Titel: | Ventilations-Mantelofen von P. M. Täubrich Nachfolger in Dresden. |
Autor: | Ferd. Steinmann. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 106 |
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Ventilations-Mantelofen von P. M. Täubrich Nachfolger in
Dresden.
Mit einer Abbildung auf Tafel 8.
Steinmann, über Täubrich's Ventilations-Mantelofen.
Die Abhandlung „Ueber die Ausnutzung der Brennstoffe durch Zimmeröfen“ von Ferd.
Fischer ist meines Wissens das vollkommenste, was bisher
über dieses neuerdings vielfach besprochene Thema geliefert wurde; sie ergibt aber
auf Grund einer groſsen Anzahl von Beobachtungen und Analysen das Manchem gewiſs
peinliche Resultat, daſs glasirte Kachelöfen ein höchst
unrationelles Heizobject für Zimmer seien. Wird aus dem Schoſse der so
imposant entwickelten Kachelofen-Industrie dieser vernichtenden Kritik eine
Widerlegung gebracht werden? Ich meinestheils hege hierüber bescheidene Zweifel,
denn bei aller Begeisterung für die Form- und Farbenschönheiten, welche ich für
unsere modernen Zimmeröfen hege – ihr Effect, also ihre
eigentliche Bestimmung, hat mich niemals befriedigen können.
Die Concurrenz ist aber auch den Kachelöfen gegenüber nicht unthätig geblieben, und
wenn es ihr auch sehr schwer fallen wird, in diesen äuſserlichen Comfort unserer
Zeit Bresche zu legen, so will ich doch nicht unterlassen, das betheiligte Publicum
auf den oben genannten Ofen aufmerksam zu machen, dessen Wirkung mir bekannt ist und
der den
Anforderungen, welche F. Fischer an einen rationellen
Zimmerofen stellt, offenbar am nächsten kommt.
Der Ventilations-Mantelofen von P. M. Täubrich
Nachfolger in Dresden ist, wie aus Fig. 8 Taf.
8 erhellt, ein Füllofen und theilt, wie ich gleich bemerken will, auch deren
Schattenseite, nämlich die Unmöglichkeit der Verwendung reiner Backkohle.Koke oder Piesberger Anthracit dürfte sich ebenso gut dafür eignen.F. Dagegen
liefert er ganz vorzügliche Resultate bei einer Mischung von Backkohle und
Braunkohle, jedes zur Hälfte, und ist überhaupt für jeden sonstigen bituminösen
Brennstoff in der That empfehlenswerth; denn er ist nicht blos einfach und billig,
sofort transportabel, sondern er erwärmt rasch und hält die Wärme bei richtiger
Behandlung lange an. Seine vortheilhafteste Wirkung aber besteht darin, daſs man
durch wenige Handgriffe die Zimmertemperatur je nach Bedarf in kürzester Frist
reguliren kann und nicht wie bei unseren Kachelöfen stundenlang zu warten braucht,
bis die Glasur die ersehnte Wärme abgibt. Dem rein eisernen Ofen gegenüber bietet er
aber den schon erwähnten Vortheil, daſs er die Wärme conservirt und sie nicht wie
jener plötzlich ausstrahlt.
Die äuſsere Hülle dieses Regulirofens ist ein Blechmantel, der durch das
Chamottefutter h von diesem getrennt ist, also einen
Wärmeraum für die durch die Oeffnung e eintretende Luft
bildet.
Der Ofen wird durch die Thür a bis zu 5cm Abstand von der Unterkante des Feuerungsloches
mit nuſsgroſsen Stückkohlen gefüllt und ist nach erfolgter Beschickung das Feuer in
bekannter Weise oben mit Holz oder dgl. anzuzünden. Soll nun der Raum stark erwärmt
werden, so läſst man die Luftscheibe b unter
entsprechendem Schornsteinzuge weit offen und schlieſst dieselbe, wenn der
erwünschte Erfolg erreicht ist. Die Oefen sind derart construirt, daſs eine ganze
Füllung selbst bei der niedrigsten Temperatur mindestens einen Tag ausreicht, um den
dafür berechneten Raum auf 20° zu erhalten. Am folgenden Morgen wird der unter der
Rostscheibe c befindliche Griff d nach rechts gedreht und so die Asche nach dem Aschenkasten befördert,
worauf die Füllung von Neuem erfolgen kann.
Mehrjährige Erfahrungen haben den Heizeffect dieser Oefen durch folgende Tabelle
feststellen lassen:
Maſse des Ofens
Gröſse desZimmers
Höhe
Durchmesser
m
m
cbm
1,10
0,32
60
1,20
0,39
100
1,34
0,39
125
1,48
0,42
160
1,54
0,42
180
1,63
0,46
200
1,80
0,48
225
Dadurch, daſs man den Ofen unter der Dielung des Zimmers mittels eines Kanals oder
Rohres mit der äuſseren Luft in Verbindung setzt, was bei diesen Oefen, wie man
sofort erkennt, leicht möglich ist, ist zugleich eine wirksame Ventilation geboten,
und sei schlieſslich auch noch des Umstandes erwähnt, daſs besagte Firma in
decorativer Hinsicht selbst dem feinsten Comfort Rechnung trägt.
Ferd.
Steinmann.