Titel: | Selbsttätiger Speiseapparat und Vliesstheiler für Wollkarden. |
Autor: | A. L. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 184 |
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Selbsttätiger Speiseapparat und Vlieſstheiler für
Wollkarden.
Mit Abbildungen auf Tafel 15.
Selbsttätiger Speiseapparat und Vlieſstheiler für
Wollkarden.
Die selbstthätigen Speiseapparate haben drei Bedingungen
zu genügen: 1) die Wolle gleichmäſsig der Trommel zuzuführen; 2) lauge und kurze
Wollen gleich gut zu übertragen, damit die Benutzung für Mischungen möglich ist; 3)
die Wolle der Stapellänge nach aufzulegen, wodurch die Haare bei dem Durchgang durch
die Karde weniger Angriff erfahren und weniger Abfall entsteht. Letztere Bedingung
ist namentlich für Kammwollen wichtig, da es hier im Interesse des Spinners liegt,
die Stapellänge so viel als möglich unverkürzt zu halten.
Apparate, welche den ersten beiden Punkten zur Zufriedenheit genügen, sind mehrfach
vorhanden; auf die Bedingung 3 hat man bisher noch wenig Rücksicht genommen und sind
deshalb dahin zielende Bestrebungen wohl zu beachten. P. L.
Klein in Werden a. d. Ruhr (* D. R. P.
Nr. 3230 vom 26. April 1878 und Zusatz Nr. 5946 vom 17. December 1878) sucht das
Ziel auf folgende Weise zu erreichen. Die im Kasten a
(Fig. 1 und 2 Taf. 15)
aufgespeicherte Wolle wird durch das den Boden bildende endlose Tuch b und die glatte Verbindungswalze c der Durchzupf- und Auflegewalze d zugeschoben; diese ist ringförmig beschlagen; die
Zahngruppen eines Ringes stehen sehr weit aus einander, so daſs ein aufgegriffener
Wollflock nicht von den Zähnen der nachfolgenden Gruppe gefaſst werden kann. Es
findet demnach ein büschelweises Herausziehen der Wolle statt, wobei sich die Haare
lang streichen und nach der Bewegungsrichtung anordnen. Ueber der Zupfwalze lagert
eine Walze e1, welche
in Ringen sägezahnartig verzahnt ist; die Ringe stehen genau über den Stacheln von
d. Die Zähne von e1 streichen bei der angezeigten Bewegungsrichtung
den Faserbart ebenfalls glatt und nehmen den Ueberschuſs von Wolle ab. Die Walze e1 wird durch e2 und diese durch e3 gereinigt. Die
Zwischenräume der Ringbeschläge der Walzen d und e1 sind ausgefüllt
durch entsprechend gebogene Blechstreifen f (Fig.
2), welche sich mit den kreisförmig gebogenen Theilen in Eindrehungen von
d und e1 legen. Die Bleche bilden somit in ihrer
Gesammtheit einen weiten Rost, zwischen dessen Spalten hervor die Zupfwalze die
Wollbärte zieht. Die Walze g überträgt die Flocken nach
der Klettenwalze h; zur Verhinderung von Abgang ist ein
Schutzblech oder Rost g1 angebracht. i ist der Klettenschläger,
k das Blech zur Aufnahme des Abgeschlagenen. Der
Wender l befördert schlieſslich die Wolle nach der
Trommel m. Es bedarf wohl kaum noch der Erwähnung, daſs
der ganze Speiseapparat von der Karde Antrieb erhält und dessen Geschwindigkeit regulirbar ist, so daſs
bei gleicher Arbeitsgeschwindigkeit der Trommel mehr oder weniger Wolle aufgegeben
werden kann. – Der dem Speiseapparate zu Grunde liegende Gedanke ist zweifellos ein
sehr guter und der Ausführung muſs, insofern als auf gröſste Schonung der Wolle
Rücksicht genommen ist, Anerkennung gezollt werden. Ob aber der Apparat in der
Praxis genügt, scheint doch zweifelhaft. Bedenken erregt, daſs die Zupfwalze die
Wolle in Bändern oder Streifen auflegt. Diese Streifen können sich sehr leicht durch
die ganze Karde hindurch fortpflanzen, da Organe, welche die Wolle gleichmäſsig über
die ganze Breite vertheilen, fehlen. Unregelmäſsigkeiten, die in einem Streifen
durch Auslassen der Zupfwalze auftreten, werden sich nun um so fühlbarer machen.
Vlieſstheiler. Der durch Fig. 3 Taf.
15 dargestellte Apparat von Josephy's Erben in Bielitz (* D. R. P. Nr. 3636 vom 22.
August 1877) gibt eine Verbesserung der bekannten C.
Martin'schen und Geſsner'schen Vlieſstheiler
(vgl. * 1871 201 393. 1873 209
251. 210 166). Die um die Theilwalzen a1 und a2 gelegten Riemchen
nehmen den durch die Ziffern 1 und 2 angegebenen Weg, woraus ersichtlich ist, daſs die auf
den Führungswalzen b1
und b2
zusammenlaufenden Riemchen eine glatte Oberfläche bilden, was weder bei dem Martin'schen, noch Geſsner'schen Apparat der Fall ist. Betrachtet man z.B. die Walze b1, welche die von a2 kommenden Riemchen
führt, so ergibt sich, daſs an der Uebergangsstelle von a1 nach b1 die Riemchen 1 in die
Zwischenräume der Riemchen 2 treten und so ein
Niedersinken der über den Rand der Riemchen 2 hängenden
Haare verhindern; dieses Niedersinken ist meist Veranlassung zu einem Wickeln der
Bänder um die Walze b1.
Als weitere Verbesserung ist noch anzusehen, daſs die Hosen c1 und c2 der Würgelwerke die Riemchen 1 bezieh. 2 berühren und
durch die hin- und hergehende Bewegung rein halten. – Der Apparat ist aber noch mit
demselben Nachtheil behaftet wie die älteren Anordnungen. Die endlosen Riemchen
längen sich ungleich und können in Folge dessen nicht gleichmäſsig gespannt sein;
ihre zertheilende Wirkung ist dadurch beeinträchtigt; die Wollbänder wickeln häufig
und werden ungleich, da die straffer gespannten Riemchen mehr Wollhaare zu sich
ziehen als die benachbarten schwächer gespannten. Diese Ungleichheiten machen sich
in den gesponnenen Fäden noch viel stärker fühlbar; es entstehen trotz
gleichmäſsiger Zuführung bei der Vorspinnkrempel verschieden feine Fäden.
Diesem Uebelstande abzuhelfen, verwendet J. S. Bolette
in Pepinster (L'Ingénieur-Conseil, 1879 S. 72)Vgl. dagegen Bolette's deutsche Patente * Nr.
216 vom 20. Juli 1877 und Nr. 6272 vom 13. Juli 1878. Das erstere Patent
bezieht sich auf die Verwendung feststehender polirter runder oder flacher
Stahldrähte, welche in flachen Nuthen der sägezahnartig geriffelten
Theilwalzen liegen und durch Spiralfedern gespannt werden. Jedes
Wollbändchen ist durch zwei Drähte unterstützt. Die Paare gehen von der
Theilstelle aus abwechselnd nach oben und unten. Im zweiten Patente sind an
Stelle der feststehenden paarweis angeordneten Drähte laufende endlose
Fäden, Darmsaiten oder Drähte gesetzt. Also zwei
Fäden an Stelle eines Riemchens der
bekannten Theiler. – Wie man nach den mit Riemchenapparaten mit vielen
einzelnen Riemen gemachten ungünstigen Erfahrungen noch auf diese Idee
kommen kann, ist dem Referenten nicht erfindlich.
einen einzigen langen Riemen zum Zertheilen des Vlieſses, welcher
nach Fig. 4 Taf. 15 in folgender Weise geführt ist: Es sei 1 das links auf die obere Theilwalze a1 auflaufende
Riemenende, welches die Walze a1 zu ⅓ umschlingt, sich dann nach a2 wendet und nun ein
Wollband führt. Das Riemchen verläſst die Walze a2 bei b2, wird zwischen der Hilfswalze b2 und der Leitwalze
c2 um 180° gedreht
und gibt bei 3 das Band an das Würgelwerk D2 ab. Der Zweig 4 schlingt sich um a2, geht nach a1 über, nimmt hier ein neues Band auf, wird abermals
zwischen den Walzen b1
und c1 um 180° gedreht
und gibt bei 5 das Band an das Würgelwerk D1 ab. Der Zweig 6 verhält sich nun gerade wie 1, läuft aber auf a1 um zwei Theilungen nach rechts versetzt auf. So geht es fort,
bis die ganze Breite der Theilwalzen gefüllt ist; das Trum 7 bis 8 ist durch Leitwalzen e1, e2 von der rechten zur linken Kardenseite geführt und
mit 1 vereinigt. Die Rollen e1, e2
oder c1, c2 können als
Spannwalzen gebraucht werden und gleichen jede an beliebiger Stelle des Riemens
erfolgte Dehnung aus, so daſs alle Riemchentheile immer gleichmäſsig gespannt sind.
Unter c2 läſst sich
noch eine Bürstwalze zur Reinhaltung der Riemchen anbringen. – Dieser Vlieſstheiler
besitzt nicht allein durch Erzielung einer gleichmäſsigen Spannung aller Riemchen
einen wesentlichen Vorzug; er ist auch bedeutend einfacher als die bisher bekannten
und besitzt, sieht man von den beiden kleinen Rollen e1 und e2 ab, z.B. nur 6 Walzen (einschlieſslich der
Theilwalzen a1, a2), der Apparat von
Martin dagegen 10; auch werden die Wollbänder bis
dicht an die Würgelwerke herangeführt. Die Bedienung und Instandhaltung, namentlich
das Auswechseln des Riemchens, ist sehr erleichtert; es genügt zu letzterem Zwecke,
den neuen Riemen an den alten anzuheften und durch die Maschine gehen zu lassen. Das
Auswechseln soll mit dem Spleiſsen der Enden nicht länger als ½ Stunde in Anspruch
nehmen.
A.
L.