Titel: | Ueber Neuerungen an Luft- und Gasmaschinen. |
Autor: | A. S. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 89 |
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Ueber Neuerungen an Luft- und
Gasmaschinen.
Mit Abbildungen im Text und auf
Tafeln.
Slaby, über Neuerungen an Luft- und Gasmaschinen.
Geschlossene Luftmaschinen. (Taf. 1 und 9. Schluſs.)
Ueber die bisher besprochenen Neuerungen finden wir in den Patentschriften auch noch
die länger bekannten und im Journal mehrfach behandelten Luftmaschinen von Lehmann, Stenberg und D. W. van
Rennes (vgl. * 1879 231 119). Während die
ersteren beiden an ihren bewährten Constructionen wenig oder nichts zu ändern
fanden, zeigt sich dagegen die Rennes'sche Maschine (* D. R. P. Nr. 7732 vom
26. April 1879) in einem durchaus neuen Gewande. Taf. 9 Fig. 1
bis 3 gibt
Ansicht und Schnitt dieser abgeänderten Construction, einer Combination von zwei
einfach wirkenden Maschinen.
A und A1 sind zwei cylindrische Kessel, deren unterer
Theil, der Feuertopf, welcher in einen gemauerten Ofen hineinragt, in der Regel aus
Hartguſs, während ihr oberer Theil aus Blech hergestellt ist. C und C1 sind eigenartige, in die erwähnten Kessel
eingepaſste und durch Lederstulpen abgedichtete Kolben; die Stangen m, m1 dienen zu ihrer
Führung. Jeder dieser Kolben trägt in seinem Mittelpunkt eine Stopfbüchse, durch
welche die Stange des Verdrängers D bezieh. D1 hindurchgeht; jeder
der letzteren läuft nach der Seite des Feuertopfes hin glockenförmig aus. Der obere
Theil jedes Kessels ist mit einem nach Art eines Trichters gestalteten Mantel B, B1 umgeben, in
welchem Kühlwasser steht oder strömt. Auſser den Führungsbügeln der Stangen m, m1 tragen die Kessel
ferner zwei Lagerböcke Q, Q1 in denen die Achse E der drei Balanciers
I, H und H1, ruht. Mit dem mittleren Balancier I, welcher lose auf der Welle E sitzt, bezieh. in einer metallenen Hülse auf dieser schwingt, stehen die
beiden Verdränger D und D1 durch Schubstangen S, S1 in Verbindung,
während an die auf der Welle E aufgekeilten Balanciers
H und H1 die Kolben C und C1 angeschlossen sind.
Der Balancier H ist nach beiden Richtungen hin länger
als der mit ihm gleichlaufende H1, und zwar nach rechts hin, um ihn mittels
Pleuelstange P an die Kurbel der Schwungradwelle F anzuschlieſsen, sowie nach links, um durch ihn,
bezieh. durch eine Verbindungsstange N, die Luftpumpe
M betreiben zu können. Der frei auf E schwingende Balancier I
ist an Gröſse H gleich; mit seinem rechten Ende steht
er durch eine Pleuelstange P1 in Zusammenhang mit dem Krummzapfen G der
Kurbelscheibe H, mit seinem anderen Ende bewegt er den
Kolben einer Pumpe O. Die Kurbeln F1 und G sind um etwa 60° gegen einander
versetzt.
Die Zeichnungen stellen die Kolben C und C1 in ihrer
Mittelstellung dar; der Verdränger D hat darin, der
Versetzung der Kurbelzapfen F1 und G entsprechend, fast seinen
niedrigsten, D1 fast
seinen höchsten Stand erreicht.
Für die wünschenswerthe Erneuerung des Kühlwassers ist die Plungerpumpe O vorgesehen, welche vom Balancier I aus in Bewegung gesetzt wird und durch eine an den
Stutzen e angeschlossene Rohrleitung kaltes Wasser
ansaugt und durch Rohre f, f1 und f2 in
das Innere der Blechmäntel B, B1 einführt. Das gebrauchte Wasser flieſst aus
letzteren durch eine mit den Stutzen g, g1 verbundene Rohrleitung ab.
An den mit b, b1
bezeichneten Stellen sind an jedem Kessel nach innen aufschlagende Ventile
angebracht; diese stehen durch Rohre c und c1 mit einem Kessel L in Verbindung, welcher verdichtete Luft enthält.
Sobald der Druck der Luft in den Kesseln A und A1 geringer als jener
im Vorrathskessel L wird, strömt Luft von letzterem
nach den ersteren über. M ist eine durch die
Schubstange N vom Balancier H in Bewegung gesetzte Luftpumpe, welche die Zufuhr von Luft in den
Windkessel L, bezieh. die Erhaltung eines
unveränderlichen Druckes in demselben bewirkt.
In die Rohrleitungen c, c1 sind bei d, d1 Hähne eingeschaltet, welche man während des Stillstandes der Maschine
schlieſsen kann und deren man sich bei Ingangsetzung der Maschine in folgender Weise
bedient: Man öffnet den Hahn d und setzt dadurch den
Windkessel L in Verbindung mit dem Kessel A1. Hat die Kurbelwelle
ihre erste halbe Umdrehung gemacht, so öffnet man den Hahn d und hat damit die Maschine in betriebsfähigen Zustand versetzt. Soll mit
Luft von gewöhnlicher Atmosphärenspannung gearbeitet werden, so nimmt man die Rohre
c und c1 weg und hängt die Schubstange N aus.
Auf originelle Art wird die Regulirung bewirkt. Beide Kessel A und A1
stehen durch ein Rohr x in Verbindung. Je nach der
Stellung des in diesen eingeschalteten Hahnes a können
die Innenräume beider Kessel mit einander verbunden oder von einander getrennt
werden. Bei geschlossenem Hahn a arbeitet die Maschine
so, wie oben erläutert wurde; dabei ist sie zu voller Kraftäuſserung befähigt.
Oeffnet man hingegen den Hahn a ganz, setzt demnach die
oberen Theile der Kessel A und A1 in Verbindung, so tritt die in dem
einen Kessel sich ausdehnende Luft gleichzeitig auch in den anderen Kessel über und
leistet dem hier abwärts gehenden Kolben einen Widerstand, durch welchen allmählich der
Stillstand der Maschine herbeigeführt wird. Dieser Hahn a läſst sich mit einem Regulator in Verbindung setzen und es kann somit
durch gröſsere oder geringere Oeffnung, völligen Verschluſs oder völlige Oeffnung
des Hahnes eine selbstthätige Regulirung der Maschine bewirkt werden.
A.
S.