Titel: | Zur Kenntniss der Thone und Thonwaaren. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 445 |
Download: | XML |
Zur Kenntniſs der Thone und
Thonwaaren.
(Fortsetzung des Berichtes S. 294 dieses
Bandes.)
Zur Kenntniſs der Thone und Thonwaaren.
Vergleichende Untersuchungen einiger Ziegelmaterialien im
rohen und gebrannten Zustande. (Schluſs.) Bemerkenswerth sind die Versuche,
welche W. Olschewsky über die Widerstandsfähigkeit der
vier (S. 294 d. Bd.) genannten Thone im gebrannten Zustande ausführte. Die
Einwirkung von Frost konnte im milden Winter 1878/9 nicht sicher festgestellt
werden. Die Probesteine wurden nun zunächst 8 Tage lang mit kochendem Wasser
behandelt, dann allmählich getrocknet, gewogen und zerrissen. Die erhaltenen
Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
Thon von
Brenn-schwindung
Zerreiſs-querschnitt
Gewichtdes Steines vordem Kochenmit
Wasser
Gewichtdes Steines nachdem Kochen
Gewichtsverlust
Festigkeitdes Steines
Festigkeit desSteines nach
demKochen
Differenzder Festigkeiten
Proc.
qc
g
g
g
k/qc
k/qc
k/qc
Siegersdorf
– 6,0– 6,0– 7,2– 7,8– 8,0– 8,0
3,783,783,683,633,613,61
100,2632 99,5340 98,1005 99,3464101,0327100,7385
100,2496 99,5310 98,0985 99,3464101,0327100,7382
0,0136 0,0030 0,0020 –
– 0,0003
39,839,850,154,255,455,4
37,440,348,753,851,256,4
– 2,4+ 0,5– 1,4– 0,4– 4,2+
1,0
Osterode
+ 0,5+ 0,9+ 0,9– 2,5– 3,6–
5,0
4,384,424,424,104,003,88
112,4911112,8707111,4805112,1870111,9955112,1438
112,2365112,6421111,2825112,1034111,9590112,1105
0,1546 0,2286 0,1980
0,0836 0,0365 0,0333
18,416,216,256,172,285,3
17,816,415,958,771,081,2
– 0,6+ 0,2– 0,3+ 2,6– 1,2–
4,1
Rathenow
+ 1,0+ 1,0+ 0,5+ 0,4– 1,0–
1,8– 3,3
4,234,234,194,174,053,983,85
103,0802102,7430103,9826102,3530102,5387102,3392101,3065
102,8274102,4998103,7814102,1456102,4117102,2655101,2337
0,2528 0,2432 0,2012
0,2074 0,1270 0,0737 0,0728
25,125,128,829,438,647,659,1
23,626,830,327,535,245,861,2
– 1,5+ 1,7+ 1,5– 1,9– 3,4–
1,8+ 2,1
Eberswalde
+ 0,5+ 0,2+ 0,9+ 0,9+ 0,9–
1,9– 1,4– 6,0
4,544,514,584,584,584,324,363,95
121,3648121,1885122,6296120,9407122,2435122,4775120,2886121,7045
120,9200120,8234122,4100120,4417122,0184122,4983120,3124121,7434
0,4448 0,3651 0,2196
0,4990 0,2251+ 0,0208+ 0,0238+ 0,0389
16,517,614,414,414,433,931,353,4
16,116,013,311,313,934,231,152,3
– 0,4– 1,6– 1,1– 3,1– 0,5+
0,3– 0,2– 1,1
Eine Schwächung der Festigkeit zeigt sich demnach nur beim
Thon von Eberswalde. An löslichen Salzen enthalten die Thone von Siegersdorf 0,14
Proc., Osterode 0,14, Rathenow 0,09 und Eberswalde 013 Proc., für die verwendeten
Steinchen daher 0,14, 0,16, 0,092 und 0g,158. Die
Siegersdorf er
Steinchen verloren aber nicht annähernd so viel, so daſs also hier selbst beim
Schwachbrand die löslichen Salze gröſstentheils zur Silicatbildung gedient hatten.
Beim Osteroder Thon wurden beim Schwach- und Mittelbrand wenig mehr als 0g,16 entzogen, ohne Abnahme der Festigkeit. Dem
Thon von Rathenow entzog aber kochendes Wasser wesentlich mehr als 0g,092, so daſs es scheint, als ob hier etwas von
der Thonsubstanz gelöst sei. Weit stärker noch ist dieses gröſsere Lösungsvermögen
beim Thon von Eberswalde. Dies erklärt sich theils durch Lösen von gebildetem
Aetzkalk und Gyps, theils aber auch durch die zersetzende Wirkung des Wassers auf
das Kalksilicat. Beim Trocknen nahmen diese mit Wasser behandelten Klinker, wohl
vermöge ihres nunmehr aus dem beim Brennen gebildeten, durch das Wasser aber wieder
zersetzten Kalksilicates Kohlensäure aus der Atmosphäre auf und wurden dadurch
schwerer.
Man wird aus diesen Versuchen wohl schlieſsen dürfen, daſs auch kaltes Wasser unter
Mitwirkung der darin enthaltenen Kohlensäure ähnlich auf die Steine einwirken wird.
Bei Kalk haltigen Thonen wird diese Einwirkung eine stärkere sein als bei Kalk
freien; sie wird ferner meist um so schneller verlaufen, je schwächer der Stein
gebrannt und je gröſser die durch die poröse Beschaffenheit bedingte Angriffsfläche
ist. Mindestens ist Hartbrand erforderlich, um die Steine gegen Wasser
widerstandsfähig zu machen; ja vom Eberswalder an Kalk reichen Thon werden selbst
die Klinker noch angegriffen. Immerhin bleibt es gerathen, selbst bei Verwendung
besserer Steine für Hochbauten, durch gute Isolirung das Eindringen von Feuchtigkeit
in die Steine möglichst zu verhindern.
Die Probesteine wurden ferner 4 Monate lang in eine 2,5 procentige Salzsäure gelegt;
die dabei beobachteten Erscheinungen sind in der Tabelle auf S. 447
zusammengestellt.
Auf den Thon von Siegersdorf wirkt demnach verdünnte Salzsäure fast gar nicht ein.
Beim Osteroder Thon ist die Salzsäure nach 4 Monaten gelb geworden, hat somit
beträchtliche Mengen Eisen ausgezogen. Die Einwirkung ist um so geringer, je höher
die Brenntemperatur war, je geringer daher die Porosität ist. Dem entsprechend wird
auch der Thon von Rathenow wegen seiner geringeren Porosität etwas schwächer
angegriffen als der Osteroder. Die Salzsäure ist hier ebenfalls gelb geworden, hat
daher auch Eisenoxyd gelöst. Die Abnahme der Festigkeit ist etwas geringer als beim
Osteroder Thon. Beim Thone von Eberswalde trübt sich die verdünnte Salzsäure
allmählich durch sich abscheidende Kieselsäure und bildet nach 4 Monaten eine dicke
Gallerte. Der Gewichtsverlust ist mit Ausschluſs der Klinker bei gleich groſser
Porosität ein nahezu gleicher, so daſs dieser Thon durch höhere Brenntemperatur wohl
nicht widerstandsfähiger gegen verdünnte Salzsäure gemacht werden kann. Erst beim
Klinkerbrand
Thonmaterialvon
Brenn-schwindung
Zerreiſs-querschnitt
Steingewicht vorder Behandlungmit
Salzsäure
Steingewichtnach derBehandlung
Gewichts-differenz durchdie
Einwirkung
Festigkeit
Festigkeit nachder Behandlung
Festigkeits-differenz durchdie
Einwirkung
Proc.
qc
g
g
g
k/qc
k/qc
k/qc
Siegersdorf
6,06,05,97,07,88,0
3,783,783,793,703,633,61
100,3080100,1265 99,4495 99,3145 98,7868100,2314
100,2884100,1134 99,4388 99,3114 98,7853100,2310
0,01960,01310,01070,00310,00150,0004
39,839,839,449,654,255,4
37,738,241,650,852,454,6
– 1,1– 1,6+ 1,8+ 1,2– 1,8–
0,8
Osterode
+ 0,5+ 1,0+ 1,0– 2,7– 2,7–
3,0– 5,0
4,384,434,434,084,084,053,88
112,9317111,3680113,9572110,0410109,9805110,4220111,0895
112,4230110,9900113,3260109,6950109,6195110,1380110,9465
0,50870,37800,63120,34600,36100,28400,1340
18,415,615,657,257,260,085,3
15,614,212,054,855,762,482,1
– 2,8– 1,4– 3,6– 2,4– 1,5+
2,4– 3,2
Rathenow
+ 0,9+ 0,8+ 0,1– 1,0– 1,8–
3,3
4,224,214,144,053,983,85
102,1400102,2625103,4550101,9124 99,9678102,4285
101,7532101,8630103,1236101,6378 99,6840102,3645
0,38680,39950,33140,27460,28380,0640
25,826,533,038,647,659,1
24,424,831,938,946,361,2
– 1,4– 1,7– 1,1+ 0,3– 1,3+
2,1
Eberswalde
+ 1,0+ 0,7+ 0,8+ 0,0– 2,0–
2,0– 6,0– 5,0– 5,0
4,594,564,574,494,314,313,954,064,06
122,5020123,4980122,0125122,3790121,6385119,3880124,1035120,2430118,9535
117,9200119,2100117,6700117,9460117,1200115,1800123,6200119,3400119,9400
4,58204,28804,34254,43304,51854,20800,48350,90301,0135
14,015,815,418,534,434,453,449,349,3
6,76,77,88,325,523,947,746,845,3
– 7,3– 9,1– 7,6– 10,2– 8,9–
10,5– 5,7– 2,5– 4,0
wird der Gewichtsverlust wegen der dichteren Beschaffenheit
etwas geringer. Die Festigkeitsschwächung ist sehr bedeutend; ja durch längere
Behandlung mit Salzsäure würde der Stein voraussichtlich völlig zerfallen. Kalk
haltige Thone können demnach der Einwirkung verdünnter Salzsäure nicht
widerstehen.
Bei der Behandlung mit verdünnter Salpetersäure zeigten sich im Wesentlichen
dieselben Erscheinungen; nur war die Einwirkung namentlich auf den Thon von
Eberswalde geringer als für Salzsäure.
Bei der Behandlung mit 2,5 procentiger Schwefelsäure zeigten sich die in der Tabelle
S. 448 zusammengestellten Erscheinungen.
Eigentümlich ist die Gewichtszunahme der Siegersdorfer Steine, auffallend aber für
den Thon von Eberswalde die starke Gewichtszunahme und eine damit verknüpfte
bedeutende Festigkeitszunahme. Die Gewichtszunahme erklärt sich wohl dadurch, daſs
der im Schwächend Mittelbrand enthaltene Aetzkalk Gyps gebildet hat, welcher in den
Porenräumen auskrystallisirt ist und dadurch verkittende Wirkungen ausübt. Diese
Erscheinung, daſs Thon, welcher viel kohlensauren Kalk
Thonmaterialvon
Brenn-schwindung
Zerreiſs-querschnitt
Steingewicht vorder Einwirkungmit
Schwefel-säure
Steingewichtnach derEinwirkung
Gewichts-differenz durchdie
Einwirkung
Festigkeit
Festigkeit nachder Einwirkung
Festigkeits-differenz durchdie
Einwirkung
Proc.
qc
g
g
g
k/qc
k/qc
k/qc
Siegersdorf
– 5,8– 6,0– 6,0– 7,0– 8,0– 8,0
3,803,783,783,703,613,61
97,8637 99,6157 99,7640 97,2104 99,2631 97,8090
98,0250 99,8555 99,8975 97,2940 99,3512 97,9005
+ 0,1613+ 0,1598+ 0,1335+ 0,0836+
0,0890+ 0,0915
38,939,839,849,655,455,4
40,237,938,850,256,254,3
+ 1,3– 0,9– 1,0+ 0,6+ 0,8–
1,1
Osterode
+ 0,9+ 1,3– 2,2– 3,4– 4,0–
5,0
4,424,464,124,023,983,88
111,5327111,3511110,7670110,1429110,3784111,8631
110,9100110,8520110,5085109,8900110,1230111,7975
– 0,6224– 0,4991– 0,2585– 0,2529–
0,2554– 0,0656
16,114,151,963,276,085,3
15,312,150,464,574,282,8
– 0,8– 2,0– 1,5+ 1,3– 1,8–
2,5
Rathenow
+ 1,0+ 0,0+ 0,2– 1,4– 2,7–
3,2
4,234,204,154,013,893,85
101,3605101,9995101,3629101,9835101,3495102,2760
101,2665101,8740101,2570101,8375101,2125102,1840
– 0,0940– 0,1255– 0,1059– 0,1460–
0,1370– 0,0920
25,127,132,642,954,458,2
24,727,834,841,753,257,6
– 0,4+ 0,7+ 2,2– 1,2– 1,2–
0,6
Eberswalde
+ 1,1+ 1,0+ 0,2– 1,7– 2,0–
6,0
4,604,594,514,334,313,95
124,9990124,2850123,9910124,0246122,3793123,6789
126,6455126,2355126,0345123,8532122,2160123,5000
+ 1,6465+ 1,9505+ 2,0435– 0,1714–
0,1633– 0,1289
13,814,017,632,334,453,4
20,722,721,531,834,154,6
+ 6,9+ 8,7+
3,9– 0,5– 0,3+ 1,2
enthält, nach dem Brennen durch Behandlung mit verdünnter
Schwefelsäure fester wird, dürfte für einige Zwecke praktisch brauchbar sein.
Bei der Behandlung mit verdünntem Ammoniak zeigten sämmtliche Steine eine geringe
Gewichtszunahme, auch eine gröſsere Festigkeit, die beim Thon von Eberswalde sogar
um 7 k/qc stieg.
Diese Erscheinungen erklären sich vielleicht durch Bildung Wasser haltiger Silicate.
Weitere Versuche in dieser Richtung sind jedenfalls sehr wünschenswerth.
Zur Klinkerfabrikation, H. Rasch (Thonindustriezeitung, 1879 S. 473) hat Versuche darüber
angestellt, auf welche Weise aus einem gegebenen Thon ein möglichst dichter Stein
hergestellt werden könne, ob namentlich durch Trockenpressung oder Handstrich. Ein
auf einer Tittelbach'schen Presse aus lufttrocknem Thonpulver hergestellter Stein
wog 3565g bei 1880cc Inhalt, so daſs 100cc 190g wogen. Derselbe Thon, mit Wasser zu einem
streichrechten Brei durchgearbeitet und dann ohne Druck zu einem Mauerziegel
gestrichen, wog getrocknet bei 1345cc dagegen
2775g; 100cc
wogen daher 206g. Derselbe Thon, durch kräftige
Hammerschläge in einer kleinen Eisenform möglichst zusammengepreſst zu einem Würfel
von 1cc, wog 2g,44, für 100cc somit 244g. Nimmt man diese letztere Probe als frei von Luft an, so befanden sich
in 100cc bei den trocken gepreſsten Steinen 78cc Thon und 22cc
Porenraum, bei den durch Handstrich hergestellten dagegen 84cc Thon. Bei der Verarbeitung eines lufttrocknen
Thonpulvers zu Mauersteinen mittels sogen. Trockenpressen wird somit die Lagerung
der einzelnen Thontheilchen nicht so dicht als in einem getrockneten Steine, welcher
durch Verarbeitung desselben Thones in dem Weichheitsgrade hergestellt wurde, wie er
bei der Handstreicherei erforderlich ist.
Bei einem anderen Thon wurde eine Walzenpresse bester Construction und Handstrich
verglichen; 100cc der lufttrocknen Steine wogen
192g von der Walzenpresse, durch Handarbeit
hergestellt aber 199g.
Glasiren von Thonwaaren. W. Olschewsky (Töpfer- und Zieglerzeitung, 1879 S. 319) erinnert
daran, daſs eine Glasur stets der Beschaffenheit des Thones, für den sie dienen
soll, entsprechen muſs. Der Schmelzpunkt der Glasur soll stets mit der Temperatur
zusammenfallen, bei welcher die Thonsubstanz im Thone bei genügender Erweichung
einen möglichst vollkommenen Porenschluſs unter Einhaltung der scharfen Form des
Werkstückes dient.
Erdglasuren wurden namentlich von Seger (1878 229 451.
1879 234 464) untersucht. Salzglasuren werden nur für Thone mit hohem Schmelzpunkt
verwendet, Bleiglasuren für leicht schmelzbare Thone. Sehr wesentlich ist die
Beschaffenheit des Glasursandes. Der als bewährt bekannte Sand von Malchin in
Mecklenburg hat folgende Zusammensetzung:
Bestandtheile
Gesammt
In Schwefelsäure
unzersetzbar
zersetzbar
Kieselsäure
83,88 Proc.
75,99 Proc.
7,89 Proc.
Thonerde
8,78
3,89
4,89
Eisenoxyd
1,49
–
1,49
Kalk
0,75
–
0,75
MagnesiaAlkalien
0,41 1,69
1,24
0,86
Wasser und organische Substanz
3,20
–
3,20
Im Vergleich mit dem Fürstenwalder Sand (vgl. 1878 229 454) ergeben sich demnach folgende
Einzelbestandtheile:
Sandvon Fürstenwalde
Sandaus Mecklenburg
Quarz
76,98 Proc.
67,27 Proc.
Glimmer
7,00
13,65
Thonsubstanz
16,02
19,08
Die im Schöne'schen Schlämmapparat ausgeführte Schlämmanalyse
ergab folgende Korngröſsen:
Sandvon Fürstenwalde
Sandaus Mecklenburg
Korngröſsen über 0mm,2
0,2 Proc.
0,38 Proc.
„ von 0,2 bis 0,04
57,5
32,70
„ „ 0,04 bis 0,02
27,4
30,90
„ „ 0,02 bis 0,01
6,4
28,98
„ unter 0,01
8,5
6,93
Der verhältniſsmäſsig groſse Gehalt des Sandes an Glimmerblättchen erleichtert die
Aufschlieſsung des Sandes bedeutend. Soll jedoch ein solcher Sand für weiſse
Glasurmassen Verwendung finden, so setzt man etwas Kochsalz zu, wodurch beim
Einschmelzen das Eisenoxyd gröſstentheils als Eisenchlorid verflüchtigt wird.
Die Farben der persischen Fliesen, Die persischen oder
Rhodoser Fliesen, welche auf dem Sandstein artigen, fast 90 Proc. Kieselsäure
enthaltenden Scherben mit einer Engobe von fast gleicher Farbe versehen sind, zeigen
unter einer Bleiglasur, deren Zusammensetzung etwa einem Zweiundeinhalbsilicat
entspricht, wenige, aber schöne Farben. Nach Lindhorst
(Thonindustriezeitung, 1879 S. 311) finden sich auf
den Fliesen Kobaltblau, Kupferblau, Kupfergrün, Antimongelb, Eisenroth,
Manganviolett und zu den Conturen Schwarz, welches letztere ein Chromschwarz zu sein
scheint, hergestellt durch Glühen von Chromeisenstein.
Das Dunkelblau läſst sich durch Fritten von Kobaltoxyd mit der Glasur der Flieſsen
herstellen, ebenso Kupferblau und Kupfergrün, welche sich nur durch den gröſseren
oder geringeren Gehalt an Kupferoxyd unterscheiden; setzt man der Fritte etwas
Potasche hinzu, so erhält man ein schöneres Blau. In entsprechender Weise erhält man
das Manganviolett aus Braunstein, welches namentlich durch Zusatz von etwas Salpeter
zur Fritte eine schöne Farbe gibt. Das Gelb erhält man durch Vermischen von
Neapelgelb mit einem Gemenge aus 1 Th. gebrannnten weiſsen Thon, 2 Th. Sand und ⅓
der Glasur, bis der gewünschte gelbe Thon erreicht ist. Wird über dieses Gelb
Kupferblau gelegt, so erhält man Grün und durch Zusatz von etwas Kobaltblau
blaugrüne Töne. Eisenroth wird erhalten durch Mischen des beim Gelb genannten
Gemenges mit Ocker; nimmt man statt der Ocker das durch Glühen von Eisenvitriol
erhaltene Eisenoxyd, so erhält man ein etwas dunkleres Roth als das der alten
Fliesen.
Mosaiken aus Steinmasse. Th. Holzhüter und Ratay (Thonindustriezeitung, 1880 S. 19) stellen Mosaiken mittels kleiner, nur
1qc groſser, scharfkantiger und sehr hart
gebrannter Steine aus Mettlacher Material her. Die Mosaiksteinchen werden auf den
colorirten oder mit Nummern für die einzelnen Farben auf einer Platte ausgebreiteten
Zeichnungen, nach der Art einer Stickarbeit, von Mädchen mit den farbigen
Steinwürfeln besetzt und diese, nachdem sie in einen passenden Rahmen eingeschlossen
sind, mit einer Schicht Cementmörtel überzogen. Es entstehen dadurch Platten von
einer Gröſse bis zu 1qm, die für Fuſsböden und
Wandbekleidungen an einander gefügt werden, und bei welchen die nur mit ganz
schwachen Fugen eingebetteten farbigen Steinwürfel auf der ebenen Fläche ein
farbiges Muster darstellen. Die milden Farben und die verhältniſsmäſsig billige
Herstellbarkeit derartiger Mosaiken ermöglichen eine ausgedehntere Verwendbarkeit
derselben gegenüber den Glasmosaiken, namentlich zu Fuſsbodenbelägen.
Chamotte-Gasretorten. Bekanntlich versuchten die
Engländer schon vor etwa 60 Jahren statt der eisernen Retorten solche, die aus
feuerfestem Thon in einem Stück hergestellt waren. Vielfach wurde versucht, die
Retorten aus einzelnen kleinen Steinen oder Platten zu mauern, oder aus kurzen,
hinter einander gesetzten Rohrstücken herzustellen. Heute sind fast überall die aus
einem Stück bestehenden Thonretorten eingeführt.
Nach A. Heintz (Thonindustriezeitung, 1879 S. 343) darf das Retortenmaterial beim Anheizen
und Ausgehen der Oefen, beim Laden und Graphitentfernen nicht leicht Sprünge
bekommen, bei anhaltender höchster Betriebstemperatur weder schwinden, noch bis zur
Formveränderung erweichen öder gar schmelzen. Für Retorten werden Schieferthone nur
in England benutzt; in Deutschland verwendet man fette, plastische, ferner gewisse
magere, an Kieselsäure reiche Thone und Kaoline. In der Regel wird ein Theil
ungebrannter Thon mit 1,5 bis 2 Th. Chamotte gemischt.
Das Formen geschieht noch heute am vortheilhaftesten durch Handarbeit. Die Formen
sind meist von Holz, stellenweise mit Eisen beschlagen; nur selten trifft man ganz
eiserne oder Gypsformen. Bei der Benutzung von Mantel und Kern, wobei die Retorte
stehend geformt wird, hat man auch kurze, dem horizontalen Querschnitt nach mehrfach
getheilte Kerne, deren Theile durch Bänder, Keile oder Spannklinken und, so lange es
nöthig ist, durch kleine Centrirungskeile festgestellt werden. Mit dem Höherarbeiten
der Retorte rückt man mit dem kurzen Kern ebenfalls höher nach.
Die Wandstärke jeder einzelnen Retorte muſs, abgesehen von Kopf und Boden, durchaus
gleichmäſsig sein und wird in der Regel zwischen 55 und 75mm gewählt. Eine Ausnahme ist es, wenn die dem
Feuer im Betrieb später zuzukehrende Seite der Retorte eine um mehrere Centimeter
dickere Wandstärke absichtlich erhält als die entgegengesetzte. So nimmt man auch
wohl in ein und demselben Gasofen für die der Hitze und Stichflamme ausgesetzten
Stellen Retorten von widerstandsfähigerem Querschnitt und stärkerer Wandung als für
die weniger heiſsen Plätze. Nach dem Formen glättet und dichtet man die Oberfläche
der Retorte, besonders die innere, um das feste Ansetzen des Graphits zu verringern
und seine zeitweise Entfernung zu erleichtern. Auch gibt man wohl den Retorten eine
Glasur. Indeſs darf dieselbe, wie es leider stellenweise geschieht, keine
leichtflüssige Blei- oder Lehmglasur sein, sondern es ist einer schwer schmelzbaren
sogen, ordinären Porzellanglasur als einer wesentlich dauerhafteren der Vorzug zu
geben.
Die fertig geformten Retorten werden langsam und allmählich getrocknet, in der Regel
mehrere Wochen. Man bringt sie dann auf eigens dazu construirten Wagen liegend oder
besser aufrecht stehend sorgfältig in den Brennofen, erhitzt sie hier stehend bis zu
einer Temperatur, die höher sein muſs als jene, welcher sie später im Betriebe
ausgesetzt sind, weil sonst alsdann ein Nachschwinden und sehr erhebliches Springen
mit weitklaffenden Rissen zu befürchten ist. Während des Garbrennens muſs andauernde
Weiſsglut gehalten werden, der Ofen so construirt und der Einsatz und die
Feuerführung so bewerkstelligt sein, daſs in jedem Stadium des Brandes die Hitze auf
alle Theile einer Retorte gleichmäſsig einwirkt.