Titel: | Zur Kenntniss der Thone und Thonwaaren. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 464 |
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Zur Kenntniſs der Thone und
Thonwaaren.
(Fortsetzung des Berichtes S. 465 Bd.
233.)
Zur Kenntniſs der Thone und Thonwaaren.
Mattschwarze Dachsteinglasur. Die
von H. Seger untersuchte Glasur, welche zur Schwärzung
von Dachfalzziegeln benutzt wird, zeichnet sich durch eine intensive, grauschwarze,
an Graphit erinnernde Färbung aus und besitzt einen nur schwachen metallischen
Glanz. Sie haftet fest und frei von Haarrissen auf einem Kalk haltigen, gelb
gebrannten Scherben und ist leicht schmelzbar. Unter der Loupe erscheint die Glasur
nicht als eine glatte, homogene Glasschicht, sondern sie ist uneben von kleinen
krystallinischen Ausscheidungen, wodurch eben der nur schwache metallartige Glanz
bedingt ist. Die Analyse der Glasur ergab folgende Zusammensetzung:
Kieselsäure
26,33
Thonerde
5,43
Eisenoxyd
11,98
Manganoxydul
5,45
Kalk
7,94
Magnesia
0,91
Bleioxyd
39,78
Alkalien als Rest
2,18
––––––
100,00.
Daraus ergibt sich folgendes Aequivalentverhältniſs von
Kieselsäure zu den Sesqui- und Monoxyden 1 : 0,29 : 1, während dieses bei den
gewöhnlichen Fayence- und Steingutglasuren sich auf 1,6 bis 4:0 bis 0,4: 1
berechnet, beim gewöhnlichem Glase das Verhältniſs der Kieselsäure zu den Basen nach
Benrath, Weber u.a. aber sich bekanntlich wie 3 : 1 verhält. Diesem
hohen Basenverhältniſs ist es offenbar zuzuschreiben, daſs die Glasur beim langsamen
Erkalten entglast, indem ein Theil der basischen Oxyde herauskrystallisirt. Während
man bisher matte Glasuren durch Anwendung eines so strengflüssigen Glasurversatzes
zu erreichen versuchte, daſs er im Feuer nicht zum vollständigen Fluſs gelangte, ist
hier dasselbe in vollkommenerer Weise durch einen leichtflüssigen, aber sehr leicht
entglasenden Glassatz erreicht.
Als Grundlage für derartige dunkle Glasuren wird man passend einen der weit
verbreiteten Mergelthone verwenden können. Wählt man z.B. den dahin gehörenden
Veltener Thon von folgender Zusammensetzung:
Kieselsäure
43,65
Thonerde
12,09
Eisenoxyd
5,10
Kalk
16,40
Magnesia
1,33
Alkalien
3,89
Glühverlust
17,16
und nimmt statt der Alkalien und Magnesia die äquivalente
Menge Kalk, so ergibt sich in abgerundeten Zahlen folgender Versatz: 45,0 Th.
Veltener Thon, 6,7 Th. Quarzsand, 9,7 Th. Eisenoxyd, 2,5 Th. kohlensaurer Kalk, 40,0
Th. Bleiglätte und 7,5 Th. 90proc. Braunstein. In der That ergab ein nach den
genannten Verhältnissen zusammengestellter Glasurversatz bei der Brenntemperatur der
Mergelthone etwas über Silberschmelzhitze auf einem Scherben von Veltener Thon eine
Glasur, welche beim Brennen in ausschlieſslich oxydirendem Feuer eine dunkel
schwarzbraune, im reducirenden Feuer aber eine der untersuchten Glasur ganz gleiche
schwarzgraue Färbung mit metallischem Aussehen annahm. (Thonindustriezeitung, 1879 S. 271.)
Blei und Zinn freie Emailglasur. In
der Steingut- und Fayancefabrikation hat man schon mehrfach statt der Bleiglasuren
Barytglasuren angewendet, da beim Ersatz des Bleioxydes durch Zink, Kalk oder
Thonerde die Glasuren bei dem für diesen Zweck gebräuchlichen Glattbrande trotz des
schönen Glanzes und der bedeutenden Härte trübe erscheinen. Lindhorst hat nun nach der Thonindustriezeitung, 1879 S. 282 versucht, einen stark Kalk haltigen
Diluvialthon so weit mit Alkali und Sand zu versetzen, daſs das daraus geschmolzene
Glas nach dem Mahlen als Glasur für denselben Thon gelten kann, bei einer den
Glattbrand für Ofenkacheln nur wenig übersteigenden Temperatur. Der verwendete
Diluvialthon von Eberswalde hatte 18 Proc. kohlensauren Kalk, 30 Proc. Quarz und 12
Proc. Feldspath. Die daraus mit einem Zusatz von 20 Proc. Sand, 7,5 Proc. Natron und
7,5 Proc. Kali hergestellte Glasur schmilzt auf dem Eberswalder, wie dem Veltener
Thon glatt bei einer Temperatur, welche zwischen Silber- und Goldschmelzhitze liegt.
Da der verwendete Thon über 5 Proc. Eisenoxyd enthält, so zeigte die Glasur eine gelbe Farbe. Zur
Vermeidung dieses Uebelstandes wurden 50 Th. Sennewitzer Erde, 55 Th. Feldspath, 20
Th. Kreide 5 Th. Magnesit 15 Th. calcinirte Soda und 25 Th. Sand zum klaren Glas
geschmolzen und gemahlen. Die Glasur flieſst bei der angegebenen Temperatur zum
opaken Glase auf dem Eberswalder wie Veltener Thone und hält auf demselben
ausgezeichnet; auch nach anhaltendem Kochen mit Kochsalzlösung sowohl, als nach
trocknem Erhitzen zeigen sich Haarrisse nicht. Die gefärbte Unterlage verhindert
allerdings, daſs die Glasur völlig weiſs erscheint, da sie nicht ganz undurchsichtig
ist.
Auch diesem Uebelstande kann leicht begegnet werden, wenn man die genannten Thone mit
stark durch Sand und Kreide gemagerte weiſsbrennende Thone ganz dünn angieſst, indem
man sie noch feucht mittels eines Pinsels mit dem weiſsen Schlicker bestreicht, im
Uebrigen aber wie gebräuchlich verfährt. Die so hergestellten Kacheln geben den
besten mit Zinnglasur hergestellten an Güte nichts nach, sind billiger als diese und
vermeiden den ungesunden Verkehr mit der Bleiglasur für den Arbeiter. – Durch einen
Zusatz der betreffenden Oxyde gibt die Glasur auch ein schönes Kobaltblau,
Kupferblaugrün und Manganviolett (vgl. 1878 229 451).
Die Bunzlauer Geschirrfabrikation.
Wie W. Olschewsky im Notizblatt
des deutschen Vereines zur Fabrikation von Ziegeln, 1879 S. 204 mittheilt,
findet sich in der Nähe Naumburgs der so genannte Tschirner Thon, welcher sich zwar
vollkommen weiſs brennt, aber lufttrocken eine so geringe Festigkeit hat, daſs die
daraus hergestellten Gefäſse beim Eintauchen in die Glasur oft aus einander reiſsen,
so daſs man diesen Thon nicht zur Herstellung des bekannten Bunzlauer Geschirres
verwendet, sondern dafür den Thon von Tillendorf bezieht. Die aus diesem Thon auf
der Drehscheibe hergestellten Gefäſse werden lufttrocken zunächst innen mit einem
weiſsen Beguſsthon grundirt; dann wird die aus gleichen Theilen Schlämmkreide und
feingemahlenem Feldspath bestehende Glasur unter Zusatz von etwas weiſsem
Grundirungsthon durch Ausschwenken aufgetragen. Für die äuſsere Glasur dient ein
Gemenge aus gleichen Theilen der Beguſsthone von Gieſsmannsdorf und Polnisch-Nettke.
Die Gefäſse werden mittels der ausgespreitzten Finger im Inneren erfaſst und bis zum
Rand in die Glasurmasse eingetaucht. Nach dem Trocknen wird dann der Fuſs und obere
Rand der Gefäſse mit einem Messer von der anhaftenden Glasur befreit. Nach dem
völligen Trocknen auf dem Töpferofen geschieht das Einsetzen derart, daſs gröſsere
Geschirre mit kleineren ausgefüllt werden, während erstere völlig frei im Ofen
stehen. Zum Brennen dienen gewöhnliche Töpferöfen, welche meist mit einem Gemisch
von Braunkohle und Steinkohle gefeuert werden. Die Dauer des Brandes,
einschlieſslich Vorwärmen und Abkühlen, beträgt zwischen 30 und 40 Stunden. Zu Ende des Garbrandes muſs die
Glasur wässerig flüssig erscheinen.
Bei einem Töpferofen betrug nun die Temperatur in der Mitte der Ofenhöhe und etwa
1m weit von der Innenwand der Einsatzthür
zwischen dem Geschirr während des Garbrandes 1027°; sie wird daher im ganzen Ofen
etwa 1100° erreichen; bei etwa 1200° wird die kastanienbraune Glasur bereits
blasig.
Bei der Schlämmanalyse ergab sich für die beiden Thone folgende Zusammensetzung:
Thon von
Thon-Substanz
Schluff
Staubsand
Streusand
GroberSand
Tschirne
68,75
23,96
4,06
2,85
0,52
Tillendorf
57,98
7,96
2,41
30,46
1,40
Mischt man beim Tschirner Thon 57,98 Th. Thonsubstanz, 7,96 Th. Schluff, 2,41 Th.
Staubsand, 30,46 Th. Streusand und 1,40 Th. groben Sand zusammen, so sollte man
danach einen dem Tillendorfer ähnlichen Thon erhalten. In die bekannte Achtform
gebracht, ergaben sich aber im Cementzerreiſsungsapparat lufttrocken für den Thon
von Tillendorf eine Zerreiſsungsfestigkeit von durchschnittlich 6k,3, von Tschirne von 3,5 und für die erwähnte
künstliche Mischung nur 2k,6 auf 1qc. Thonsubstanz und Sand müssen demnach bei
verschiedenen Thonen auch ganz abweichende Eigenschaften haben. Da nun das feinste
Schlämmproduct keineswegs reine Thonsubstanz ist, so gestatten die Ergebnisse der
Schlämmanalyse keinen sicheren Schluſs auf die Beschaffenheit eines Thones; auch die
mikroskopische Untersuchung der Thonsubstanz ist wegen des stets beigemengten Sandes
miſslich. Die chemische Analyse ergab für die abgeschlämmte Thonsubstanz folgende
Zusammensetzung:
Bestandtheile
Tillendorf
Tschirne
Ge-sammt-gehalt
Sand
Thon-sub-stanz
Ge-sammt-gehalt
Sand
Thon-substanz
Kieselsäure
55,94
21,36
34,56
56,63
32,40
24,23
Thonerde
30,99
0,97
30,02
31,50
0,22
31,28
Eisenoxyd
2,05
0,18
1,87
1,56
–
1,56
Kalk
Spur
–
Spur
–
–
–
MagnesiaAlkali
0,61 0,97
0,50
1,10
0,14 0,34
0,05
0,43
Wasser und organische Substanz
9,51
–
9,51
9,98
–
9,98
––––––
–––––
–––––
–––––
––––
–––––
Zusammen
100,07
23,01
77,06
100,15
32,67
67,48
Ob diese verschiedene chemische Zusammensetzung die
abweichenden Festigkeiten bedingt, bleibt vorläufig unentschieden.
Die beiden Glasurthone hatten folgende Zusammensetzung:
Bestandtheile
Polnisch-Nettke
Gieſsmannsdorf
Ge-sammt-gehalt
Sand
Thon-sub-stanz
Ge-sammt-gehalt
Sand
Thon-substanz
Kieselsäure
63,75
45,01
18,741
59,21
41,44
17,77
Thonerde
16,39
2,26
14,131
11,51
2,27
9,24
Eisenoxyd
5,19
–
5,19
6,80
0,33
6,47
Kalk
2,25
–
2,25
8,41
–
8,41
MagnesiaAlkalien
0,98 2,71
1,34
2,35
1,77 1,77
0,77
2,77
Kohlensäure
1,45
–
1,45
5,74
–
5,74
Wasser und organische Substanz
7,28
–
7,28
4,79
–
4,79
Da zur Glasur gleiche Theile des feinsten Schlämmproductes
beider gemischt werden, so wird die Glasurmasse aus etwa 60 Th. wirklicher
Thonsubstanz und 40 Th. feinstem Sand bestehen, somit etwa folgende Zusammensetzung
haben:
Kieselsäure
60,61
Thonerde
13,28
Eisenoxyd
6,52
Kalk
5,88
Magnesia und Alkalien
2,87
Kohlensäure
3,97
Wasser und organische Substanz
6,86
––––––
99,99.
Die Leichtschmelzbarkeit der Glasur ist hiernach erklärlich
(vgl. 1878 229 451).