Titel: | Neuerungen an Telephonen. |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 158 |
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Neuerungen an Telephonen.
Neuerungen an Telephonen.
G. B. Richmond in Ingham (vgl. 1878 227 51) und A. Beamer in Lansing (* D. R. P. Nr. 7080 vom 12. März
1878) befestigen an der auf einer Grundplatte in verticaler Lage aufgestellten
schwingenden Platte des Senders einen Platindraht, welcher durch ein feines Loch in
der Wandung eines mit Wasser gefüllten, auf eine Glasröhre aufgestülpten
Kautschukrohres hindurch geht und dem ein von einer Stellschraube her ebenfalls in
das Rohr eintretender, mit einer nicht leitenden Hülle versehener Platindraht nahe
gegenüber steht. Die Entfernung der beiden Platindrähte und dadurch die Stromstärke
eines Batteriestromes ändert sich bei dem Schwingen der Platte. Als Empfänger dient
eine an einer Schnur aufgehängte gröſsere, mit Schallöffnungen durchbrochene
Resonanzkammer aus dünnem Holze, deren obere Wandung den weichen Eisenanker eines
Elektromagnetes trägt und von diesem in Schwingungen versetzt wird, wobei alle Wandungen des Kastens als Resonanzböden
wirken.
Ed. Holdinghausen in Hilchenbach, Kreis Siegen (* D. R.
P. Nr. 7349 vom 19. März 1878) läſst die schwingende Membran oder einen
Resonanzboden die Stärke eines localen Batteriestromes ändern, der mittels eines
Rhumkorff'schen Inductionsapparates Inductionsströme nach dem Empfangsorte sendet,
wo dieselben entweder unmittelbar eine Resonanz zum Ertönen bringen, oder erst
mittels eines Relais und einer Membran auf einen Localstrom einwirken, der wieder
zur Erzeugung von Inductionsströmen benutzt wird. Als veränderlicher und die
Stromstärke verändernder Widerstand dient eine Flüssigkeitsschicht, zum Theil in
einem Näpfchen, z. Th. in Form von mehreren zwischen der Membran und einer Anzahl
von Metallstiften befindlichen und diesen beiden adhärirenden Tropfen, z. Th. so,
daſs ein Flüssigkeitstropfen mehr oder weniger Widerstände einschaltet. Der
Relais-Elektromagnet besitzt einen polarisirten Kern und versetzt die Membran durch
die Wirkung der Inductionsströme in ganz ähnlicher Weise wie der Schall die Membran
des Senders in Schwingungen und ändert durch letztere den Widerstand im
Localstromkreise. Eine ganz ähnliche elektrische Anordnung hat die Resonanz mit
Translation, nur daſs anstatt der Membran ein Resonanzkasten zur Aenderung des
Widerstandes benutzt wird und darüber ein Schallrohr aufgesetzt ist. Bei der blos
als Empfänger dienenden Resonanz versetzt der von den Inductionsströmen durchlaufene
Elektromagnet mittels einer leichten Stange mehrere hinter einander liegende
Resonanzböden in Schwingungen. Soll dasselbe Instrument als Sender und Empfänger
brauchbar sein, so erhält es eine verwandte elektrische Anordnung wie das Relais,
dazu aber – wie auch sonst die Empfänger und die Sender – ein aufgesetztes
Schallrohr. Will man diesem Instrumente nicht einen besonderen Inductionsapparat
beigeben, so wickelt man zwischen der Spule des Elektromagnetes und dem Kerne
derselben noch eine inducirende Spirale auf, zu der man in einer Nebenschlieſsung einen
Condensator anordnet; dann kann die Elektromagnetspule zugleich als inducirte
Bewickelung des Inductors dienen.
J. F. Bailey in New-York (* D. R. P. Nr. 8071 vom 14.
Mai 1878) verwendet an Stelle des Stahlmagnetes im Bell'schen Telephon (vgl. * 1878
227 51) einen Elektromagnet und ordnet beide in
eigenthümlicher Weise auf einer Handhabe an. Dann befestigt er zwei Telephone so auf
gemeinschaftlichem Träger, daſs jedes bequem vor eins der beiden Ohre zugleich
gebracht werden kann. Ferner ordnet er hinter dem Mundstücke des Senders zwei
schwingende Platten unter einem Winkel von etwa 40° gegen einander an und befestigt
die zugehörigen beiden Elektromagnetkerne auf den zwei Polen eines
Hufeisen-Stahlmagnetes (bipolares Telephon), oder gar vier mit zwei
Hufeisenmagneten; dabei setzt er den Elektromagnetkern theils mit dem einen Ende,
theils mit der Mitte auf den Pol des Hufeisens auf und erlangt im letztern Falle die
Möglichkeit, den Kern auf zwei seinen beiden Enden gegenüber stehende und durch ein
durch den hohlen Kern hindurchgehendes Stäbchen verbundene Platten wirken zu lassen
(bipolares, bezieh. multipolares Duplextelephon). In ähnlicher Weise stellt er auch
die Kerne zweier hinter einander liegenden Elektromagnete auf die beiden Pole eines
Hufeisens und verbindet die den Kernen gegenüber gestellten Platten wieder durch ein
Stäbchen mit einander. Bei Weglassung dieses Stäbchens ersetzt die in der Röhre
enthaltene Luft dasselbe theilweise. Die in die Leitung mit aufzunehmenden Wecker
für Batterie- oder Magnetinductorströme erhalten in einer Nebenschlieſsung zu ihren
Elektromagnetspulen einen Condensator und in ähnlicher Weise auch die Relais in
einer Morse-Linie, in welche Telephone eingeschaltet werden.
J. F. Bailey in London (* D. R. P. Nr. 7694 vom 2. Juni
1878) wendet einen Stabmagnet mit auf dessen Polen aufgesetzten Eisenkernen und
dieselben umgebenden Spulen in Telephonen an, welche als Empfänger und als Sender
dienen sollen; vor den Spulen liegt eine längliche dünne Eisenplatte, welche in der
Mitte noch durch zwei aus dickem, weichem Papier oder Filz gebildete Kissen
festgehalten wird; in den Deckel ist ein trichterähnliches Mundstück eingesetzt, von
dem aus zwei Kanäle nach den über den beiden frei liegenden Schwingungsmittelpunkten
der Platte befindlichen Kammern führen. Anstatt der so aufgelegten Platte können
auch zwei getrennte, von ringförmigen Kissen festgehaltene, dünne Eisenscheiben
angewendet werden. Ferner können vier Spulen und ein kreuzförmiger Magnet oder zwei
Magnete genommen werden; es kann dann das Mundstück auch blos einen nach der Mitte der einen Platte führenden Kanal
enthalten, wenn nur die beiden Kammern durch freie Kanäle mit einander in Verbindung
stehen. Besser verwendet man als Sender besondere Telephone und gibt denselben
gröſsere Platten, als den Empfängern; man stellt dabei die Platten parallel zu
einander und läſst in den Raum zwischen denselben den vom Mundstücke kommenden Kanal
münden, während ihnen an der Auſsenseite je ein Elektromagnet mit durch einen
groſsen Hufeisenmagnet magnetisch gemachten Kernen nahe gegenüber gestellt wird.
Auch bei Telephonen von der gewöhnlichen Bell'schen Form läſst sich die Platte
zwischen zwei ringförmige Kissen legen. Ein gröſseres Besteck enthält einen Sender
mit zwei parallelen Platten, einen Empfänger, der, während er nicht gebraucht wird,
auf eine Gabel gelegt wird, einen Magnetinductor und einen Wecker mit magnetischem
Anker für Wechselströme und mit zwei Lärmglocken, dazu noch einen Umschalter und
Blitzplatten.
E–e.