Titel: | Neuerungen an elektrischen Lampen (Patentklasse 21). |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 250 |
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Neuerungen an elektrischen Lampen (Patentklasse
21).
Neuerungen an elektrischen Lampen.
Aehnlich wie Stewart (1880 235 319) will auch Martin Franz in
Berlin (* D. R. P. Nr. 8316 vom 20.
April 1879) eine Theilung des elektrischen Lichtes dadurch erreichen,
daſs er durch einen eigenthümlichen Vertheiler die Ströme in rascher Folge
abwechselnd mehreren Lampen zuführt; das ungleichmäſsige Abbrennen der Kohlenstifte
wird dadurch verhütet, daſs ihnen abwechselnd positive und negative Ströme zugeführt
werden.
Fr. Krupp in Essen (* D. R. P. Nr.
8169 vom 25. April 1879; vgl. 1880 235 320) befestigt in
seiner Lampe den unteren, gegen den Lampenkörper isolirten Kohlenstab auf dem
Ankerhebel h eines stehenden Elektromagnetes E1, welchen der
negative Strom durchlaufen muſs, um an den unteren Kohlenstab zu gelangen; so lange
h abgerissen ist, bietet er dem positiven Strome
einen Weg über die Ruhestellschraube und den Lampenkörper zum oberen Kohlenstabe;
ein zweiter Weg zum oberen Kohlenstabe steht dem positiven Strome beständig von der
Zuführungsklemme aus durch einen kleinen liegenden Elektromagnet E2 offen; so lange in
E2 ein kräftiger
Strom vorhanden ist, also so lange E1 seinen Anker angezogen hält, hält E2 mittels eines
Stiftes oder eines denselben ersetzenden Hebels die obere Kohle in ihrem Halter
fest; bei Schwächung dieses Stromes läſst E2 die obere Kohle frei, so daſs sie herabfallen
kann. Bei seinem Auftreten zieht also der Strom den Hebel h herab auf die untere Stellschraube, E2 hält die obere Kohle fest; das Licht erscheint
sogleich in seiner vollen Stärke und brennt ohne Regulirung so lange, bis es durch
den zunehmenden Widerstand zwischen den Kohlenspitzen so weit geschwächt ist, daſs
die Abreiſsfeder den Hebel h emporschnellen kann;
dadurch wird M2
stromlos und läſst die obere Kohle fallen, bis sie auf die untere, die bereits ihren
höchsten Stand erreicht hat, auftrifft und hierdurch dem Strom seine volle Stärke
wiedergibt, worauf die untere Kohle durch E2 wieder herabgezogen, die obere durch E1 wieder fest gehalten
wird. Dieses Spiel wiederholt sich alle 2 bis 3 Minuten und geht so rasch vor sich,
daſs das Auge davon nicht das geringste merkt. Bei einer anderen Anordnung ist E2 durch eine von h nach oben gehende Stange ersetzt, welche bei
angezogenem Anker mittels einer Keilfläche den festhaltenden Stift gegen die obere
Kohle drückt. Die Lampe arbeitet mit Wechselströmen so gut wie mit einem Strom von
unveränderlicher Richtung.
In dem Kohlenlichtregulator von Wilh. Horn in
Berlin (* D. R. P. Nr. 8276 vom 19.
Februar 1879) hängt die obere Kohle an einem Kettchen, das über mehrere
feste Rollen gelegt ist und an einer losen Rolle auch das untere Kohlenstäbchen
trägt, so daſs jedes Senken der oberen Kohle mit einem halb so groſsen Heben der
unteren verknüpft ist. Der untere Kohlenhalter trägt einen eisernen Kolben, der in
eine Spule eintaucht und mittels zweier an ihm befestigten, gegen einander isolirten
Schleiffedern stets den Strom durch den zwischen diesen Federn liegenden Theil der
Spule führt, damit der Kolben mit stets gleicher Kraft in die Spule hineingezogen
werde. Der Gewichtsverlust der unteren Kohle wird durch einen vom Kolben herab in
ein Quecksilbernäpfchen eintauchenden Stab ausgeglichen.
Ernst
Kuhlo in Stettin (* D. R. P. Nr. 8139 vom 20. Mai 1879) patentirte eine Lampe
mit revolverartiger Vorrichtung zum selbstthätigen Vorschieben neuer Kohlenstifte.
Im Uebrigen ähnelt diese Lampe der Werdermann's (1880
235 319), in so fern immer einer der Kohlenstifte
durch ein Uhrwerk gegen einen gröſseren Kohlenblock emporgepreſst wird, welcher sich
bei jedesmaligem Wechsel des Kohlenstiftes ein Stückchen dreht und eine neue Stelle
mit dem Stifte in Berührung bringt.
E. Hinkefuſs und G. Wesel in
Breslau (* D. R. P. Nr. 8446 vom 27.
April 1879) streben eine selbstthätige elektrische Beleuchtung für Eisenbahnwagen mittels dynamo-elektrischer Maschinen,
welche von den Radachsen aus in Umdrehung versetzt werden, dadurch möglich zu
machen, daſs sie in den Personenwagen das Licht in hermetisch verschlossenen
Glaskugeln entstehen lassen, welche nach Art der Geiſsler'schen Röhren mit
phosphorescirenden Substanzen und verdünnten Gasen gefüllt werden sollen, damit sie
noch eine bestimmte Zeit nachleuchten, wenn der Zug still steht.
Auf hydrostatischem Wege die Entfernung der Kohlenspitzen zu reguliren, versuchen H. Sedlaczek und Fr. Wikulill in
Leoben (* D. R. P. Nr. 8580 vom 7.
Juni 1879). Sie machen die Kohlenträger in communicirenden Gefäſsen
beweglich und bringen einen Hahn an, welcher durch die Wirkung eines Elektromagnetes
die Communication herstellen oder aufheben kann; letzteres geschieht bei
entsprechend starkem Strome und gestattet zugleich der Flüssigkeit, in einen leer werdenden Raum
hinter einen Kolben in dem Hahne einzutreten, was eine Senkung der unteren Kohle
nach sich zieht. Der eine Kohlenträger drückt mit der Flächeneinheit etwas stärker
als der andere, geht daher bei geöffneter Communication nieder und hebt den
anderen.
Fr. H. Varley in
Mildmay-Park Works Newington Green Road, Grafschaft Middlesex (* D. R. P. Nr. 8525 vom 12. Januar
1879) erzeugt ein Glühlicht durch Erhitzen eines Stromes oder Strahles
oder einer Schicht fein gepulverten Graphits oder Kohlenstoffes, dem zur Erhöhung
des Widerstandes verschiedene Stoffe beigemengt werden können.
Th. A.
Edison in Menlo-Park (* D. R. P. Nr. 9165 vom 13. November 1878) regulirt die
Stärke des Stromes durch die Ausdehnung der Lichtquelle selbst, indem er dadurch
einen Contact schlieſsen und so eine kurze Nebenschlieſsung herstellen oder mittels
eines Rheostaten den Widerstand erhöhen läſst.
Die Lampe von Brougham und Andre hat nach Engineer, 1880 Bd. 49 * S. 190
nur 2mm Durchmesser. Sie enthält einen Kohlenstab,
welcher auf einem pyramidalen Metallstücke ruht und beim Verbrennen niedergeht;
diese Licht gebenden Theile stecken in einem geschlossenen Gefäſse, das selbst
wieder in einem mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit gefüllten untergebracht
ist.
In der Lampe von Ch. Stuart in London bildet sich nach
dem Telegraphic Journal, 1880 Bd. 8. S. 80 der
Lichtbogen zwischen einem Kohlenstäbchen und einem ringförmigen Metallstücke, das
von innen durch einen Wasserstrahl gekühlt wird; diese Abkühlung verzehrt freilich
einen sonst zur Lichtentwicklung verfügbaren Stromtheil.
Bei seiner im Engineering, 1880 Bd. 29 * S. 164
ausführlicher beschriebenen, auf die Benutzung eines Stromes von unveränderlicher
Richtung berechneten, elektrischen Lampe verwendet Ch. F.
Heinrichs kreisförmig gekrümmte Kohlenstäbe (wie Dubos 1880 235 319) und gibt denselben
verschiedenen Querschnitt, nämlich dem positiven 13mm Durchmesser, dem negativen nur 11mm;
weil dabei das Abbrennen etwa im Verhältniſs 3 : 2 erfolgt, so braucht auch das
Nachschieben nur im Verhältniſs 3 : 2 zu erfolgen, und dies wird dadurch erzielt,
daſs auf eine gemeinschaftliche Achse zwei Getriebe aufgesteckt sind, deren
Durchmesser sich wie 3 : 2 verhalten und so bei derselben Drehung der Achse das eine
seine Zahnstange um 3, das andere seine Zahnstange nur um 2 Zähne verschiebt und im
entsprechenden Betrage auch den zugehörigen Kohlenhalter dreht.
Die Regulirung des Abstandes der Kohlenstäbe besorgen zwei in den Stromkreis
eingeschaltete Elektromagnete M1 und M2. Der Ankerhebel von M2 trägt eine
Schiebklaue, welche in der abgerissenen sowohl, wie in der angezogenen Lage des
Ankers durch zwei Anschläge aus den Zähnen ihres Sperrrades ausgehoben wird, beim
Uebergange von der abgerissenen in die angezogene Lage dagegen das Sperrrad um einen
entsprechenden Bogen dreht. In dem Augenblicke also, wo ein Strom von entsprechender
Stärke durch M1 und M2 geht, entfernt M2 durch die Drehung
des Sperrrades und unter Mitwirkung von noch zwei Zahnrädern und Getrieben die
Kohlen von einander und der angezogene Anker des etwas trägeren Elektromagnetes M1 verhindert dann die
sofortige Wiederannäherung derselben an einander, indem er das Ende seines Hebels in
die Zähne eines auf derselben Achse sitzenden zweiten Sperrrades einlegt. Schwächt
sich dann der Strom durch das Abbrennen der Kohlenstäbe bis zu einem gewissen Grade,
so reiſst die Abreiſsfeder von M1 dessen Anker ab und gestattet dem zweiten
Sperrrade sich unter der Einwirkung des Gewichtes der Kohlenhalter um einen Zahn
rückwärts zu drehen, bis ein zweiter am Ankerhebel von M1 sitzender Sperrkegel sich wieder vor
einen Zahn des zweiten Sperrrades legt. Die dadurch verursachte Annäherung der
Kohlen an einander verstärkt den Strom wieder, so daſs M1 seinen Anker wieder anzieht. Dieses
Spiel wiederholt sich in regelmäſsiger Folge. Wenn durch irgend einen Zufall einmal
die schrittweise Annäherung nicht mehr ausreicht, um M1 seinen Anker anziehen zu lassen, so
wird von da an der Strom immer schwächer, bis endlich M2 seinen Anker abfallen läſst, die
Kohlenstäbe mit einander
in Berührung kommen und gleich darauf von M2 wieder wie anfänglich um ein bestimmtes Stück aus
einander bewegt werden. Diese letzteren Vorgänge vollziehen sich aber so
augenblicklich, daſs dabei eine Aenderung im Lichte nicht zu bemerken ist, vielmehr
die glühenden Kohlen das Licht unverändert erhalten. – Bei Anwendung von
Wechselströmen erhalten die Kohlenstäbe gleichen Querschnitt und gleiche Länge und
werden in einfacherer Weise bewegt.
Bei der Lampe, welche Heinrichs „elektrische
Kerze“ nennt, benutzt er zwei Paare kreisförmig gekrümmter Kohlenstäbe
in zwei verticalen zu einander normalen Ebenen; dieselben werden blos durch das
Gewicht gegen einander bewegt in dem Maſse, wie sie verbrennen. Das mit dem
positiven Pole verbundene Kohlenpaar ist so mit dem Anker eines Elektromagnetes
verbunden, daſs es beim Auftreten des Stromes ein wenig über das bisher von ihm
berührte, mit dem negativen Pole verbundene Paar empor gehoben wird. Die Kohlenstäbe
eines jeden Paares bleiben blos durch ihr Gewicht trotz des Abbrennens mit einander
in Berührung und durch Kegelräder ist in einfacher Weise dafür gesorgt, daſs die
zwei Berührungspunkte der beiden Paare einander gegenüber liegen bleiben.
In Brokie's elektrischer Lampe (Engineer, 1880 Bd. 49 * S. 268) wird die Entfernung der
Kohlenstäbe von einander nicht durch die Stromstärke regulirt, sondern es werden
ohne Rücksicht auf letztere die Kohlen etwa alle Minuten oder noch öfter mit
einander zur Berührung und darauf durch die Wirkung eines Elektromagnetes in die
richtige Entfernung von einander gebracht. Dazu werden dem Elektromagnete, der in
einem besondern Stromkreise liegt, mittels eines von der Kraftmaschine oder der
Dynamomaschine in Umdrehung erhaltenen Commutators kurze Ströme in entsprechend
rascher Folge zugeführt.
In einer Uebersicht in der Zeitschrift für angewandte
Electricitätslehre, 1880 * S. 94 gibt F.
Uppenborn in Hannover ein „Verzeichniſs der bis zum Ende des J. 1879
veröffentlichten Constructionen elektrischer Lampen.“
E–e.