Titel: Dynamographische Kurbel von F. A. Schöpfleuthner, Maschinen-Ingenieur in Wien.
Fundstelle: Band 235, Jahrgang 1880, S. 16
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Dynamographische Kurbel von F. A. Schöpfleuthner, Maschinen-Ingenieur in Wien. Mit Abbildungen auf Tafel 3. Schöpfleuthner's dynamographische Kurbel. Die Wichtigkeit der Untersuchung einer Arbeitsmaschine bezüglich der erforderlichen Betriebskraft bezieh. der jeweiligen Beanspruchung einzelner Glieder derselben, sowohl für Theorie als Praxis, ist zu bekannt, als daſs dies hier erst des Näheren erklärt werden müſste. Allein es ist nicht einzusehen, warum denn gerade auf diesem Gebiete, wo man Alles gebührend zu würdigen und jede zweifelhafte Angabe zu zerfasern bestrebt ist, derartige Experimente gröſstentheils auf nur dem Indicator zugängliche Objecte beschränkt werden, während doch andererseits ein weit ergiebigeres Feld sich erschlieſsen würde, unterzöge man sich erst der kleinen Mühe, hierbei von anderen Gesichtspunkten auszugehen. So stehen beispielsweise viele für Hand- oder Thierbetrieb eingerichtete Hilfsmaschinen gegenwärtig noch immer auf einer Stufe der Ausführung, auf welcher sie die „handwerksmäſsige Schöpfungsgeschichte“ stehen lieſs, und will man die auf diesem Gebiete unternommenen Untersuchungen nach der Vollkommenheit bezieh. Zweckmäſsigkeit der hierzu vorhandenen Instrumente beurtheilen, so darf man füglich sagen, daſs darin kaum mehr geschehen sei, als eben die Ueberzeugung von der praktischen Verwendbarkeit der letzteren nöthig machte. Die unzureichende Ausrüstung und verfehlte Anordnung einzelner Glieder der gegenwärtigen Dynamographen, die voluminöse Ausdehnung und das damit verbundene, geradezu abschreckende Gewicht sind Ursache, daſs man den Gebrauch derselben schleunigst aufgibt und nötigenfalls von derlei Unternehmungen völlig abgeht, ganz abgesehen von ihrer oft sehr beschränkten Verwendbarkeit. Diese Umstände waren es, welche mich veranlaſsten, ein neues Instrument zu construiren, dessen Einrichtung den praktischen Anforderungen besser entsprechen soll, und zu meiner Beruhigung hatte ich Gelegenheit festzustellen, daſs eine gröſsere Anzahl damit angestellter Versuche vorläufig keine Umänderung desselben nöthig machte. Das Instrument ist in Form einer dynamometrischen Kurbel in Fig. 1 bis 8 Taf. 3 abgebildet, und ein Blick auf die Zeichnung genügt, um zu erkennen, in wie weit mir dies gelang. Die Hauptschwierigkeit war jedoch die Herstellung des nothwendigen Gleichgewichtes bei Vermeidung allen unnützen Ballastes, da das Widerstandsvermögen des Vordergliedes im Auge behalten werden muſste. Ich wählte daher für den Querschnitt des Armes die Form einer von hohen Saumnerven begrenzten Platte A, in deren Mitte eine Hülse H angegossen ist. Der Obertheil des Armes B hat ähnlichen Querschnitt und ist mittels der Bolzen a1 und a2 mit A verbunden. A und B zusammengenommen bilden eine gemeine Kurbel, in so lange nicht a1 oder a2 entfernt wird, und es ist zu erkennen, daſs der zurückgebliebene Bolzen als Gelenk wirkt. Es müſste nun bei Drehung der Kurbel nach Entfernung eines Bolzens a1 oder a2 eine gänzliche Beugung des Vordergliedes erfolgen, wenn nicht ein endloses, in sich zurückkehrendes Stahlband F, welches mittels der Lamellen m, m1 und des Bügels B1 an A und B festgehalten ist, an Stelle des Bolzens träte. Dieses Stahlband hält aber, bei der gewählten Form, dem am Handgriff U wirkenden Druck keineswegs Stand; es verlängert sich auf Kosten der Pfeilhöhe – Abstand zwischen d und d1 – diesem Drucke entsprechend, anfangs rasch, dann immer langsamer, so daſs durch geeignete Uebertragung dieser Bewegung ein Schreibstift I auf einem darüber hinweggeführten Papierstreifen diesen Druck graphisch darstellt. Obgleich der im Bügel B1 befestigte Theil von F unbeweglich ist, ändert der vordere während des Versuches seine Lage in Folge der oben bezeichneten Verbindungsart von A und B so, daſs die Einrichtung des Uebertragungsmechanismus den nachtheiligen Einfluſs dieser Bewegung auf den Schreibstift I unschädlich machen muſs. Der Uebertrager besteht daher aus zwei Stücken, von denen das eine an d, das andere an d1 befestigt ist, so daſs bei der vorhandenen Gliederung der mit dem Sector o durch das um diesen geschlungene Stahlband t verbundene Hebel h bei Annäherung von d, d1 ein Getriebe so bewegt, daſs eine am Schreibstift befestigte Schiene z in Richtung des Pfeiles verschoben wird. Der Hub des Stiftes I beträgt 1mm für 1k Druck an dem Handgriff U. Eine im Gehäuse o befindliche Spirale hält das Band t straff, während die Verbindung der übrigen Glieder durch Reibung geschieht; der Widerstand dieses Uebertragers ist zwar sehr gering, wurde aber nichts desto weniger bei Herstellung des Sectors o berücksichtigt. Die am Bügel B1 befindliche Schraube s bezweckt die Einstellung des über der Deckplatte befindlichen Zeigers (Fig. 6) auf Null vor Beginn der Operation. Das dritte Glied, der Förderapparat, befindet sich an der Rückseite der Platte A und es ist ein Theil desselben durch den Stift s1 (Fig. 1) an dieser abnehmbar befestigt. Er besteht aus dem Rollenpaar w, w1, von denen letzteres zur Aufnahme des Papierstreifens bestimmt ist und denselben durch leichte Reibung straff erhält. Die an A festgelagerte Förderwalze K steht mit w in ununterbrochener Berührung, und die Verbindung von w, w1 bewirkt, daſs der Papierstreifen stets parallel zur oberen Fläche von A, unter der Zunge p, hindurchgeht. Die Walze K wird durch die Räder r und R so angetrieben, daſs letzteres während der Versuchsdauer still steht. Die Zunge p ist um v drehbar und zu diesem Ende am gegenüber liegenden Flügel aufgeschlitzt; auf diese Weise ist der Schreibstift von oben zugänglich gemacht. Die Papiercylinder w sind ausziehbar (vgl. Fig. 5), damit die Papierrolle aufgeschoben und ebenso nach Beendigung der Operation wieder abgezogen werden kann. Schlieſslich sei noch des in Fig. 7 und 8 dargestellten Centrirfutters erwähnt, welches an die zu untersuchende Maschine an Stelle der Kurbel o. dgl. befestigt wird und auf diese Weise dem Instrumente – der Hülse H also – als Kurbelkopf dient. Das Uebersetzungsverhältniſs ist 1 : 8, somit dieses Dynamometer] ungemein empfindlich. Die Abscisse des Diagrammes wird durch einen im Nullpunkte unveränderlich feststehenden Schreibstift vorgezeichnet. Die drei Bolzen a, a1, a2 werden durch Vorschieben des Riegels l (Fig. 1) festgehalten und können auf diese Weise rasch entfernt oder eingesetzt werden; es ist dies deshalb nothwendig, weil während des Transportes der Theil A von B getrennt ist; beim Gebrauch muſs aber der Fall eines raschen Wechsels dieser Bolzen vorgesehen sein.

Tafeln

Tafel Tafel 3
Tafel 3