Titel: | W. Birch's Maschine zum Oeffnen, Ausbreiten und Leiten von Geweben. |
Autor: | Kl. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 377 |
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W. Birch's Maschine zum Oeffnen, Ausbreiten und
Leiten von Geweben.
Mit Abbildungen auf Tafel 35.
Birch's Ausbreit- und Streckmaschine für Gewebe.
Auf der Wiener Ausstellung 1873 wurde von Will Birch in
Salford durch das den Kattundruckereien und Färbereien rühmlichst bekannte englische
Haus J. M. Sumner und Comp. in Manchester eine
selbstwirkende Ausbreitmaschine zum Führen, Ausbreiten und Entkräuseln von nassen,
gefärbten oder gebleichten Calicots und anderen Stoffen als eine Neuheit vorgeführt,
über welche damals kurz berichtet worden ist (vgl. 1874 211 395). Dieselbe enthielt einen wirklich neuen Gedanken und kommt einem
thatsächlichen Bedürfniſs der betreffenden Industrien entgegen. Doch fand sie bis
jetzt weder in der Praxis, noch in der Literatur die für eine allgemeine Verbreitung
nothwendige Beachtung, wozu u.a. das damalige, zwar wortreiche, jedoch die
wichtigsten Bestandtheile des Apparates kaum berührende Rundschreiben der Fabrik
seinen guten Theil beigetragen haben mag, – ein gemeinnützlicher Wink für neue
Maschinen, welche wohl bekannt, aber nicht erkannt werden wollen. In jenem
Rundschreiben wurde als wichtiger Bestandtheil der Maschine auch ein Regulator
erwähnt, ohne nähere Beschreibung seiner Einrichtung und Dienstleistung. Auf seine
Verbesserung beziehen sich zunächst die neuesten Abänderungen des Mechanismus, welche W.
Birch in seiner Patentschrift (* D. R.
P. Kl. 8 Nr. 3445 vom 12. Juni 1878) niedergelegt hat. Die
Veröffentlichung der letzteren gibt zugleich einen Einblick in die Zusammensetzung
des gesammten Apparates, wie er vor Trockencylindern für eine Stückbreite in
einfacher, vor solchen für doppelte oder dreifache Stückbreite in zweifacher oder
dreifacher Anordnung und Wiederholung auf bezieh. neben einander gestellt wird.
In Fig.
3 bis 5 Taf. 35
ist der Apparat nur für eine Stückbreite angenommen. Die Waare A kommt über eine 2,5 bis 3m oberhalb desselben gelagerte horizontale Leitwalze zu den Federbrettern
C herunter, geht zwischen diesen hindurch und
gelangt zu den Ausbreiteketten oder Bändern D. Jene
Leitwalze ist durch ein angehängtes Gewicht belastet, um durch diese bekannte
Bremsvorrichtung der Waare die nöthige Spannung zu ertheilen. Die angegebene Höhe
für die Lage der Leitwalze ist für das gute Arbeiten des Apparates nothwendig;
ebenso ist es zu empfehlen, das Gewebe in der genannten Höhe, ehe es zur Leitwalze
gelangt, über und unter mehreren Spannstäben hinweg einen horizontalen Weg von
mehreren Meter machen zu lassen. Auf diese Weise wird dasselbe wohl vorbereitet und
geordnet zwischen die endlosen Kettenpaare geführt und die Arbeit der letzteren
wesentlich erleichtert, wie Referent bei einem Apparat zu beobachten Gelegenheit
hatte, welcher vor einem Naſskalander aufgestellt war.
Indem das Gewebe an die von der Mitte des Apparates aus in entgegengesetzter und
horizontaler Richtung umlaufenden Ketten (vgl. Fig. 5)
angedrückt wird, glätten und streichen dieselben die groſsen und kleinen Falten des
Arbeitstückes von dessen Mitte angefangen gegen die Seiten heraus und geben ihm
geradlaufende, gleichmäſsige Leisten, welche Arbeit sonst von 1 bis 2 Personen in
ziemlich unvollkommener Weise besorgt wird.
Von den Ketten geht die Waare über die gerippten Schienen des Regulators G, dann um die Leitwalze E
herum und gelangt zwischen zwei gerippten Spannstäben H
hindurch unter einem Winkel von ungefähr 25° zur ersten Kupfertrommel des
Trockenapparates. Damit dieser Winkel nicht gröſser ausfällt, ist es eben
nothwendig, daſs die ganze Vorrichtung dem Trockenapparate möglichst nahe
aufgestellt wird.
Der Regulator oder Leiter G bildet nach der
ursprünglichen Anordnung einen aus 3 festen parallelen Stäben zusammengefügten
Rahmen, welcher, um einen in der Mittellinie der Maschine liegenden horizontalen
Zapfen P drehbar, durch jedes seitliche Ausweichen des
durchlaufenden Gewebes eine geneigte Stellung erhält (vgl. Fig. 8).
Läuft letzteres zu weit nach rechts, so verläſst der Rahmen seine horizontale
Gleichgewichtslage, senkt sich auf der rechten, hebt sich auf der linken Seite und
bewirkt gleichzeitig durch die Hebelarme l, l1 und l2, daſs sich auf der linken Seite über ihm die
Ketten schlieſsen und auf der rechten öffnen. Die geschlossenen Ketten werden nun der Waare einen Zug nach
links ertheilen, bis dieselbe wieder den vorgeschriebenen Weg in der Mitte der
Maschine einschlägt, womit der Leiter seine horizontale Gleichgewichtslage und die
Ketten auf beiden Seiten gleichen Schluſs zurückerhalten. Fig. 4 und
5, letztere in gröſserem Maſsstab, zeigen den Umlauf und die Einrichtung
des einen (rechtseitigen) Kettenpaares, sowie das Eingreifen des Hebelarmes l2, welcher, von dem
Leiter G geführt, die Entfernung der Ketten von
einander bald vergröſsert, bald verkleinert.
Dieser Leitrahmen besteht nun nach der neueren Anordnung Birch's zum Theil oder ganz aus Stäben, welche um ihre Längenachse drehbar
sind, und zwar können dieselben glatt oder gerippt, cylindrisch oder conisch geformt
sein. So stellen Fig. 6 bis
8 den Querschnitt und zwei Grundrisse eines Regulators mit drei
parallelen Stäben vor, deren mittlerer B fest eingefügt
ist, während die beiden äuſseren Stäbe r, r drehbar
sind und von dem sich vorwärts bewegenden Arbeitstücke A selbst in Drehung versetzt werden. Der ganze Rahmen selbst schwingt um
den Zapfen P, befindet sich in Fig. 7 in
seiner Gleichgewichtslage und ist in Fig. 8 von
dem nach rechts ausweichenden Gewebe aus derselben verschoben worden. – Ebenso gut
kann auch die mittlere Stange B drehbar und die beiden
äuſseren Stangen r, r fest ausgeführt, oder die feste
mittlere Stange mit zwei oberen und zwei unteren drehbaren Stangen verbunden
sein.
Soll der Leiter zugleich zum Strecken, nicht blos zum Führen des Gewebes dienen, so
erhalten seine Stäbe die Form eines gegen die Mittellinie der Maschine sich
zuspitzenden Winkels, wie Fig. 9
angibt, wo die äuſseren Stäbe die Achsen für die sich drehenden Hülsen abgeben. Da
die Bewegungsrichtung dieser vom Zeuge in Drehung versetzten Rollen mit der
Bewegungsrichtung des Stückes stets einen Winkel bildet, so wird dasselbe durch die
Rollen von seiner Mitte nach auſsen gezogen, gespannt und gestreckt. – Solche
winkelförmige Stäbe lassen sich auch zusammen mit geradlinigen Stäben verwenden, sei
es daſs man alle beweglich oder daſs man sie zum Theil fest ausführt.
Am wirksamsten dürften sich die winkelförmigen Stäbe erweisen, wenn sie so angeordnet
sind, daſs, wie in Fig. 10 und
11, der mittlere Stab aus zwei Theilen zusammengesetzt ist, deren jeder
am äuſseren Ende um einen Zapfen drehbar und mit dem kurzen Hebel l2 verbunden ist.
Dieser steht wieder mit dem Leiter G durch die Hebel
l und l1 im Zusammenhang und hebt oder senkt den einen
Rollenarm r des Streckers S, je nachdem das durchlaufende Stück A auf
den Leiter G einwirkt, während gleichzeitig der andere
Schenkel des Streckers in entgegengesetzter Richtung herauf oder hinunter gerückt
wird. So übt der mittlere Stab r bald auf dieser, bald
auf der anderen Seite einen gröſseren oder kleineren Druck auf das Gewebe aus; der
Druck wird wie bei der
bisherigen Kettenanordnung auf beiden Seiten gleich sein, wenn der mit dem Strecker
immer zusammenarbeitende Leiter sich in der Gleichgewichtslage befindet.
Dieses Streckwerk soll und kann mithin den ursprünglichen Kettenmechanismus in seiner
Wirkung ebenso ersetzen, als die in Fig. 12
Taf. 35 abgebildete Anordnung von zwei Schraubencylindern C und C1 in
Verbindung mit einem Leiter B. Dieselben können, wie
hier angenommen, entweder beide fest, oder einer der Cylinder kann in einem
Schwingrahmen gelagert sein, welcher durch ein Hebelwerk mit dem Leiter
zusammenhängt, wie in einer früheren Mittheilung (1878 230 365) über diesen Mechanismus kurz angegeben worden ist.
Kl.