Titel: | A. v. Wurstemberger's Rufeinrichtung für Telephone. |
Autor: | E-e |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 270 |
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A. v. Wurstemberger's Rufeinrichtung für Telephone.
Mit einer Abbildung.
A. v. Wurstemberger's Rufeinrichtung für Telephone.
Verwendet man als Rufer in einer Telephonanlage eine elektrische Klingel und gibt man
dieser nicht einen besonderen Draht, sondern schaltet man sie in die Telephonleitung
selbst ein, so muſs man eine Umschaltvorrichtung hinzufügen, mittels deren das
Telephon bei Beginn des Telephonirens einzuschalten, am Ende desselben wieder
auszuschalten ist. Geschieht letzteres nicht selbstthätig, so kann es leicht
vergessen werden, und dann können beim nächsten Rufen die Batterieströme die Magnete
in den Telephonen schädigen. Man hat daher bereits mehrfach das Telephon selbst als
Rufer zu verwenden gesucht, und zwar theils indem man in der rufenden Station einen
kräftigeren Ton erzeugt, welcher telephonisch die Platte des empfangenden Telephons
entsprechend laut tönen läſst (vgl. 1879 231 138), theils indem man dem empfangenden
Telephon kräftigere magnet-elektrische Wechselströme zuführt (vgl. 1878 227
441).
Ganz kürzlich hat Dr. A. v. Wurstemberger, Privatdocent
an der technischen Hochschule zu Stuttgart, im Gewerbeblatt
aus Württemberg, 1879 S. 305 den Vorschlag gemacht, durch
elektro-elektrische Wechselströme die Platte des empfangenden Telephons zu lauteren
Tönen anzuregen. Er verwendete dazu einen gewöhnlichen Inductor, wie er für
medicinische Zwecke benutzt zu werden pflegt; die primären (inducirenden) Windungen
des Inductors legte er in jeder Station zugleich mit einem gewöhnlichen Drücker für
Haustelegraphen in den localen Stromkreis einer Batterie; die secundären Windungen
wurden in beiden Stationen einfach mit in die Telephonleitung eingeschaltet.
Natürlich läſst dabei auch das Telephon der durch Niederdrücken des Drückerknopfes
rufenden Station den Rufton mit hören.
Textabbildung Bd. 235, S. 270
Wenn dabei die Länge der Leitung oder sonstige Verhältnisse die Anwendung gröſserer
Inductionsrollen erheischen und diese beim Telephoniren nicht mit in der
Telephonleitung liegen sollen, so kann man anstatt des einfachen Drückers einen
Morsetaster zum Schlieſsen der Batterie benutzen und die Apparate nach beistehend er
Figur verbinden. So lange dann der Hebel des Morsetasters D auf dem Ruhecontacte c liegt, stellt
derselbe eine kürzere Nebenschlieſsung uiycdnv zu der
secundären Bewickelung des Inductors J her, so daſs die
in der Leitung L1
L2 vorhandenen
Telephonströme nicht durch den Widerstand dieser Bewickelung geschwächt werden. Wenn
dagegen der Tasterhebel auf den Arbeitscontact a
niedergedrückt wird, so schlieſst er die Batterie B in
der Leitung adnsfx, in welcher die primäre Rolle des
Inductors J liegt; indem aber der Inductor seinen Anker
anzieht, entfernt er die den Anker tragende Feder f von
der Contactschraube s und unterbricht den
Batteriestrom, bis f wieder an s eintrifft; so lange der Taster D
niedergedrückt bleibt, wechseln Herstellung und Selbstunterbrechung des Stromes in
der primären Rolle rasch ab und dadurch entsteht in der secundären Rolle eine Folge
von kräftigen Wechselströmen in der geschlossenen Leitung vL2
L1
u, worin auch die beiden Telephone T liegen; deshalb tönen die beiden Telephone T laut. Sowie der Tasterhebel los gelassen wird,
schaltet er die Batterie (selbstthätig) aus und, selbst wenn der Contact bei c durch angehäuften Schmutz unterbrochen werden sollte,
führt dies doch nicht zu einer Unterbrechung der Telephonlinie L1
L2
, weil dann immer noch die Leitung uv durch die secundäre Rolle vorhanden wäre.
Im letzteren Falle, d.h. bei eingetretener Unterbrechung bei c, durchlaufen freilich auch die Telephonströme die secundäre Rolle, und
deshalb möchte es angezeigt sein, den secundären Spulen keinen zu groſsen
Leitungswiderstand zu geben, sondern lieber die Inductionsströme durch Vermehrung
der Elementenzahl zu verstärken. Dabei würde man dann wohl auf die Ausschaltung
dieser Spulen während des Telephonirens ganz verzichten können und durch Weglassung
der Drähte yiu und nv zu
der der zuerst erwähnten einfacheren Apparatverbindung zurückkommen.
Bei den Versuchen, welche v. Wurstemberger anstellte,
waren in jedemEs mag hier darauf hingewiesen werden, daſs man in allen den Fällen, wo die
beiden Stationen nicht weit von einander entfernt sind, nicht in beiden Stationen Batterien aufzustellen
braucht. Man würde nur von den beiden Polen der Batterie B noch zwei Drähte
nach dem Arbeitscontacte a und (wie x) nach dem einen Ende der primären Spule
führen müssen. Ja selbst der zweite Inductor dürfte unter Umständen
entbehrlich werden.D. Ref. Zimmer 1 Element aufgestellt;
die Federn f der Wagner'schen Hämmer waren so
abgestimmt, daſs sie einen ziemlich hohen Ton gaben, etwa den einer 30 bis 40cm langen offenen Orgelpfeife; der Gang der Hämmer
war leise und für sich allein nur schwach zu hören. Wurde von dem einen Zimmer nach
dem andern gerufen, so brauchte man mit Beantwortung des Rufes im zweiten Zimmer
nicht so lange zu warten, bis der Taster D im ersten
Zimmer los gelassen worden war; man konnte vielmehr sofort im zweiten Zimmer den
Taster drücken, wodurch sich der Ton in beiden Telephonen änderte, ein Zeichen, daſs
der Ruf beachtet wurde. Wurde dann im ersten Zimmer der Taster los gelassen, so
änderte sich der Ton abermals, und nun muſste auch im zweiten Zimmer der Taster los
gelassen werden, damit das telephonische Sprechen beginnen konnte.
E-e.