Titel: | Extractionsapparat zur quantitativen Bestimmung von Fett, Alkaloïden u. dgl.; von Dr. F. Gantter. |
Autor: | F. Gantter |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 221 |
Download: | XML |
Extractionsapparat zur quantitativen Bestimmung
von Fett, Alkaloïden u. dgl.; von Dr. F. Gantter.
Mit Abbildungen auf Tafel 21.
Gantter's Extractionsapparat.
Von den vielen zur quantitativen Bestimmung von Fett und ähnlichen Substanzen durch
Extraction mit Aether, Schwefelkohlenstoff u. dgl. vorgeschlagenen Apparaten haben
sich nur wenige dauernder praktischer Anwendung zu erfreuen gehabt. Zu den
bewährtesten Apparaten dieser Art gehört der von Tollens (* 1879 234 128) angegebene, welcher
bei groſser Dauerhaftigkeit rasches und sicheres Arbeiten mit wenig Aether
gestattet. Bei Anwendung geringer Mengen Substanz läſst sich derselbe
auſserordentlich gut anwenden; wo es sich jedoch um Extraction gröſserer Mengen
(20g und mehr) handelt, da nimmt der genannte
Apparat zu groſse Dimensionen an und wird dadurch unbequem.
Beschäftigt mit der Extraction gröſserer Mengen Oelkuchen, kam ich auf den Gedanken,
die Anwendung von gröſseren Mengen Substanz in dem in Fig. 20
Taf. 21 skizzirten Apparat zu ermöglichen. Derselbe besteht aus dem äuſseren
weiteren Extractionsrohr a und dem inneren engeren
Rohre b, welches an seinem oberen Ende kurz umgebogen
ist. Am unteren Ende des Rohres b, da wo der
ausgezogene Theil des Rohres a beginnt, sind zwei
Knöpfe angeblasen, zwischen denen das Rohr b mit einer
Lage Werg und dieses selbst noch mit Filtrirpapier umwickelt ist, so daſs ein den
ausgezogenen Theil des Rohres a vollständig
ausfüllendes Filter entsteht. Man gibt demselben zweckmäſsig eine conische Form,
damit durch Ziehen am unteren Ende das innere Rohr mäſsig fest in den äuſseren
ausgezogenen Theil eingepreſst werden kann. Zu beachten ist, daſs das innere Rohr
genau in der Mitte des ausgezogenen Theiles stehen muſs und nirgends am äuſseren
Rohr anliegen darf, um ein vollkommen sicher wirkendes Filter herzustellen. In das
so vorbereitete äuſsere Rohr a wird nun die zu
extrahirende Substanz
gebracht und durch leichtes Aufklopfen für möglichst gleichmäſsige Schichtung
gesorgt. Dann gieſst man das Extractionsmittel (Aether, Schwefelkohlenstoff o. dgl.)
oben darauf und beobachtet, ob die Lösung rasch und klar hindurchfiltrirt. Wenn der
Wergpfropfen zu fest gewickelt oder zu stark in den ausgezogenen Theil des äuſseren
Rohres eingepreſst war, dann geht das Filtriren nur langsam vor sich. Es gelingt
jedoch sehr leicht, das richtige Maſs im Wickeln und Einsetzen zu treffen. Das klare
Filtrat tropft nun in den Kolben c, der sich im
Wasserbade befindet. Beim Erwärmen entweichen die Aetherdämpfe durch das innere Rohr
b, verdichten sich theils schon im äuſseren Rohr
a, theils im darüber befindlichen Rückfluſskühler
und tropfen auf die zu extrahirende Substanz; schlieſslich gelangt das Extract durch
den Filterpfropfen in den Kolben c.
Mittels des beschriebenen Apparates gelingt es, 30 bis 50g Oelkuchen in 1½ bis 2 Stunden vollkommen quantitativ zu extrahiren. Mit
besonderem Vortheil läſst sich diese Anordnung des Apparates auch zur Darstellung
von Präparaten verwenden, da ja die Anwendung noch gröſserer Mengen Substanz
lediglich von der Gröſse des Extractionsrohres abhängt. So wurden z.B. mit einem
derartigen Apparat im hiesigen Laboratorium Wachs, palmitinsaures Kali,
Oxydationsproducte der Fette und ähnliche Substanzen in Mengen von 500 bis 800g auf einmal in kurzer Zeit vollkommen
extrahirt.
In Fabriken, in denen zu Controlzwecken täglich eine bestimmte Zahl von
Extractionsbestimmungen gemacht werden muſs, ist es zeit- und platzraubend, auf die
gewöhnliche Weise zu verfahren, da man für jede einzelne Bestimmung einen besonderen
Kühler sowohl beim Extrahiren, als beim darauffolgenden Abdestilliren des
Extractionsmittels anwenden muſs. Für eine Oelfabrik, in der täglich je nach den
Umständen 6 bis 12 Fettbestimmungen gemacht werden müssen, habe ich folgenden
Apparat construirt, der es ermöglicht, mit ein und demselben Kühler 6
Extractionsröhren zugleich zu bedienen und ebenso mit dem gleichen Kühler alle 6
Portionen nach vollendeter Extraction auf einmal abzudestilliren.
Im gemeinschaftlichen Wasserbade a (Fig. 21
Taf. 21) befinden sich 6 Extractionsröhren R der oben
beschriebenen Art mit den darunter hängenden Kolben. Durch den durchbohrten Kork am
oberen Ende eines jeden Rohres geht ein aufwärts gebogenes Stück Zinnrohr; alle 6
Zinnröhren vereinigen sich im Boden der Hülse c, die
sich nach oben zur Kühlschlange verengt. Die Zinnröhren sind umgeben von dem mit
Zufluſs und Abfluſs versehenen Kühlgefäſs b, so daſs
die Aetherdämpfe sofort nach dem Verlassen des Extractionsrohres abgekühlt und
verdichtet werden. An die Hülse c ist das Kühlgefäſs
d, in welchem sich das mit sämmtlichen Zinnröhren
verbundene Schlangenrohr befindet, in der Weise angeschraubt, daſs Kühlgefäſs und
Schlangenrohr zusammen
abgenommen werden können. Der Boden der Hülse c ist so
eingerichtet, daſs der darin verdichtete Aether sich ganz gleichmäſsig auf alle 6
Extractionsröhren vertheilt.
In der Mitte des Wasserbades a befindet sich eine
Oeffnung, durch welche der Kühler d hindurchgeführt
werden kann. Nach vollendeter Extraction werden die Glasröhren R entfernt. Am oberen Ende der Kühlschlange befindet
sich eine Erweiterung e, in welche sechs gebogene
Destillationsröhren von Zinn eingelöthet sind; am anderen Ende derselben befinden
sich Korke, welche auf die sechs Kolben passen. Die letzteren werden nun aus dem
Wasserbad genommen, an die Korke festgesteckt, das Kühlrohr d mit dem Schlangenrohr abgeschraubt und in der Art durch die mittlere
Oeffnung des Wasserbades geführt, daſs jeder Kolben wieder an seinen vorherigen
Platz kommt (vgl. Fig. 22).
Am unteren Ende der Oeffnung ist ein Ring angebracht, welcher dem Kühler d zum Lager dient. Der verdampfende Aether sämmtlicher
6 Kolben verdichtet sich nun im gemeinschaftlichen Kühlrohr und sammelt sich am Ende
desselben in dem darunter gesetzten Gefäſs.
Ist die Destillation vollendet, so werden die Korke von den Kolben abgenommen und
wird das Kühlgefäſs d wieder an seinen Platz
geschraubt. Die Kolben werden noch einige Minuten nach Abnahme der Korke im
siedenden Wasser gelassen, einige Male zur vollständigen Entfernung des
Extractionsmittels vorsichtig ausgeblasen und schlieſslich in den Trockenschrank
gebracht.
Der Apparat ermöglicht, innerhalb eines Tages 12 Bestimmungen (einschlieſslich
Wägung) fertig zu bringen; seine Anwendung dürfte sich deshalb für alle
Laboratorien, in denen regelmäſsig Extractionen vorgenommen werden, empfehlen. Er
wird von Mechaniker G. Lufft (Firma S. F. Trostel) in Stuttgart auf Bestellung nebst allem
Zubehör geliefert.
Stuttgart, März 1880. Chemisches Laboratorium der k.
techn. Hochschule.