Titel: | Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und Gyps. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 158 |
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Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement
und Gyps.
(Fortsetzung des Berichtes von S. 119 Bd.
234.)
Mit Abbildungen auf Tafel 15
Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und
Gyps.
Bei dem in Fig. 1 bis
6 Taf. 15 dargestellten Gasofen zum Brennen von
Porzellan und Thonwaaren von E. H. Siebert in
Dresden-Blasewitz (* D. R. P. Nr.
2722 vom 1. Februar 1878) gelangt das Gas durch den Kanal A nach der Wechselklappe v, um je nach der Stellung derselben nach dem Kanal b oder b1
geleitet zu werden. Bei der hier angedeuteten Stellung geht das Gas durch b zum Regenerator C und
dann durch den Kanal d in den Verbrennungskanal D. Die zum Verbrennen des Gases nöthige Luft tritt bei
o ein, um bei der angedeuteten Stellung der
Wechselklappe v1 durch
den Kanal c1 in den
Regenerator C1 und
durch d1 ebenfalls in
den Verbrennungsraum D zu gelangen. Die hier erzeugte
Flamme geht zum Oberofen und verläſst denselben durch den Verbrennungskanal D1 um durch die Kanäle
i bezieh. i1 nach den Regeneratoren F,
F1 und von hier durch die Kanäle f, f1 und Schieber 1 und 2 nach dem
Schornstein zu entweichen.
Durch gleichzeitiges Drehen der Wechselklappen v und v1 erscheint die Flamme
bald links, bald rechts im Oberofen, wobei die Temperatur in den Regeneratoren C und C1 und F und F1 steigt, desgleichen
auch die im Oberofen bis zu den höchsten verlangten Hitzegraden. Um nun diese
wechselnden Flammen sofort in constante umzuwandeln, sperrt man die luftdicht
schlieſsenden Schieber 1 und 2, stellt die Klappen v und v1 zur Mitte und zieht
den Schieber 3. Bei dieser Stellung des Ofens gehen nun
zwei Gas- und zwei Luftströme nach demselben und erzeugen dort zwei oder mehrere
constante Gasflammen, wobei sowohl Gas, als auch Luft durch die in den Regeneratoren
aufgesammelte Wärme vorgewärmt werden. Die abgehenden Feuergase gehen durch die in
den Umfassungswänden des Ofens angebrachten Oeffnungen k und die Sammelkanäle k1, dann unter die Luftzuführungskanäle c und c1, um hier ihre Wärme abzugeben, verlassen diese
Kanäle bei l und gelangen schlieſslich durch Kanal x und Schieber 3 zum
Schornstein.
Dieser Porzellanbrennofen unterscheidet sich von dem Glasschmelzofen desselben
Erfinders (* 1879 232 526) im Wesentlichen dadurch, daſs
sich bei g in den Verbindungskanälen dd1 und ii1 Sandverchlüsse
befinden, wodurch während des Abkühlens, Entleerens und Wiederfüllens die im Boden
liegenden Regeneratoren vom Oberofen abgesperrt werden können, und daſs zur
Vertheilung der in den Ofen tretenden Flamme die Querkanäle e mit den Schlitzen h angebracht sind. Bei
M befindet sich ferner ein Regenerator, ein
länglich viereckiger Raum, welcher vorn mit Steinen, hinten mit Eisenstäben
gitterförmig angefüllt ist und bei N durch Kanal y und Schlitze u mit dem
Scheitel des Brennofens in Verbindung steht, durch Kanal n1 und Schieber 4 mit dem Schornstein.
Auſserdem befinden sich am Fuſse des Oberofens eine Anzahl Luftzuführungskanäle p.
Bei Inbetriebsetzung des Ofens muſs derselbe zuerst durch directes Feuer zur Rothglut
gebracht werden; dann beginnt die Gasfeuerung mit wechselnder Flamme; dabei sind
Schornsteinschieber 1 und 2 geöffnet, 3 und 4 geschlossen. Die bei n eintretende
Speiseluft gelangt durch Kanal y in den Wärmesammler
M, von hier durch Kanal n2 und Ventil r zur Wechselklappe v1. Mit fortgesetzter Wechselflamme bringt man
Oberofen und Regeneratoren auf die erforderliche Temperatur. Ist der Brand beendet,
so werden die Regeneratoren durch Sandverschlüsse g vom
Oberofen abgeschlossen; ferner schlieſst man Schieber 1
und 2 und Ventil r. Zur
Abkühlung des Oberofens wird der im Kanal y befindliche
Sandverschluſs m (Fig. 6)
geöffnet, ferner Schieber 4 und die Kanäle p. Die
eintrende Kühlluft geht stark erwärmt durch die Schlitze u und den Kanal y zum Wärmesammler M und entweicht durch Kanal n1 und Schieber 4 zum Schornstein. Nimmt
der Wärmesammler keine Wärme mehr auf, so wird die Verbindung mit dem Oberofen durch
Sandverschluſs unterbrochen und Schieber 4 geschlossen. Ist der Ofen entleert und
wieder gefüllt, so wird er mittels constanter Gasflammen angewärmt. Zu diesem Zweck
werden die Sandverschlüsse im Kanal y geöffnet, die
Wechselventile zur Mitte gestellt; durch die in den Regeneratoren und dem
Wärmesammler aufgespeicherte Wärme soll dann Gas und Luft auf 400 bis 500°
vorgewärmt werden. Die Luft tritt bei n in den Kanal
y, sodann in den Wärmesammler M, erwärmt sich hier anfänglich auf 100 bis 150°,
gelangt mit dieser Temperatur nach dem Luftwechsel v1 von wo sie dann ihren Weg durch die noch heiſsen
Regeneratoren nimmt. Durch Einlassen von mehr oder weniger Gas und Luft hat man es
leicht in der Gewalt, jede beliebige und gleichmäſsige Temperatur im Oberofen bis
600° zu erreichen. Ist die höhere Rothglut eingetreten, so stellt man die
Wechselflamme ein.
Als Beispiele der in Amerika gebräuchlichen Töpferöfen mit directer Feuerung mögen nach Scientific American, 1879 Bd. 40 S. 256 die in Fig.
7 und 8 Taf. 15
dargestellten Oefen angeführt werden, welche beide keiner weiteren Beschreibung
bedürfen.
Bei dem in England, namentlich in Dorsetshire und Devonshire
gebräuchlichen Ofen zum Brennen von Thonpfeifen (Fig.
9 Taf. 15) umspült die von A aus gespeiste
Flamme die etwa 2000 Pfeifen fassende Muffel C und
entweicht durch den Schornstein D. Das Ein- und
Aussetzen geschieht durch die Oeffnung E. Ueber die
Herstellung der Thonpfeifen vgl. Scientific American, *
1879 Bd. 40 S. 82.
Einen Ofen mit absteigender Flamme
zum Brennen von Thonwaaren hat H. Eisenecker in Altwasser, Schlesien (* D. R. P. Nr. 3334 vom 5. Februar
1878) angegeben. Fig. 10 bis
12 Taf. 15 zeigen einen alten Porzellanofen, welcher durch Einbauen der
von links nach rechts schraffirten Theile zu einem Ofen mit absteigender Flamme
umgeändert ist. Zunächst werden sogen. Feuerwächter M,
M1 in halbrunder oder gerader Form vor der
Feuerung im Ofen aufgestellt, welche die eintretende Flamme zwingen, nach aufwärts
zu gehen. Dann wird ein mittlerer runder Abzugskanal k
aus feuerfesten Ziegeln eingebaut, welcher oben aus Ofengewölbe fest anschlieſst,
dagegen unten schlitzförmige Oeffnungen s hat. Kleinere
ringförmige Abzugskanäle l sind an der inneren
Ofenwand, am besten in Nischen N, aufgestellt,
schlieſsen ebenfalls oben aus Gewölbe und haben unter der Sohle Oeffnungen. Die
Ofensohlen mit darunter liegenden hohlen Zwischenräumen werden hergestellt, indem
man auf unregelmäſsig von einander entfernt aufgestellten Ziegeln eine flache
Steinschicht fest an einander setzt, jedoch die Abzugsöffnungen v, r, s offen läſst. Die Abzugskanäle l gehen durch die zweite Ofensohle hindurch.
Die in den Ofenraum J tretende Flamme geht abwärts durch
die Oeffnungen r und s,
unter den Ofensohlen zwischen den locker gestellten Ziegeln hindurch nach den
Abzugskanälen k und l,
dann aufwärts durch l direct in den Ofenraum H und durch k unter die
Ofensohle a, um durch die Offnungen t und v ebenfalls nach dem
Ofenraum H zu gelangen. Von hier tritt die Flamme durch
die Oeffnungen x und y in
den Glühofen G und schlieſslich durch die Oeffnungen
w zum Schornstein, welche Oeffnungen mittels der
Platten o von den Löchern p aus nach Bedarf theilweise bedeckt werden können.
Beim Einsetzen der Kapselstöſse wird genau darauf geachtet, daſs die Oeffnungen r und s frei bleiben, d.h.
man baut aus Ziegelstücken um dieselben herum unter die Kapselstöſse eine Art
Dreifüſse, worauf die untersten Kapseln zu stehen kommen, um so dem Feuer freien
Durchgang zu verschaffen; alle Kapselstöſse werden dicht und fest an einander
gesetzt und genügen die Zwischenräume, die sich durch die Rundung der an einander
stehenden Kapselstöſse von selber bilden, vollständig, der Flamme den Weg nach
abwärts zu gestatten.
Borchand in Berlin (* D. R. P. Nr. 2871 vom 11. Januar 1878) mischt zur Herstellung unschmelzbarer Kapseln zum Brennen von
Porzellan 100 Th. Sand, 5 Th. Gyps und 4 Th. Dolomit, bringt die Masse in Formen,
preſst und brennt bei Weiſsglühhitze.