Titel: | Indicator ohne Feder mit continuirlich ablaufendem Papierstreifen; von F. A. Schöpfleuthner, Maschinen-Ingenieur. |
Autor: | F. A. Schöpfleuthner |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 7 |
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Indicator ohne Feder mit continuirlich
ablaufendem Papierstreifen; von F. A. Schöpfleuthner, Maschinen-Ingenieur.
Mit Abbildungen auf Tafel 2.
Schöpfleuthner's Indicator ohne Feder.
Die zur Untersuchung von Dampfmaschinen auf Schieberstellung bezieh. Dampfvertheilung
in Verwendung stehenden Indicatoren lassen kaum zu wünschen übrig und die
Genauigkeit einer Feder, wie sie bei denselben als Hauptbestandtheil vorausgesetzt
wird, dürfte im Allgemeinen befriedigen. Was nun die mit solchen Instrumenten
erzielten Diagramme betrifft, dürften dieselben in so fern als Präcisionsbild der
vom Dampf verrichteten mechanischen Arbeit gelten, als eben der Hub der untersuchten
Maschine, auf die Länge des Papierstreifens reducirt, ein noch annehmbares
Verhältniſs zeigt und die Gangweise eine solche ist, wie sie bei allen mit
Schwungrad versehenen, also mit gleichförmiger Geschwindigkeit arbeitenden
Dampfmaschinen vorausgesetzt werden kann. Lenken wir jedoch unsere Aufmerksamkeit
auf andere Motoren, deren Hauptbetriebsmittel ebenfalls Wasserdampf, deren
Einrichtung aber eine von der üblichen Dampfmaschine abweichende ist, indem die
Nutzbarmachung der mit solchen Maschinen erzielten Arbeit auf ganz andere Weise
stattfindet, so zeigt sich der Indicator in seiner gegenwärtigen Ausrüstung als
unzureichend. Es dürfte daher von nicht geringem Interesse sein zu untersuchen, in wie weit diesem
Mangel zu begegnen wäre für den beispielsweisen Fall, es erstrecke sich die
Anwendung des Indicators auf eine mit Kateraktsteuerung arbeitende
Wasserhaltungsmaschine. Hier besteht nämlich kein gleichförmiger Gang; vielmehr
verursacht die Reibung des durch Rohrleitungen zu Tage gepreſsten Wassers, dann die
auf so groſse Strecken wirkenden Uebertragungsglieder zwischen Dampf- und
Wassercylinder sowie die Massenhaftigkeit der beweglichen Theile überhaupt solche
zitternde Bewegungen, daſs das abgenommene Dampfdiagramm von einer unendlich
zackigen Linie gebildet erscheint, welche beim gewöhnlichen Indicator sich als
schwarze Fläche darstellt.
Die in Fig. 1
bis 3 Taf. 2
angegebene Construction zeigt ein für diesen Fall bestimmtes Instrument, dessen
Einrichtung sich unter Berücksichtigung aller mir bekannten, für die praktische
Verwendbarkeit sowie bequeme Handhabung desselben nothwendigen Rücksichten als die
vorläufig günstigste erwiesen hat. Das wichtigste Glied hieran ist offenbar der
Schreibapparat, da die hierauf bezogenen Bedingungen es allein sind, welche die
Zweckmäſsigkeit des Ganzen für den gedachten Fall begreifen. Um nun einen längeren
Papierstreifen, dessen Breite ebenfalls eine beträchtliche wird, so abzuwickeln,
daſs weder eine Faltung an einzelnen Stellen eintritt, noch leichte Handhabung,
sicherer Gang u. dgl. zu wünschen übrig lassen, daſs die Länge des bereits
abgelaufenen Bandes zur zurückgelegten Wegstrecke des Dampfkolbens in jedem
Augenblick das erforderliche Verhältniſs aufweist, sowie auch beständige Berührung
mit dem Schreibstift und damit verbundenen Einfachheit des Mechanismus erzielt ist,
habe ich die bereits bei der dynamographischen Kurbel (* 1880 235 16) beschriebene Einrichtung mit einiger Abänderung auch hier
beibehalten.
Soll zwischen Kolbenhub und der Abscisse des Diagrammes jederzeit gleiches
Verhältniſs bestehen und der Antrieb des Schreibcylinders die hierfür günstigste
Form erhalten, so muſs der Durchmesser desselben eine unveränderliche Gröſse haben.
Dies bedingt aber für den Papiercylinder eine mit dem Abrollen des Papieres, bezieh.
mit der Abnahme seines Durchmessers zunehmende Umdrehungsgeschwindigkeit. Eine
derartig genaue, von der Gleichmäſsigkeit der Papierdicke abhängige Bewegung ist nur
durch Einklemmen des Streifens zwischen drei Cylinder gut möglich; der mittlere oder
eingeklemmte dient dann als Schreibcylinder, d.h. er ist als bewegendes Glied für
die beiden anliegenden aufzufassen. Fig. 2
zeigt diese Zusammenstellung von oben gesehen; der Schreibcylinder c dreht sich um eine zu beiden Seiten desselben
gelagerte Achse, deren unterhalb der Grundplatte A
hervorragendes Ende ein Kegelrad d trägt, während die
Papiercylinder R und r in
zwei Lagerpaaren (Scheren) L und l so untergebracht sind, daſs sie sowohl um die
gemeinschaftliche Achse D, als auch um ihre eigene Achse unabhängig bewegt
werden können. R ist mit Papier bewickelt, berührt
daher c mit dessen äuſsersten Schicht; r hingegen ist leer und greift daher an c direct an. Damit nun die Berührung dieser drei
Elemente eine recht innige werde, schlieſsen die Lagerplatten L und l unter Einwirkung
zu beiden Seiten angebrachter Federn f derartig, daſs
die gemeinschaftliche Achse D und jene von c das Bestreben zeigen, sich von einander zu entfernen.
Dreht sich jetzt c im Sinne des in Fig. 2
gezeichneten Pfeiles, so nehmen R und r ebenfalls die durch Pfeile angedeutete
Drehungsrichtung an. Windet R bei dieser Bewegung
Papier ab und schlägt man das freie Ende des Bandes um c zurück, d. i. zwischen r und c hindurch, unter der Annahme, es hafte dasselbe an der
Mantelfläche von r fest an, so ist zu erkennen, daſs
das Abwinden bezieh. Aufwinden des Papierbandes ohne Störung bei von dem Cylinder
c abhängiger Geschwindigkeit vor sich geht, weil
jedwedes Zerren oder Dehnen bei dieser Einrichtung gänzlich vermieden ist.
Daraus ist zu ersehen, wie wenig Gefahr es mit der Benutzung breiter und langer
Papierstreifen für solche Zwecke hat, und wie wenig genau die so sehr gefürchtete
Parallellagerung derartiger Papiercylinder unbeschadet des sicheren Verlaufes der
Operation sein muſs, trotz ungleicher Papierdicke, wenn nur c in so fern cylindrisch ist, als dies das äuſsere Ansehen sowie reine
Arbeit bedingen. Die Verbindung beider Lagerflügel L
und l gestattet deren freies Herabnehmen von D, sobald durch Anziehen der Flügelschraube S der von der Feder f
verursachte Druck aufgehoben ist, d.h. wenn die Schere offen gehalten wird. Diese
Einrichtung bezweckt lediglich das bequeme Entfernen der Papierrolle nach Beendigung
des Versuches sowie das Aufschieben derselben auf R vor
Beginn. Hierzu sind die Cylinder R und r aus je zwei in einander geschobenen Messingrohren
hergestellt, deren vorstehende Enden mit Flanschen und deren Mantelflächen mit
Schlitzen derart versehen sind (vgl. Fig. 3),
daſs das innere Ende der auf das gröſsere Rohr e
aufgeschobenen Papierrolle durch dessen Schlitz in das Innere ragt, um nach
Aufschieben des kleinen Rohres g und nachheriges Drehen
nach links auf die in Fig. 3
angegebene Weise festgehalten wird. Das freie Ende des Bandes schlingt man um e herum nach r, um es hier
in gleicher Weise festzuhalten; schlieſslich kommt die Schere Ll wieder an ihren Ort, worauf durch Lüften der
Schraube S die Feder f zur
Wirkung gelangt.
Die Bewegung des Maschinenkolbens überträgt das unterhalb A an der Achse c befindliche Kegelrad d in Verbindung mit dem an dieser Stelle als drittes
Glied des Instrumentes eingeschalteten, in Fig. 1
im Schnitt dargestellten Uebertrager, dessen Grundplatte B zur Beherrschung des Raumes um l beliebig
gedreht und mittels der Schraube s (Fig. 2)
an A fest gehalten werden kann. Weil jedoch die Länge
der Abscisse des
Diagrammes lediglich vom Uebersetzungsverhältniſs der beiden Kegelräder d und b abhängt, ist der
Uebertrager auf B so zu verschieben, daſs d verschiedene Durchmesser annehmen kann, sohin die
entsprechende Gröſse der dem Instrumente beigegebenen 4 Rädchen für die Operation
jeweilig zu wählen ist. Die Länge der zwischen Indicator und Kreuzkopf o. dgl. zur
Bewegungsübertragung in Verwendung stehenden Schnur beträgt um die Trommel T geschlungen genau 5m und wird durch ein Röllchen ρ in
gewindeartigen Nuthen so geführt, daſs sie jederzeit straff auf T gewunden wird. Diese Ausrüstung ist um so
nothwendiger, als der Trommeldurchmesser zur Hubhöhe solcher Maschinen ungemein
klein erscheint, so daſs die nöthige Anzahl Windungen bei allfälligem Ausreiſsen der
Schnur Zeitverlust und Schwierigkeiten im Aufwinden von Hand verursacht. Hierbei
wirkt die Trommel T auf den Schreibapparat sowohl, als
auch auf die Feder F mittels der Welle w bezieh. der Räder b und
d, und es ist aus Fig. 1
zu entnehmen, daſs hierbei in Folge der von letzterem durch Einschaltung des todten
Gliedes o der Trommel u
eine Bewegung ertheilt wird, welche die daran befestigte Feder F bei vollkommener Unbeweglichkeit von m anzieht, sobald die Schnur von T abläuft. Der Bügel K
schwingt gleichfalls um w und wird durch zweimaliges
Umschlagen der Schnur um u in die entsprechende Lage
gebracht, um vermöge der Schraube v in dieser Stellung
fest gehalten zu werden, was um so nothwendiger ist, als bei allfälligem Reiſsen
derselben ein Herumschlagen von K und ρ vermieden werden muſs. Beide Glieder, denen A als Grundplatte dient, sind durch diese mittels einer
aufgeschlitzten und mit Klemmschraube q versehenen
Hülse drehbar mit Z verbunden. Abweichend von den
gewöhnlichen Indicatoren ist die zur Messung des Dampfdruckes bestimmte Einrichtung,
welche das Princip des Mariotte'schen Gesetzes zur Grundlage hat. So viel Bedenken
ich gegen diese Abweichung anfangs trug und wie sehr deren Unzulänglichkeit durch
die Eigenschaften permanenter Gase bestärkt erscheint, wagte ich diesen Versuch
dennoch, um zu sehen, in wie fern die Anwendung von Stahlfedern, deren Wirkung
ebenfalls durch Wärmeeinfluſs, Massenträgheit, Elasticitätsvermögen u. dgl.
beeinfluſst wird, beim Indicator umgangen werden könnte. Ob das Diagramm hierbei
ebenfalls eine „pseudoadiabatische Curve“ begrenzt oder der Wahrheit näher
liegt, mag dahin gestellt sein, denn die Bewegung der Massen selbst und der
Widerstand des mit aller Sorgfalt beobachteten Schreibstiftes treten sicherlich
gegen die Nachtheile der über dem Indicatorkolben üblichen, fast mikroskopischen
Luftkanäle gänzlich zurück. Der Hub des Kolbens J
beträgt genau 20mm, das Hebelverhältniſs am
Schreibhebel ist ¼ und der Abstand zwischen Kolben und Cylinderdecke Z (Fig. 1)
40mm. Die in Z
eingeschlossene Luftmenge wird daher beim höchsten Stand des Kolbens auf die Hälfte
verdichtet, inwelchem
Moment also auf J ein Druck von 1at herrscht. Um die nachtheiligen Folgen gröſserer
Pressung zu vermeiden, ist die dem Dampfe dargebotene Querschnittsfläche auf 0,1
derjenigen des Kolbens J reducirt; somit entsprechen
8mm am Schreibhebelende oder 2 Proc.
Verringerung des Luftvolumens in Z im Dampfcylinder =
1at. Es gestattet jedoch die Verbindung
zwischen Kolben J und Stange j durch Lüften der Schraube i und Drehen der
Kolbenstange j dieses Volumen nach Erforderniſs zu
vergröſsern oder zu vermindern, und es würde, wenn 10 Umdrehungen an j = 10mm Entfernung
des Kolbens J vom Anfangspunkte entsprächen, nun für je
4mm Hub am Schreibstift etwa 1at entfallen, demzufolge das frühere Druckmaximum
von 10 auf 20at steigen. Solche Spannungen können
höchstens am Wassercylinder vorkommen, bleiben daher im Allgemeinen
unberücksichtigt.
Die Uebertragung der Bewegung vom Kolben J auf den
Schreibhebel vermittelt der Steg t, dessen
linksseitiges Ende drehbar um j gelagert ist, während
am gegenüber liegenden, mit den entsprechenden Führungscylindern verbundenen Ende
die in Fig. 1
dargestellte Lagerung der Hebelstange φ erzielt wurde.
Dieser Theil ist der Uebersicht halber, in die Zeichenebene zurückgedreht
dargestellt; dessen wahre Lage geht jedoch aus Fig. 2
hervor. Der Gegenlenker und die an Stelle der notwendigen Horizontalführung
befindliche Gelenkgabel des Schreibhebels lagern entsprechend in einer an Z über A fest geschraubten
Lagerplatte E, stehen also mit den übrigen Gliedern
unverändert fest, während A um Z drehbar bleibt. Beim ersten Versuch war Z
an Stelle der Kopfschraube g durch eine biegsame Platte
so verschlossen, daſs durch deren Einfluſs auf den Schreibstift die in Folge des vom
Kolben verursachten Stoſses durch Erwärmung zu früh eingetretene gröſsere Spannung
ausgeglichen werden sollte, wobei ein nach innen sich öffnendes Saugventil die
hierbei verlorene Luftmenge von auſsen wieder nachströmen lieſs. Diese Vorsicht
zeigte sich als gänzlich überflüssig, da die Verdichtung hier zu gering ist, als
daſs Wärmeeinfluſs o. dgl. im Verlauf einer längeren Arbeit merkliche Aenderung des
Volumens verursachen würden; überdies ist zur Sicherung des Abschlusses von Z nach auſsen der Kolben J
mit einer Schicht Glycerin bedeckt. Die Verbindung des Instrumentes mit dem
Gewindebolzen oder dem Hahnkörper geschieht mittels Holländerverschluſs.
Der für die Ordinate bestimmte Maſsstab wurde nicht nach der üblichen Mariotte'schen
Scale (Luftpumpe) getheilt, sondern an einer für diesen Zweck besonders
eingerichteten Schnellwage (Sicherheitsventil) mit Wasserdruck, deren
Belastungsgewicht in Quecksilber tauchte, welches dem jeweiligen Druck entsprechend
zurücksank. Ein Uebelstand, welcher diesem Indicator nicht abgesprochen werden
könnte, wäre die Notwendigkeit der Beobachtung des Luftdruckes zur Zeit des
Versuches, falls der Zustand der eingeschlossenen Luft das Oeffnen der Schraube y vor Beginn der Operation unerläſslich erscheinen
lieſse. In wie weit die mit diesem Instrument erzielten Resultate für die Folge von
Einfluſs sein werden, bleibt abzuwarten. Jedenfalls ist der Wunsch begründet, die
Anwendung der Feder durch genauere Mittel in dieser Richtung möglichst
einzuschränken.