Titel: | Ueber Rosshaar-Zupfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 207 |
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Ueber Roſshaar-Zupfmaschinen.
Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 20.
Ueber Roſshaar-Zupfmaschinen.
Die von den Roſshaarspinnereien bearbeiteten Roſshaare kommen bekanntlich in Form von
gedrehten Zöpfen in den Handel und müssen vor der Verwendung für Möbel, Matratzen u.
dgl. aus einander gezupft werden. Es geschieht dies bis jetzt vorwiegend durch
Handarbeit. In neuerer Zeit sind jedoch verschiedene Apparate oder Maschinen
ausgeführt worden, welche diese Arbeit bei geringerem Abfall mit groſser Zeit- und
Kraftersparniſs verrichten und die sich bereits in Privatgeschäften wie auch in
Eisenbahn-Reparaturwerkstätten Eingang verschafft haben, da sie altes Haar ebenso
gut zupfen wie neues.
Die von Sieg. Rödelheimer in Fulda (* D. R. P. Kl. 29 Nr. 5439 vom 3. November 1878) construirte
Maschine hat im Wesentlichen die Einrichtung eines Wolfes der Streichwollspinnerei
(vgl. Fig. 6 und 7 Taf. 20).
Die zu zupfenden Roſshaarzöpfe werden zwischen den am Ende des Auflegetisches
eingesetzten Stiften h, welche ein seitliches Führen
der Zöpfe nach den Lagern und Schmierlöchern hin verhüten und diese dadurch von
Staub und Schmutz freihalten, mit den Enden zwischen die Zuführungscylinder e gelegt und werden durch die Rotation derselben in die
Maschine hineingezogen. Auf der Innenseite werden sie von Zähnen der Trommel b, welche mit groſser Geschwindigkeit an den Cylindern
e vorbeigehen, gekämmt und kommen fertig gezupft
auf der gegenüber liegenden Seite a der Maschine
heraus. Die Walze g dient zum Nachkämmen der Haare,
welche von der Trommel beim Passiren der Cylinder e
noch nicht ganz fertig gezupft worden sind. Die Differenz der Umfangsgeschwindigkeit
zwischen der Trommel und dem Cylinder g ist deshalb
auch groſser gewählt als jene zwischen der Trommel und den Zuführungscylindern e.
Nach Angaben in der Wochenschrift des niederösterreichischen
Gewerbevereines, 1880 S. 46 wiegt die Rödelheimer'sche Maschine etwa 200k; sie
ist für Hand- und Dampfbetrieb eingerichtet und zupft im Tag bei Handbetrieb 100 bis
125k Roſshaar, wobei zur Bedienung nur ein
Mann erforderlich ist. Die im genannten Vereine vorgenommene Arbeitsprobe entsprach allen
Ansprüchen, welche man an eine solche Maschine stellen kann.
Bei der Zupfmaschine von C. A. Rempen in Linden vor Hannover (* D. R. P. Kl. 29 Nr. 8595 vom 8.
August 1879) hat die Trommel die bekannte Einrichtung der
Hechelnadelwalzen mit vor – und zurücktretenden Zupfmessern oder Zähnen; es soll
dadurch bei gleich guter Auflösung der Roſshaare ein Zerreiſsen und Aufwickeln des
Materials vermieden werden, freilich auf Kosten der Einfachheit der Maschine.
Im Organ für die Fortschritte im Eisenbahnwesen, 1879 S.
145 ist von Herm. Pfleiderer und Comp. in Stuttgart
eine Geiger'sche Roſshaarzupfmaschine angepriesen, ohne
daſs mit einem Worte die Construction derselben angedeutet wäre.
Textabbildung Bd. 236, S. 208
Vorstehende Textfigur zeigt, daſs hier im Wesentlichen ein „Wolf“ vorliegt mit
glatten Einzugswalzen, welchen das Material übergeben wird, nachdem man die Stränge
aufgedreht und zugleich etwas vertheilt hat; zum Auswerfen des von der Zahntrommel
gezupften Roſshaares dient hinten ein vierarmiger mit Zähnen besetzter Flügel. Eine
solche Maschine, welche seit ihrer Einführung vor 5 Jahren vielfach Verbreitung
gefunden hat, kostet für Handbetrieb 150, für Maschinenbetrieb 180 M.