Titel: | Ueber Neuerungen in der Eisenerzeugung. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 124 |
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Ueber Neuerungen in der
Eisenerzeugung.
(Fortsetzung des Berichtes S. 43 dieses
Bandes.)
Mit Abbildungen auf Tafel 13.
Neuerungen in der Eisenerzeugung.
Verfahren und Ofen zur Reinigung des Roheisens von E. Servais und M. Feltgen
in Luxemburg (* D. R. P. Nr. 6271 vom 17. Mai 1878). Nach ausgeführten Versuchen
reinigt überhitzter Wasserdampf geschmolzenes Roheisen vom Schwefel, Phosphor und
Silicium; nach lang genug durchgeführter Einwirkung ermöglicht es selbst die
Darstellung von Stahl und Stabeisen. Der bei der Zersetzung des Wasserdampfes frei
werdende Sauerstoff oxydirt das Metallbad aber derartig, daſs es durch die groſse
Menge Eisenoxyd noch vor Ende des Processes seine Flüssigkeit verliert. Um dies zu
verhindern, werden dem überhitzten Wasserdampf die Destillationsproducte von
Steinkohle, Theer, Erdölrückstände u. dgl., oder aber gepulverte Kohle zugemischt.
Diese Zumischung des Kohlenpulvers geschieht von dem Trichter E (Fig. 1 Taf.
13) aus entweder durch das mit entsprechenden Ausschnitten e versehene Rad R, oder durch einen von z (Fig. 2) aus
durch den mittels Rad v beweglichen Stopfen b eintretenden Dampfstrahl.
Der mit diesen Stoffen gemischte Dampfstrahl tritt von dem Rohr t (Fig. 3 und
4) aus in den Metallkasten P und durch die
Löcher o in das geschmolzene Eisen, welches durch die
Oeffnung O in das Schmelzgefäſs A gebracht ist. Um eine Abkühlung des Eisens zu verhüten, ist das
Schmelzgefäſs durch den Feuerkanal C umgeben, welcher
von den Verbrennungsgasen der mit Unterwind versehenen Kokesfeuer F durchzogen werden. Die ausgenutzten Gase und Dämpfe
entweichen in den Schornstein S, während das gereinigte
Eisen aus dem Stichloch T abgelassen wird. Das Gewölbe
V kann abgehoben werden.
Fig.
5 und 6 Taf. 13
zeigen eine anscheinend vollkommenere Einrichtung dieses Apparates. Die Heizung
geschieht hier ebenfalls mit Kokes oder aber mit Gas. Gleiche Theile sind mit
gleichen Buchstaben bezeichnet.
Terrassenofen zur
directen Eisendarstellung von S. R. Smyth in
Manchester (* D. R. P. Nr. 3200 vom 19. April 1878). Der sich durch Unklarheit und
unwahrscheinliche Behauptungen auszeichnenden Patentschrift entnehmen wir folgende
Angaben. Das Gemisch von Erz und Kokes wird zunächst mit Chlorkalk, Eisenoxyd, Salz,
Soda, Potasche, Salzsäure, Chlormangan, Aetzlauge oder gelöschten Kalk versetzt, um
den Schwefel und Phosphor unschädlich zu machen, dann in einem terassenförmig
angeordneten Ofen mittels Leuchtgas geschmolzen. Um das Metall in diesem
Terassenofen durch eine einzige Schmelze in Stahl umzuwandeln, wird Wasserstoff
eingeleitet, um den vorher zum Verbrennen des Kohlenstoffes angewendeten Sauerstoff
zu beseitigen; dann sollen unter Druck die Verbindungen C10H8 oder C14H10 eingeführt werden. Der fertige Stahl
wird durch Stickstoff abgekühlt. Ferner soll das erhaltene Eisen dadurch gereinigt
werden, daſs man die verschiedenen Grase und Destillationsproducte von Steinkohlen
hindurchpreſst.
Benutzung von Destillationsgasen beim Schmelzen in
Fluſsstahl-Flammöfen von F. Osann in
Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 242 vom 15. Juli 1877). Um den Fluſsstahlproceſs im
offenen Herde zu einem so gleichmäſsigen und zuverlässigen zu gestalten, als es der
Tiegelschmelzproceſs ist, werden die Generatorgase entweder völlig durch solche Gase
ersetzt, welche durch trockne Destillation erzeugt wurden, oder doch damit gemischt.
Die in bekannter Weise aus Steinkohlen, Braunkohlen, bituminösen Schiefern, Holz,
Torf, Erdöl, Fett u. dgl. hergestellten Destillationsgase werden wie bei der
Leuchtgasdarstellung von Kohlensäure und Wasserdampf befreit. Sollen diese Gase
ausschlieſslich angewendet werden, so führt man sie oberhalb des Regenerators in die
Kammer, um eine Zersetzung der schweren Kohlenwasserstoffe zu verhüten.
Um z.B. einen Siemens'schen Regenerativofen hierfür einzurichten,
werden beide Kammerpaare zur Durchleitung und Anwärmung der Luft verwendetes wird
also der Gaskasten von dem Gaswechselventil abgenommen und dieses dann ebenfalls als
Luftwechselventil behandelt; man hat beim Wechseln dann immer zwei
Luftwechselventile umzustellen. Aus beiden Kammern werden sodann die Luftzüge (aus
der einen, der früheren Gaskammer, zwei und aus der anderen, der bisherigen
Luftkammer, drei) in gleichen Dimensionen, nämlich 170 × 390mm (gegen 240 × 390mm des früheren Ofens) bis oben in den Ofen geführt und zwar alle auf die
gleiche Höhe, bis 160mm unter das Ofengewölbe ohne
Vorbauung von Luftbrechpfeilern oder Ueberdeckungen.
Die übrigen Gröſsenverhältnisse bleiben, was Länge und Breite des
Ofens betrifft, unverändert; dagegen muſs das Ofengewölbe möglichst heruntergedrückt
werden, beispielsweise um 200mm an den Köpfen und
um 50mm im tiefsten Gewölbepunkt in der Mitte. Als
Zuleitungsrohr genügt ein Gasrohr von 105mm
Durchmesser, welches, hinter oder über dem Ofen herlaufend, in der Mitte einen
Dreiweghahn hat, durch welchen das Gas nach der einen oder anderen Kopfseite des
Ofens geleitet wird. An beiden Kopfseiten zweigen sich aus dem 105mm-Rohr vier engere Röhren von 60mm Durchmesser ab, welche das Gas durch die
Mauerpfeiler in den Ofen leiten.
Will man die Generatorgase mit den destillirten Gasen mischen, so
führt man diese in die Hauptgasleitung oder besser erst bei jedem Ofen oberhalb der
Regenerativkammern ein. Hierzu genügt ein Gasleitungsrohr von 80mm aus welchem an beiden Kopfseiten das Gas durch
zwei Stutzen von 60mm in die zwei aus den
Gasregenerativkammern austretenden senkrechten Gaszüge eingeführt wird. Durch diese
Vorrichtung wird ein rascheres Einschmelzen und eine sehr geringe Oxydation des
Metalles ermöglicht.
Verfahren zur Reduction geschmolzener Eisenerze in der
Bessemerbirne. R. M. Daelen in Heerdt (D. R. P. Nr. 1485 vom 8. August
1877) macht den Vorschlag, bei Verwendung eines Eisens, welches beim Bessemerproceſs
eine hohe Temperatur gibt, in einem Ofen geschmolzene flüssige Eisenerze in die
Birne zu leiten, um dieselben durch die dem Eisenbade entströmenden Gase zu
reduciren. Bezüglich der Kosten des Verfahrens bemerkt Daelen, daſs bei einem Preise von 100 M. für 1t geschmolzenes Roheisen, 30 M. für 1t
geschmolzenes Erz und 30 M. Betriebskosten, sowie einem Zuschlag von 33 Proc. des
Gewichtes des Roheisens eine Verminderung der Selbstkosten von etwa 10 Proc. zu
erzielen sei, wenn die Behandlungskosten des Erzes, dagegen aber auch die Verbesserung der
Qualität und die Verminderung der Betriebskraft für das Gebläse unberücksichtigt
bleiben.
Windpyrometer. Aehnlich wie von Hobson (* 1876 222 46) und Bradbury (* 1877
223 620) wird bei dem auf dem Eisenwerk Deuain gebräuchlichen Pyrometer die
Temperatur des Windes dadurch bestimmt, daſs derselbe mit kalter Luft gemischt wird.
Strömt nämlich aus dem kleinen Rohr a (Fig. 7 Taf.
13) der heiſse Wind in das weitere Rohr B, so saugt er
an der Mündung c kalte Luft an, mischt sich damit und
entweicht bei e, während das Thermometer t die Temperatur des Luftgemisches anzeigt, aus der auf
Grund vorheriger Versuche die Temperatur des heiſsen Windes berechnet werden
kann.A. v. Kerpely: Eisen und Stahl auf der
Weltausstellung in Paris 1878. 200 S. in 4. Mit 31 Holzschnitten
und 11 Tafeln (Leipzig 1879. Arthur
Felix).
Verbesserung an Drehöfen für metallurgische Zwecke von
Th. R. Crampton in London (* D. R. P. Nr. 1526 vom
28. August 1877). Hiernach soll alle Luft, welche sich in dem rotirenden Gehäuse
angesammelt hat, entfernt werden, so daſs kein Theil der inneren Umhüllung von
Wasser entblöst werden kann. Wie die Durchschnitte des Wasserhahnes (Fig. 8 bis
10 Taf. 13) zeigen, gelangt das Wasser bei A
in den Hahn und mittels eines Ringes in das Mittelrohr a und zur Röhre B. Um dieses Mittelrohr
liegen fünf andere Oeffnungen von gleichem Querschnitt, welche mit den fünf Röhren
C in Verbindung stehen. Die Ausfluſsöffnung D1 in dem Hahngehäuse
D ist von gleicher Gröſse mit einer der fünf
Durchgänge und einem Zwischenraum. Es ist daher klar, daſs, in welcher Stellung sich
das rotirende Gehäuse auch befinde, eine Oeffnung von gleicher Gröſse mit einer der
fünf Durchgänge nach der Ausfluſsöffnung zu offen stehen muſs. In einer gewissen
Stellung des Hahnes stehen zwei Durchgänge offen (von jedem die Hälfte), und sowie
der Hahn sich dreht, öffnet sich ein Durchgang mehr und mehr, während der andere
sich schlieſst. Mehr als zwei Durchgänge können zu einer und derselben Zeit nicht
offen stehen.
Das Wasser tritt in das Gehäuse des Drehofens durch die Oeffnung A (Fig. 11 und
12) ein und durch den Centralweg in die Röhre B; es kehrt dann nach Austritt bei o nach GG zurück, tritt in die Röhre C ein und von da aus durch einen oder mehrere Durchgänge in das
Hahngehäuse bei D. Eine horizontale Linie ss, ungefähr 15mm
über dem inneren Gehäuse gezogen, deutet die niedrigste Wasserlinie an. Die beiden
Auslaſsöffnungen GG, in der Stellung wie in Fig.
11, müssen deshalb über dieser Linie angebracht werden, und irgend welche
Luft, die sich noch weiter in dem Gehäuse ansammelt, muſs entweichen, ehe das Wasser
abflieſsen kann. Diese Stellung setzt deshalb auch die Gröſse der äuſseren Umhüllung
fest, da dieselbe die beiden Oeffnungen GG
einschlieſsen muſs.