Titel: | Ueber Wassermesser. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 165 |
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Ueber Wassermesser.
Mit Abbildungen.
Ueber Wassermesser.
(Fortsetzung der Uebersicht S. 77 dieses Bandes.)
109) Der Wassermesser von A. Ripley
(Nr. 2581 vom 8. October 1866) besteht aus einem zweitheiligen Gefäſs von bekanntem
Inhalt, welches durch zwei Ventile in der Weise mit der Wasserleitung in Verbindung
gesetzt wird, daſs der Zufluſs zur einen Abtheilung sich schlieſst, sobald das
Abfluſsventil der andern Kammer sich öffnet. Verbindet man den Hebel, durch welchen
die Ventile in Bewegung gesetzt werden, mit einem Zählwerk, so kann die Menge des
entnommenen Wassers gemessen werden.
110) Der Wassermesser von Schäffer und
Budenberg in Buckau-Magdeburg (* 1866 180 425)
ist ein Kapselwerk mit zwei in einem Kreuz senkrecht zu einander verschiebbaren
Flügeln, welche das sie umschlieſsende Gehäuse in 4 Räume theilen. Die Drehachse des
Kreuzes sitzt excentrisch in dem Gehäuse, welches so geformt ist, daſs alle durch
die Achse gezogenen Durchmesser gleiche Länge haben. Die Flügel (Schieber) berühren
also stets mit beiden Enden die Gehäusewand. Durch den Wasserdruck werden sie in
Drehung versetzt.
111) Fr. Schlebach in Freudenstadt
(* 1867 183 257) patentirte i. J. 1866 einen Apparat,
welcher eine Regulirung der aus einem Rohr tretenden Wassermenge bezweckt. Zu
Messungszwecken verbindet er den Einlaſshahn mit der Hemmung eines Uhrwerkes,
welches somit die Zeit registrirt, während welcher der Hahn offen war. – Bei einem
andern Apparat bringt Schlebach die Anwendung einer
kleinen Turbine zur Wassermessung in Vorschlag.
112) Rob. Westcott und J. Symmes Grane sind die Erfinder eines Wassermessers,
der dem A. V. Newton für England (Nr. 429 vom 15.
Februar 1867) patentirt wurde. Er besteht aus einem Kolben-Wassermesser mit zwei
aufrecht stehenden Cylindern. Beide Cylinder besitzen einen gemeinsamen
Vertheilungskasten für die Schieberventile, welche durch excentrische Scheiben
bewegt werden, die auf der Hauptachse sitzen; die Kolbenstangen tragen an ihren
oberen Enden horizontale geschlitzte Querarme. In diesen Schlitzen spielen zwei
Zapfen, welche an den rechtwinklig zu einander gestellten Kurbeln der Hauptachse
befestigt sind. Durch diese geschlitzten Querarme ist es möglich, die senkrecht auf-
und absteigenden Kolbenstangen ohne Gelenk mit der Kurbel der Hauptachse zu
verbinden.
113) Das englische Patent Nr. 631 vom 7. März 1867 enthält die
Beschreibung eines von C. W. Siemens construirten
Wassermessers, der in Fig. 1 und 2 abgebildet ist. Die früheren Wassermesser von Siemens, (Nr. 26 vgl. * 1877 224 504. Nr. 39 vgl. 1877 225 140. Nr. 59 vgl.
* 1878 228 371. Nr. 81 vgl. * 1880 235 396) haben trotz ihrer sinnreichen Construction den Nachtheil, daſs
durch die im Wasser enthaltenen Unreinigkeiten leicht eine Verstopfung eintritt,
welche die Genauigkeit der Apparate erheblich beeinträchtigt. Um diesen Uebelstand
zu vermeiden, hat Siemens den in Fig. 1 im Durchschnitt dargestellten Wassermesser
construirt.
Fig. 1., Bd. 236, S. 166
Innerhalb eines cylindrischen Gehäuses B befindet sich ein Flügelrad F, welches an
der Achse G befestigt ist. Im unteren Theile der Wand
des Cylinders B sind seitlich schief gegen den Radius
geneigte Kanäle D eingeschnitten (Fig. 2), durch welche das von
E nach A kommende Wasser
ins Innere des Cylinders B tritt. Hierbei stöſst es
gegen die Flügel des Rades F und versetzt dieses mit
der Achse G in Drehung. Dabei wird das nach oben
strömende Wasser eine Wirbelbewegung annehmen, welche durch die an der Gehäusewand
angeschraubten Platten I aufgehoben wird. Um die
Drehung des Flügelrades und der Achse G gleichmäſsiger
zu machen, sind an dem oberen Theil der letzteren Flügel K angebracht, welche sich innerhalb der im Räume J bereits zur Ruhe gekommenen Flüssigkeit bewegen. Der Wassermesser ist
ferner so eingerichtet, daſs der Theil, welcher am leichtesten der Verstopfung
ausgesetzt ist, behufs der Reinigung bequem herausgenommen werden kann, ohne daſs
man den ganzen Apparat zerlegen muſs. Dieser Apparat ist ebenso geeignet für die
Messung groſser, als kleiner Flüssigkeitsmengen, wenn die Dimensionen mit der
durchflieſsenden Wassermenge in gehörigem Verhältniſs stehen. Ein Wassermesser für
groſse Mengen wird natürlich für kleinere Durchfluſsmengen weniger empfindlich sein.
Sollen jedoch neben groſsen auch geringe Mengen durchflieſsenden Wassers gemessen
werden, so zieht es Siemens vor, in einer um den
groſsen Meſsapparat führenden Leitung einen kleinen Wassermesser einzuschalten. Vor
dem gröſseren Wassermesser befindet sich dann ein Ventil, welches durch eine Feder
an seinen Sitz angepreſst und erst dann geöffnet wird, wenn der kleine Apparat das
Wasser nicht mehr durchzulassen vermag und sich dadurch der Druck bis zu einer
gewissen Höhe gesteigert hat.
Fig. 2., Bd. 236, S. 167
114) An W. R. Lake wurde unter Nr.
1045 vom 6. April 1867 ein englisches Patent auf einen Wassermesser mit Druckpumpe
ertheilt; dieser Apparat ist speciell für solche Zwecke construirt, wo ein Theil des
Wassers an einer höheren Stelle zum Ausfluſs gelangen soll, als es der Druck in der
Leitung gestattet. Zu diesem Zweck ist der S. 166 d. Bd. unter Nr. 112 beschriebene
Kolben-Wassermesser in der Weise abgeändert, daſs die Kolbenstangen über den
horizontalen Querarmen mit geraden Fortsätzen versehen sind, welche mit den an ihren
oberen Enden befindlichen Kolben in Pumpenstiefeln wirken. Die letzteren haben einen
geringeren Durchmesser, aber gleiche Hubhöhe mit dem Wassermesser. Das durch die
Meſscylinder gegangene Wasser steigt durch das Ausfluſsrohr zu den Pumpencylindern
empor und wird von dort weiter gehoben.
115) Ch. B. Reitz beschreibt im
englischen Patent Nr. 1303 vom 3. Mai 1867 einen von H.
Schneider construirten zweikammerigen Diaphragma-Wassermesser, bei welchem
die Verstellung der Wasservertheilungsschieber vom Innern der beiden Abtheilungen
aus durch Hebel erfolgt, in ähnlicher Weise wie bei dem Wassermesser von Ch. Ritchie (Nr. 38 vgl. * 1877 225 139). In jeder der beiden Kammern des Wassermessers befindet sich eine
linsenförmige Abtheilung mit durchbrochenen Seitenwänden, gegen welche das
Diaphragma bei seinem Hin- und Hergang sich anlegt. Auf der Mitte jedes Diaphragmas
ist mittels einer Metallscheibe eine mit Längsschlitz versehene Stange befestigt,
die am Ende jedes Hin – oder Herganges des Diaphragmas gegen einen Hebel stöſst;
dieser verstellt von innen aus die über den Meſskammern befindlichen, paarweise
gekuppelten Schieberventile. Ueber Versuchsresultate mit dem Schneider'schen Wassermesser vergleiche die Notiz in D. p. J. 1872 205 573.
116) H. Frost jun. und sen. haben einen Wassermesser aus ihren älteren
Apparaten (Nr. 76 und 84 vgl. 1880 235 * 394. * 463)
combinirt, Einzelnes verbessert und unter Nr. 1561 vom 27. Mai 1867 in England
patentirt. Der Kolben-Wassermesser kann entweder einfach, oder doppelt wirkend sein
und enthält je nachdem einen oder zwei sogen. Taucher- (Plunger-) Kolben von
viereckigem Querschnitt. Der horizontal liegende, viereckige Kasten, in welchem sich
der Kolben bewegt, ist auf die Kante gestellt und besteht aus zwei Theilen. Die
beiden oberen zusammengegossenen Wände greifen über die unteren Seitenwände des
Kastens hinüber und sitzen auf denselben durch ihr eigenes Gewicht fest; durch eine
Schraube können diese beiden Theile noch stärker gegen einander gepreſst werden. Die
Steuerung des Wasserlaufes vor und hinter den Kolben kann in gewöhnlicher Weise
durch geschlitzte Kolbenstangen erfolgen, welche einen Schieber in Bewegung setzen.
Für Apparate mit nur einem Meſsraum wird die Steuerung durch Wasserdruck, wie in dem
S. 395 Bd. 235 abgebildeten Apparat bevorzugt; durch Einschaltung eines
Hilfsventiles wird der als Kolben construirte Hauptvertheilungsschieber durch den
Wasserdruck verstellt. Die untere Seite dieser Schieberventile wird in den
verbesserten Apparaten ebenfalls scharfkantig gemacht und dieselben laufen in Rinnen
mit geraden Wänden, damit selbst bei allmählicher Abnutzung noch ein dichter Schluſs
erhalten bleibt.
117) Die Eigenthümlichkeit des von dem Amerikaner J. Mason construirten, von W.
E. Newton in England patentirten Kolben-Wassermessers (Nr. 2179 vom J.
1867) besteht darin, daſs an das eine Ende des Meſscylinders sich unmittelbar eine
cylindrische Kammer von geringerem Durchmesser anschlieſst, in welche der
Vertheilungsschieber als Kolben hineinpaſst. Der Hauptkolben bewirkt durch eine
geschlitzte Stange, welche gegen den Vertheilungskolben stöſst, eine Verstellung
desselben und versetzt einen Zahnsector in Schwingungen, welche durch eine Kurbel
auf ein Zählwerk übertragen werden.
118) Loftus Perkin's Wassermesser
(Englisches Patent Nr. 3050 vom 29. October 1867) ist ein Kolbenapparat, bei welchem
die Steuerung des Wasserlaufes durch ein im Inneren des Kolbens liegendes
Schieberventil erfolgt, zu dem das Wasser durch die beiden hohlen Kolbenstangen
gelangt. Fig. 3 zeigt die Construction des
wesentlichen Theiles dieses Wassermessers.
Fig. 3., Bd. 236, S. 168
a ist der Meſscylinder, in welchem sich der Kolben b hin und her bewegt; die hohlen Kolbenstangen c und d gehen an den
beiden Enden durch Stopfbüchsen nach auſsen und führen das Wasser zu und ab. Der
Kolben selbst besteht aus drei Theilen, den beiden Endstücken d' und c' und dem
Mittelstück g, welche zusammengeschraubt sind. Auf der
Innenfläche des Theiles d' schleift das in dem hohlen
Kolben befindliche Schieberventil e hin und her. Neben
der Mündung des Abfluſskanales d befinden sich in dem
Theil d' noch zwei Bohrungen h und f, von denen die erstere h durch d' hindurch geht
und mit der linksseitigen Abtheilung des Cylinders communicirt, während der Kanal
f durch den ganzen Kolben hindurch geht und mit der
rechten Seite des Meſscylinders in Verbindung steht. Durch das sich an der
Innenfläche von d verschiebende Ventil e wird der eine der beiden Kanäle f oder h und somit eine
der Abtheilungen des Meſscylinders abwechselnd mit dem durch c eintretenden Wasser in Verbindung gesetzt, während die andere Abtheilung
mit dem Abfluſskanal d communicirt. Das Mittelstück g bildet gewissermaſsen die Schieberkammer, in der sich
e hin und her bewegt; an beiden Seiten dieser Kammer sind
Kanäle g2 angebracht,
durch welche Wasser aus den Einschnitten a' in der
Cylinderwand ein- und austreten kann. Je zwei solcher Einschnitte sind nahe den
beiden Enden des Cylinders angebracht; einer derselben ist mit dem Wasserzufluſs,
der andere mit dem Abfluſs verbunden. Durch den Druck des bei a' durch g2 einströmenden Wassers wird der Schieber
verstellt und der Wasserlauf umgesteuert. In der durch die Zeichnung abgebildeten
Stellung der einzelnen Theile ist der Schieber e soeben
nach oben gedrückt worden; das bei c einflieſsende
Wasser geht durch h auf die linke Seite des Kolbens und
drückt diesen nach rechts, während das auf dieser Seite befindliche Wasser durch den
Kanal f in das Ausfluſsrohr d gelangt. Ist der Kolben am Ende seines Hubes angekommen, so wird der
Schieber e durch den Wasserdruck an die andere Seite
geschoben und der Kolben läuft in entgegengesetzter Richtung.