Titel: | Die Central-Telephon-Stationen in New-York. |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 34 |
Download: | XML |
Die Central-Telephon-Stationen in
New-York.
Die Central-Telephon-Stationen in New-York.
Bei der bedeutenden AusdehnungMan schätzt die Anzahl der für den Verkehr zwischen Privatleuten benutzten
Telephone auf etwa 70000. In Cincinnati z.B. sind 800 Telephone durch 120km Linie mit 480km Drahtlänge mit dem Haupt-Telephonamte
verbunden, in welchem täglich etwa 6000 Umschaltungen vorgenommen werden
müssen.und Benutzung, deren sich städtische Telephon-Anlagen in
Nordamerika erfreuen, erscheint es gerechtfertigt, nachfolgend Einiges über die
Einrichtung einer der drei Telephon-Stationen der Merchants'
Telephone Exchange in New-York mitzutheilen, deren Betrieb unter der
Oberleitung der Gold and Stock Telegraph Company steht.
Wir folgen dabei einem Aufsatze im Scientific
American, 1880 Bd. 42 S. 15, welchem mehrere erläuternde
Abbildungen beigegeben sind.
In die (198 Broadway liegende) Station münden über 600 Telephonleitungen, welche von
den Wohnungen der Abonnenten oder Subscribenten ausgehen. Jeder Abonnent hat neben
einem Pulte auf einem stellbaren Arme als Geber ein Edison'sches Kohlentelephon, das
mit der primären Spule einer unter dem Pulte aufgestellten Inductionsspule verbunden
ist. Das mit der Leitung verbundene empfangende Telephon hängt an der anderen Seite
des Pultes an einem Haken, welcher zugleich als Umschalter dient und die
Umschaltungen selbstthätig beim Wegnehmen und Wiederaufhängen des Telephons
vollzieht. Ueber dem Pulte steht noch eine elektrische Klingel für einfache Schläge
und unter demselben eine Batterie aus zwei Leclanché-Elementen; der eine Pol dieser
Batterie liegt an Erde, der andere wird beim Niederdrücken eines aus dem Pulte seitlich vorstehenden
Knopfes an die nach der Centralstation führende Leitung gelegt. In der
Centralstation endet jede einmündende Leitung an einem Umschalter, mittels dessen
die Leitung nach einem der „Melder“ (annunciators) und hinter diesem zur Erde geführt werden, oder bei Bedarf
von ihm getrennt werden kann.
Will nun ein Subscribent mit einem anderen telephonisch sprechen, so drückt er seinen
Knopf, sendet dadurch den Strom seiner Batterie durch den Elektromagnet seines
Melders und dieser läſst die Klappe fallen, welche bisher die Nummer des
Subscribenten verdeckte. Sowie der Umschaltebeamte dies sieht, schaltet er sein
tragbares, aus einem in zweckmäſsiger Lage gegen einander an einem Bügel befestigten
Geber und Empfänger bestehendes Telephon, eine werthvolle Verbesserung von T. G. Ellsworth, dem Vorstande dieser Station, in die
Leitung des rufenden Subscribenten ein, indem er den Stöpsel am Ende der
Leitungsschnur desselben in den Umschalter einsteckt. Dadurch wird der Melder von
der Linie des Rufenden weggenommen und das tragbare Telephon in diese eingefügt. Da
dieses Telephon zugleich in geeigneter Weise mit einer Batterie und einer
Inductionsspule verbunden wird, so kann der Beamte jetzt den Rufenden fragen, mit
wem er zu sprechen wünscht. Nachdem der Rufende dies gesagt hat, verbindet der
Beamte dessen Umschalter mit einem der entlang dem Zimmer laufenden, horizontalen
Metallstäbe und dreht diesen ein wenig zum Zeichen, daſs er im Gebrauch ist; dann
geht der Beamte zu dem Umschalter der Person, welche zu sprechen gewünscht wird,
legt eine biegsame Schnur an diesen Umschalter und berührt mit dem zweiten Ende der
Schnur mehrere Male einen langen Messingstreifen, welcher mit der Batterie der
Centralstation verbunden ist; dadurch sendet er Ströme durch die Klingel dieser
Person, damit dieselbe ihren Empfänger aus Ohr nehme, worauf dann der Beamte auch
den Umschalter dieser Person mit demselben Metallstabe verbindet, mit dem er schon
den Rufenden verbunden hatte, und endlich dem Rufenden sagt, daſs die Einschaltung
vollzogen sei.
Trotz des Sprechens von 20 bis 30 Stimmen durch einander, vollziehen sich doch die
Umschaltungen und die darauf bezüglichen telephonischen Verhandlungen in gröſster
Ordnung; nur selten kommt einmal ein Versehen vor. Es werden täglich nicht weniger
als 6000 Umschaltungen gemacht, und dies geht alles ohne Verzug vor sich.
Um endlich die Centralstation davon zu verständigen, wenn ein telephonisches Gespräch
zu Ende ist, sind eine Anzahl von Relais mit hohem Widerstände vorhanden, deren
jedes einen Localstrom durch einen Melder schlieſst; jeder dieser Melder entspricht
einem der horizontalen Stäbe des Umschalters; jedes Relais ist zwischen Erde und dem
zugehörigen Stabe eingeschaltet. Wenn daher derjenige, welcher die telephonische
Verbindung mit einem anderen verlangt hatte, nach Beendigung des Gespräches seinen
Empfänger an den Haken gehängt hat, drückt er wieder seinen Knopf 4 oder 5 mal,
setzt dadurch das Relais in Gang, so daſs der zugehörige Melder das Ende des
Gespräches anzeigt.
Die Subscribenten zahlen einen monatlichen Beitrag und unterwerfen sich den
Dienstvorschriften der Gesellschaft. Dann erhalten sie Telephone und Batterie und es
wird von ihnen ein Draht nach dem Centralamte gezogen. Die Gesellschaft hält Leitung
und Instrumente in Ordnung und beseitigt etwa eintretende Störungen.
New-York ist auch mit benachbarten Orten in telephonischer Verbindung. Die Leitungen
nach Newark gehen unter dem North River weg, die nach Brooklyn hängen an den Thürmen
der East River Brücke. Auch Jersey City und Orange, N. J., sind mit New-York
verbunden.
E–e.