Titel: | Neueste Verbesserungen an Laurent's Saccharimeter und den zugehörigen Brennern. |
Autor: | A. P. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 354 |
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Neueste Verbesserungen an Laurent's Saccharimeter und den
zugehörigen Brennern.
Mit Abbildungen auf Tafel 39.
Neueste Verbesserungen an Laurent's Saccharimeter.
Die Verbesserungen, um welche es sich hier handelt (vgl. * 1877 223 608), bestehen
hauptsächlich in der allgemeinen Anordnung der Krystalle, wodurch eine leichtere
Reinigung sämmtlicher Stücke ermöglicht wird, in der Leichtigkeit, mit Röhren von
20cm oder 50cm zu arbeiten, ohne etwas ändern zu müssen, und in der getrennten
Aufstellung des Brenners.
1) Saccharimeter.
Fig.
10 Taf. 39 veranschaulicht das neue Modell desselben. Die beiden Flammen
A strahlen ein homogen gelbes Licht aus; ihre
mittlere Entfernung von der in das geschwärzte Rohr I
geschraubten Beleuchtungslinse B beträgt 20cm. Bei E befindet
sich ein Diaphragma mit einem Loch, worin ein kleiner Krystall von doppelt
chromsaurem Kali mit seiner Fassung Platz findet. Sind die Flüssigkeiten gelb (aber
klar), so läſst man den Krystall weg, da er nur für beinahe farblose Flüssigkeiten
dient. Das Rohr R, welches den Polarisator und eine
abschraubbare Linse umschlieſst, tritt in ein an die V-förmige Bronzeschiene L befestigtes Rohr P. Ein
an dem Ende des letzteren angebrachtes Diaphragma D ist
zur Hälfte von einer Quarzplatte bedeckt, auf welche das Galilei'sche Fernrohr OH eingestellt wird. Die Drehung des Polarisatorrohres
R, um mehr oder weniger Helligkeit zu geben,
geschieht mit Hilfe der Stange X, welche an ihrem
vorderen, dem Beobachter zugekehrten Ende einen Griff U, an dem anderen Ende eine Kurbel J besitzt, um
mittels des Armes K das Rohr R drehen zu können. Ist die Flüssigkeit wenig gefärbt, so hebt man den
Griff, bis er gegen einen Aufhälter stöſst; ist sie aber farbig, so senkt man ihn
mehr oder weniger. Der Limbus C enthält zwei
Theilungen. Diejenige, auf welcher der Nonius der linken Seite spielt, gibt den
Zuckergehalt in Procent an; die andere ist die gewöhnliche Kreistheilung in 360°.
Zur Ablesung der letzteren dient die Loupe N; ein
kleiner Spiegel M wirft das Licht des Brenners auf die
Theilung und macht auf diese Weise die Anwendung einer Hilfsbeleuchtung entbehrlich.
Die Ocularhülse H schiebt sich in das Alhidadenrohr,
worin sie, nach erfolgter Einstellung auf Null, mittels der Schraube Z fixirt werden kann. Zur Feststellung des
Saccharimeters in der Verticalebene dient der Schraubenkopf Q am Stativ S.
Behufs der directen Reinigung der Krystalle läſst sich sowohl die Linse B, als auch das Rohr I
abschrauben, worauf die Hülse bei E mit dem
doppeltchromsauren Kali herausgenommen werden kann. Nachdem man das Rohr R herausgezogen hat, wobei der Stift des Armes K den Kurbelarm J
verläſst, kann nun auch das Rohr P herausgenommen und
das Diaphragma D abgeschraubt werden. Auch am anderen
Ende des Instrumentes läſst sich nach einigen Umdrehungen des Knopfes F das Ocularrohr H,
welches den Analyseur und eine Sammellinse umschlieſst, behufs der Reinigung der
beiden letzteren hervorziehen. Zum Reinigen nimmt man feine Leinwand, welche keine
Fasern läſst, wobei man sich hüten muſs, die Flächen, besonders die der Doppelspathe
zu ritzen. Die optische Einrichtung des Ganzen gestattet es, das Instrument ziemlich
weit vom Brenner zu entfernen, ohne Licht zu verlieren.
Den Gang der Lichtstrahlen zeigt Fig. 11.
FF' ist die 20cm
von der Convexlinse L entfernte Flamme, von welcher die
Linse in DD' ein Bild gibt. Das kleine Loch des
Diaphragma DD' enthält das Plättchen von
doppeltchromsaurem Kali. M ist eine zweite Convexlinse,
welche bei OO' das Bild von DD' erzeugt. Bei P ist das Prisma des
Foucault'schen Polarisators angeordnet. Das Diaphragma QQ' ist zur Hälfte von der Quarzscheibe bedeckt; die Versuchsröhren
befinden sich bei T, der Foucault'sche Analysator bei
A, die Objectivlinse, welche ohne Ocular in II' ein reelles Bild von QQ' geben würde, bei OO'; letzteres wird
jedoch durch die concave Ocularlinse, welche in Verein mit OO' ein Galilei'sches Fernrohr bildet, in ein virtuelles Bild verwandelt.
Das obere Schema in Fig. 11
zeigt, wie jeder Punkt von QQ' Lichtstrahlen auf die
ganze Fläche von OO' sendet. Stellt man sich umgekehrt
vor, jeder Punkt von OO' sende, wie das untere Schema
zeigt, seine Strahlen nach der ganzen Fläche von QQ',
so erzeugen diese Strahlen nach ihrem Durchgang durch M
in DD' ein Bild von OO'.
Dieses ist der Ort, wo eigentlich die Flamme anzubringen wäre. Durch Einschaltung
der Convexlinse L wird jedoch der Vortheil erreicht,
die Flamme weiter entfernen zu können. Die Oeffnung DD'
ist groſs genug, um die Gesammtheit der wirksamen Strahlen auf OO' fallen zu lassen und dabei fremde Strahlen, welche
in den Röhren reflectirt würden, abzuhalten.
Laurent hat das Nicol'sche Prisma als Polarisator
aufgegeben, weil sein zweites Bild (der gewöhnliche Strahl) nach den Röhrenwänden
reflectirt wird und die Empfindlichkeit vermindert. Der Nicol ist gut, aber der
Foucault ist vorzuziehen, weil bei diesem die innere Verkittung mit Canadabalsam
wegfällt und die Flächen minder schief sind; auch läſst sich der Krystall von
doppeltchromsaurem Kali leichter einschalten.
2) Brenner. Der nach dem neuen System eingerichtete
Gasbrenner ist in Fig. 10 zu
sehen. Man hat Brenner mit hohem, über 25mm
betragendem und solche mit niederem Druck. Erstere sind immer vorzuziehen, besonders
wenn man sich zur Erzielung starker Intensitäten zweier hinter einander angeordneter
Flammen bedienen will, um bei sehr stark gefärbten Flüssigkeiten mit directer
Analyse vorgehen zu können, ohne vorher zur thierischen Kohle seine Zuflucht nehmen
zu müssen. Es dürfte sich auſserdem noch empfehlen, die Beleuchtung durch einen
Reflector zu verstärken.
Auſser diesem Gasbrenner hat nun Laurent einen neuen,
von ihm „Aeolypile“ genannten Apparat
construirt, welcher ein ebenso kräftiges gelbes Licht wie der Gasbrenner liefert und
in Fig. 12 Taf. 39 in perspectivischer Ansicht dargestellt ist, während Fig.
13 eine vergröſserte Ansicht der Flamme mit ihrer nächsten Umgebung zeigt.
Ein kleiner Ofen N trägt das kupferne Kesselchen H, welches bis zu ⅔ mit Methylalkohol oder auch mit
gewöhnlichem Alkohol gefüllt und durch eine mit regulirbarem Dochte versehene
Weingeistlampe L erhitzt wird. Auf den Ansatz I des Dampfkesselchens ist ein gegabeltes Rohr T geschraubt, welches zwei auf dem letzteren auf- und
niederschiebbare conische Zugrohre C trägt. Mit diesen
sind die Platinlöffel G auf die aus Fig. 13
leicht zu entnehmende Weise dergestalt befestigt, daſs sie leicht abgenommen und
durch andere ersetzt werden können. Zum Oeffnen und Verschlieſsen der Luftlöcher
dient der Ring V. Das Kesselchen ist mit einem durch
Federdruck niedergehaltenen Sicherheitsventil E
versehen. Im Inneren des Ansatzes I befindet sich ein
kleiner Conus mit einem Loch, in welches man vor dem Gebrauch eine kleine Nadel
einführt, um sich zu überzeugen, daſs das Loch nicht verstopft ist.
Nachdem man das Sicherheitsventil E und das Gabelrohr
T aufgeschraubt und den Apparat in der richtigen
Lage und Entfernung dem Saccharimeter gegenüber aufgestellt hat, schlieſst man den
Ring V und steckt die Lampe an. Nach 2 bis 3 Minuten
beginnt der Dampf mit leicht knisterndem Geräusche aus den Röhren T zu strömen. Wenn ein an die Mündungen der letzteren
gehaltenes Zündholz den Dampf entzündet, so dreht man den Ring V, um die Luftlöcher zu öffnen. Bei hinreichendem
Drucke im Kesselchen H zeigt sich im Inneren jeder
Flamme ein kleiner violetter Kegel D (Fig. 13),
welcher, anfangs niedrig und unruhig, bald in eine intensiv gelbe und ruhige Flamme
übergeht. Wenn der Methylalkohol im Kessel auf die Neige geht, so läſst das
knisternde Geräusch des ausströmenden Dampfes nach, der Kegel D sowie der Flammentheil HD verlängert sich, während das Licht B
kleiner wird. Es ist alsdann Zeit, die Lampe L
auszulöschen, den Ring V zu schlieſsen und das
Kesselchen H von Neuem zu füllen, nachdem man vorher
den etwa noch vorhandenen Flüssigkeitsrest entfernt hat. Durch Regulirung der
Lampenflamme läſst sich der Dampfdruck im Kesselchen und somit auch die Stärke des
Lichtes B steigern oder vermindern; dabei darf man aber
nie vergessen, daſs es sich hier um brennbare Flüssigkeiten handelt und daſs daher
Vorsicht am Platz ist. Uebrigens arbeitet der Apparat regelmäſsig und ist gegen den
Luftzug nicht empfindlich. Beide Flammen sind sehr intensiv, ruhig und das
knisternde Geräusch dient dem Ohr als Kennzeichen, daſs der Apparat in gutem
Zustande sich befindet. Der neue Brenner macht in der That das Gas entbehrlich, er
ist ihm sogar vorzuziehen, wenn der Druck des letzteren weniger als 25mm beträgt. (Nach dem Moniteur
industriel, 1879 S. 564.)
A. P.