Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. |
Autor: | G. W. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 106 |
Download: | XML |
Ueber Neuerungen an
Wirkereimaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 452 Bd.
234.)
Mit Abbildungen auf Tafel 12.
Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
Der Apparat am Paget-Wirkstuhle zum
Egalisiren der tiefsten Platinenstellung von Gottl.
Hecker und Söhne in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 7005 vom 11. Januar 1879)
besteht in einer an der gewöhnlichen Einschlieſsschiene der Platinen drehbar
angebrachten zweiten Schiene, welche theils federnd, theils durch ihr eigenes
Gewicht dann auf die Platinen drückt, wenn kulirt worden ist. Durch diesen
gleichmäſsigen und elastischen Druck hält man die Platinen in gleicher Höhenlage, in
welcher sie auch alle gleich lange Schleifen bilden; auſserdem wird hierdurch ein
Verziehen der Schleifen gegen einander vermieden, welches sonst bei ungleicher
Stärke und Steifigkeit im Faden sicher eintritt und das schöne Aussehen der Waare
bedenklich stört. Die Einschlieſsschiene selbst zu dem Zwecke verwenden zu wollen,
ist schon früher versucht, aber wieder aufgegeben worden, wegen der Steifigkeit in
den Verbindungen und Bewegungen derselben, durch welche der Faden zu stark
angespannt wird.
Die Neuerungen am
flächen mechanischen Wirkstuhle von Aug.
Winkler in Oberfrohna bei Chemnitz (* D. R. P. Nr. 7726 vom 25. März 1879)
bestehen in einer solchen Anordnung der Nadelbarre, daſs dieselbe nicht nur vor- und
rückwärts, sondern auch auf- und abwärts beweglich ist und nicht nur beim
Vorschieben der Schleifen, Abschlagen der Maschen und Pressen der Nadeln, sondern
auch beim Einschlieſsen der Waare durch die Platinenreihe sich zu bewegen hat. Die
letztere bleibt dabei in horizontaler Richtung fest stehen. Zur Hervorbringung
dieser vielfachen Bewegungen enthält die Nadelbarre, nach hinten reichend, zwei
horizontale Arme, welche an zwei Stellen drehbar mit verticalen Trägern verbunden
sind; diese letzteren werden durch Hebel von der Triebwelle der Maschine entweder
hin- und hergeschoben, oder gehoben und gesenkt und setzen daraus die Wege der
Nadelreihe zur rechten Zeit zusammen.
Die Einrichtung flacher Wirkstühle zur
selbstthätigen Herstellung regulärer Petinetwaaren von C. G. Mossig in Siegmar, Sachsen (* D. R. P. Nr. 7735
vom 9. Mai 1879) ist wesentlich verschieden von der dem gleichen Zwecke dienenden
Petinetstuhl-Anordnung von Gränz (* 1879 232 124),
zunächst in so fern, als die Deckernadeln b zum Mindern
und die Musternadeln a in ein und derselben
Horizontalreihe liegen, nur an verschiedenen Schienen befestigt sind (vgl. Fig.
4 bis 6 Taf. 12).
Die Mustermaschine c reicht mit ihren Nadeln a über die Decker d mit
den Decknadeln b hinweg; an der vorderen Kante treffen
jedoch die Spitzen von a und b in einer Horizontalreihe zusammen (Fig. 6), und
wenn nun die Mindernadeln b an die Stelle einer
Musternadel gelangen und unter derselben fortgeschoben werden sollen, so bewirkt der
am Decker d verschiebbar angebrachte Winkel h (Fig. 4)
während des Aufdekens
ein Aufwärtsschieben dieser Musternadel, welche nun nicht mehr thätig ist, so daſs
das Mindern und Mustern nicht auf dieselben Nadeln trifft. Die Verschiebung der
Decker erfolgt in gewöhnlicher Weise durch Anstoſsen der Buffer f3 an d1, diejenige der
Musterschiene c aber durch ein Musterrad k, welches unter Vermittlung des Bolzens i und Armes c2 die Schiene c nach
links treibt, worauf die Feder c3 sie nach rechts zurück zieht. Die Herstellung
dieses Musterrades k durch Aufschrauben von Platten k1, k2 u.s.w. auf eine
glatte Scheibe k ist eine Neuheit in der Construction
dieser Eckräder. Man kann die Platten k1, k2 u.s.w. unter einander verwechseln und in
verschiedener Höhe gegen einander feststellen, damit aber vielfach verschiedene
Muster erreichen.
Der Mossig'sche Stuhl enthält zu seinem Antriebe 3
Wellen: die Triebwelle H, die Arbeitswelle K und die Minderwelle J,
und es treibt H entweder durch die Räder M, M1 auf K oder durch L, L1 auf J. Ist K in Umdrehung, so steht J
deshalb still, weil in dem Rade L1 einige Zähne fehlen und dasselbe durch Anstoſsen
von L2 auf n3 so gehalten wird,
daſs die Stelle der fehlenden Zähne über L sich
befindet. Mit der Klinke N1 schiebt die Antriebwelle H bei jeder
Umdrehung das Zählrad N um einen Zahn fort und dieses
rückt endlich mit dem Ansätze m den Hebel n nach links, also n3 von L2 hinweg und ebenso nimmt n4 das Rad M
aus der Kupplung M2
heraus. Da nun ferner eine Seite von L1 schwerer ist als die andere, so sinkt das Rad L1 sofort auf dieser
Seite herab, seine Zähne kommen nun mit denen von L in
Eingriff und dadurch wird jetzt die Minderwelle J
umgedreht, während K stillsteht. Die Welle J ist auch zugleich die Musterwelle; soll sie während
einer Umdrehung nur zur Musterbildung thätig sein, nicht aber mindern, so bleibt
eine auf den Hebeln g2
liegende Schiene g so dicht an den Hebeln FG, daſs sie ein Ausschwingen dieser Hebel, sowie der
Klinkhebel ED verhindert, also auch die Bufferstücke
f2
f3 nicht durch die Klinken C fortschieben
läſst. Bei anderer Deckeranordnung (z.B. derjenigen für französische Fuſsspitzen)
wird auf die Tragschiene der Decker ein Stab mit einer Erhöhung verschiebbar
aufgelegt und so verschoben, daſs seine Erhöhung die Klinke, welche den breiten
Decker bewegt, aushebt, so daſs letzterer stehen bleibt. In beiden Fällen wirken
allerdings die Deckernadeln während des Musterns auch mit, in so fern als sie die
Maschen von den Stuhlnadeln abheben; aber da sie nicht verschoben werden, so hängen
sie diese Maschen nicht seitlich fort, sondern wieder auf dieselben Stuhlnadeln.
Die Welle H trägt ferner das Excenter O1 mit der Klinke O2, welche das Zählrad
O bewegt; da nun jede Umdrehung für das Mustern in
dem Zwischenräume zwischen zwei Minderarbeiten nicht als Reihenzeit für die
letzteren gezählt werden darf, so zieht beim Verschieben von n nach links der Arm n1 mit n1
n2 den Arm s, welcher um p2 sich dreht, nach links aufwärts; dieser Arm hebt die Klinke O2 aus den Zähnen des
Rades O und verhindert die Drehung des letzteren
während der Zeit des Musterns. Soll aber dabei zugleich gemindert werden, so gelangt
der Ansatz p an O gegen
den Hebel p1, drückt
diesen und p2 mit s und n2
n1 nach links, also
auch n3 nach rechts; es
wird daher auch hierdurch die Welle K aus- und J eingerückt. Es kommt aber auch der Arm r nach rechts und verschiebt durch g2
g3 die Schiene g nach links so weit, daſs sie den Hebel FG in einen ihrer Ausschnitte eintreten läſst. Nun kann
dieser Hebel FG (Fig. 4) von
Jz und einer Feder bewegt werden und er kann auch
durch ED und C die Decker
verschieben. Mit Hilfe der Feder 8 kann man die Klinke
O2 für das
Reguliren des Minderns ein- oder ausrücken; ebenso ist es möglich, durch die Feder
l8 die Klinke l7 für das Musterrad
k auſser Thätigkeit zu setzen. Die Räder
Verbindungen zwischen den Wellen H, K und J gestatten, daſs zu dem Mindern oder Mustern doppelt
so viel Zeit aufgewendet wird wie zur Herstellung einer Maschenreihe. – Im Uebrigen
bezeichnen gleiche Buchstaben in den Figuren gleiche Theile.
Die Vorrichtung an
Wirkmaschinen zur Herstellung von Wickelfransen von Heinr. Spoer und Francke in Apolda (* D. R. P. Nr. 6278 vom 22. October
1878) ist ein am flachen Kettenstuhle angebrachter Fadenführerapparat zu folgendem
Zwecke: Die Kettenfäden werden oft in mehreren Lagen auf die Stuhlnadeln gebracht
und nicht zu neuen Maschen verarbeitet, sondern als blose Henkel oder sogen, blinde
Legungen zur alten Waare geschoben, mit welcher sie in der nächsten Maschenreihe von
den Nadeln ab und in die neuen Maschen hinein fallen, so daſs sie endlich als eine
Art Verzierung oder Ausputz auf der Waarenrückseite obenauf liegen. Man arbeitet nun
an Kettenstühlen auch Besatzstücke, Spitzenkanten oder auch Fransen und versieht
dieselben mit den soeben als Ausputz bezeichneten Fadenlagen, welche man durch
Umwickeln einer oder mehrerer Stuhlnadeln mit einem oder mehreren Kettenfäden
erhält. Mit der gewöhnlichen Kettenmaschine ist dieses Umwickeln in so fern
zeitraubend, als man zu jeder Legung die Maschine heben, seitlich verschieben und
senken muſs; zum Ersatze derselben hat man nun den obigen Apparat erfunden, welcher
aus so vielen rotirenden Fadenführern besteht, als man Wickel in der Breite des
Stuhles, irgend wie vertheilt, anbringen will. Die Führerröhrchen werden drehbar in
einer Lagerschiene gehalten; auf jedem ist ein Stirnrädchen angebracht und durch
dieses können alle Führer mittels einer auf ihnen lang hin geschobenen Zahnstange
gleichmäſsig umgedreht werden. Der von jedem Röhrchen ausgehende Führerarm ist so
weit abgebogen, daſs er bei der Drehung einen Kreis beschreibt, welcher je nach
Bedarf eine oder mehrere Stuhlnadeln umfaſst, so daſs er den Faden um dieselben
herumwickeln kann.
Ein Jacquardgetriebe für mechanische
Kettenwirkstühle von Ernst Saupe in Limbach (*
D. R. P. Nr. 7733 vom 29. April 1879) ist bestimmt zur Erfüllung derjenigen Zwecke,
für welche Löbel's Getriebe (* 1879 231 323) bereits
vielfach Anwendung findet. Die neue Saupe'sche
Anordnung zeigt eine gewisse Annäherung an das Handgetriebe; denn jeder
Maschinenriegel wird von einer Zahnstange erfaſst, welche von einem Stirnrädchen
nach links oder rechts verschoben werden kann, wie im Handgetriebe. Die gabelförmige
Verbindung zwischem dem Riegel und der Zahnstange gestattet das erforderliche Heben
und Senken der Maschine. Behufs der Drehung des Stirnrades ist dasselbe mit zwei
Klinkrädern verbunden, von denen die Zähne des einen entgegengesetzt gerichtet
stehen zu den Zähnen des anderen; auf das eine Rad wirkt eine Klinke oben und dreht
es links herum, und auf das andere eine solche unterhalb der Achse, durch welche es
rechts herum gedreht wird. Die beiden Klinken sind an Riegeln befestigt, welche
durch Federn stetig rückwärts gezogen, durch Vorsprünge einer Anzahl bewegter
Platten aber vorwärts gedrängt werden. Diese Platten stehen, vertical beweglich, in
einem Rahmen, welcher für jede Legung der Maschine von der Triebwelle aus eine
Bewegung gegen die Klinkriegel hin erhält; sie sind auſserdem einzeln mit den
Platinen einer Jacquardmaschine verbunden, durch welche sie entweder gehoben, oder
in ihrer tiefsten Stellung belassen werden. In dieser letzteren befinden sich alle
Vorsprünge der Platten unter den Klinkriegeln; hinter jedem Riegel stehen überdies
mehrere Platten, z.B. sechs, wenn der gröſste Ausschub der Maschine auf einmal 6
Nadeltheilungen betragen soll, und der Vorsprung der ersten Platte beträgt eine, der
der zweiten zwei u.s.f., endlich der der letzten 6 Nadeltheilungen Länge. Der
Ausschub des Rahmens mit allen Platten erfolgt immer auf die Länge von mindestens 6
Nadeltheilungen; ist während desselben für einen Riegel die letzte Platte mit dem
Vorsprunge 6 von der Jacquardmaschine empor gezogen worden, so steht sie dicht an
dem Riegel und schiebt ihn um 6 Nadeltheilungen nach links; er dreht dann das Klink-
und Stirnrad und verschiebt hierdurch endlich die Kettenmaschine ebenfalls um 6
Nadeln. Während dieser Zeit darf natürlich die andere Klinke desselben Getriebes gar
nicht wirken, für sie müssen alle Regulirungsplatten unten stehen bleiben. Hätte man
für einen Riegel die Platte mit dem Zweinadelvorsprunge gehoben, so würde dieselbe
erst auf die Länge von 4 Nadeltheilungen leer gehen und dann noch ihren Klinkriegel
und ihre Kettenmaschine um 2 Nadeln seitlich fortbewegen. Es ist also in der That
möglich, je nach der Hebung der Platinen in der Jacquardmaschine die Kettenmaschinen
um beliebig viele Nadeln hin und her zu rücken.
Damit man die Jacquardmaschine auch zum Verschieben der Excenter auf der Triebwelle
(z.B. für das zeitweilige Ausrücken der Nadelpresse) verwenden kann, so ist von Saupe noch folgender Zwischenapparat angegeben worden:
Ein an seinem unteren Ende drehbarer Hebel ist oben mit derjenigen Zugstange
verbunden, welche die Ausrückgabeln für die Excenter trägt. Dicht hinter dem Hebel
hängt eine Stange herab, welche von der Trieb welle bei jeder Maschenreihe einmal
gehoben und gesenkt wird; dieselbe trägt ein leicht nach rechts und links sich
wendendes, keilförmiges Stück, dessen zwei seitliche Arme durch Schnuren mit zwei
Platinen der Jacquardmaschine verbunden sind. Dicht über der tiefsten Stellung
dieses Stückes trägt der erstgenannte Hebel eine Rolle, gegen welche der Keil beim
Aufsteigen entweder
links oder rechts antrifft. Liegt z.B. das Keilstück nach rechts gewendet, so trifft
es die Rolle, auch an der rechten Seite und schiebt sie nach links; dadurch rückt
aber die Zugstange mit den Excentern auch nach links. Wird dagegen durch die
Platinen der Jacquardmaschine das Keilstück nach links gezogen, so trifft es die
Rolle links und verschiebt sie und die Excenter wieder nach rechts.
Neuerungen an
Rundwirkstühlen zur Herstellung gemusterter Ränderwaare von Oscar Webendörfer in Kappel bei Chemnitz (* D. R. P.
Nr. 7534 vom 20. August 1878) betreffen den von Hine,
Mundella und Comp. in Nottingham zuerst angegebenen englischen
Rundränderstuhl mit Zungennadeln, welcher seit 20 Jahren bereits in der Wirkerei
verwendet wird. Die Neuheiten bestehen in den Vorrichtungen zur Bewegung der unteren
oder Stuhlnadeln, deren Führungsbleche einzeln von schwingenden Hebeln erfaſst und
dadurch gehoben und gesenkt werden, daſs man beide Arme der horizontalen Hebel
abwechselnd von besonderen keilförmigen Stücken des Gestelles herabdrücken läſst.
Die Verwendung dieser Hebel zu demselben Zwecke kommt indeſs schon an der Dalton'schen RundstrickmaschineVgl. Dr. Herm. Grothe: Die
Familien-Strickmaschine, Preisarbeit in den Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbefleiſses,
1879 S. 172 Fig. 46. vor; auch in dieser werden die vertical
stehenden Zungennadeln durch horizontale Hebel gehoben und gesenkt, deren äuſsere
Enden allerdings allein in der Nuth eines feststehenden Cylinders sich führen.
Eine andere und wohl wichtigere Neuheit für den vorliegenden Fall
bilden Musterräder-Paare, welche zur Bewegung der oberen oder Maschinennadeln
benutzt werden. Die Maschinennadeln sind, wie gewöhnlich, in Führungsbleche
eingelöthet, welche wie zweiarmige Hebel am Maschinengestell hängen. Die Musterräder
drücken nun seitlich an die Hebel, und zwar das eine über und das andere unter dem
Drehbolzen derselben; beide haben am Umfange Zähne und Lücken derart vertheilt, daſs
einem Zahne des einen Rades eine Lücke im anderen entspricht und umgekehrt, so daſs
sie die Maschinennadeln entweder hinaus schieben, oder herein ziehen und zur
Maschenbildung veranlassen oder nicht. Wenn die Stuhl- und die Maschinennadeln
gleichmäſsig mit einander arbeiten, so entsteht Randwaare; wenn aber die
Maschinennadeln nicht mit arbeiten, so liefern die Stuhlnadeln allein glatte Waare,
welche endlich, sobald wieder beide Reihen thätig sind, zum Doppelrande umgebogen
wird. Die vorhandenen Neuerungen gestatten das Ein- und Ausrücken einzelner
Maschinennadeln in derselben Reihe, so daſs die Ränderreihen von einzelnen
Doppelrandstücken unterbrochen werden, welche bei Verwendung verschieden farbiger
Fäden in mehreren Systemen des Stuhles Farbmuster ergeben. Dieselben sind jedoch
keineswegs als Preſsmuster aufzufassen, da die Fadenverbindung keinerlei Henkel und
Doppelmaschen zeigt, und die Musterräder sind auch nicht mit den Preſsrädern zu
verwechseln.
Zur Herstellung von
lang gestreifter Waare auf der Lamb'schen Strickmaschine ist von Jos. Balster in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 6311 vom 25.
October 1878) ein Fadenführerapparat construirt worden,
welcher an einem über den Nadelbetten hängenden Rahmen so viele Fadenführer trägt,
als die Waare Langstreifen erhalten soll. Jeder Führer besteht aus einer
Blechschiene, welche oben mit einem Langloche über einen Bolzen der Tragschiene
geschoben ist und unten ein kurzes Führerröhrchen trägt; er kann in Richtung der
Nadelreihe hin und her schwingen, wenn der auf der Schloſsplatte befestigte
Mitnehmer gegen einen seitlich von ihm abstehenden Zapfen anstöſst. Dieser Mitnehmer
stellt sich schief gegen den Zapfen, während er ihn fortstöſst, und gleitet dann
über ihn hinweg, wenn der Weg des Fadenführers durch Anstoſsen an einen Stift der
Rahmenschiene begrenzt wird. Der federnd nach oben ausweichende Mitnehmer springt
über den ersten Führer hinweg und schlägt an den zweiten an, der nun von ihm mit
fortgenommen wird u.s.f., bis alle Führer der Reihe nach die vorgeschriebenen Wege
durchlaufen haben. Die
Fadenführerbleche hängen deshalb mit Langlöchern auf den Bolzen ihrer Tragschiene,
damit sie am Ende ihres Hubes, also in schiefer Lage, noch bis herab auf die
Nadelreihe reichen. Zur Herstellung carrirter Waare wird ein Versetzen des ganzen
Rahmens um die Streifenbreite dadurch ermöglicht, daſs man diesen Rahmen in den zwei
feststehenden seitlichen Säulen verschieben kann.
Der Apparat zum Offenstricken an der
Lamb'schen Strickmaschine von Claes und
Flentje in Mühlhausen, Thüringen (* D. R. P. Nr. 6288 vom 10. December
1878) zeigt eine neue Ausführung der Möglichkeit, die Schloſsverstellung an der
Strickmaschine so vorzunehmen, daſs man glatte Waare nicht rund geschlossen, sondern
einseitig offen arbeiten kann. Es ist zu dem Zwecke erforderlich, daſs nach einem
Doppelhube des Schlittens die Regulirungsschieber für die Schlösser nicht verstellt
werden, während sie beim nächsten Doppelhube in eine andere Stellung kommen müssen,
daſs also die Seitenriegel der Maschine bei einer Rundreihe auſsen und bei der
nächsten innen stehen. Nach obiger Einrichtung stöſst nun der Schieber, welcher die
Stellung des unteren Schloſsdreieckes regulirt, nicht direct an die Seitenriegel,
sondern er ist mit einer Zahnstange verbunden, welche durch ein Stirnrädchen eine
zweite Zahnstange treibt. Beide im Schlitten der Maschine eingelagerte Zahnstangen
bilden nun die Regulirungsschieber, welche auf der einen Seite abwechselnd bei einer
Umdrehung an Bufferstücke anstoſsen und bei der nächsten theils über dieselben hin,
theils durch Oeffnungen in ihnen hindurch geschoben werden können. Die Bufferstücke
werden gehoben und gesenkt durch Führung auf den excentrischen Zapfen einer
Vorgelegewelle, welche von der Kurbelwelle ihre Umdrehungen erhält und halb so
schnell läuft wie diese. Stöſst nun eine Zahnstange an die Buffer an, so erfolgt
eine Verschiebung des Schloſsdreieckes; die gewöhnlichen vier Seitenriegel müssen
herausgeschoben sein, damit durch sie nicht eine Veränderung in der Stellung des
Schlosses veranlaſst wird. Für Herstellung anderer als der halboffenen Waare drückt
man die Buffer so tief hinab, daſs sie die Zahnstangen nicht erreichen, und erhält
sie in dieser Lage durch eingehängte Haken.
Neuerungen an der Lamb'schen Strickmaschine von Laue und Timaeus in Löbtau bei Dresden (* D. R. P. Nr.
7785 vom 6. April 1879) betreffen zunächst den Betrieb der Maschine durch
Elementarkraft und zeigen darin ein neues Mittel zur Umsetzung der stetig drehenden
Bewegung einer Antriebwelle in die hin- und hergehende Bewegung des Schlittens. Der
letztere trägt an beiden Seiten eine Zahnstange und in jede derselben greift ein
Stirnrad. Die Welle eines jeden Stirnrades trägt am anderen Ende ein Kegelrad und
beide Räder greifen, einander gegenüber stehend, in ein doppelt so groſses Kegelrad,
welches aber nur auf seinem halben Umfange Zähne enthält und auf der anderen Hälfte
glatt ist. Dieses groſse Rad steckt fest an der Antriebwelle, welche gleichförmig
von irgend einer Transmission umgedreht wird; es treibt durch seinen halben gezahnten Umfang
immer nur eins der beiden Kegelräder und schiebt somit den Schlitten abwechselnd hin
und her. Auf dem Fuſsgestell der Maschine ruht zunächst ein Rahmen, welcher die
Nadelplatten trägt und in dessen Nuthen der Schlitten sich führt; letzterer besteht
deshalb nicht aus einem Guſsstücke, wie gewöhnlich, sondern aus zwei Langschiebern,
welche an den kurzen Querseiten zusammengeschraubt sind. Der Schlitten trägt auch
nicht selbst die Schloſsplatten mit den Schlössern, sondern dieselben verschieben
sich in besonderen Nuthenschienen auf den Nadelplatten und werden durch Mitnehmer
vom Schlitten seitlich mit verschoben.
Weiter finden sich im vorliegenden Falle die sonst schon bekannten kurzen Nadeln mit
darunter liegenden Hilfsnadeln oder Hebebolzen verwendet, und die Schlösser sind so
eingerichtet, daſs das untere Dreieck eines jeden die Hebebolzen und durch sie die
Nadeln empor schiebt, worauf die oberen Dreiecke direct die Nadeln erfassen,
herabziehen und durch sie wieder die Hebebolzen hinabschieben. Die Führungsplatten
der Nadeln und der Hebebolzen sind aber getrennt von einander und man kann diejenige
der letzteren gegen die der Nadeln verschieben und dadurch Muster in der Waare
erzielen. Wegen dieses Verschiebens der Platten ist es durchaus erforderlich, die
Hebebolzen sicher aus den Nuthen des Nadelbettes hinab zu schieben und man läſst
deshalb diese Bewegung nicht blos von den abwärts gehenden Nadeln besorgen, sondern
hat neben dem unteren Dreiecke noch zwei kleine Dreiecke angebracht, welche die
Hilfsnadeln direct erfassen und unter die Nadelplatte hinab ziehen. Die obere
Führungsrinne der Schloſsplatte ist zugleich dazu bestimmt, etwaiges Schmieröl vom
Nadelbett in sich aufzunehmen und abzuleiten. Endlich enthält die Maschine noch
einen Ringelapparat, welcher Ringelwaare mit zwei Fäden so herstellt, daſs der nicht
arbeitende Faden bei jeder Reihe auf die Innenseite der rund geschlossenen Waare
gebracht wird. Das Spulengestell ist an der linken Seite der Maschine angebracht und
trägt die beiden Spulen so angeordnet, daſs sie vor Beginn einer neuen Rundreihe
durch den ersten Schlittenausschub einmal um einander herumgedreht werden, so daſs
der arbeitende Faden sich über den nicht arbeitenden nach einwärts überlegt. Die
Verstellung der Fadenführer zum Wechseln der Fäden ist mit der Hand, durch einen
besonderen Ausschub des Schlittens, zu besorgen.
G. W.