Titel: | Bestimmung von Gold und Silber in Legirungen nach vorhergegangener Quartation mit Cadmium; von Münzmeister Fr. Kraus in Darmstadt. |
Autor: | Fr. Kraus |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 323 |
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Bestimmung von Gold und Silber in Legirungen nach
vorhergegangener Quartation mit Cadmium; von Münzmeister Fr. Kraus in
Darmstadt.
Fr. Kraus, über Bestimmung von Gold und Silber mittels
Cadmium.
In der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1879 S. 597 hat C. A. M. Balling eine Modifikation einer von Jüptner vorgeschlagenen Methode der Goldscheidung durch
Quartation mit Zink beschrieben, wobei anstatt Zink Cadmium angewendet wird und das
Zusammenschmelzen der Metalle unter einer Decke von Cyankalium geschieht.
Ich habe diese Methode einer näheren Prüfung unterzogen, ganz besonders im Vergleich
zu dem in Münzstätten und Scheideanstalten üblichen Probirverfahren bei
Gold-Silberlegirungen und zu diesem Zwecke eine Reihe von Proben sowohl auf die
eine, wie die andere Weise ausgeführt. Die dabei gemachten Erfahrungen theile ich in
Nachstehendem mit.
Zuvor bemerke ich, daſs bei Ausführung der Balling'schen
Proben, entsprechend dem bei der Kapellenprobe üblichen Verfahren, von jeder
Legirung 2 Proben zu je 0g,25 abgewogen wurden.
Beide wurden für sich mit Cadmium geschmolzen, dann gemeinsam in einem Lösungskolben
mit Salpetersäure 3 mal ausgekocht, geglüht und zusammen ausgewogen, mit folgendem
Ergebniſs:
Angewendetes Cadmium
Kapellen-probe
Cadmium-probe
Differenz
1)
2½
fache
des
Goldes
1000
1000
0
auf Tausend
2)
„
„
„
„
995
998,2
+ 8,2
3)
„
„
„
„
993
996,2
+ 3,2
4)
„
„
„
„
992,6
994,8
+ 2,2
5)
„
„
„
„
991
995
+ 4
6)
„
„
„
„
990,6
994,2
+ 4,2
7)
„
„
„
„
989
992,2
+ 3,2
8)
„
„
„
„
987,4
989
+ 1,6
9)
„
„
„
„
985,4
988
+ 3,4
10)
„
„
„
„
985,2
985,2
0
11)
„
„
„
„
977
980,2
+ 3,2
12)
„
„
„
„
966
971,8
+ 5,8
13)
„
„
„
„
913,6
916,6
+ 3,6
14)
„
„
„
„
900,2
902
+ 1,8
15)
„
„
„
„
900,2
901
+ 1,8
16)
„
„
„
„
900,2
900,2
0
17)
„
„
„
„
900,2
900,4
+ 0,2
18)
„
„
„
„
900,2
901,4
+ 1,2
19)
„
„
„
„
900
904
+ 4
20)
„
„
„
„
899,6
901,2
+ 1,6
21)
„
„
„
„
899,6
902
+ 2,4
22)
3
fache
„
„
734
732
– 2
23)
4
„
„
„
573,2
575,6
+ 2,4
24)
10
„
„
„
49,6
47
– 2,6
Bedenkt man, daſs z.B. bei der Legirung der deutschen Goldmünzen (900 Gold, 100
Kupfer) die gesetzliche Fehlergrenze nur 2 Tausendstel nach oben und unten ist, und daſs die
Bestimmung des Feingoldes selbst auf 0,2 Tausendstel zu geschehen hat, so zeigt ein
Blick auf die bei vorstehender Versuchsreihe erhaltenen Resultate, daſs nicht
derjenige Grad von Genauigkeit erreicht wird, welchen die gesetzliche Vorschrift
verlangt. Auch bei den von Balling mitgetheilten
Resultaten erscheinen Differenzen bis etwa + 4 und – 20 Tausendstel.
Etwa die Hälfte der erhaltenen Goldkörner war ganz geblieben und lieſsen sich diese
getrennt wiegen und unter einander vergleichen; viele aber waren zerbröckelt und
zeigten sich überhaupt dieselben nicht so widerstandsfähig, als die Goldröllchen bei
den Kapellenproben, welche Eigenschaft gerade bei diesem Verfahren einen so groſsen
Vortheil bietet. In den meisten Fällen sind die Ergebnisse zu hoch; es werden selbst
bei 3 maligem Kochen mit Salpetersäure immer noch Theile von beigemischtem Metall
zurückgehalten und in der That lieſsen sich beim Auflösen einiger Goldkörner in
Königswasser, allerdings kaum wägbare, Spuren von Silber (als Chlorsilber), Kupfer
(elektrolytisch) und Cadmium (mit Schwefelwasserstoff als Schwefelcadmium)
nachweisen.
Beim Glühen der ausgekochten und mit heiſsem Wasser abgespülten Goldkörner
beobachtete ich regelmäſsig, daſs in dem weiſsen Thontiegel rothe Dämpfe von
Untersalpetersäure aufstiegen. Ich nahm an, daſs in den feinen Poren des schwammigen
Goldkornes kleine Mengen von salpetersauren Salzen zurückgehalten würden, welche
durch bloses Abspülen mit heiſsem Wasser nicht weggeschafft und beim Glühen im
Tiegel in Oxyde verwandelt würden, wobei sich die rothen Dämpfe zeigen, welche
Erscheinung beim Glühen der von Kapellenproben erhaltenen Goldröllchen bekanntlich
nicht stattfindet. In dieser Ansicht wurde ich dadurch noch bestärkt, daſs ich beim
Zerbrechen eines nur einmal mit Salpetersäure von 1,2 sp. G. ausgekochten,
abgespülten und geglühten Goldkornes die ganze Bruchfläche mit rothem Cadmiumoxyd
bedeckt fand. Es scheint hiernach, daſs das Mehrgewicht der Goldkörner mehr eine
Folge dieses Umstandes, als daſs ein Theil der beigemischten Metalle der lösenden
Einwirkung der Salpetersäure entgangen war.
Ich führte deshalb folgende Proben in der Weise aus, daſs ich die Goldkörnchen nach
dem letzten Kochen mit Salpetersäure (von 1,3 sp. G.) noch einmal mit destillirtem
Wasser etwa 5 Minuten lang kochte und dann glühte. Die dabei angegebenen Zahlen sind
diejenigen des Goldprobirgewichtes, d.h. 0g,5 =
1000 Theile:
Gold
Kupfer
Cadmium
Gold erhalten
1)
950
50
2380
950,2
2)
900
100
2250
900,2
3)
850
150
2140
850
4)
800
200
2000
800,4
5)
750
250
1900
750,2
Gold
Silber
Cadmium
Gold erhalten
6)
950
50
2380
950
7)
900
100
2250
900,6
8)
850
150
2140
850,2
9)
800
200
2140
799,6
10)
750
250
2000
750,2
Aus diesen Resultaten geht hervor, daſs das Auskochen mit
Wasser eine wesentliche Bedingung ist.
Um mich hiervon nochmals zu überzeugen, führte ich folgende 5 Proben aus:
Gold900
Silber50
Kupfer50
Cadmium 2250
Gold erhalten
5 mal eingewogen:
Die
1.
Probe
wurde
nicht mit Wasser gekocht
902
„
2.
„
„
nach dem ersten Kochen mit Salpetersäuremit Wasser
gekocht
900,4
„
3.
„
„
nach dem letzten Kochen mit Salpetersäuremit Wasser
gekocht
900,6
Die 4. und 5. Probe kochte ich nur einmal mit starker
Salpetersäure von 1,3 sp. G., dann mit Wasser und glühte.
Nr. 4 ergab
904,2 und
Nr. 5
900,4.
Beide wurden noch einmal 10 Minuten lang mit
Salpetersäure von 1,3 sp. G., dann mit Wasser 5 Minuten lang gekocht, geglüht und
ergaben:
Nr. 4
900,6
Nr. 5
899,6.
Bei diesen letzten zwei Proben machte ich die Beobachtung, daſs die Metallkörner beim
Kochen mit Salpetersäure von 1,3 sp. G. widerstandsfähiger bleiben als bei solcher
von 1,2 sp. G. Während z.B. die Goldröllchen von Kapellenproben beim Kochen mit
stärkerer Säure vollständig zerreiſsen, bleiben die Goldkörner der Cadmiumprobe
zusammenhängend.
Ich habe nun die Proben in folgender Weise ausgeführt und glaube, daſs man hierbei
auf richtige Resultate kommt. Von der zu untersuchenden Legirung wird, wie bei den
Kapellenproben, 2 mal je 0g,25 (500 Theile)
eingewogen und mit dem Cadmium in ein kleines Porzellangefäſs gegeben. Darauf wird
in einem Porzellantiegelchen ein Stückchen Cyankalium über der Gas- oder
Spiritusflamme zum Schmelzen gebracht und das Metall hineingestürzt. Das
Zusammenschmelzen geht sehr leicht von statten und ist in wenigen Minuten beendet.
Wechselt man mit 2 oder 3 Porzellantiegeln ab und stellt daneben eine Schale mit
heiſsem Wasser auf, worin man die Cyankaliummasse nach einigem Abkühlen des
Tiegelchens auflöst, so kann man in einer Stunde wohl 20 bis 30 Schmelzungen
vornehmen.
Die beiden Metallkörner wirft man nun zusammen in ein langhalsiges Lösungskölbchen,
in welchem sich Salpetersäure von 1,3 sp. G. befindet, legt ein Stückchen Holzkohle
(Erbsenkohle) zur Vermeidung des Stoſsens ein und erhitzt langsam. Wenn die Säure
beim Kochen stöſst, zerreiſsen die Körner sofort. Die erste Auflösung dauert, je
nach dem Goldgehalt, ziemlich lang; z.B. bei Feingold etwa 1 Stunde. Man gieſst nun
die Lösung ab, kocht noch einmal 10 Minuten lang mit Salpetersäure von 1,3 sp.
G., gieſst wieder ab, spült mit heiſsem Wasser aus, kocht 5 Minuten lang mit Wasser,
gieſst ab, stürzt dann das mit Wasser gefüllte Kölbchen um in einen porösen
Thontiegel, trocknet, glüht stark und verfährt dabei überhaupt ganz so wie bei
Ausführung der Kapellenproben. Man kann dann in den meisten Fällen die beiden Körner
getrennt auswiegen.
Jedenfalls verdient diese von Balling vorgeschlagene
Methode alle Beachtung und wäre es wünschenswerth, wenn dieselbe in Scheide- und
Probiranstalten, wo täglich die verschiedenartigsten Gold-Silberlegirungen
vorkommen, vergleichsweise und näher geprüft würde. Das Verfahren ist gegenüber der
Kapellenprobe einfacher und man spart an Zeit und Material. Das Abtreiben im
Muffelofen, eine bei fortgesetzter Arbeit für die Augen so schädliche Beschäftigung,
fällt weg; an Stelle der Kapellen wird der Porzellantiegel benutzt, der eine ganze
Reihe von Schmelzungen aushält. Das Plätten, Glühen und Auswalzen der Goldröllchen
wird unnöthig; das Kochen nimmt allerdings dieselbe Zeit und Mühe in Anspruch.
Was aber ferner noch einen groſsen Vortheil bietet, das ist die einfache Bestimmung
des Silbers in den abgegossenen Säuren und Spülwässern mittels der Volhard'schen
Methode (vgl. 1874 214 398. 1877 224 462), welche bedeutend genauer ist als die bei Gold-Silberlegirungen
jetzt noch übliche Kapellenprobe. Hierzu müssen die gewöhnlich scharf
abgeschnittenen Lösungskölbchen mit einem Ausguſsrand versehen sein, den man sich
übrigens leicht selbst herstellen kann. Die abgegossene Säure wird mit den
Spülwässern sorgfältig in einem Erlemayer'schen Kölbchen gesammelt, etwas
Eisenoxydlösung als Indicator zugesetzt und nach der Volhard'schen Methode mit
Rhodanammonium titrirt. In Nachstehendem sind die Resultate einiger von mir in der
angegebenen Weise ausgeführten Proben:
Erhalten
Gold
Silber
Kupfer
Cadmium
Gold
Silber
1)
900
100
–
2250
900
100,5
2)
800
150
50
2250
799,4
150,5
3)
700
250
50
2200
700
250
4)
600
300
100
2200
600
298,5
5)
500
400
100
2000
500,2
398
6)
400
500
100
2000
400,2
500
7)
250
650
100
2000
250
650,5
8)
100
800
100
2000
–
800
9)
50
800
150
2000
50
800
10)
25
900
75
2000
24,8
900,2
Das angewendete Feingold zeigte bei 4 Kapellenproben den
Gehalt von 1000 an. Nr. 7 bis 10 waren wegen des gröſseren Cadmiumzusatzes
zerrissen. Bei Nr. 8 war etwas Gold verloren gegangen.