Titel: | Ueber physikalische Veränderungen von Eisen und Stahl bei hoher Temperatur. |
Autor: | – r. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 36 |
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Ueber physikalische Veränderungen von Eisen und
Stahl bei hoher Temperatur.
Wrightson, über Eisen und Stahl.
Eine genaue Beobachtung der Molecularveränderungen von Metallen gehört, wenn sie
wissenschaftlichen Werth haben soll, zu den schwierigeren Aufgaben. Bei gewöhnlichen
Temperaturgraden vollziehen sich dieselben so langsam, daſs sehr lange Zeiträume erforderlich sind,
um zuverlässige Resultate zu erhalten; bei hoher Temperatur gehen die Veränderungen
zwar rasch vor sich, allein die Schwierigkeiten der Beobachtung mehren sich so sehr,
daſs letztere in einer groſsen Anzahl von Fällen angestellt werden muſs, um ein
einigermaſsen sicheres Urtheil zu gestatten. Diesen Weg hat Thomas Wrightson nach einem im Engineering,
1879 Bd. 28 * S. 483 ff. abgedruckten Vortrage im Iron and
Steel Institute beschritten.
Wenn die von ihm gemachten Versuche auch einen verhältniſsmäſsig nur geringen Beitrag
zur Kenntniſs der physikalischen Eigenschaften des Eisens liefern, so haben sie doch
jedenfalls den Werth der Zuverlässigkeit, nicht nur weil sie mit gröſster
Gewissenhaftigkeit und Ausdauer angestellt worden sind, sondern auch weil sie mit
anderen an maſsgebender Stelle gewonnenen Erfahrungen übereinstimmen.
Die vorzuführende Versuchsreihe ist eine dreifache, in so fern sie sich erstreckt
auf: I) Die Veränderungen in Schmiedeisen und Guſseisen bei wiederholter Erhitzung
und darauf folgender Abkühlung; II) die Wirkung auf Stäbe und Ringe, wenn nach dem
Erhitzen verschiedene Theile derselben auf verschiedene Weise abgekühlt werden; III)
die Veränderungen, welche in geschmolzenem Eisen während des Erstarrens und
umgekehrt vorgehen.
I) Daſs durch den Gebrauch grobkrystallinisch und brüchig gewordenes Eisen, sei es in
Stäben oder Platten, durch Ausglühen wieder sehnig und dehnbar gemacht werden kann,
ist eine bekannte Thatsache; weniger bekannt dagegen dürfte die Art der
Formveränderungen sein, welchen Eisen und Stahl bei bedeutenden plötzlichen
Temperaturunterschieden unterliegen. Um dies zu erfahren, wurden folgende Versuche
angestellt:
a) Zwei Stangen aus Schmiedeisen, die eine von gewöhnlicher, die
andere von bester Qualität, je 76cm,33 lang und
2cm,86 im Quadrat, wurden 15 mal hinter
einander dunkel rothglühend gemacht, alsdann plötzlich in Wasser von gewöhnlicher
Temperatur abgekühlt und zwischen je zwei solcher Behandlungen genau in der
Längsrichtung gemessen. Schlieſslich ergab sich eine bleibende Verkürzung bei
ersterer von 17mm,27 oder 2,26 Proc. und bei
letzterer von 14mm,22 oder 1,86 Proc. Die Zunahme der Verkürzung zwischen je zwei
Abkühlungen war ungefähr gleich und betrug durchschnittlich 0,13 Proc.
b) Eine schmiedeiserne Stange von derselben Gröſse wie vorher, 5
mal hinter einander dunkel rothglühend gemacht und in atmosphärischer Luft
allmählicher Abkühlung ausgesetzt, erlitt keine Formveränderung.
c) Ein schmiedeiserner Reifen mit 1m,465 äuſserem Umfang, zusammengeschweiſst aus einem Stab von 2cm,86 im Quadrat, wurde 25 mal dunkel rothglühend
gemacht und dann plötzlich in Wasser abgekühlt. Das Umfassungsmaſs nahm dabei um
4cm,47 gleich 3,05 Proc. und zwischen je zwei
Abkühlungen ziemlich regelmäſsig um 0,122 Proc. ab.
Die Resultate von a und c sind demnach ungefähr dieselben.
Da sich obige Versuche nur auf das Verhalten von Eisenstäben in der Längsrichtung
beziehen, so wurden erstere in folgender Weise ausgedehnt:
d) Eine genau winklig bearbeitete schmiedeiserne Platte, 30cm,48 lang, 15cm,24 breit und 18mm,8 dick, von guter
Qualität und nach zwei verschiedenen Ermittlungen von 7,629 und 7,651 oder
durchschnittlich von 7,64 sp. G. wurde 50 mal rothglühend gemacht und in Wasser von
gewöhnlicher Temperatur abgekühlt. Nach je 10 Vornahmen wurden genaue Messungen
vorgenommen, wobei sich ergab, daſs mit jeder Abkühlung die Lange und Breite
abgenommen hatte, während die Platte zum Schlusse der Versuche in der Richtung der
Dicke mehrfach Ausbauchungen und Risse zeigte. Nach der 50. Abkühlung hatte die
Platte in der Längsrichtung 6,2, in der Breite 6,52 Proc. abgenommen, dagegen in der
Dicke 4,6 Proc. zugenommen bei einer Zunahme des Gesammtvolumens von 8,2 Proc. – Es
wurden nun 3 Stücke und zwar je eins aus dem schwächsten, mittleren und stärksten
Theile der Platte herausgehauen, welche 7,552, 7,574 bezieh. 7,560 oder
durchschnittlich 7,562 sp. G. ergaben. Letzteres hatte demnach um 1,02 Proc.
abgenommen. Weiter fortgesetzte Versuche ergaben, daſs das specifische Gewicht bis
zur 100. Erhitzung bezieh. Abkühlung um etwa 1,57 Proc. abnimmt und von da ab
unverändert bleibt.
Aus dem oben Mitgetheilten folgt, daſs die Form Veränderung verschiedene Ursachen
hat: 1) Durch die fortwährende Zusammenziehung der äuſseren Haut wird entweder eine
Verkleinerung der Masse veranlaſst, oder es entstehen seitliche Ausbauchungen. 2)
Aus der Abnahme des specifischen Gewichtes folgt eine Vergröſserung der Masse,
welche in den Ausbauchungen ihre Bestätigung findet. 3) Auſserdem muſs eine
Verminderung der Masse stattfinden durch die bei jeder Erhitzung und Abkühlung sich
wiederholenden Schalenbildungen.
e) Zur Ermittlung der Schalenbildungen wurde mit einem
rechteckigen Plattenstück von denselben Gröſsenverhältnissen wie oben gearbeitet.
Dasselbe wurde ebenfalls 50 mal zur Rothglut erhitzt und darauf in Wasser von
gewöhnlicher Temperatur plötzlich abgekühlt. Die Erscheinungen in Bezug auf die
Veränderungen der Form boten nichts Neues. Das Gewicht des Platten-Stückes betrug
vor der Erhitzung 6k,66 und nach der 50. Abkühlung
6k,056, entsprechend einer
Gewichtsverminderung von 9,07 Proc. durch Abschalung und einer Verminderung der
Dicke von 0mm,72 über die ganze Oberfläche. Unter
der Annahme, daſs die Abschalung des Plattenstückes überall eine gleichmäſsige ist,
folgt daraus eine Verminderung der Umfassung, sowohl nach der langen als nach der
breiten Seite gemessen, von 8 × 0,73 = 5mm,84. Es
ergibt sich sonach folgende Berechnung:
Der gesammte Umfassungsverlust betrug:
Nach der Länge
Breite
Bei Plattenstück d
35,05mm
21,84mm
„ „ e
30,48
13,21
––––––––––––––––––––––––
Durchschnittlich also
32,76
17,52
Hiervon ab Verlust durch Abschalung
5,84
5,84
––––––––––––––––––––––––
Bleibt Verlust durch Zusammenziehen der
Masse
26,92
11,68
Ursprüngliche Umfassung betrug
646,68
341,12
Somit Verminderung in Procent
4,16 Proc.
3,42 Proc.
Oder für jede Abkühlung
0,083
0,07
Die Zusammenziehung der Eisenplatte in der
Längsrichtung verhält sich also zu derjenigen eines Eisenstabes wie 0,083 zu
0,125.
Wir kommen demnach aus den Resultaten obiger Versuche zu nachfolgenden Schlüssen: 1)
Wenn schmiedeiserne Stäbe oder Platten bis zur Rothglut erhitzt und dann in Wasser
von gewöhnlicher Temperatur plötzlich abgekühlt werden, so findet eine Verminderung
des specifischen Gewichtes statt, welche nach der 50. Abkühlung ungefähr 1 Proc.,
nach der 100. Abkühlung 1,57 Proc. beträgt und von da ab sich nicht weiter verändert. –
2) Bei jeder Abkühlung findet ferner eine Oberflächenverminderung statt, welche
begründet ist: a) In der Oberflächenabschalung, im Betrage von 0mm,73 für je 50 oder 0mm,014 für jede Abkühlung, b) In einer bleibenden Zusammenziehung, welche
mit jeder Abkühlung zunimmt. Dieselbe beträgt für Eisen in Platten nach der
Längsrichtung 0,07 bis 0,083 Proc. und für Stäbe 0,122 bis 0,15 Proc. Diese Zahlen
sind erwiesen bis zur 50. Abkühlung. – 3) Bei Eisenplatten finden an den Breitseiten
Ausbauchungen statt, welche nach dem Plattenmittel zu ihre gröſste Ausdehnung
erreichen. – 4) Schmied eiserne Stäbe, bis zur Rothglut erhitzt, erleiden, wenn sie
in atmosphärischer Luft allmählich abgekühlt werden, keine Formveränderung.
Die Gröſsenverminderung durch Abschalung bedarf keiner weiteren Erklärung; die
fortschreitende Volumenverminderung durch wiederholte Erhitzung und darauf folgende
Wiederabkühlung dagegen ist nur dadurch erklärlich, daſs die Entfernung der
einzelnen Eisenmolecüle unter einander sich durch plötzliche Temperaturwechsel
ändert. Dieses Verhalten ist indessen bei anderen Metallen wesentlich verschieden.
Stäbe aus gegossenem Kupfer zeigten in der Luft abgekühlt gar keine Formveränderung,
im Wasser abgekühlt, nach dem 10. Versuch eine Ausdehnung von 0,125 Proc. Stäbe aus
Guſseisen dehnten sich sowohl bei allmählicher, als plötzlicher Abkühlung um 0,13
und 0,10 Proc. aus, während Radreifen aus Stahl sich bei plötzlicher Abkühlung um
0,14 Proc. zusammenzogen.
II) Ein von dem bisher beschriebenen ganz abweichendes und jeder Voraussetzung
widersprechendes Verhalten zeigen Eisenstäbe, wenn dieselben im rothglühenden
Zustand nur theilweise in Wasser eingetaucht werden. Es wurden folgende Versuche
angestellt:
a) Ein schmiedeiserner Ring von 45cm,72 äuſserem Durchmesser, entsprechend einem Umfang von 1m,47, zusammengeschweiſst aus einer Stange von
8cm,89 Breite und 1cm,27 Dicke, wurde, nachdem er rothglühend
gemacht, flach gelegt und bis zur halben Höhe in kaltes Wasser eingetaucht. Nach der
20. Abkühlung zeigte derselbe eine Ausdehnung am unteren Ende von 3cm,15 oder 2,14 Proc. und eine Zusammenziehung am
oberen Ende von 20cm,07 oder 13,65 Proc. Die
Ausdehnung bezieh. Zusammenziehung war zwischen je 2 Abkühlungen eine ziemlich
gleichmäſsig fortschreitende. Hierbei fällt sofort die Ausdehnung im Wasser und die
Zusammenziehung in der Luft auf.
b) Eine schmiedeiserne Stange 72cm,13 lang, 8cm,89 breit und 1cm,27 dick wurde ebenfalls rothglühend gemacht und
mit der flachen Seite, hochkantig zur Hälfte in Wasser eingetaucht, worauf dieselbe
sich krümmte und am unteren Ende eine Ausdehnung von 1cm,117 oder 1,55 Proc. und am oberen Ende eine Zusammenziehung von 4cm,98 oder 6,9 Proc. nach der 12. Abkühlung
zeigte. Auch hier schritt Ausdehnung und Zusammenziehung zwischen je zwei
Abkühlungen ziemlich gleichmäſsig fort.
c) Um zu zeigen, welche Wirkung der umgekehrte Abkühlungsproceſs
hat, wurde eine schmiedeiserne Stange von 71cm,12
Länge, 8cm,89 Breite und 1cm,27 Dicke rothglühend gemacht und ganz wie oben
5 mal bis zur halben Höhe in Wasser eingetaucht, worauf dieselbe sich mit einer
Bogenhöhe von 3cm,81 an der concaven Seite krümmte. Darauf wurde
die Stange umgedreht und wieder 5 mal mit dieser Seite in Wasser abgekühlt, während
die convexe Seite der Luft ausgesetzt blieb. Hierbei ereignete es sich, daſs die
Stange bei der 10. Abkühlung wieder gerade gerichtet wurde und bei der 11. Abkühlung
sich entgegengesetzt bog.
Zur weiteren Bestätigung dieser Erscheinungen wurde hierauf noch
eine Reihe von Versuchen mit schmiedeisernen Ringen verschiedener Gröſse vorgenommen
und letztere zur Abkühlung in verschiedenen Tiefen in Wasser eingetaucht. Das
Endresultat war in allen Fällen in so fern dasselbe, als der dem Wasser ausgesetzte
Theil eine Ausdehnung und der der Luft ausgesetzte eine Zusammenziehung erlitt.
Die Erklärung dieser Erscheinungen ist weniger einfach als diejenige der vorhin
besprochenen. Das beschriebene Verhalten läſst sich nur zurückführen auf die
wechselseitigen Einflüsse der die Abkühlung in verschiedenem Maſse fördernden
Mittel. Der in das Wasser eingetauchte Theil hat das Bestreben, sich schnell
zusammenzuziehen, wird aber durch den der Luft ausgesetzten Theil hieran theil weise
verhindert, erstarrt und übt seine Wirkung auf letzteren nur in so weit aus, als er
dessen Masse bis zu einem gewissen Grade einengt. Hierauf beginnt erst bei diesem
die Wirkung der ihm durch die Abkühlung eigenthümlichen Zusammenziehung, welche
durch die vorausgegangene Einschnürung sich in höherem Grade äuſsert, als dies der
Fall gewesen wäre ohne die Verbindung mit dem in das Wasser eingetauchten Theil. Da
nun aber während der Zusammenziehung des oberen Theiles die in der Nähe des
Wasserspiegels befindliche Metallmasse schon erstarrt ist, während die höher
liegenden Theile derselben noch glühen, so muſs nothwendig nach vollendeter
Erstarrung der Stab oder Ring eine conische Form annehmen, welche sich auch den dem
Wasser ausgesetzten Massen mittheilt und dieselben an der unteren Kante aus einander
zu reiſsen bestrebt ist. Hieraus folgt die geringe Ausdehnung im Wasser und die
starke Zusammenziehung in der Luft.
Auch hier finden wir wieder ein abweichendes Verhalten bei den verschiedenen
Metallen:
d) Ein gegossener Kupferring, ausgebohrt und abgedreht, von 15cm,24 äuſserem Durchmesser, 5cm,08 hoch und 0cm,95 dick, rothglühend gemacht und 20 mal zur Hälfte in Wasser abgekühlt,
zeigte am oberen Ende im Umfang eine Zusammenziehung von nur 5mm,08 oder 0,10 Proc., welche indessen schon von
der 4. Abkühlung an nicht mehr zunahm; am unteren Ende dagegen war im Umfang eine
Ausdehnung von 17mm,78 oder 3,70 Proc.
bemerkbar.
e) Ein Stahlring, ausgebohrt und abgedreht, von 47cm,07 äuſserem Umfang, 6cm,03 hoch und 6mm,86 dick, ebenfalls rothglühend gemacht und 3 mal in Wasser bis zur
Hälfte eingetaucht, ergab am oberen Ende eine Zusammenziehung von 5mm,08 oder 1,08 Proc. und am unteren Ende eine
Ausdehnung von 1mm,27 oder 0,27 Proc. Der dem
Wasser ausgesetzte Theil war an verschiedenen Stellen geborsten.
III) Der einfachste Weg, um die Vorgänge in geschmolzenem und erstarrendem Guſseisen
zu beobachten, besteht darin, voll gegossene eiserne Kugeln in die geschmolzene
Masse einzutauchen und deren Verhalten bis zum Flüssigwerden aufzuzeichnen. Es mag
hier vorausgeschickt werden, daſs oft die irrige Ansicht herrscht, festes Eisen sei specifisch leichter
als geschmolzenes, weil ersteres auf letzterem schwimmt. Dies beruht jedoch auf
einer ungenauen Beobachtung, wie aus nachstehenden Versuchen zur Genüge hervorgeht.
Jedes in geschmolzenes Roheisen geworfene oder frei eingetauchte Eisenstück sinkt in
ersterem bis zu einer gewissen Tiefe nieder, erhitzt sich dadurch, vergröſsert sein
Volumen und tritt erst an die Oberfläche, nachdem die erlittene Ausdehnung so groſs
geworden ist, daſs das Gewicht der von ihm verdrängten flüssigen Masse sein eigenes
Gewicht übersteigt.
Zur bequemen Beobachtung des Verhaltens von Eisenkugeln, welche in flüssiges Eisen
eingetaucht worden sind, ist eine Federwage mit rundem Zifferblatt und darauf
drehbarem Zeiger sehr geeignet. Man befestigt ringförmig um den äuſseren Rand des
Zifferblattes, jedoch ohne die Ziffern zu bedecken, einen Papierstreifen. An die
Schale hängt man eine steife eiserne Stange von etwa 1k Schwere und markirt auf dem Papierstreifen die Stelle, welche der Zeiger
in Folge dessen einnimmt. In diesem Zustand stellt man die Wage über einen Behälter
mit flüssigem Eisen so auf, daſs das untere Ende der Stange unmittelbar über dem
Eisenspiegel schwebt; befestigt man nun an demselben eine eiserne Kugel derart, daſs
dieselbe in dem geschmolzenen Eisen schwimmt, so müſste, wenn die specifischen
Gewichte der Kugel und des flüssigen Eisens gleich wären, die Stellung des Zeigers
unverändert bleiben. Dies ist indessen, wie wir gleich sehen werden, nicht der Fall.
Unmittelbar nach dem Eintauchen gibt der Zeiger ein höheres Gewicht an, geht dann
sehr rasch bis über die zuerst gezeichnete Stelle zurück und kommt erst zum
Stillstand, nachdem die Kugel zum gröſsten Theil über der Oberfläche sichtbar
geworden ist. Von dem Augenblick ab, wo die Kugel zu schmelzen beginnt, macht der
Zeiger den umgekehrten Weg und bleibt schlieſslich auf der ersten Marke stehen.
Diese Zeigerbewegung läſst sich, unter Berücksichtigung der zwischen den einzelnen
Zeigerstellungen verlaufenen Zeiträumen, zur Aufzeichnung von Diagrammen auf dem
Papierstreifen benutzen, aus welchem das Gewichtsverhältniſs zwischen flüssigem und
festem Eisen in jedem Augenblick ersichtlich ist. Es wurden beispielsweise 5 Kugeln
von verschiedener Gröſse in die geschmolzene Masse eingetaucht und dabei Folgendes
beobachtet:
Nr.
Durchmesser
Gewicht
1. Versuch
2. Versuch
1
2,54cm
0,057k
5 Sec.
3 Sec.
2
5,08
0,496
25
–
3
7,62
1,644
20
15
4
10,16
3,657
6
15
5
12,70
7,654
5
10.
(Die verzeichneten Secunden geben den Zeitunterschied
zwischen dem Eintauchen und Wiedererscheinen der Kugeln an der Metalloberfläche
an.)
Die auf den ersten Augenblick auffallenden Zeitunterschiede im Aufsteigen der Kugeln
haben ihren Grund lediglich in dem verschiedenen Verhältniſs zwischen Oberfläche
und Inhalt derselben. Kugel Nr. 1 stieg am schnellsten, weil in Folge ihrer geringen
Masse die Hitze sehr rasch bis zum Mittelpunkt vorgedrungen war, was bei Nr. 2 und 3
nicht in dem Maſse der Fall sein konnte. Da nun bei Kugeln die Oberflächen sich wie
die zweiten und die Inhalte wie die dritten Potenzen der Durchmesser verhalten, so
brauchte bei den schwereren Kugeln Nr. 4 und 5 die Erhitzung in linearer Richtung
weniger tief in das Innere vorzudringen, um die zum Steigen erforderliche
Verminderung des specifischen Gewichtes zu erzeugen, als bei Nr. 2 und 3.
Genau umgekehrt, wie ein in flüssigem Eisen sich erhitzendes und schmelzendes, festes
Eisenstück, muſs sich eine flüssige und allmählich erstarrende Eisenmasse verhalten.
Wir finden dies in der That bei Beobachtung frisch angefertigter Guſsstücke. Die
Form wird gewöhnlich in linearer Richtung 1 Proc. gröſser gemacht, als das Guſsstück
nach dem Erkalten sein soll. Trotzdem dehnt sich das Eisen unmittelbar nach dem
Eingieſsen aus; den Beweis dafür finden wir in der scharfen Auszeichnung sämmtlicher
Kanten und Ecken in der Formmasse. Sobald aber die äuſsere Haut erstarrt, zieht
dieselbe sich zusammen und übt einen gewaltigen Druck auf die innere noch
groſsentheils flüssige Masse, so daſs dieselbe theilweise aus der Einguſsöffnung
herausquillt. Dieser Vorgang ist, nebenbei bemerkt, von auſserordentlicher
Wichtigkeit für das Zustandekommen dichter Güsse. Sobald die innere Masse nun aber
ebenfalls zu erstarren beginnt, zieht sich ein Theil des emporgequollenen Metalles
wieder in den zuerst gebildeten Mantel zurück. Wir haben also zunächst eine kurze
schnelle Abnahme und darauf folgende stetige Zunahme des specifischen Gewichtes vom
Augenblick des Eingieſsens in die Form bis zur vollendeten Erstarrung.
Um die auf einander folgenden Aenderungen des specifischen Gewichtes von festen
Eisenstücken, welche in geschmolzenem Eisen erhitzt werden, genau graphisch
darstellen zu können, haben Elliott Brothers in London
einen Apparat construirt mit einem senkrecht stehenden und durch ein Uhrwerk
gleichförmig drehbaren Cylinder, welcher mit Papier überkleidet wird. Der gegen den
Cylindermantel federnd angedrückte Schreibstift steckt an dem Ende des Zeigers der
Federwage, an welcher das einzutauchende Eisenstück hängt. Während nun der Zeiger
beim Erhitzen des Eisenstückes in der Fluſsmasse senkrecht auf- und abgehende
Bewegungen macht und der Cylinder durch das Uhrwerk in Drehung versetzt ist,
zeichnet der Schreibstift auf letzterem eine stetige Curve als Diagramm der zu
beobachtenden Erscheinungen. Die mit diesem Instrument ausgeführten Versuche stimmen
genau mit den oben angegebenen Resultaten überein.
–
r.