünstig
(vgl. 1878 228 189).
Bittmann stellt die bisherigen Rübenernährungsversuche
zusammen; auch aus diesen ergibt sich, daſs Kali und Phosphorsäure Reinheit und
Zuckergehalt der Rüben steigern, reine Stickstoffdüngung aber nicht vortheilhaft
ist, da sie zwar die Rübenmenge vermehrt, den Zuckergehalt aber vermindert.
Stickstoff und Phosphorsäure zusammen wirken sehr günstig.
Rübenkrankheiten.Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie
Deutschlands, 1878 S. 616. *1017. 1879 S. 91. 271.G. Liebscher zeigt in mehreren Abhandlungen, daſs es
bis jetzt noch durch keine Untersuchung gelungen ist, chemisch einen Nährstoffmangel
im Rüben müden Boden nachzuweisen, daſs somit auch die reichlichste Zuführung aller
Nährstoffe im Dünger nicht im Stande ist, einen Rüben müden Boden wieder Rüben
kräftig zu machen. Die Rübenmüdigkeit ist daher nicht auf einen Mangel an
Nährstoffen, speciell von Kali zurückzuführen, sondern sie wird nach den
vorliegenden Versuchen lediglich durch die Anwesenheit der Rübennematode Heterodea Schachtii bedingt. Es ist demnach möglich,
einen Rüben müden Boden
durch Vernichtung der in demselben enthaltenen Rübennematoden wieder in einen Rüben
kräftigen zu verwandeln.
Der sogen. Froschlaich der Zuckerfabriken oder die
Rübengallerte, von Scheibler (vgl. 1873 210 302. 452) als das Protoplasma der Rübenzellen
angesehen, ist nach L. Cienkowski lediglich ein Product
der Lebensthätigkeit von Bakterien, welche die gröſste Aehnlichkeit mit Ascococcus Bilrothii haben und von Cienkowski Ascococcus mesenteriodes genannt werden,
durch welche der krystallinische Zucker in Gallert und Glucose gespalten wird: Die
Gallert löst sich in concentrirter Kalilauge und in Schwefelsäure, nicht in
Kupferoxydammoniak. Die Gallertballen bestehen aus einer Zusammenhäufung von
Gallertkernen, die stets Bakterien einschlieſsen. Die Kerne sind nackt, ohne
Umhüllung; parenchymatisch mit einander vereinigt oder an einander gereiht, bilden
sie gekröseartig verlaufende, lose oder dicht verflochtene Schläuche. Durch
Vereinigung solcher Kerne entstehen kugelige oder unregelmäſsig begrenzte Klumpen,
die wiederum in gröſseren Massen sich zusammenballen. C.
Scheibler hebt in seiner Zeitschrift 1878 S. 366 dagegen hervor, daſs die
massenhafte Gallertbildung, welche oft innerhalb einer halben Stunde auftritt, durch
die obige Ansicht nicht erklärt werde. (Vgl. 1877 224
345.)