Titel: Neuerungen an Niederschraubventilen.
Autor: H–s.
Fundstelle: Band 234, Jahrgang 1879, S. 174
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Neuerungen an Niederschraubventilen. Mit Abbildungen auf Tafel 13. Neuerungen an Niederschraubventilen. Die Neuerungen, welche das seiner billigen Herstellung wegen sehr beliebt gewordene Niederschraubventil erfahren hat, beziehen sich hauptsächlich auf die selbstthätige Entwässerung des dem Ablauf zugekehrten Ventilraumes. Aug. Müller in Breslau (* D. R. P. N. 1204 vom 14. September 1877) durchbohrt zu diesem Zweck die Ventilspindel a (Fig. 5 Taf. 13) und schiebt in die Bohrung einen Stift b, welcher durch einen angebogenen Haken mit dem sich über die Spindel schraubenden Ventilkörper verbunden ist. Bei geschlossenem Ventil kann das Wasser durch die freie Spindelbohrung austreten. Wird das Ventil geöffnet, so schiebt sich der vom Ventilkörper mitgenommene Stift b in die Bohrung und verschlieſst dieselbe. Zur gröſseren Sicherheit des Verschlusses ist er mit mehreren eingedrehten Rillen versehen. F. A. Hille in Goslar a. H. (* D. R. P. Nr. 3119 vom 17. Februar 1878) führt die Entwässerung bei seinem Ventilhahn ebenfalls durch entsprechende Durchbohrungen der Ventilspindel herbei. Wie Fig. 6 Taf. 13 zeigt, setzen zwei sich kreuzende Spindelkanäle b bei geschlossenem Ventil den mit dem Austrittraum des Ventiles durch die Löcher o communicirenden Raum c mit dem ins Freie mündenden Hohlraum i des Stopfringes in Verbindung. Beim Oeffnen des Ventiles tritt die untere Mündung der Spindelkanäle b in die Stopfbüchsenpackung ein und wird dadurch verschlossen. Da die Entwässerung durch den oberen Spindeltheil nur eine unvollständige ist, wenn das Ventil nicht liegend angeordnet werden kann, wird für specielle Fälle vom Erfinder die Anbringung der Bohrungen in einem Spindelfortsatz nach unten vorgeschlagen. Dies macht indeſs die Anwendung einer zweiten Stopfbüchse nothwendig, vertheuert also das Ventil und erschwert dessen Instandhaltung. Die Wahl des Packungsmaterials ist hier selbstverständlich nicht gleichgiltig, da durch dasselbe ein Verstopfen der Spindelkanäle nicht verursacht werden darf. – Eine andere Construction desselben Erfinders (* D. R. P. Zusatz Nr. 5513 vom6. Juni 1878) ist durch Fig. 7 Taf. 13 dargestellt. Dieselbe weicht von der zuletzt beschriebenen nur darin ab, daſs die Räume o und i statt der Spindelkanäle durch eine Eindrehung der Spindel in Verbindung gebracht werden, wenn das Ventil geschlossen ist. Dadurch ist allerdings die Gefahr der Verstopfung verringert; doch ist baldiges Undichtwerden der Stopfbüchsenpackung zu fürchten. H. Janssen in Berlin (* D. R. P. Nr. 1075 vom 18. August 1878) leitet das Wasser, welches nach dem Ventilschluſs in der Austrittleitung bleibt, durch eine Oeffnung im tiefsten Punkt des Ventilgehäuses ab, welche durch ein besonderes Ventil geschlossen wird, sobald man das Hauptventil öffnet. Zur entsprechenden gleichzeitigen Bewegung der beiden Ventilkörper ist die Ventilspindel A (Fig. 8 Taf. 13) sowohl oberhalb, als auch unterhalb des Hauptventiles C mit Gewinde versehen; das obere schraubt sich in das Verschluſsstück des Gehäuses und dient zum Heben oder Senken des Ventiles mit der Spindel, das untere stärker steigende Gewinde dagegen schraubt sich in das Entleerungsventil B, dessen Mitdrehen hierbei durch eine in entsprechender Nuth laufende Schraube m gehindert wird. Vermöge der verschiedenen Gewindesteigungen wird beim Oeffnen des Hauptventiles das Entwässerungsventil geschlossen und umgekehrt. – In der Patentschrift ist noch eine andere etwas umständlichere Anordnung mitgetheilt, bei welcher das Gewinde zur Bewegung des Nebenventiles auſserhalb des Ventilgehäuses auf der Ventilspindel angebracht ist. Von der zugehörigen Mutter führen dann zwei Mitnehmerstängelchen abwärts zum Entwässerungsventil. Die beschriebenen Ventile leiden alle an dem Uebelstand, daſs die Entwässerungsvorrichtung schon geöffnet wird, bevor das Ventil gänzlich geschlossen ist. Hieraus erwächst ein Wasserverlust, welcher bei dem „Abschluſshahn“ von F. Gaebert in Berlin (* D. R. P. Nr. 4294 vom 24. Mai 1878) vermieden ist. Hier ist nämlich, wie Fig. 9 Taf. 13 veranschaulicht, die Ventilplatte kolbenartig erhöht und der Ventilsitz mit einem vorstehenden Rand versehen, welchen der Ventilkolben beim Oeffnen erst dann verläſst, wenn er andererseits bereits in den oberen Hals des Ventilgehäuses, in welchen die Entwässerungsöffnung gebohrt ist, eingetreten ist; letztere wird also vor dem Freimachen der Durchgangsöffnung geschlossen und umgekehrt erst dann geöffnet, wenn der Ventilkolben schon abgesperrt hat. Zwei andere Patentnehmer glaubten auf die Anbringung von Entwässerungsvorrichtungen verzichten zu sollen. E. Wüstenfeld in Münden (* D. R. P. Nr. 3294 vom 20. März 1878) lieſs sich die Anwendung einer Spindelmutter patentiren, welche durch Conus statt der Stopfbüchse abgedichtet ist. Diese schon von Dupuch (vgl. * 1876 222 571) angewendete Dichtungsweise hatten wir s. Z. für das Ventil von Glück und Höpffner (*1878 230 396) empfohlen. – Das Ventil von Friedr. Arocker in Wien (* D. R. P. Nr. 3133 vom 4. April 1878) ist durch die Anordnung der Ventilsitzfläche bemerkenswerth. Während alle bisher bekannten Niederschraubventile eine doppelte Ablenkung des sie durchströmenden Wassers von der ursprünglichen Bewegungsrichtung verursachen, findet bei diesem Ventil, dessen Sitz unter 45° geneigt ist (Fig. 10 Taf. 13) durchaus keine Richtungsänderung statt.Vgl. u.a. Whitton's und Leonard-Giot's Absperrventile * 1875 217 272 371. Durch einen einfachen Kunstgriff wird also ein wesentlicher Vorzug der Absperrschieber auf das Ventil übertragen; letzteres bietet übrigens auſser seiner groſsen Einfachheit den meisten Schieberconstructionen gegenüber den Vortheil, daſs eine Ablagerung fester Stoffe, welche den dichten Schluſs zu beeinträchtigen im Stande wäre, im Ventilgehäuse nicht wohl stattfinden kann, da solche an der Absperrstelle durchaus keinen Halt finden. Die constructive Durchführung dieser glücklichen Idee kann natürlich eine mannigfaltige sein. Wir begnügen uns mit der Hinweisung auf das durch die Figur 10 hinlänglich veranschaulichte Princip. H–s.

Tafeln

Tafel Tafel 13
Tafel 13