Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 415 |
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Zur Kenntniſs des Cementes.
(Fortsetzung des Berichtes S. 242 dieses
Bandes.)
Zur Kenntniſs des Cementes.
Verhandlungen der Generalversammlung des Vereines deutscher
Cementfabrikanten. (Schluſs.)
Bei Submissionsausschreibungen der preuſsischen Militärverwaltung wird noch immer der
Gesichtspunkt der Mörtelausbeute des Cementes fest
gehalten, um aus derselben in Verbindung mit der Festigkeit und dem Preis des
angebotenen Cementes eine Werthziffer abzuleiten. Wie im vorigen Jahre constatirte
die Versammlung auch diesmal, daſs die Mörtelausbeute bei allen Cementen, gleichen
Sand und gleichen Versuchsmodus vorausgesetzt, dieselbe ist und daſs Abweichungen in
den Resultaten nur auf Grund von Fehlern bei den Versuchen entstehen. Für die
Mörtelmischung aus 100g Cement, 300g Sand und 76cc
Wasser beträgt die Ausbeute, nach den Vorschriften des Kriegsministeriums ermittelt,
für alle Cemente 225cc.Zur Mörtelausbeute tragen wir hier noch eine
Ergänzung nach, deren das vorjährige Referat (vgl. 1879 233 389) bedarf. Es soll nämlich a. a. O. S. 389
Z. 14 v. o. heiſsen: Dr. Schumann hat jedoch
mit sehr feinem Cement, der ein Sieb von 5000
Maschen auf 1qc passirt hatte, welcher
zwar im Handel sich nicht findet, aber doch zu den leichten, voluminösen gehört, etwas weniger mauergerechten Mörtel
erhalten, als mit einem gewöhnlichen, weil der feine Cement, um
mauergerechten Mörtel zu liefern, etwas weniger Wasser gebraucht als der
gewöhnliche, auf 1000 Theile nämlich 155 gegen 185 Th.Ferner ist in dem Satz: „Das Mörtelvolumen ist gleich der Summe der
Volumen der Mörtelbestandtheile“, unter Volumen nicht etwa die
abgemessene Menge des pulverförmigen Mörtelmaterials zu verstehen, sondern
das Volumen im eigentlichen (physikalischen) Sinne, also der Quotient aus
absolutem Gewicht und specifischem Gewicht.
Ueber die Zweckmäſsigkeit von Papiertonnen, welche von verschiedenen Seiten zur Verpackung des Cementes
empfohlen worden sind, theilt Dr. Hugo Delbrück mit,
daſs er sich von der Brauchbarkeit der Tonnen durch die verschiedensten Handhabungen
überzeugt habe; doch stellten sich ihrer Einführung der hohe Preis und das
beträchtliche Gewicht entgegen.
Dr. Schumann referirt über Erfahrungen und Vorsichtsmaſsregeln bei Ausführung der Probe
auf Treiben des Cementes und macht darauf aufmerksam, daſs bisweilen in
Folge ungenügender Kenntniſs der Eigenschaften des Cementes Risse, die in
Cementkuchen beim Abbinden entstehen, fälschlich für ein Symptom von Treiben
gehalten würden und durch solche Verwechselungen leicht unliebsame Beanstandungen
der Waare entständen. Es könne wohl als allgemein bekannt gelten, daſs Kuchen,
besonders aus langsam bindendem Cement, welche nach dem Abbinden zu früh ins Wasser
gelegt werden, rissig werden. Weniger scheine bekannt zu sein, daſs Cementkuchen,
welche während des Abbindens der Einwirkung der trocknenden Zugluft oder des Sonnenscheines ausgesetzt
sind, ebenfalls Risse bekommen, die mit Treibrissen durchaus nichts gemein haben,
und zwar um so stärkere und zahlreichere Risse, je langsamer sie abbinden und je
stärker der Zug ist. Dieses Verhalten ist eine einfache Folge der durch ungleiche
Trocknung hervorgebrachten ungleichmäſsigen Schwindung. Nur ganz rasche, in 10 bis
15 Minuten abbindende Cemente erhielten, selbst wenn sie starker Zugluft ausgesetzt
wurden, keine Risse, da bei diesen in Folge des raschen Erstarrens keine Gelegenheit
zu ungleichmäſsiger Schwindung gegeben ist. Für die Unterscheidung der Luft- oder
Schwindungsrisse von den Treibrissen ist charakteristisch, daſs die Schwindungsrisse
bereits während des Abbindens, also innerhalb der ersten Stunden entstehen, die
Treibrisse erst später. Treibrisse klaffen am Rande des Kuchens am weitesten, haben
meist eine centrale Richtung und sind von einer Verkrümmung des Kuchens begleitet;
Schwindungsrisse sind in der Mitte des Kuchens am breitesten und verengern sich nach
den Kanten zu, haben unregelmäſsige Richtung und bilden oft in sich zurücklaufende
Curven. Cementkuchen mit Schwindungsrissen bleiben auf der unteren Fläche stets
eben. Schumann empfahl der Versammlung die Annahme
folgender Resolution, welcher zugestimmt wurde: Luft- oder
Schwindungsrisse, welche bei der Probe auf Treiben während des Abbindens von
Cementkuchen entstanden sind, lassen nicht auf fehlerhafte oder gar treibende
Eigenschaften des Cementes schlieſsen. Zu ihrer Vermeidung empfiehlt es sich, um
Irrthümern vorzubeugen, die Cementkuchen, welche zur Probe auf Treiben dienen
sollen, bis zum Einlegen in Wasser vor Zug und Sonnenschein zu schützen. Das
bauende Publicum ist auf den Unterschied zwischen Treibrissen und Luft- oder
Schwindungsrissen speciell aufmerksam zu machen.
Anschlieſsend hieran weist Schiffner
darauf hin, daſs bei trockenem Wind auch bei Cementarbeiten im Freien
Schwindungsrisse entstehen können, welche mit Treiben nichts gemein haben, dennoch
aber bisweilen für Treibrisse gehalten werden.
Generalversammlung des Deutschen Vereines für Fabrikation von
Ziegeln. Sitzung der Section für Cement und Kalk. (Berlin 7. Februar 1880).
Dr. Delbrück berichtet über den
Einfluſs der Verwendung verschiedener Sandsorten zu Cementmörtel auf die
Festigkeit desselben. Es wurden untersucht: A) Normalsand, B) Sand nach den Normen des
Kriegsministeriums hergestellt, C) grober Sand
von Freienwalde, D) Sand
aus einer Grube der Züllchower Fabrik, E) feiner reiner Quarzsand, der unter einem Thonlager
liegt. Die Sandsorten wurden sämmtlich mit demselben Cement geprüft und die Proben
in genau gleicher Weise hergestellt. Ferner wurden die Gewichte gleicher Volumen der
Sandsorten bestimmt, sowie die Hohlräume derselben und ihre Feinheit ermittelt. Der
zu den Versuchen verwendete Cement war ein besonders guter und fein gemahlener. Die
Resultate gibt die nachstehende Tabelle:
Sandsorte
1l
Sandwiegt
1l
hatHohl-räume
Siebresultate
Geprüftnacht Tagen
Zugfestigkeitk auf 1qc
k
cc
1 Cem.3 Sand
1 Cem.4 Sand
1 Cem.6 Sand
Normalsand
1,660
380
Rückst, bei 60 Maschen auf 1qc
0% „ „ 120 „ „ 100
72860
21,727,627,3
16,120,822,5
8,012,114,1
Sand nach denNormen
desKriegsmini-steriums
1,670
370
Rückst, bei 60 Maschen auf 1qc 0 „ „ 120 „ „ 55
„ „ 256 „ „ 45
72860
19,826,727,7
14,520,022,8
7,810,912,0
Sand
vonFreien-walde
1,790
325
Rückst, bei 60 Maschen auf 1qc
49 „ „ 120 „ „ 31 „ „
600 „ „ 16,5 „ „
900 „ „ 1 durch 900 „ „ 1
72860
24,529,131,4
20,923,826,7
13,217,919,5
Derselbeabgesiebt
1,790
330
Rückst, bei 60 Maschen auf 1qc
36,5 „ „ 120 „ „ 37 „ „
600 „ „ 26 durch 600 „ „ 0
72860
24,627,131,2
20,122,823,6
13,716,218,0
Sand vonZüllchow
1,855
250
Rückst. bei 60 Maschen auf 1qc
38 „ „ 120 „ „ 26 „ „
600 „ „ 27,5 „ „
900 „ „ 2,5 durch 900 „ „ 3
72860
23,527,828,7
19,123,626,0
13,217,618,6
Derselbeabgesiebt
1,815
300
Rückst, bei 60 Maschen auf 1qc
34,5 „ „ 120 „ „ 28,5
„ „
600 „ „ 35,5 durch 600 „ „ 0
72860
22,527,928,7
20,021,625,3
15,518,721,0
FeiberreinerQuarzsand
1,850
Rückst, bei 60 Waschen auf 1qc
5,5 „ „ 120 „ „ 34,5 „ „
600 „ „ 53 „ „
900 „ „ 1,5 durch 900 „ „ 3
72860
20,123,625,5
17,220,821,6
12,214,816,4
Der Freienwalder Sand besteht fast nur aus Quarz und gibt im ungewaschenen Zustand
etwas höhere Festigkeit als im gewaschenen, was durch mehrfache Versuche
festgestellt worden ist.
Dr. C. Schumann bestätigt die
Thatsache, daſs sich in der Natur Sandsorten finden, welche eine höhere Festigkeit
als Normalsand liefern, und hat dieses Verhalten bei 3 Sandsorten gefunden: bei
grobkörnigem Sand, aus dem Rhein gebaggert, bei einem Grubensand aus der Nähe von
Biebrich und einem Grubensand aus Nürnberg. Weit häufiger tritt allerdings das
Gegentheil ein, und es kann unter Umständen das Gelingen einer Cementarbeit durch
die Qualität des Sandes geradezu in Frage gestellt werden. So hat Schumann i. J. 1877 einen in der Praxis verwendeten
Sand untersucht, der im Verhältniſs von 3 : 1 Cement nach 28 Tagen nur 2k Festigkeit lieferte, während Normalsand mit
demselben Cement 14k ergab. Ein anderer sehr gut
aussehender Sand ergab bei demselben Mischungsverhältniſs nach 7 Tagen noch gar keine, nach 28 Tagen 10k,5 Festigkeit, während Normalsand nach 7 Tagen 10k,4, nach 28 Tagen 15k,6 bei einer Bindezeit des Cementes von 1 Stunde lieferte. Der fragliche
Sand enthielt nur 1,3 Procent an Bestandtheilen, die durch Waschen sich entfernen
lieſsen; allein die Verunreinigungen hafteten auſserordentlich hartnäckig an den
Sandkörnern. Der gewaschene Sand ergab nach 7 Tagen 9k, nach 28 Tagen 15k,6 Festigkeit.
Angesichts solcher Thatsachen sollten die Cementconsumenten namentlich bei gröſseren
Bauten nicht unterlassen, die zu Gebot stehenden Sandsorten durch Vergleich mit
Normalsand auf ihre Eigenschaften zu prüfen und erforderlichenfalls den zu
verwendenden Sand zu waschen.
Rud. Dyckerhoff weist darauf hin, daſs schon ein
geringer Thongehalt des Sandes die Festigkeit wesentlich beeinträchtigt, wenn der
Thon sehr fest an der Oberfläche der Sandkörner haftet, daſs dagegen ein Zusatz von
Thon oder Lehm bis zu mehreren Procent, wie Versuche ihm dies gezeigt haben, die
Festigkeit nicht vermindern, wenn der Thon oder Lehm dem Sand nur lose beigemischt
ist.
Dyckerhoff's Beobachtungen finden durch Erfahrungen,
welche Dr. Heintzel gemacht hat, Bestätigung. Dieser
prüfte 2 Sandsorten A und B, welche in ungewaschenem Zustand mit demselben Cement im Verhältniſs von
3 Sand : 1 Cement folgende Festigkeiten lieferten:
Sand
A
in
7
Tagen
12k,0,
in
28
Tagen
17k,6
„
B
„
„
„
4k,3,
„
„
„
9k,5.
Beide Sandsorten waren Quarzsande mit sehr wenig Feldspath.
Beim Einschlagen der Proben fiel auf, daſs der Mörtel mit Sand A leicht Wasser abstieſs, während derjenige mit Sand
B trockener blieb; der erstere Mörtel band in etwa
¾ Stunden, der letztere schon in 10 Minuten ab. Beim Waschen ergab sich, daſs Sand
A nur 0,2 Proc. Sand B
0,7 Proc. thonige Verunreinigungen enthielt. Nach dem Waschen zeigten die Mörtel gleiche
Abbindezeiten und annähernd gleiche Festigkeiten. Als jedoch dem gewaschenen Sand
A abgeschlemmter Thon von Sand B und umgekehrt dem Sande B Thon von A in Schlamm form und zwar in Höhe
von 2 Proc. beigemischt und die so behandelten Sande getrocknet waren, ergaben die
damit vorgenommenen Proben, daſs die Festigkeit annähernd dieselbe war wie bei den
gewaschenen Sanden. Dr. Heintzel erklärt dieses
Verhalten dadurch, daſs die Sandkörner sich nicht mit einer so hartnäckig
anhaftenden Schicht des thonigen Beischlags überzogen hatten, wie dies bei dem
natürlichen Sand statt hatte.
Eug. Dyckerhoff glaubt, daſs es nur erforderlich sei,
den Sand feucht durchzurühren, um die Oberflächen der Sandkörner frei zu machen, da
ihm ein aus dem Main gewonnener Kies, der durch schlammiges Wasser stets schmutzig
war, 15 bis 18 Proc. höhere Festigkeit lieferte, als wenn er vor der Verwendung rein
gewaschen wurde.
Aus einem Bericht von Hauenschild
über die Arbeiten der österreichischen Commission zur
Begutachtung und Werthstellung der hydraulischen Kalke und Romancemente
geht hervor, daſs die Arbeiten dieser Commission z. Z. noch nicht abgeschlossen
sind, da die Meinungen und Erfahrungen noch weit aus einander gehen. Im Durchschnitt
geht die Strömung dahin, daſs man als Minimalfestigkeit für einen Romancement oder
Cementkalk (wie man ihn in Wien bezeichnen will) nach 7 Tagen 2,5 bis 3k, nach 28 Tagen 5k feststellen will, eine gleiche Anfertigungsweise der Proben wie in den
„Normen“ vorausgesetzt. Dies entspricht dem groſsen Durchschnitt aus
vielen Sorten, doch sind nach oben und unten sehr starke Abweichungen vorhanden. Es
gibt Romancemente, die nach 7 Tagen 8k
Normalfestigkeit haben, während andere kaum 1k
erreichen, und letztere können gerade nach längerer Erhärtungsfrist die ersteren
nicht blos einholen, sondern sogar übertreffen. Nach 28 Tagen hat man die Grenzen
zwischen 2 und 5k, nach 180 Tagen 14 bis 24k. Groſse Differenzen ergeben auch die Art des
Einschlagens und die Zeit des Einsenkens in Wasser. Um alle Romancemente gleich
günstig und gerecht beurtheilen zu können, hat man viel gröſsere Schwierigkeiten als
bei Portlandcement. Von der Beurtheilung der hydraulischen Kalke oder der mageren
Kalke, wie man sie in Oesterreich nennt, liegen noch weniger übereinstimmende
Erfahrungen vor.
(Schluſs folgt.)