Titel: | Salpetrige Säure in der Schwefelsäure-Fabrikation. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 461 |
Download: | XML |
Salpetrige Säure in der
Schwefelsäure-Fabrikation.
Salpetrige Säure in der Schwefelsäure-Fabrikation.
Mactear (Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 16, 43,
52 und 67)Die Arbeit erschien schon Anfang des J. 1878 in den Verhandlungen der Newcastle Chemical Society. will die
Verluste an Schwefel und Salpeter im Bleikammerprocesse durch Absaugen von Gas aus
dem Ausführungskanal und Absorption der Säuren in Natronlauge controliren. Die
letztere wird mit Salzsäure zurücktitrirt, durch Fällung mit Chlorbarium die
Schwefelsäure bestimmt und die Differenz als salpetrige Säure berechnet. Auſserdem
bestimmt er die Stickstoffsäuren direct durch Reduction mit Zink und Eisen in
alkalischer Lösung zu Ammoniak. Er vertheidigt namentlich diese Methode, in der von
ihm angewendeten Gestalt, gegen die früher von Lunge
(1877 225 186) gemachten Einwürfe. Die von Lunge damals
angewendete Analyse der Nitrose durch Titriren mit Chamäleon gebe irrige Resultate,
weil dabei die arsenige Säure störend wirke und die Salpetersäure übersehen werde.
(Beiden Vorwürfen ist begegnet durch die Quecksilber-Methode, für welche Lunge das „Nitrometer“ construirt hat; vgl. 1878
228 * 447. 1879 231 522). Lunge habe ferner übersehen,
daſs durch Zersetzung von N2O4 neben salpetriger Säure auch Salpetersäure
entstehen müsse (vgl. unten). Bei Lunge's Bestimmung
beider Säuren neben einander sei der Fehler von 1 Proc. „absurd groſs“. Die
Wichtigkeit der Prüfung auf Salpetersäure erweist Mactear dadurch, daſs er der letzten Kammer eines Systemes von sechs
Kammern absichtlich einen so groſsen Ueberschuſs von Dampf zuführte, daſs in 5
Minuten ihre Farbe vollständig erblaſst war. Alsdann gaben die Kammersäure und
Tropfsäuren beim Schütteln mit Luft viel Stickoxyd ab und enthielten 98,9 bis 99,9
Procent des Stickstoffes als Salpetersäure (?); die Säure des Gay-Lussac-Thurmes
enthielt 5,92 Procent des Gesammt-Stickstoffes als Salpetersäure, normale Gay-Lussac-Säure dagegen nur 2,15 Procent des
Gesammt-Stickstoffes. Hieraus schlieſst Mactear, im
Gegensatz zu den früheren directen Untersuchungen von Winkler, Kolb u.a., daſs Schwefelsäure auch Stickoxyd in gröſserer Menge
auflösen könne (?).
Hierauf gibt Lunge eine kurze Antwort in der Chemical News, Bd. 41 S. 78, indem er sich auf seine
ausführliche Antwort in den Verhandlungen der Newcastle
Chemical Society, Bd. 4 S. 177 und seine sonstigen hierher gehörigen
Arbeiten bezieht. Er zeigt, daſs Mactear's Einwürfe
meist auf Miſsverständnissen beruhen. Er habe die Genauigkeit der Reductionsmethode
der Salpetersäure zu Ammoniak nicht principiell bestritten, sondern nur behauptet,
daſs die bis dahin dafür gegebenen Vorschriften nicht immer zuverlässige Resultate
gäben, wie dies inzwischen von Eder bestätigt worden
war, dessen eigene Methode allerdings gut ist. Der Vorwurf, als habe er nicht gewuſst, daſs N2O4 bei seiner
Auflösung in Schwefelsäure neben salpetriger Säure auch Salpetersäure gebe, beruhe
auf einem vollständig klaren Druckfehler: N2O4 statt N2O3. Einen Fehler von 1 Proc. bei der Bestimmung
beider Säuren neben einander könne man nicht „absurd groſs“ nennen; derselbe
betrage nur 0mg,0013 N2O3 in 50cc nitroser Säure. Daſs in normaler Nitrose
Salpetersäure, wenn überhaupt, nur in äuſserst geringer Menge vorkomme, werde am
besten durch den eigenen Versuch von Mactear bewiesen,
bei dem derselbe trotz absichtlich herbeigeführter möglichst anormaler Bedingungen
in der Gay-Lussac-Säure nur 5,9 Procent des Stickstoffes als Salpetersäure fand.