Titel: | Neuerungen an Magazin-Feuerwaffen; von Sam. Remington in Ilion (New-York). |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 215 |
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Neuerungen an Magazin-Feuerwaffen; von Sam. Remington in Ilion (New-York).
Mit Abbildungen auf Tafel 21.
Remington's Neuerungen an Magazin-Feuerwaffen.
Die in Fig. 8 bis 12 Taf. 21
gezeichnete Waffe (* D. R. P. Kl. 72 Nr. 3395 vom 7. Mai
1878) gehört zur Klasse der Hinterlader mit Cylinderverschluſs. Das
Magazin liegt unter dem Laufe im Schafte und die in ihm befindlichen Patronen treten
bei dem Oeffnen der Waffe nach hinten aus demselben heraus und auf den
Patronenheber. Die den Schloſs- und Repetitionsmechanismus enthaltende Hülse
unterscheidet sich dadurch von den sonst gebräuchlichen solcher
Schloſsconstructionen, daſs sie nicht cylindrische, sondern kastenartige, viereckige
Form besitzt. Dieselbe trennt und verbindet zugleich den Vorderschaft und Kolben,
ist oben und unten offen, nimmt in ihrer Vorderwand das hintere Lauf- und das
hintere Magazin ende auf und bewegt sich in ihrem oberen Theile der
Verschluſscylinder. Letzterer entspricht im Allgemeinen demjenigen anderer Waffen
dieser Art, zeigt aber in so fern eine Abweichung, als er nicht aus einem, sondern
aus zwei Theilen B1 und
B2 besteht. Der
vordere Theil B1 kann
mittels einer Handhabe nicht allein um seine Längsachse um 45° gedreht, sondern auch
zurückgeführt werden, während der Theil B2 nur letztere Bewegung zu machen im Stande ist.
Beide Theile sind der Länge nach mit einer centralen cylindrischen Bohrung zur
Aufnahme des Schlagbolzens F und dort, wo sie
zusammenstoſsen, je mit einer Rinne o1, und o2 versehen, in welchen ein Zapfen l des Schlagbolzens F
gleitet. Diese Rinnen o1, o2 haben
eine solche Lage zu einander, daſs sie bei geschlossener Waffe, also um 45° nach
rechts gedrehtem vorderem Theile B1, in einer geraden Linie liegen und dann der Zapfen
des Schlagbolzens in ihnen vor und zurück gleiten kann. Bei jeder anderen Stellung
des vorderen Theiles B1
correspondiren die beiden Rinnen nicht mit einander, der Führungszapfen l des zurückgedrückten Schlagbolzens F kann dann nicht in die Rinne des Theiles B1 treten, sondern
stöſst gegen das hintere Ende des letzteren, vermag also nicht genügend weit
vorzuschnellen, um die im Boden der Patrone befindliche Zündpille zu treffen.
Hierdurch hat der Erfinder also erreicht, daſs erst bei vollständig hergestelltem
Verschluſs der Schlagbolzen weit genug vorschnellen kann und somit ein
unbeabsichtigtes vorzeitiges Losgehen der Waffe unmöglich ist.
Abweichend von den anderen Waffen dieser Art ist der den Verschluſscylinder B bewegende Hebel L nicht
aus demselben Stück mit diesem gefertigt, sondern durch einen Stift e so in einem Ansätze des Theiles B1 befestigt, daſs er
in verticaler Richtung eine geringe Drehung um e ausführen kann. Sein
unterer Theil d greift in einen Einschnitt des
Schlagbolzens F, so daſs, wenn der Schütze den Hebel
L vordrückt, d
zurückgeht und auch den Schlagbolzen zur Ausführung einer gleichen Bewegung zwingt.
An der Seite besitzt der Theil d eine Ausfräsung, in
welche ein hinten im Riegel b befindlicher Ansatz
tritt, so daſs also auch der Riegel b die Bewegung des
Theiles d mitmachen muſs. Der Riegel b liegt parallel zur Seitenachse in einer cylindrischen
Höhlung des Ansatzes B1. Derselbe wird durch eine Spiralfeder vorgedrückt und bei geschlossener
Waffe veranlaſst, mit seinem vorderen schwächeren Ende in eine Auslassung der
hinteren Lauffläche zu treten und dadurch den Verschluſscylinder in seiner Stellung
zu fixiren. Ferner besitzt der Verschluſscylinder B am
vorderen Ende eine Auslassung zur Aufnahme des Patronenausziehers a1. Letzterer besteht
aus einem starren, nicht federnden Haken und liegt lose in der betreffenden
Auslassung. Die vordere Fläche seines unteren Ansatzes a ist abgeschrägt und tritt weiter nach vorn hervor. Dieser Fläche
entsprechend ist auch die vordere Wand der Verschluſscylinder-Auslassung gestaltet.
In Folge dieser Einrichtung gleitet die Fläche des Ausziehers an derjenigen der
Auslassung nieder, sobald der Riegel b vortritt und
dadurch einen Druck auf den Patronenauszieher ausübt. Als weitere Folge hiervon
gewinnt dadurch der letztere einen festen Halt am Patronenboden. Die zum
Uebergleiten des Patronenbodens erforderliche Nachgiebigkeit erhält der
Patronenauszieher dadurch, daſs bei dem Vorschieben des Verschluſscylinders behufs
Schlieſsens der Waffe der Riegel b gegen die hintere
Laufwand stöſst, zurückgedrückt, dadurch der Auszieher frei wird und nach oben
ausweichen kann. Ist der Theil B1 nach rechts gedreht, so wird durch die Spiralfeder
und durch Zurücklegen der Handhabe L der Riegel b vorgeschoben, sein Ansatz tritt in den Lauf und sein
Kopf drückt den Patronenauszieher nieder.
Der Schlagbolzen F entspricht im Allgemeinen dem
betreffenden Theile der Waffen gleicher Gattung. Der Erfinder wendet ebenfalls eine
Spiralfeder zum Vorschnellen desselben an; letztere liegt in einer Bohrung des
Schlagbolzens und stützt sich beim Spannen mit ihrem hinteren Ende gegen einen durch
den Schlagbolzen hindurch gehenden und in dem Verschluſscylindertheil B2 befestigten Stift.
Wie schon erwähnt, hat der Schlagbolzen auf der oberen Seite einen Führungszapfen
und an der unteren Seite eine Spannrast und hinter dieser eine Ruhrast.
Das Festhalten des Schlagbolzens in der Spann- und der Ruhstellung vermittelt die
Stange w. Dieselbe liegt lose in einem Ausschnitt der
Hülse, tritt durch eine Auslassung des Verschluſscylinders hindurch in die oben
erwähnten Rasten und dreht sich um ihr vorderes Ende w1; ihr hinteres nach oben gerichtetes
Ende w2 greift in die
betreffende Rast und in eine Auslassung ihres unteren Theiles tritt der Abzug w mit seinem oberen hakenförmigen Ende. In dieser
Stellung wird der Abzug durch die Abzugsfeder erhalten.
Um das Gewehr in Ruh zu setzen, ist ein Hebel f in einem
Ansätze des Theiles B2
angebracht. Derselbe steht durch das Zwischenstück u
mit dem Schlagbolzen in Verbindung; es wird behufs Ruhsetzung letzterer unter
Festhalten des Hebels f so weit vorgelassen, bis die
Stange w in die Ruhrast tritt.
Die Zuführung der Patrone aus dem Magazin erfolgt durch den Heber E; derselbe ist in senkrechter Richtung beweglich und
dreht sich um den durch sein hinteres Ende hindurch gehenden Stift r. Derselbe wird dadurch in Bewegung gesetzt, daſs bei
dem Zurückziehen des Verschluſsstückes B die vordere
Wand seines an der unteren Seite befindlichen Ausschnittes gegen den in letzteren
hineinragenden Hebel v des Hebers drückt, den Hebel
zurückschiebt, zum Drehen um r und dadurch sein vorders
Ende mit der Patrone zum Hochgehen veranlaſst Der Heber wird wieder niedergelegt,
indem der Verschluſscylinder den Hebel v vordrückt. Um
den Heber in gehobener Stellung so lange zu fixiren, bis er durch den
Verschluſscylinder zum Niedergehen veranlaſst wird, ist ein kleiner Haltestift
angebracht, welcher durch eine Feder gegen denselben gedrückt wird.
Eine besondere Eigenthümlichkeit der Schloſsconstruction besteht in dem Verschluſs
des Magazins. Letzterer wird durch eine in senkrechter Richtung befindliche Platte
o (Fig. 10 bis
12) bewirkt. Dieselbe ist im Stande, eine geringe Auf- und Abbewegung
auszuführen und wird durch eine Feder V aufwärts
gedrückt. Die obere Fläche der Platte ist kreisförmig ausgeschnitten und nach hinten
abgeschrägt. Bei dem Schlieſsen der Waffe schiebt sich der Verschluſscylinder B auf diese Fläche m und
geht dadurch die Platte o herunter. In dem hinter der
Magazinöffnung liegenden Theile besitzt letztere eine halbkreisförmige Auslassung,
deren Rand in seiner oberen Hälfte n1 nach der Mündung des Gewehres zu, in der unteren
Hälfte n nach der entgegengesetzten Seite abgeschrägt
ist. Je nachdem die Platte sich auf oder abwärts bewegt, kommt abwechselnd n1 oder n vor die Mündung des Magazins. Ist die Waffe geöffnet,
so ist die Platte o von der Feder V hochgeschoben und verdeckt der untere Rand n den unteren Theil der Magazinöffnung, die Patrone
wird also am Heraustreten aus letzterer verhindert (vgl. Fig. 10).
Sobald das Gewehr geschlossen wird, schiebt sich der Verschluſscylinder über die
obere schräge Fläche in der Platte o, diese geht
nieder, der obere Rand n1 trifft hinten die Magazinöffnung und verhindert wiederum das
Heraustreten einer Patrone (vgl. Fig. 12).
Sobald der Verschluſscylinder B behufs Oeffnens der
Waffe seine Rückwärtsbewegung beginnt, wird die Platte wieder frei, so daſs diese
durch ihre Feder V so weit gehoben werden kann, bis der
untere Rand n schwach gegen die Patrone drückt und der
obere Rand n1 den
Obertheil der Patrone
gerade noch durchgleiten läſst, wenn die Magazinfeder die Patrone heraus auf den
Heber E drückt. Durch diese Einrichtung wird die
Patrone so lange in dem Magazine zurückgehalten, bis eine Patrone abgefeuert ist,
und die nächste Patrone fast gerade in dem Augenblick auf den Heber herausgedrückt,
wenn der Verschluſscylinder seine Rückwärtsbewegung beginnt. Es kann somit keine
zweite Patrone aus dem Magazinrohre auf den Träger früher gelangen, als bis die im
Laufe befindliche abgeschossen ist, und soll auf diese Weise die Gefahr der
zufälligen Entzündung einer etwas schadhaften Patrone in dem Magazin vermieden
werden. Die untere Oeffnung der Hülse, durch welche die Patronen in das Magazin
gebracht werden, ist durch eine Platte J (Fig.
8) geschlossen, welche hinten und vorn aufliegt und durch die Feder k in dieser Lage gehalten wird. Bei dem Einbringen der
Patrone in das Magazin wird ihr vorderes Ende gehoben.
Die Schloſs- und Verschluſstheile wirken nun in folgender Weise: Ist das Gewehr
geschlossen, so wird behufs Oeffnens der Hebel L
vorwärts, der Schlagbolzen F und der Riegel b dadurch zurückgedrückt, der Ansatz des letzteren frei
und der Verschluſscylinder um 45° nach links gedreht. Letzterer wird alsdann
zurückgezogen, hierbei die Platte o frei, diese bewegt
sich hoch und eine Patrone tritt aus dem Magazin auf den Heber E. Gleichzeitig entfernt der Patronenauszieher a1 die abgeschossene
Patrone, der Heber E wird gehoben und die Stange w springt in die Spannrast des Schlagbolzens. Bei dem
nun folgenden Vorschieben des Verschluſscylinders wird die Patrone von dem Heber
entfernt und in den Lauf geschoben, die Platte o
niedergedrückt, das Heraustreten der Patrone aus dem Magazin verhindert, der Heber
E niederbewegt, der Schlagbolzen F von der Stange w
festgehalten und die Schlagspiralfeder gespannt. Sobald die Vorwärtsbewegung des
Verschluſscylinders beendet ist, wird der Riegel b
zurückgeschoben, der Patronenauswerfer a1 dadurch frei und gleitet derselbe über den
Patronenboden hinweg. Nachdem der Verschluſscylinder nach rechts gedreht ist,
springt der Schieber b in die betreffende
Laufauslassung, schiebt sich über den Patronenauszieher, dieser legt sich fest auf
den Patronenbodenrand, der Verschluſs ist hergestellt und die Rinne o1 und o2 des
Verschluſscylinders liegen in einer Linie. Das Gewehr ist nun zum Abfeuern bereit.
Um letzteres zu bewirken, wird der Abzug zurück, die Stange aus der Rast des
Schlagbolzens gezogen und dieser durch die Spiralfeder vorgeschnellt.
Um das Gewehr als Einzellader gebrauchen zu können, wird die Verschluſsplatte nach
unten gedrückt; es geschieht dies durch einen mit einem Griff versehenen Stift R, indem derselbe in einen schrägen Einschnitt der
Platte o gedrückt wird (vgl. Fig. 11).
Zieht man den Griff heraus, so wirkt die Platte wieder, wie oben beschrieben.