Titel: | Sauerbrey's Gewehr mit Cylinderverschluss. |
Autor: | F. H. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 32 |
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Sauerbrey's Gewehr mit Cylinderverschluſs.
Mit Abbildungen auf Tafel 4.
Sauerbrey's Gewehr mit Cylinderverschluſs.
Unter Nr. 1925 (vom 22. December 1877 ab) ist im Deutschen Reiche ein zur Klasse der
Cylinderverschlüsse gehöriges Hinterladegewehr patentirt worden, dessen Erfinder
sich bereits vor mehr als 30 Jahren einen bedeutenden Ruf als Waffenconstructeur
gemacht hat. Es ist dies der Waffenfabrikant V.
Sauerbrey in Basel. Derselbe verfolgt bei dem vorliegenden Systeme die
Idee, gewissermaſsen ein Zwischenglied zwischen Einzellader und Magazingewehr zu
schaffen und den Soldaten in den Stand zu setzen, wenigstens zwei Schüsse schnell
hinter einander abgeben zu können, ohne das Gewehr von Neuem aus der Patrontasche
laden zu müssen. Auf Taf. 4 zeigen Fig. 9
Verticallängenschnitt und Seitenansicht der geöffneten Waffe, Fig. 10 das
Schlöſschen von hinten, Fig. 11
Seitenansicht des Schwanzstückes mit Schlüssel und Fig. 12
einen Längenschnitt der beweglichen Kammer.
Wie bei allen Cylinderverschluſsgewehren ist auf das hintere Laufende eine Hülse
aufgeschraubt, welche wie die sonst gebräuchliche nicht nur mit einer Oeffnung zum
Einführen und Auswerfen der Patrone versehen ist, sondern auch eine Verstärkung auf
der oberen Seite und in dieser eine Oeffnung zur Aufnahme der einzuladenden Patrone
bezieh. zur Aufnahme einer Reservepatrone und ferner an der rechten Seite eine
Oeffnung besitzt, welche der durch den Auszieher zurückgeschobenen Patrone einen
Ausweg bietet. Hinten verengt sich die Hülsenbohrung absatzartig und sind in dieser
Verengung zwei gegenüber stehende Nuthen ausgefräst, welche zum Durchlassen
gleichgeformter Ansätze des Schlöſschens bestimmt sind. Das hintere Ende der Hülse
greift in eine Auslassung eines besonderen getrennten Schwanzstückes. Letzteres
besitzt in seiner oberen Fläche eine Längsnuth, welche als Leitrinne für den Flügel
des Schlagbolzens k und einen der Ansätze des
Schlöſschens h dient. Durch diese Einrichtung wird
letzteres verhindert, sich um seine Längenachse zu drehen, und ihm nur eine geradlinige Vorwärts- oder
Rückwärtsbewegung gestattet. An der rechten Seite des Schwanzstückes d ist der sogen. Schlüssel x angebracht, welcher durch die Feder y (Fig.
11) in seinen verschiedenen Stellungen festgehalten wird. Der Schlüssel
verhindert in aufgerichteter Stellung, daſs die Kammer ganz die Hülse verläſst,
sobald sie zum Laden zurückgezogen wird. Ist derselbe nach vorn niedergelegt, so
kann die Kammer nach hinten aus der Hülse entfernt werden.
Die Kammer c besteht aus dem mittleren Cylinder e (Fig. 12),
welcher die Spiralfeder enthält, und aus dem hinteren Cylinder f, in welchem sich der Schlagbolzen k bewegt. Beide Theile sind mit einander verschraubt.
Auf das andere Ende der Kammer ist der gewöhnliche Verschluſskopf g geschraubt; an ihm ist in einer Auslassung der
Auszieh er befestigt. Der Kopf nimmt einen kurzen Schlagstift p auf, dessen Bewegung durch eine Schraube q begrenzt wird. Auf das hintere Ende der Kammer ist
das Schlöſschen h geschoben. Dasselbe besitzt einen
Griff zur Handhabung, am vorderen Ende die bereits erwähnten zwei Ansätze, welche
die Kammer bei dem Schusse auf der Stelle festhalten, und am hinteren Ende, wie das
Mauser-System, eine Schraubenfläche, durch welche bei dem Drehen des Schlöſschens
der Schlagbolzen zurückgedrückt und die Spiralfeder gespannt wird. Das Schlöſschen
kann sich um die Kammer drehen und wird auf ihr durch die Schraubenmutter l gehalten. Der Schlagbolzen k besitzt an seiner unteren Seite einen Flügel, welcher an seiner
Vorderseite nach links abgerundet ist und zum Spannen der Waffe bestimmt ist.
Was nun das Zusammenwirken der Schloſs- und Verschluſstheile betrifft, so wird behufs
Oeffnens das Schlöſschen nach links gedreht. Hierbei trifft seine schiefe Fläche den
Schlagbolzenflügel, drückt ihn zurück, wodurch die Spiralfeder gespannt wird. Eine
Drehung der Kammer wird durch den Auszieher verhindert. Hierauf zieht man
Schlöſschen und Kammer zurück; diese Bewegung wird durch den Schlüssel x begrenzt, und gleiten dabei die Ansätze des
Schlöſschens in den betreffenden Nuthen der Hülse und des Schwanzstückes. Der
Auszieher nimmt die abgeschossene Patronenhülse bis zur hinteren Verengung der Hülse
e; hier wird die Patronenhülse angehalten, um den
Auszieher gedreht und durch die seitliche Hülsenöffnung ausgeworfen. In diesem
Augenblicke fällt die vorher in die obere Hülsepauslassung gelegte neue Patrone in
die Patroneneinlage der Hülse, worauf Schlöſschen und Kammer vorgeschoben, die
Patrone an ihren Platz im Laufe gebracht und das Gewehr durch Rechtsdrehen des
Schlöſschens geschlossen wird. Hierbei treten die Ansätze des letzteren vor den
Absatz in der Hülsenbohrung und halten dadurch den Verschluſsmechanismus fest. Der
durch das Drehen des Schlöſschens von letzterem unabhängige Schlagbolzenflügel wird
nunmehr durch den Abzugsstollen t festgehalten, so daſs er nicht
vorschnellen kann und die Spiralfeder gespannt bleibt. Das Gewehr ist jetzt zum
Abfeuern bereit. In besonderen Fällen wird sodann eine zweite Patrone in die obere
Hülsenauslassung gelegt. Behufs Abfeuerns wird der Abzugsstollen heruntergezogen,
der Schlagbolzen dadurch frei; derselbe schnellt vor, trifft den Schlagstift,
schnellt ihn ebenfalls vor und erfolgt die Entzündung der eingeladenen Patrone.
F.
H.