Titel: | A. Trappen's Präcisionssteuerung mit allochroner Auslösung. |
Autor: | M-M. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 350 |
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A. Trappen's Präcisionssteuerung mit allochroner Auslösung.
Mit Abbildungen auf Tafel 26.
Trappen's Präcisionssteuerung mit allochroner
Auslösung.
Es wurde schon wiederholt betont, daſs eine rationelle Ausbildung der
Präcisionssteuerungen heute nur mehr in einer Richtung
erstrebt werden kann – als thunlichste Vereinfachung des Mechanismus und dadurch
Ermöglichung seiner Anwendung auch bei ungünstig beanspruchten und minder gut zu
wartenden Maschinen. In diesem Sinne ist die neue Präcisionssteuerung von A. Trappen, technischer Director der Märkischen Maschinenbau-Anstalt in Wetter a. d. Ruhr (* D. R. P. Nr. 2388 vom 6. Januar 1878), als entschiedener
und bedeutsamer Fortschritt zu begrüſsen, dessen Werth wohl dadurch am klarsten
bewiesen worden ist, daſs in dieser Form zum erstenmale die Präcisionssteuerung auch
bei Walzenzugsmaschinen ihre Anwendung gefunden hat. Wer die ungewöhnlichen
Verhältnisse kennt, welchen diese Maschinen in dem Getriebe eines Hüttenwerkes
unterworfen sind, wird beurtheilen können, wie wenige der bekannten
Präcisionssteuerungen hier am Platze sind, am wenigsten aber die tagtäglich neu
auftauchenden – meistens nur in der Patentschrift verkörperten – angeblichen
Verbesserungen derselben. Die geringste Anzahl bewegter Bestandtheile, solideste
Construction derselben und reichliche Abnutzungsflächen sind hier
selbstverständliche Bedingungen; jeder Richtungswechsel der in den Steuerungsorganen
wirkenden Kräfte, welcher störende Oscillationen veranlassen könnte, ist zu
vermeiden; die Kraftübertragung muſs so direct als nur immer möglich vermittelt
werden. Eine weitere Bedingung endlich, die Erreichbarkeit von allen Füllungen
zwischen 0 und 80 oder 100 Proc., welche bei Walzwerksmaschinen unter allen Umständen vorhanden
sein muſs, führt, in Verbindung mit dem früheren naturgemäſs auf die Anwendung der
allochronen Auslösung (vgl. 1879 233 1).
Das Wesen derselben besteht, wie s. Z. ausführlich dargethan wurde, in der Kreuzung
der Bewegungsphasen des Mitnehmermechanismus einerseits, des Auslösemechanismus
andererseits, – in seiner einfachsten Form in der Einleitung einer ellipsenartigen
Bewegung der Mitnehmerkante derart, daſs nach der Richtung der einen Ellipsenachse
die Oeffnung des Steuerungsorganes stattfindet, während nach der Richtung des
conjugirten Diameters der Abstand der zusammenarbeitenden Kanten zu- oder abnimmt,
bis endlich der die Auslösung bedingende Werth Null erreicht ist.
Diese Ellipsenbewegung der Mitnehmerkante wird fast bei allen bis jetzt bekannten
allochronen Präcisionssteuerungen durch den mittleren Punkt einer Excenterstange
vermittelt, deren eines Ende mit der Steuerwelle einen Kreis beschreibt, das andere
Ende dagegen, von einem Hebel geführt, eine angenäherte Gerade, so bei der
Sulzer-Steuerung vom J. 1873 und principiell auch noch bei der gleichnamigen
Steuerung vom J. 1878 (vgl. *1879 231 7. 96), bei den
allochronen Steuerungen von Socin und Wick, Walschaerts,
Escher und Wyſs (vgl. *1879 233 11. 13. 14).
A. Trappen dagegen wählt diesen eine Ellipse
beschreibenden Punkt unmittelbar an dem Excenterring selbst und bringt hier die
Mitnehmerkante k (Fig. 1 und
2 Taf. 26) an. Indem die mit der Schwungradwelle gleich rotirende
Steuerwelle in der Richtung des Pfeiles sich dreht, beschreibt der Punkt k des Excenterbügels, dessen vorstehender Arm durch
eine Lenkerstange erfaſst wird, die in Fig. 2 in
vergröſsertem Maſsstab herausgezeichnete Ellipse. Gegenüber dem Mitnehmer k ist die Anschlagkante a
in der Ventilzugstange angeordnet, deren unteres Ende durch Vermittlung eines auf
der Regulatorwelle r aufgekeilten Hebels dem
Steuerexcenter mehr oder weniger genähert werden kann. Für die in Fig. 2
dargestellte relative Stellung von k zu a wurde die in der punktirten Linie sich bewegende
Kante von a nur während des Wegstückes 9' bis 0 von k mitgenommen, um sofort im todten Punkte abzuschnappen
und so die Füllung Null zu geben; je weiter aber a nach
rechts verschoben wird, desto später findet dieses Abschnappen statt und desto
höhere Füllungen werden erzielt. Das Aufeinandertreffen der ausgelösten Kanten und
dem entsprechend das Anheben des Ventiles findet dagegen immer in der Gegend des
Punktes 9' mit verhältniſsmäſsig geringer, jedoch rasch
zunehmender Geschwindigkeit statt.
Auf diese Weise wird ein stoſsfreier Gang der Maschine eingeleitet und die Dauer der
Steuerungsbestandtheile selbst bei hoher Tourenzahl gewährleistet und so der
wesentlichste Vorzug der Trappen'schen Steuerung begründet. Die
weiteren Einzelheiten derselben unterscheiden sich nicht von dem Hergebrachten; die
in Fig. 1 angedeutete Anordnung des Cylinders wird übrigens nicht bei den
Walzwerksmaschinen, sondern bei den gangbaren Formen von Dampfmaschinen der Märkischen Maschinenbau-Anstalt angewendet, welche
gleichfalls mit Trappen's Steuerung ausgeführt werden.
Bei Walzwerksmaschinen erhält die gewöhnlich nur von dem Regulator bewegte Welle r (Fig. 1) noch
einen Handhebel aufgesetzt, um bei vorkommenden Unfällen die Steuerung sofort auf
Null zu stellen und so die Maschine rascher zum Stillstand zu bringen, als es durch
Absperrung des Dampfventiles möglich wäre.
M-M.