Titel: | Kesselspeisepumpe von Chiazzari de Torres in Turin. |
Autor: | H–s. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 440 |
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Kesselspeisepumpe von Chiazzari de Torres in
Turin.
Mit Abbildungen auf Tafel 35.
Chiazzari de Torres' Kesselspeisepumpe.
Diese Pumpe eignet sich überall da zur Anwendung, wo man die Wärme des Auspuffdampfes
nutzbar machen will, da bei derselben Speisewässer und Abgangsdampf gleichzeitig
angesaugt, also mit einander gemischt werden. Auch läſst sich nach Anbringung einer
besonderen Hebervorrichtung die Pumpe unausgesetzt in Gang halten, weil die
Unterbrechung der Speisung dann selbstthätig erfolgt, sobald beim Leergang oder Stillstand der
Maschine die Dampfausströmung aufhört. Die Wirkungsweise der Pumpe selbst ist unter
Berücksichtigung ihrer aus den Fig. 1 bis
5 Taf. 35 ersichtlichen Einrichtung folgende.
Bewegt sich der von der absichtlich verstärkten Kolbenstange G getragene Pumpenkolben S von links nach
rechts, so saugt er durch das Rohr T und das Ventil t kaltes Wasser an, welches beim Kolbenrückgang durch
das Ventil d zunächst in einen Raum D gedrückt wird, der aus zwei sich beiderseits
vereinigenden Kanälen besteht. Durch den Rost p in
dünne Strahlen zerlegt, gelangt das Wasser weiter in den Condensator B, an dessen tiefster Stelle es sich ansammelt, um in
Folge der saugenden Wirkung des sich nach links bewegenden Kolbens durch das Ventil
b abermals in den Cylinder zu treten. Der hinter
dem Kolben entstehende Saugraum ist aber gröſser als das auf der vorderen Seite vom
Kolben verdrängte Wasservolum; dieses genügt demnach nicht, jenen auszufüllen, und
es erübrigt deshalb hinter dem Kolben noch eine Saugwirkung, durch welche der Dampf
aus dem Auspuffrohr in das Rohr V, den Condensator B und, nachdem er sich hier mit dem durch den Rost p rieselnden frischen Wasser gemischt hat, mit in den
Pumpencylinder gesaugt wird. Bei der abermaligen Rechtsbewegung drückt dann der
Kolben das warme Wasser durch das Ventil c in das mit
einem Windkessel H versehene Kesselspeiserohr C, während bei t wieder
kaltes Wasser angezogen wird. Die Menge des letzteren läſst sich hierbei durch ein
Drosselventil r unter dem Saugventil t nach Bedürfniſs regeln. Um den angesaugten
Abgangsdampf besser nach dem Condensator hin zu leiten, ist zur Verbindung des
Rohres V mit dem Auspuffrohr in letzteres ein besonders
geformtes Stück E (Fig. 1)
eingeschaltet.
Soll die Wirkung der Pumpe beim Abstellen der Maschine selbstthätig unterbrochen
werden, so wird das zum Speisewasserbehälter (Tender) führende Saugrohr T doppelt abgebogen und in dasselbe ein Injector J eingeschaltet, welcher noch durch das einfach
gebogene Heberrohr v mit dem Verbindungsrohr zwischen
Pumpe und Abdampfrohr in Verbindung steht. Beide Heberrohre T und v sind an ihrem höchsten Punkt durch
einen kurzen Stutzen mit einander verbunden, in den ein nach unten sich öffnendes
Ventil O (Fig. 4)
eingesetzt ist. Beim Stillstand der Maschine ist dieses Ventil geöffnet, weshalb das
Speisewasser in die vom Injector J aus aufsteigenden
Theile der Rohre v und T
bis zur Höhe des Wasserspiegels im Tender tritt. Sobald jedoch die Maschine in Gang
kommt, stöſst der in das Rohr v tretende Abdampf das
Ventil O zu und die Pumpe kann nun Wasser ansäugen,
weshalb sich das Rohr T gänzlich füllt, das Rohr v aber entleert und durch den Injector Dampf
nachströmt, welcher das Speisewasser schon hier etwas erwärmt. Wird dann der Dampf
wieder abgestellt und bleibt die Pumpe in Gang (etwa beim Leerlauf der Maschine u.
dgl.), so hört sie doch
auf, Wasser zu saugen; denn da das Rohr v nun wieder
mit Luft gefüllt ist, öffnet sich das Ventil O wieder
durch sein Eigengewicht, in den Rohren T und v tritt das Wasser neuerdings ins Gleichgewicht mit dem
Tenderwasser und die Pumpe communicirt in Folge dessen nur noch durch die bei O mit einander in Verbindung stehenden ungefüllten
Stücke dieser Rohre mit dem lufterfüllten Abdampfrohr.
Beachtenswerth sind noch einige Einzelheiten der Pumpenconstruction. Der Kreuzkopf
N wird in der cylindrischen Verlängerung des
Pumpenkörpers geführt; seine Verbindung mit der Kolbenstange erfolgt durch einen
runden Querkeil, welcher dadurch gesichert ist, daſs sich sein mit Gewinde
versehenes Ende in den Kreuzkopfkörper schraubt. Die Schubstange M, welche auf passende Weise durch die Maschine zu
bethätigen ist, ruht mit einem Kugelkopf im Querhaupt. Dieser, die Gleitbahnen und
die Kolbenstange werden von einem einzigen Oelbehälter U aus geschmiert; denn das durch die vordere Stirnfläche des Querhauptes
von der oberen Gleitbahn abgestreifte, Oel gelangt durch die Bohrung u zum Stangenkopf, wogegen das sich unten bei q ansammelnde Schmiermaterial durch einen Docht der
Kolbenstange zugeführt wird. Der Schmierapparat kann beliebige Einrichtung haben;
doch wird die Anwendung eines besonders hergestellten „saugenden
Schmierapparates“ empfohlen, dessen Construction aus Fig. 2 und
5 ersichtlich ist. Der Abfluſskanal des Oelbehälters wird durch einen mit
einer Feder belasteten querliegenden Kolben x
unterbrochen, so lange die Pumpe still steht; sowie sie jedoch ansaugt, wird auch
die Luft in dem Verbindungsrohr Q zwischen ihr und der
Kolbenkammer des Schmierapparates verdünnt und der Kolben x gegen die Mündung des Rohres Q gezogen.
Eine in den Kolben eingedrehte Rille h verbindet dann
die vorher unterbrochen gewesenen Theile des Schmierkanal es. Ein zwischen das
Verbindungsrohr Q und die Pumpe eingeschaltetes Stück
i mit Rückschlagventil bewirkt, daſs der Kolben
beim Drücken die Schmierung nicht unterbrechen kann; diese hört vielmehr erst dann
auf, wenn sich nach dem Abstellen der Pumpe in Q der
gewöhnliche Luftdruck wieder herstellt.
Die Kolbenstange ist mit einer gewöhnlichen Hanfliderung gedichtet, zwischen welche
ein mit einer Anzahl kleiner Löcher versehener Ring f
gelegt ist. Da derselbe beständig durch einen besonderen Kanal mit dem Druckraum D in Verbindung steht, kann die Pumpe beim etwaigen
Undichtwerden der Kolbenstangenpackung niemals Luft saugen.
Das Ausführungsrecht dieser Pumpe (* D. R. P. Nr. 790 vom 21. September 1877) ist für
Deutschland der bekannten Firma Henschel und Sohn in
Cassel übertragen.
H–s.