Titel: | Beiträge zur technischen Rohstofflehre; von Dr. Franz R. v, Höhnel, Privatdocent an der techn. Hochschule in Wien. |
Autor: | Höhnel Franz R. v |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 74 |
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Beiträge zur technischen Rohstofflehre; von Dr.
Franz R. v, Höhnel,
Privatdocent an der techn. Hochschule in
Wien.
(Fortsetzung der Abhandlung S. 407 Bd.
234.)
R. v. Höhnel, Beiträge zur technischen Rohstofflehre.
Zur Unterscheidung der Farbhölzer. (Mit
Abbildungen.)
Seit längerer Zeit mit einer eingehenden histologischen und histochemischen
Untersuchung der Farbhölzer beschäftigt, erkannte ich es als ein Bedürfniſs, durch
Vermittlung einer genauen makroskopischen Untersuchung so weit irgend möglich eine
sichere Unterscheidung der Farbhölzer unter einander und von anderen ähnlichen
Hölzern durchzuführen. Durch die Untersuchungen von WiesnerWiesner: Die Rohstoffe des Pflanzenreiches, S.
552. und VoglVogl: Untersuchungen über den Bau etc. im Lotos, März 1873. ist zwar, was die
Vertiefung unserer waarenkundlichen Kenntnisse über die Färbehölzer betrifft, alles
nur Wünschenswerthe gethan; hingegen wurde bisher ein anscheinend sehr nahe
liegender Punkt: die sichere makroskopische Erkennung, d. i. die durch das freie
Auge und durch Vermittlung der Loupe durchzuführende sichere Unterscheidung der
Farbhölzer nur sehr nebenher behandelt und ist namentlich eine genügende
Rücksichtnahme auf Differentialcharaktere auſser Acht gelassen worden.
Wer ein Mikroskop und ein Mikrometer zur Verfügung hat, wird auch bei geringer Uebung
im Mikroskopiren mit Hilfe der genannten vorzüglichen Arbeiten in der Lage sein, die
verschiedenen Sorten der Farbhölzer sicher von einander zu unterscheiden; wer aber
nur auf die Loupe angewiesen ist – und in diese Lage kann bei dem Umstände, daſs man
wohl eine Loupe, nicht aber ein Mikroskop immer bei sich führen kann, wohl Jeder
leicht, wenigstens zeitweilig kommen – der dürfte mit der vorhandenen Literatur wohl
hier und da auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoſsen, die, soweit überhaupt
möglich, zu beheben, der Zweck der folgenden Mittheilungen sein soll. Ich bemerke,
daſs ich die Untersuchung mit einem ziemlich reichhaltigen Material ausgeführt habe,
das ich der Güte der genannten beiden Herren verdanke und hinlängliche Garantie für
eine allgemeine Giltigkeit der im Folgenden aufgestellten Merkmale bietet.Zur beiläufigen Orientirung sei bemerkt, daſs der ganze Holzkörper der
Farbhölzer – für gegenwärtigen Zweck betrachtet – aus Parenchym, Holzfasern,
Markstrahlen und Gefäſsen besteht. Die Markstrahlen erscheinen aufdem Querschnitte, manchmal schon mit freiem
Auge, immer aber bei einer 4 bis 5 maligen Loupenvergröſserung als zarte
matte parallele Linien, die in einer meist dunkleren festen Grundmasse, die
aus Holzfasern zusammengesetzt ist, eingebettet
sind. Die Richtung der Markstrahlen ist die radiale. Ein in dieser Richtung
geführter Längsschnitt heiſst Radialschnitt. Senkrecht auf der radialen
Richtung – tangential – verlaufen auf dem Querschnitte andere feine, meist
etwas wellige Linien, welche die Grenzen der Jahresringe darstellen. Der auf
dem Radialschnitte senkrecht geführte Längsschnitt heiſst Tangentialschnitt;
er durchschneidet alle Markstrahlen quer, während sie der Radialschnitt
ihrer Länge nach bloslegt. Die Holzfasern und Gefäſse erscheinen auf dem
Querschnitte im senkrechten Durchschnitte. Erstere stellen gewissermaſsen
die Grundmasse des Holzes dar; sie bedingen die Festigkeit des Holzkörpers
und erscheinen auf dem Querschnitte als dünklere, feste, geschlossene
Gewebemassen, in welche die meist hellen Parenchymmassen als Flecke von
rundlicher oder tangential quergestreckter Gestalt, oder als
zusammenhängende tangentiale schmale Bänder oder Streifen eingebettet sind.
In diese durch ihre Anordnung meist sehr charakteristischen Parenchymmassen
sind nun die Gefäſse als hohle, der Länge des Holzkörpers nach gerichtete
Röhren eingelagert.
Hat man einen auch nur kleinen Splitter des Holzes, so gelingt es mit Hilfe der
leicht herzustellenden Querschnittsfläche ohne weiteres genau orientirte Radial
schnitte und Tangentialschnitte zu führen, ebenso gerichtete Spaltungsflächen zu
erzeugen und sich so in den Besitz aller jener Cardinal ansichten des Holzkörpers zu
versetzen, welche für die Ausführung der folgenden Untersuchung nöthig
erscheinen.
Schon eine vorläufige Untersuchung der Querschnitte mit der Loupe zeigt, daſs sich
die Färb- und nächstverwandten ähnlichen Hölzer in eine Anzahl von Gruppen theilen,
die bezüglich des Baues scharf von einander getrennt und zu unterscheiden sind,
innerhalb welcher aber eine sichere Unterscheidung mit gröſseren Schwierigkeiten
verbunden ist. Diese Gruppen sind: 1) Blauholz, 2) die minderen Rothholzsorten aus
Amerika – Lima-, Costarica-, Santa-Martha-Rothholz u.a., 3) Fernambukholz,
Sappanholz und Coulteria-Rothholz, 4) rothes Sandelholz (afrikanisches und
indisches), 5) Camwood, 6) Maclura-Gelbholz, 7) Sauerdorn und 8) Rhus
Cotinus-Gelbholz (Fisetholz).
Alle diese Gruppen sind schon ohne Zuhilfenahme des Mikroskopes scharf von einander
zu unterscheiden. Nur das Blauholz ist von den minderen Rothholzsorten, was den mit
der Loupe erkennbaren Bau allein betrifft, manchmal nicht leicht zu trennen. Ich
gebe nun nachstehend eine genaue, mit besonderer Berücksichtigung der
unterscheidenden Kennzeichen verfaſste Charakteristik der einzelnen Gruppen und der
in denselben vorkommenden Hölzer, welche durch die beigegebenen Loupenbilder der
Querschnitte wesentlich unterstützt werden.
1) Blauholz. Mit freiem Auge sind am Querschnitte die
Markstrahlen z. Th. eben noch sichtbar; ferner eine dunkelbraune bis schwarze
Grundmasse, in welcher mattrothe Striche, Punkte und Streifen liegen. Die
Gefäſsquerschnitte als solche meist nicht zu sehen. An arideren Stellen (oder
Sorten: Domingo-Blauholz besonders) nimmt das matte (Parenchym-) Gewebe überhand und
kann schlieſslich die Grundmasse bilden, in welcher das Holzfasergewebe in Form
kleiner Flecke eingelagert ist. An solchen Stellen sind die Gefäſse auch etwas
weiter und als Hohlröhren deutlich zu sehen (bis 0mm,25 weit).
Auf dem Tangential- und Radialschnitte sind die Gefäſse noch deutlich als Halbröhren
zu erkennen (was bei dem Fernambukholz nicht mehr der Fall ist). Auf dem
Tangentialschnitte ist von den Markstrahlen gar nichts zu sehen. Dieselben
erscheinen radial als Querbänder von sehr verschiedener Breite, welche heller und
glänzend sind. Die breitesten Markstrahlen sind 2 bis 3mm breit; zwischen ihnen sieht man feine Querlinien, welche den schmalen
Markstrahlen entsprechen und nie so regelmäſsig angeordnet sind wie beim
Fernambukholze.
Die Loupe zeigt am Querschnitte eine Gewebeanordnung wie in Fig. 1 und 2. Das helle matte Parenchym
ist (wie in sämmtlichen Figuren) dunkel gehalten und die Markstrahlen erscheinen senkrecht. Diese
bilden meist keine ganz geraden Linien und sind charakteristischer Weise von sehr
verschiedener Dicke. Wo das Parenchym überhand nimmt, sind auch Markstrahlen sowie
Gefäſse häufiger und breiter und letztere in radiale Reihen geordnet.
Die Markstrahlen treten tangential kaum hervor und bieten Tangential- und
Radialansicht mit der Loupe nichts weiter Bemerkenswerthes.
Fig. 1–3., Bd. 235, S. 76
2) Die minderen Rothholz-Sorten aus Amerika schlieſsen
sich im Baue eng an das Blauholz an. Sie sind indeſs schon durch die verschiedene
Färbung mehr oder weniger leicht vom Blauholze zu unterscheiden. Von einander sind
aber Lima-Rothholz (Caesalpinia crista?), Nicaragua-Rothholz (C.
brasiliensis) u.a. nicht mit Sicherheit zu trennen, was den Bau und die
übrigen Eigenschaften betrifft.
Ohne Loupe sind weder Markstrahlen, noch Jahresringgrenzen am Querschnitte sichtbar.
Die Gefäſse sind ebenfalls nicht oder nur vereinzelt zu sehen. Die Anordnung des
Parenchyms (Fig. 3) ist fast genau so, wie beim
Campecheholz; nur ist die Structur viel feiner, die Parenchymflecke erscheinen mehr
zusammenhängend und feiner ausgezogen an den Enden.
Im Tangentialschnitte erscheinen die Gefäſse nur als dunkle Linien und die
Markstrahlen als sehr kurze und zarte dunkle Längsstriche, die nicht (wie beim
Fernambukholze) zu horizontalen Reihen angeordnet sind. Auf dem Radialschnitte
zeigen sich die nur bis 0mm,3 breiten
Markstrahlen, welche bezüglich ihrer Breite in der Mitte zwischen denen des
Fernambuk- und Sappanholzes stehen. Mit der Loupe zeigt sich das Querschnittsbild
Fig. 3. Man sieht die 0,14 bis 0mm,1 weiten Gefäſsöffnungen und die sehr
ungleichmäſsig entwickelten Markstrahlen; hingegen sind eigentliche
Jahresringgrenzen nicht wahrnehmbar. Der Tangentialschnitt zeigt besonders bei den
schlechteren, heller gefärbten Sorten die Markstrahlen sehr deutlich als dunkle
Längsstrichelchen, welche unregelmäſsig vertheilt sind, so daſs keine Wellung
(Fernambuk- und Sandelholz) zu Stande kommt. Der radiale Schnitt läſst ebenfalls
keine Wellung erkennen. Die Markstrahlen treten meist nur als kurze breite
Querbänder hervor, die Gefäſse als glänzende dunkle Halbröhren.
3) Das Fernambuk-, Sappan- und Coulteria-Rothholz stimmen in den wesentlichen
Eigenthümlichkeiten des Baues mit einander überein. Alle drei besitzen nämlich fast
gleichmäſsig zerstreute Gefäſsporen und rundliche sehr charakteristische
Parenchymflecke.
Das Coulteria-Rothholz (von Coulteria tinctoria) hat unter allen Rothhölzern die feinste Structur. Der
Querschnitt zeigt genau dieselbe Beschaffenheit wie beim Fernambukholze; nur sind
die Jahresringgrenzen deutlicher und das Holz ist mehr braun als roth gefärbt. Auch
Tangential- und Radialschnitt verhalten sich ganz so wie beim Fernambukholze.
Das Fernambukholz läſst am Querschnitte eine rothbraune
harte glänzende Grundmasse erkennen, welche mit sehr zahlreichen einzeln stehenden
mattrothen Punkten bestreut erscheint, von welchen viele undeutlich und wie
verschwommen sind. Markstrahlen und Jahresringgrenzen sind ohne Loupe nicht zu
sehen. Am Tangentialschnitte erscheinen die Gefäſse nur als zarte dunkle
Längslinien. Tangentiale Spaltungsflächen zeigen ungemein zarte genäherte
Querlinien, welche denselben ein feinwelliges Aussehen geben und von den in
horizontalen Reihen angeordneten Markstrahlen herrühren. Ein ähnliches Aussehen
erhält auch der radiale Hauptschnitt. Die Markstrahlen sind alle schmal; 4 bis 5
derselben gehen auf 1mm. Mit der Loupe zeigt der
Querschnitt das Aussehen
Fig. 4. Die Markstrahlen erscheinen alle in fast
gleicher Entfernung von einander und fast gleich stark. Die Jahresringgrenzen sind
als sehr zarte Querlinien zu erkennen. Die Parenchymflecke sind rundlich und meist
nicht scharf abgegrenzt. Sie enthalten ein bis mehrere sehr enge Gefäſse, die aber
am Querschnitte mit der Loupe als Röhren schon deutlich zu erkennen sind. Seltener
hängen Parenchymflecke zusammen, nie bilden sie tangentiale gesonderte Binden.
Die tangentiale Ansicht zeigt mit der Loupe die Markstrahlen als zarte kurze dunkle
Längsstriche, die Gefäſse als dunkle Halbröhren und das Parenchym als hellere
Längsstreifen. Auf den beiden Längsansichten tritt die zarte Wellung mit der Loupe
noch deutlicher hervor.
Das Sappanholz (Fig. 5)
zeigt am Querschnitte gröſsere Parenchymflecke als das Fernambukholz. Die
Gefäſsquerschnitte sind schon mit freiem Auge als Löcher zu erkennen. Die
Jahresringgrenzen sind deutlich. Dadurch, daſs die Parenchymflecke am inneren Rande
der Jahresringe dichter gestellt sind, entstehen charakteristische hellere und
dunklere concentrische Binden. Die Markstrahlen sind eben noch mit freiem Auge zu
sehen.
Die radiale Ansicht zeigt keine Wellung, hingegen sind die Markstrahlen deutlicher
als beim Fernambukholz (0,25 bis 0mm,66 hoch).
Ebenso wenig zeigt die tangentiale Schnittfläche Wellung. Sehr deutlich erscheinen
die Markstrahlen als kurze Längsstriche, besonders auf Spaltungsflächen. Auf beiden
Längsansichten treten die Gefäſse als erkennbare Halbröhren auf.
Die Loupe zeigt die groſsen Gefäſsquerschnitte sehr deutlich, ebenso die fast gleich
weit von einander entfernten Markstrahlen und die schmalen, linienförmigen
Jahresringgrenzen. Die Parenchymhüllen der Gefäſse sind relativ viel schmäler als
beim Fernarnbuk- und Coulteria-Rothholze, oft kaum bemerklich, so daſs die
betreffenden Gefäſse direct an Libriform zu grenzen scheinen. Die Längsansichten
bieten mit der Loupe nichts Neues.
Fig. 4–6., Bd. 235, S. 77
4) Das rothe Sandelholz von Pterocarpus santalinus zeigt im Querschnitte eine dunkelrothe Grundmasse,
in welcher zahlreiche dichter oder lockerer gestellte Querbänder von matter, fast
ziegelrother Färbung eingelagert sind. Dieselben erscheinen stellenweise knotig
angeschwollen; in jeder Anschwellung findet sich in der Regel ein Gefäſs von fast
0mm,3 Durchmesser, das also schon mit freiem
Auge als Röhre erkennbar ist. Die auſserordentlich feinen Markstrahlen werden erst
mit der Loupe sichtbar, welche das Bild Fig. 6
liefert.Vgl. auch Wiesner a. a. O. S. 560 Fig.
72. Dieselben sind fast genau gleich weit von einander entfernt und
um die gröſseren Gefäſse herum etwas gekrümmt.
Der tangentiale Schnitt erscheint mit unbewaffnetem Auge mit ungemein zarten, kaum
welligen Querlinien bedeckt, welche (wie das Mikroskop lehrt) wie beim
Farnambukholz, wo sie aber weniger auffallend und feiner sind, von der regelmäſsigen
Anordnung der Markstrahlen herrühren: 5 Querlinien kommen auf 1mm. Die Gefäſse erscheinen an den Längschnitten
meist als etwas krumm verlaufende, dunkelbraune und lebhaft glänzende Halbröhren.
Der Radialschnitt zeigt die schmalen und fast sämmtlich gleich hohen Markstrahlen,
die eine Wellung erzeugen. Auſserdem sieht man etwas von einander abstehende gerade
Längslinien, welche von den concentrischen Parenchymlagen des Holzkörpers herrühren.
Die Gefäſse sind schon mit freiem Auge deutlich gegliedert und stark glänzend zu
erkennen. Häufig erscheinen sie auf radialen Spaltungsflächen als unverletzte Röhren.
Mit der Loupe erkennt man an tangentialen Flächen die Querschnitte der Markstrahlen
in Form von etwa 0mm,2 langen feinen fast
schwarzen Strichelchen. Am radialen Längsschnitte erscheinen die Markstrahlen mit
sehr feinen und zahlreichen Querlinien bedeckt. Die Loupe zeigt auch die
Gefäſsglieder, welche etwas länger als breit sind, sehr deutlich.
Das afrikanische Sandelholz ist von dem asiatischen weder makro- noch mikroskopisch
mit Sicherheit zu unterscheiden. Nach Vogl (Lotos, 1873) ist es vielleicht etwas lebhafter gefärbt
und sind die Gefäſse etwas gröſser.
5) Camwood (von Baphia
nitida) ist auſserordentlich charakteristisch gebaut. Der Querschnitt (Fig. 7) zeigt weder Gefäſse, noch Markstrahlen mit
freiem Auge, sondern nur zarte schwach wellige, parallele, oder nur wenig
divergirende hellere Parenchymzonen. Mit der Loupe erscheinen die Gefäſse als feine
Pünktchen (noch feiner als beim Fernambukholze) von 0mm,08 Durchmesser. Die Markstrahlen treten als auſserordentlich zarte
Linien nur stellenweise hervor. Die Grundmasse des Holzkörpers ist hart und
schwarzroth, die Parenchymbänder sind ununterbrochen und kirschroth.
Die tangentiale Schnittfläche läſst selbst mit der Loupe keine bemerkenswerthen
Structureigenthümlichkeiten erkennen, nur hier und da einzeln etwas weitere Gefäſse.
Sehr charakteristisch sind an der radialen Schnittfläche die von den Parenchymzonen
herrührenden Längsstreifen, die schon ohne Loupe deutlich sind. 4 bis 6 derselben
gehen auf 1mm. Daselbst erscheinen die
Markstrahlen als glänzende schmale Bänder von ungleicher Breite, an welchen eine
sehr zarte Querstreifung mit der Loupe deutlich wird. Hingegen sind selbst mit
letzterer die Gefäſse nur stellenweise als dunkle glänzende Längslinien
sichtbar.
6) Alter Fustik (Maclura
tinctoria). Der Querschnitt zeigt schon ohne Loupe Markstrahlen; hingegen
fehlen Jahresringgrenzen vollständig, was den wesentlichsten Unterschied von Maclura aurantiaca bildet. In einer dichten schmutzig
bräunlichen Grundmasse sind theils isolirte, theils auf gröſsere oder geringere
Ausdehnung bandartig zusammenhängende Parenchymflecke eingesprengt (vgl. Fig. 8). Die Bänder erscheinen gezackt. Die Gefäſse
sind ganz mit Parenchym erfüllt, daher man die Gefäſsöffnungen auch nicht mit der
Loupe sehen kann.
Der Tangentialschnitt zeigt in einer glänzenden Grundmasse zahlreiche gleichmäſsig
zerstreute, dunkle kurze Striche (die Markstrahlen) und meist etwas gebogene,
ockergelbe, ziemlich breite Streifen, welche von dem Parenchym und den Thyllen
erfüllten Gefäſsen herrühren. Am Radialschnitte erscheinen die Markstrahlen als
matte, im Mittel 0,2 bis 0mm,25 breite
Querstreifen, die mit der Loupe 6 bis 20 zarte Linien zeigen, welche von den
einzelnen Zellreihen herrühren. Im Längschnitte erscheinen die Gefäſse mit der Loupe
betrachtet wie mit ockergelben Schüppchen, welche glänzen, erfüllt.
Das Holz von Maclura aurantiaca ist durch die scharfe
Sonderung der Jahresringe leicht vom alten Fustik zu unterscheiden; ferner durch die
hell- und nicht ockergelbe Färbung der Parenchymmassen und die bedeutend feinere
Structur. Auch sind die Parenchymflecke mehr quergestreckt und besteht das Frühjahrs
holz fast ganz aus Parenchym und Thyllen erfüllten Gefäſsen.
Fig. 7–10., Bd. 235, S. 78
7) Das Sauerdornholz (Wurzeln von Berberis vulgaris) ist
intensiv citronengelb gefärbt. Mit freiem Auge sieht man auf der Querschnittsfläche
eine gleichmäſsige gelbe Grundmasse, in welcher stark convergirende, sehr breite
hellgelbe Markstrahlen
eingebettet sind. Alle Markstrahlen sind deutlich. Die Gefäſse erscheinen als kleine
dunkle Punkte, welche theils auf dem Querschnitte gleichmäſsig zerstreut, theils in
Querbändern angeordnet sind. Die Loupe zeigt, daſs die Gefäſse leer sind, und läſst
noch mehr derselben erkennen, als mit freiem Auge sichtbar sind. Die Markstrahlen
nehmen am Querschnitte an Breite ab und zu. Die Jahresringgrenzen sind deutlich,
aber nicht so wie bei den übrigen Gelbhölzern. Am Tangentialschnitte treten die
Markstrahlen als verwischte, breite Längsstriche hervor, die Gefäſse als sehr dünne
dunklere Linien. Am Radialschnitte erscheinen die Markstrahlen bis über 2mm breit und sind mit horizontalen Linien versehen
(vgl. Fig. 9).
8) Das Fisetholz (Rhus
Cotinus) läſst mit freiem Auge im Querschnitt concentrische hellere und
dunklere Querbänder erkennen. Die Gefäſse erscheinen als kleine Pünktchen und die
Markstrahlen sind nur angedeutet. Am Tangentialschnitte sieht man nur die Gefäſse in
einer ockergelben Grundmasse als hellbräunliche Längsstreifen. Auch am
Radialschnitte treten die nur sehr kleinen Markstrahlen nur wenig hervor und
erscheinen die Gefäſse wie am Tangentialschnitte. Mit der Loupe zeigt, sich der
Querschnitt wie Fig. 10. Die sehr feinen Markstrahlen
sind nur zum Theil sichtbar. Die sehr engen Gefäſse erscheinen in radialen Reihen
angeordnet und es zerfällt der ganze Holzkörper in bräunliche, dichtere, gefäſsarme
und in gelbe, lockere, gefäſsreiche concentrische Zonen. Auf den Längsschnitten
erscheinen die Gefäſse deutlich gegliedert und lebhaft glänzend, während die
Markstrahlen am Radialschnitte nur wenig hervortreten. Sie erscheinen dunkler als
die Grundmasse, ebenso wie am Tangentialschnitte, wo sie als sehr feine
hellbräunliche Längsstrichelchen zu erkennen sind.
Ich glaube durch das Gesagte deutlich gezeigt zu haben, daſs den organischen
Rohstoffen eine Menge von Eigenschaften zukommen, die bei genauerer Betrachtung
schon mit freiem Auge und der Loupe sichtbar werden und welche bisher nur in ungenügendem Maſse in der Waarenkunde verwerthet
wurden. Da die Aufsuchung von sicheren unterscheidenden Merkmalen zwischen ähnlichen
aber ungleichwerthigen Rohstoffen eine der Hauptaufgaben der Rohstofflehre ist, so
darf kein Mittel verschmäht werden, um dieses Ziel möglichst vollständig zu
erreichen. In diesem Sinne mögen vorstehende Mittheilungen aufgenommen werden.