Titel: | Schmelzeinrichtung zur Gewinnung von Talg. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 45 |
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Schmelzeinrichtung zur Gewinnung von
Talg.
Mit Abbildungen auf Tafel 8.
Gellhorn und Flottmann's Schmelzanlage für Talg.
Nach dem Vorschlage von W. Gellhorn und H.
Flottmann und Comp. in Bochum (*
D. R. P. Nr. 7211 vom 1. Mai 1879) befindet sich der
mit Siebboden a (Fig. 4 und
5 Taf. 8) versehene Schmelzkessel A im
Kellerraum des Schmelzhauses, nur der Hals ragt in das Erdgeschoſs hinein. Der
Kessel ist für eine dem Schmelzproceſs entsprechende Dampfspannung genügend stark
aus Eisenblech hergestellt und zur Verhütung von Wärmeausstrahlung mit einem
Blechmantel und Füllung von Schlackenwolle versehen.
Ist der Kessel mit Rohfett gefüllt, so wird so viel Wasser zugesetzt, daſs die ganze
Fettmasse davon bedeckt ist; dann wird der Hals mittels eines Deckels dampfdicht
geschlossen. Von der Dampfkesselanlage B führt das
Dampfrohr b in das Schmelzhaus und zweigt sich über dem
Schmelzkessel A in zwei Leitungen c und d mit den
Absperrventilen e und f
senkrecht zum Kessel ab. Nun wird das Ventil e der Leitung c geöffnet, so daſs der Dampf mit 3at Spannung durch das Rohr c unter den mit Filter belegten Rost a in den
Schmelzkessel dringt. Um beim Speisen des Dampfkessels während des Schmelzverfahrens
ein Zurücksteigen des Inhaltes von A nach dem
Dampfkessel zu verhüten, ist in der Rohrleitung b ein
Rückschlagventil g eingeschaltet. Nach Verlauf von
einer Stunde wird das Ventil e geschlossen und das
Ventil i der Rohrleitung h
geöffnet, so daſs Wasserdampf und die aus dem Rohfett sich entwickelnden Gase in
Gemeinschaft mit fortgerissenen Fettheilen aus dem Schmelzkessel in den Condensator
C treten, welcher wie die mit ihm durch einen
Rohrstutzen verbundene Vorlage D bis zur Hälfte mit
kaltem Wasser angefüllt ist; auſserdem flieſst durch das Wasserleitungsrohr k kaltes Wasser zu, um den Dampf zu verdichten und die
Fettheilchen niederzuschlagen. Die nicht von dem Wasser gelösten übelriechenden Gase
treten mit dem erwärmten Wasser in die Vorlage D, von
wo aus die Rohrleitung l die Gase zur Verbrennung nach
den Dampfkesseln führt. Zur Erhaltung eines gleichmäſsigen Wasserspiegels führt das
nach unten gebogene Rohr m aus der Vorlage D so viel erwärmtes Wasser ab, als kaltes zuflieſst,
welches dann durch die Rohre n und o ins Freie gelangt. Das in der Vorlage D sich mit der Zeit ansammelnde Fett wird zeitweise
durch das Mannloch p entfernt; auſserdem können
Condensator und Vorlage durch die Ablaſshähne q und r, welche durch Rohrleitungen mit dem allgemeinen
Abfluſsrohr o verbunden sind, entleert werden.
Nach beendigter Gasabführung wird der Wasserzutritt zum Condensator C abgesperrt und auch durch Schlieſsung des Ventiles
i der Schmelzkessel A
gegen den Condensator C abgesperrt. Durch das nun
wieder zu öffnende Ventil e in der Rohrleitung c wird frischer Dampf in den Schmelzkessel A geführt, das Rohfett noch weitere 4 Stunden der
Dampfwirkung ausgesetzt und fertig geschmolzen. Der Dampfzutritt wird durch
Schlieſsung des Ventils e dann aufgehoben und der im
Schmelzkessel befindliche Dampf und etwa vorhandene übelriechende Gase nochmals in
der vorher beschriebenen Weise in den Condensator C
geleitet. Zeigt das am Schmelzkessel A angebrachte
Federmanometer keinen Druck mehr, so wird der Schmelzkessel gegen alle Leitungen und
Apparate vollständig abgesperrt und eine Stunde der Ruhe überlassen. Während dieser
Pause findet die erste Abklärung des ausgelassenen Fettes von den beigemengten
festen Rückständen und Schmutz statt. Nun wird das in der Dampfleitung d befindliche Ventil f
geöffnet, so daſs der von oben in den Schmelzkessel A
eintretende Dampf auf die Oberfläche des darin stehenden Fettes drückt. Nach
Oeffnung des in der Rohrleitung s eingeschalteten
Ventiles steigen Wasser und Fett in dem in A hin
einreichen den Rohr c in die Höhe und gelangen durch
das Rohr s in das Klärschiff E. Die im
Kessel zurückbleibenden festen Schmelzrückstände werden durch den mit Deckel
verschlieſsbaren Hals H entfernt.
In dem aus Eisenblech hergestellten Klärschiff E findet
die weitere Abscheidung der noch mitgerissenen Schmutztheile statt; der hier
entwickelte Dampf entweicht durch das Rohr x ins Freie.
Das Fett bleibt hier noch 6 bis 8 Stunden ruhig stehen und wird dann durch Oeffnen
des Hahnes u, an welchem die Wasserleitung anschlieſst,
ganz ruhig durch zuflieſsendes Wasser im Klärschiff hoch gehoben, bis es durch das
mit Hahn versehene Rohr v in den Klärkessel F abflieſst, worauf Schmutz und Wasser durch den am
Boden angenieteten Krümmer mit anschlieſsendem Hahn w
abgelassen werden.
Der Klärkessel F ist ein doppelwandiges, schmiedeisernes
Gefäſs, welches zur Verhütung von Wärmeausstrahlung wie der Kessel A mit Blechmantel und Schlackenwolle eingehüllt ist.
Zunächst wird der Kessel theilweise mit reinem Wasser gefüllt; dann läſst man das
Fett vom Klärschiff E zulaufen und bringt das Ganze
durch Einleiten von Dampf von der Leitung z aus
zwischen äuſserer und innerer Kesselwandung zum gelinden Aufkochen. Nach
einstündigem schwachem Kochen und Abschäumen des aufschwimmenden Schmutzes wird das
Ventil geschlossen und der im Zwischenraum des Kessels stehende Dampf sammt
Condensationswasser durch die Rohrleitungen y und o ins Freie geführt. Ist die Masse im Klärkessel so
weit erkaltet, daſs die Erstarrung des Fettes beginnt, so wird durch das am Boden
des Kessels befindliche Rohr t erst das Schmutzwasser
abgelassen, dann das reine Fett abgezogen.