Titel: | Verfahren zur Herstellung von Nitroglycerin. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 389 |
Download: | XML |
Verfahren zur Herstellung von
Nitroglycerin.
Mit Abbildungen auf Tafel 32.
C. Kurtz's Verfahren zur Herstellung von Nitroglycerin.
C. Kurtz in Köln (* D. R. P. Nr. 6208 vom 24. December
1878) will dadurch alle Gefahr bei der Nitrirung des Glycerins beseitigen, daſs er
das gebildete Nitroglycerin fortwährend abführt, so daſs immer nur geringe Mengen
desselben sich in den verschiedenen Gefäſsen befinden. Das Gefäſs A (Fig. 8 und
9 Taf. 32) wird zunächst mit der aus Salpetersäure und Schwefelsäure
bestehenden Mischsäure gefüllt; dann wird aus dem Behälter B durch das unten mit siebartigen Oeffnungen versehene Rohr a das Glycerin eingeführt, während gleichzeitig durch
das Rohr b zur innigen Mischung und Abkühlung der
Flüssigkeiten Luft eingepreſst wird. Zur besseren Scheidung des aufsteigenden
Nitroglycerins ist oben in dem Halse des Gefäſses A ein
durchlöcherter Thoncylinder angebracht, von dem aus das Nitroglycerin durch das Rohr
c in den durch eine gelochte Wand in zwei
Abtheilungen geschiedenen Behälter C abflieſst. Die
hier abgeschiedene Säure geht nach A zurück, während
das Nitroglycerin durch das Rohr d in den Trichter i (Fig. 10)
abflieſst und so dem aus dem Behälter N (Fig.
8) durch das Rohr n zugeführten und in dem
Waschgefäſse D aufsteigenden Wasser entgegen geht. Der
durch das Rohr b zugeführte Luftstrom befördert wieder
die Mischung und Abkühlung. Das gewaschene Nitroglycerin geht durch das Rohr e zum zweiten Mischgefäſs P und flieſst schlieſslich durch das Rohr m
zum Vorrathsbehälter E ab, während das Waschwasser zur
Abscheidung des mitgerissenen Nitroglycerins zunächst in den Trog F und schlieſslich in den Kanal k abflieſst. (Vgl. D. R. P. Zusatz Nr. 8463 vom 22. Mai 1879.)
Nachdem die im Behälter A befindliche Mischsäure in
Folge der Nitrirung der entsprechenden Menge Glycerin unwirksam geworden ist, wird
sie durch ein Ventil oder einen Hahn am tiefsten Punkt des Gefäſses oder auch durch
einen Heber in den entfernt stehenden Behälter für Abfallsäure gelassen, wo sich das
anhaftende Nitroglycerin abscheidet und abgenommen werden kann. Statt die Mischsäure
so lange zu benutzen, bis sie unwirksam geworden ist, und sie dann durch neue zu
ersetzen, kann man das Verfahren auch dahin abändern, daſs gleichzeitig mit dem
frischen Glycerin eine entsprechende Menge frische Säure ununterbrochen und zwar
ebenfalls wieder in fein zertheilten Strahlen und in gleicher Höhe mit der
Einströmung des Glycerins in den Behälter A eingeführt
wird. Die mit dem Nitroglycerin nun, gleichzeitig oben abflieſsende Säure wird vom
Gefäſs C aus getrennt abgeführt.
Wie Fig. 8 zeigt, ist die ganze Anordnung so getroffen, daſs sowohl das
Mischgefäſs A, als auch die Waschgefäſse D, P und das Vorrathsgefäſs E getrennt
zwischen Erdwällen aufgestellt wird. Der beaufsichtigende Arbeiter bewegt sich
oberhalb der Gefäſse auf einer Laufbühne. Alle Zuführungs- und Entleerungshähne
werden von oben gestellt. Bei Anzeichen zu starker Zersetzung kann namentlich das
Gefäſs A sofort in den darunter befindlichen Kanal
entleert werden und der Arbeiter sich auſserdem mit einem Sprunge über die Wallkrone
in Sicherheit bringen. Selbst eine Explosion aber kann bei der geringen Menge des in
den Arbeitsgefäſsen befindlichen Glycerins keine sehr bedeutende Wirkung haben.