Titel: | Uhren mit verborgenem Gehwerk; von E. Rosset in Paris und von Théodore in Bry-sur-Marne. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 30 |
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Uhren mit verborgenem Gehwerk; von E. Rosset in
Paris und von Théodore in
Bry-sur-Marne.
Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 3.
Rosset's und Théodore's Uhren mit verborgenem Gehwerk.
Textabbildung Bd. 234, S. 30Rosset's Uhr fällt schon durch ihr gefälliges
Aeuſsere in die Augen. Eine Statuette hält, wie aus nebenstehender Abbildung
ersichtlich, in der einen Hand eine horizontale Achse, um welche ein
Compensationspendel schwingt; letzteres trägt an seinem unteren Ende, statt der
gewöhnlichen Linse, eine Kugel und oberhalb der Schwingungsachse ein kreisrundes
Glaszifferblatt mit Stunden- und Minutenzeiger. Selbst bei genauester Untersuchung
ist eine Verbindung zwischen der Zeigerbewegung und dem treibenden Uhrwerk, welches
seinen Sitz der Kugel hat, nicht zu entdecken. Eine solche im Inneren besteht auch,
wenigstens im Sinne einer mechanischen Transmission, in der That nicht und dennoch
ist ein Zusammenhang auf folgende sinnreiche Weise hergestellt.
Fig.
8 Taf. 3 zeigt die Uhr, mit Hinweglassung der Statuette, in der
Seitenansicht, die Pendelkugel selbst im Durchschnitte. Der in doppelter wirklicher
Gröſse ausgeführte Verticalschnitt Fig. 9 dient
zur Veranschaulichung des in der Zeigernabe eingeschlossenen kleinen Mechanismus.
Fig. 10 ist die in wirklicher Gröſse dargestellte hintere Ansicht der
beiden Zeiger mit ihrem Mechanismus. A ist die von der
Hand der Statuette gehaltene feste Stange mit der horizontalen Schwingungsachse B des Compensationspendels C. Die Schwingungen des letzteren werden durch ein in der Kugel E verborgenes Uhrwerk mit gewöhnlicher Steigradhemmung
auf folgende einfache Weise hervorgebracht. Von dem einen Ende der Ankerachse
erstreckt sich durch eine Oeffnung der Kugel, hinter der Pendelstange C, eine dünne Stange F
aufwärts, welche mit ihrem gabelförmigen Ende einen kleinen, an der Stange A angebrachten Stift G
umfaſst. Da nun die Gabel F durch diesen Stift an der
freien Schwingung gehindert wird, das Pendel C aber
nicht, so muſs das letztere unter dem Einflüsse des Uhrwerkes schwingen.
Im Innern der Nabe, worin die Zeigerachsen sich drehen, befindet sich ein kleines cylindrisches
Gewicht J am Ende eines um den Zapfen J' drehbaren Hebels. Jedesmal, wenn das Zifferblatt bei
erfolgender Pendelschwingung nach der rechten und linken Seite sich neigt, kippt
dieses Gewichtchen, sobald der Hebel JJ' seine
senkrechte Lage überschreitet, innerhalb des durch die Stifte O und O' gestatteten
Spielraumes nach der einen oder der anderen Seite um. Dabei schiebt die Sperrklinke
K (Fig. 11)
das Sperrrad L jedesmal um einen Zahn weiter. Dieses
aber theilt die Bewegung, durch das eingeschaltete Räderwerk M verlangsamt, dem Minutenzeiger mit, von welchem sie mittels eines sehr
kleinen Zeigerwerkes N (Fig. 9) auf
den Stundenzeiger übertragen wird.
Théodore's Uhr ist auf Taf. 3 in Fig. 12 zum
Theil in der Vorderansicht, zum Theil im DurchschnitteDurchnitte, in Fig. 13 in
dem senkrecht zu Fig. 12
geführten Verticalschnitte dargestellt. Fig. 14 ist
eine vergröſserte Ansicht des kleinen, in der Zeigernabe verborgenen Minutenwerkes.
Von einem Sockel b erhebt sich ein rechtwinkeliger
Metallrahmen a als Einfassung einer durchsichtigen
Glastafel d, auf welcher das Zifferblatt markirt ist.
Beide Zeiger sind in einer in das Glas befestigten Nabe gelagert, welche
augenscheinlich zu klein ist, um ein vollständiges Uhrwerk einschlieſsen zu können.
Wie bei Rosset's und bei E.
Roberts' mysteriöser Uhr (*1877 225 143) liegt
auch hier für den Betrachter das Räthselhafte in dem Umstände, daſs ein Zusammenhang
der Zeigerbewegung mit irgend einer bewegenden Kraft scheinbar nicht vorhanden ist.
Ein im Sockel b untergebrachtes Uhrwerk setzt das
Zahnrad l und durch Vermittlung zweier Zwischenräder
die beiden Excenter k in Bewegung und zwar so, daſs sie
genau in 1 Stunde eine Umdrehung machen. Die Excenter aber wirken mittels zweier
Schubstangen auf eine ebenfalls im Sockel angeordnete Platte h und ertheilen dieser eine derartige Parallelbewegung, daſs alle Punkte
derselben innerhalb 1 Stunde gleiche Kreise beschreiben. Zwei verticale Stangen i übertragen diese Bewegung auf eine horizontale Leiste
g, welche in einer Nuth den unteren Rand einer nahe
hinter der Glastafel d angeordneten zweiten Glastafel
e aufnimmt. Die Folge ist, daſs auch die letztere
Glastafel die kreisende Parallelbewegung der Platte h,
mit welcher sie durch die Stangen i fest verbunden ist,
mitmachen und jeder ihrer Punkte den gleichen kleinen Kreis in 1 Stunde beschreiben
muſs. Da aber die Ränder der Tafel e durch die
Metallfassung a hinreichend verdeckt sind, so ist die
Bewegung dieser Tafel durch die vordere Glastafel hindurch um so weniger
wahrzunehmen, da sie ohnedies eine sehr langsame ist. Der obere Tafelrand e gleitet zwischen zwei kleinen federnden Streifen
(Fig. 13). Ein dritte feststehende Glastafel f dient lediglich zum Schutz der mittleren beweglichen.
An einer passenden Stelle der Tafel e ist ein kleiner
Zapfen n (Fig. 14)
eingelassen. Dieser Zapfen, welcher selbstverständlich an der kreisenden Bewegung der Tafel
theilnimmt, vertritt bezüglich der kleinen, an der Achse o des Minutenzeigers sitzenden Scheibe p die
Stelle eines Kurbelzapfens und ertheilt somit dem Minutenzeiger eine mit dem Uhrwerk
des Sockels synchronische Bewegung. Zum Ausbalanciren des Trägers und der Glastafel
e dienen die Gegengewichte m. Das Uhrwerk ist an die horizontale Sockeldeckplatte j befestigt. Die Verzierung c dient zur Erhöhung der Stabilität des Rahmens a. (Nach dem Bulletin de la Société Encouragement,
1879 Bd. 6 S. 346.)