Titel: | Zur Kenntniss des Leblanc'schen Sodaprocesses; von Ferd. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 306 |
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Zur Kenntniſs des Leblanc'schen Sodaprocesses;
von Ferd. Fischer.
F. Fischer, zur Kenntniſs des Leblanc'schen
Sodaprocesses.
Bis jetzt ist meines Wissens weder die Zusammensetzung der aus Sodaöfen entweichenden
Gase von anderer Seite untersucht, noch die Temperatur der schmelzenden Sodamasse,
so daſs die nachfolgenden Versuche nicht ganz ohne Interesse sein werden.
Die erste Versuchsreihe wurde im Juli 1876 in einer Fabrik bei Hannover ausgeführt.
Die Temperatur wurde mittels des Siemens'schen elektrischen Pyrometers in der Weise
bestimmt, daſs der untere Theil des Instrumentes (vgl. *1878 228 248) in die schmelzende Sodamasse selbst eintauchte. Die Construction
des Ofens war die gewöhnliche, die Feuerung jedoch mit Treppenrost versehen. Die
erhaltenen Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt; es ist besonders
bemerkend werth, daſs nur einmal zweifelhafte Spuren Kohlenoxyd aufgefunden werden
konnten (vgl. 1879 232 537).
Zeit
Kohlensäure
Kohlenoxyd
Sauerstoff
Stickstoff
Temperatur
Bemerkungen
Uhr
Min.
9
10
16,9
–
5,1
78,0
–
Unmittelbar vor Ziehen der Schmelze.
9
30
9,3
–
12,6
78,1
–
5 Minuten nachdem neu beschickt war; die Thür zum Vorwärmer
offen.
9
40
14,5
–
6,9
78,6
–
Thür geschlossen.
9
50
14,7
–
6,9
78,4
–
[umgearbeitet.
10
3
17,6
–
5,7
76,7
–
9 U. 53 Min. und 10 U. wurde die Schmelze
10
12
16,7
–
5,7
77,6
–
10
25
14,3
–
7,3
78,4
–
Unmittelbar vor dem Ziehen.
10
45
–
–
–
–
713°
10 U. 35 M. war neu beschickt.
10
55
15,7
–
5,3
79,0
–
11
15
18,1
–
3,3
78,6
779
11
30
–
–
–
–
874
11
45
15,8
–
6,1
78,1
932
Etwa 10 Minuten nach dem Umarbeiten der Schmelze und kurz vor dem
Ziehen.
12
28
13,1
–
9,0
77,9
–
10 Minuten nachdem der Ofen neu be-
12
36
15,3
–
5,8
78,9
–
[schickt war.
12
55
11,3
–
11,0
77,7
–
1
10
14,3
0,2
7,6
77,9
–
Unmittelbar nach dem Schüren.
1
30
15,5
–
6,9
77,6
–
10 Minuten nach dem Umarbeiten der
1
36
13,6
–
8,3
78,1
–
[Schmelze.
1
45
8,3
–
12,5
79,2
–
Ofen leer.
2
–
14,8
–
6,2
79,0
–
Ofen frisch beschickt.
Die Beschickung bestand aus 150k Sulfat, 160k Kalkstein und 60k Kohle (mit 9 Proc. Asche) ; aus derselben wurden
240k Rohschmelze erhalten. Bei der Herstellung
derselben wurden 96k einer mittelmäſsigen
Deisterkohle verbrannt, welche zur Wälderthonformation gehört und reichlich 20 Proc.
Asche enthält.
Eine zweite Versuchsreihe am 27. September 1877 gab fast genau dieselben Resultate,
welche daher nicht besonders mitgetheilt zu werden brauchen.
Im September 1879 habe ich noch einmal zum Vergleich die Gase untersucht; dieselben
hatten folgende Zusammensetzung:
Zeit
Kohlensäure
Kohlenoxyd
Sauerstoff
Stickstoff
Bemerkungen
Uhr
Min.
4
20
21,5
0
2,7
75,8
Kurz nach der neuen Beschickung.
25
22,5
0
3,4
74,1
30
22,6
0
4,1
73,3
37
23,1
0
3,5
73,4
43
21,6
0
3,9
74,5
50
28,6
0
2,1
69,3
Unmittelbar nach dem Umarbeiten.
57
17,8
0
8,6
73,6
Während des Umarbeitens bei offener Thür.
5
3
21,3
0
2,7
76,0
5
9
20,8
0
3,3
75,91
Gleich darauf wird ausgezogen.
Die Beschickung ist dieselbe wie früher; statt der
Deisterkohle wird aber jetzt eine gute westfälische Kohle (Hybernia) auf dem
Treppenrost verwendet. Der Gebrauch an Schmelzkohle ist dadurch erheblich
vermindert, da die 24 täglich ausgeführten Schmelzungen jetzt nur noch 1000k, jede Schmelze daher nur etwa 42k Kohle erfordert.
Am 7. September 1879 hatte ich Gelegenheit, in einer der gröſsten rheinischen
Fabriken entsprechende Versuche auszuführen. Wie die umstehende Tabelle zeigt, war
auch hier kein Kohlenoxyd vorhanden, sondern ebenfalls stets etwas überschüssiger
Sauerstoff. – Es werden gewöhnlich täglich 24 bis 30 Schmelzen von je 200k Sulfat, 200k
Kalkstein und 80k Kohle fertig gebracht und dabei
etwa je 130k Kohle auf einem Planrost verbrannt.
Die aus den Sodaöfen entweichenden Gase treten direct unter je einen Theler'schen Abdampfapparat (*1878 228 327). Im Ganzen sind hier 7 dieser Apparate von je
7m Länge und 2m,5 Durchmesser aufgestellt, von denen jeder täglich 2000 bis 2500k Soda (auf calcinirte berechnet) liefert, die
Wärme der aus den Sodaöfen entweichenden Rauchgase somit sehr gut ausnutzt. Der
Rührapparat macht in der Minute etwa 10 Umdrehungen. Die von diesen Abdampfapparaten
gelieferte Krystallsoda geht zu den Trockenapparaten. Dieselben sind ebenfalls 7m lang, die Rühr Vorrichtung ist ähnlich wie bei
den Abdampfapparaten; doch sind an derselben
Zeit
Kohlensäure
Kohlenoxyd
Sauerstoff
Stickstoff
Bemerkungen
Uhr
Min.
10
20
18,6
0
2,8
78,6
Bald nach dem Schüren.
30
22,7
0
2,9
74,4
Während des Umarbeitens der Schmelze.
45
17,3
0
5,0
77,7
Etwa 5 Minuten nach dem Herüberbringen der
50
18,2
0
4,4
77,4
[neuen Ladung.
11
–
20,1
0
5,0
74,9
5
20,2
0
5,1
74,7
Während des Umarbeitens der Masse.
10
21,8
0
4,4
73,8
15
21,9
0
5,7
72,4
20
11,0
0
11,4
77,6
Während des Umarbeitens der Masse.
25
16,8
0
9,9
73,3
Desgleichen.
30
14,8
0
9,7
75,5
Desgleichen.
35
16,9
0
8,5
74,6
Desgleichen.
40
20,4
0
4,8
74,8
[bracht ist.
12
–
18,2
0
5,2
76,6
Nachdem die neue Beschickung herüber ge-
5
17,7
0
8,3
74,0
Zug etwas verstärkt.
10
20,1
0
5,5
74,4
noch 2 bis 3 Kästen und ebenso viele Walzen angebracht, zur
besseren Durchmischung und Zerkleinerung der Soda. 100k trockne Soda erfordern in diesem Apparat nur 7k,7 Kohle oder 8k,4 Koke. Soweit ich mir nach zweitägiger Beobachtung ein Urtheil erlauben
kann, sind beide Apparate sehr empfehlenswerth.