Titel: | Das Zellenrad-Gebläse von Georg Wellner, |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 444 |
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Das Zellenrad-Gebläse von Georg Wellner,
Ingenieur und a. ö. Professor an der k.
k. technischen Hochschule in Brünn.
Mit Abbildungen auf Tafel 40.
G. Wellner's Zellenradgebläse.
Unter dem Namen „Zellenradgebläse“ ist kürzlich ein neues einfaches System von
Wassergebläsen, welches sowohl zum Betriebe von Hoch- und Cupolöfen, Frisch- und
Feinfeuern, pneumatischen Aufzügen u.a., als auch für Condensations- und Luftpumpen,
Evacatoren u. dgl. Verwendung findet, im deutschen Reiche (* D.
R. P. Kl. 27 Nr. 10041 vom 10. December 1879), in Oesterreich, Frankreich
und England patentirt worden. Dasselbe besteht im Principe, wie die Fig. 1 und
2 Taf. 40 ersichtlich machen, aus einem über die Hälfte unter Wasser
tauchenden Rade, an dessen Umfang Zellen angebracht sind, welche bei der Rotation
ihren Luftinhalt in die Wassertiefe herabziehen, dabei entsprechend der wachsenden,
darüber lastenden Wassersäule verdichten und schlieſslich unter Wasser in einem
Windsammler W abblasen, von wo die Preſsluft ihrer
Bestimmung zugeführt wird. Die Zellen füllen sich inzwischen unten mit Wasser voll
und gieſsen dasselbe, sobald sie über das Niveau des Wassers im Gefäſse
hervortreten, aus, um neue Luft aufzunehmen, welche wieder unter Wasser herabgezogen
und verdichtet wird u.s.f. Zelle um Zelle functionirt nach einander der Reihe nach
im Kreise continuirlich in gleicher Weise, so daſs die Luftlieferung stetig
andauert.
Die Differenz oder der verticale Abstand zwischen dem Oberwasser- und Unter
Wasserspiegel H stellt unmittelbar das Maſs der
gewonnenen Pressung dar. 1at Ueberdruck entspricht
einer Wassersäule von 10m Höhe; für H = 1m Wasser ergibt
sich also beispielsweise eine erzielte Windspannung von 0at,1 oder 76mm
Quecksilber. Je gröſser der Raddurchmesser, um so höher wird naturgemäſs die
Ueberdruck höhe H, und zwar läſst sich für letztere gut
1
/2 bis ⅝ des
Raddurchmessers erreichen.
Die Zellenradgebläse sind vollständig analog mit den Wasserschöpfrädern, wie solche
häufig zum Zwecke der Wiesen oder Ackerbewässerung in Gebirgsgegenden benutzt
werden. Gerade so wie diese mit dem gröſsten Theile ihres Radkörpers in freier Luft
gehen und mit der untersten Partie in das Wasser eintauchend ihre Eimer mit Wasser
vollschöpfen, dasselbe heben und oben in einen Trog ausschütten, ebenso, nur in
verkehrter Weise, laufen die Zellenradgebläse oder Luftschöpfräder mit dem gröſsten
Theil ihres Radkörpers unter Wasser und nehmen, mit der obersten Partie über Wasser
heraustretend, Luft in ihre Zellen auf, führen dieselbe unter Wasser in die Tiefe
herab und schütten sie, unten ankommend, in Form von Blasen nach oben in den
Windfänger oder Luftsammler aus.
Was die motorische Arbeit betrifft, welche zur Drehung der Zellenradgebläse
nothwendig ist, so besteht dieselbe hauptsächlich in der zwangsweisen Herabführung
der mit Luft erfüllten Zellen in die Wassertiefe, bezieh. in der Bewältigung des
wirksamen Auftriebes dieser Luft. Es ist dies im Allgemeinen genau dieselbe Art von
Arbeitsleistung, wie sie bei gewöhnlichen Cylindergebläsen durch den vorrückenden
Gebläsekolben zum Zwecke der Luftcompression verrichtet wird. Dabei bietet sich hier
der Vortheil, daſs die Lufttemperatur bei der Verdichtung in Folge der reichlichen
Wasserberührung constant erhalten bleibt, während bei Gebläsecylindern, wenn keine
besonderen Kühlvorrichtungen angeordnet sind, die Pressung mit Erhitzung verbunden
ist. Dagegen entspringt ein Arbeitsverlust aus dem Umstände, daſs auf der
herabgehenden Seite des Gebläserades der Luftinhalt der Zellen, bevor er in den
Windsammler abbläst, tiefer ins Wasser herabgezogen werden muſs, als es dem
Ueberdruck der gelieferten Preſsluft entspricht, und daſs andererseits der
Wasserinhalt in den Zellen beim Heraustreten über das Niveau auf eine gewisse Höhe
noch empor gehoben werden muſs, bevor es vollständig ausflieſst. Der Nutzeffect oder
Wirkungsgrad der Zellenradgebläse stellt sich nach zahlreichen Versuchen unter
normalen Verhältnissen auf 60 bis 70 Proc. also etwa gleich hoch oder wenig höher
wie bei gut gewarteten Cylindergebläsen, wenn bei letzteren die Luftverluste an den
Ventilen sowie die bedeutenden Reibungen mit in Rechnung gezogen werden.
Ein eigenartiger Umstand verdient bei den Zellenrad geblasen besondere
Berücksichtigung. Es bleibt nämlich die zur Drehung derselben erforderliche
Umfangskraft und bei gegebener Geschwindigkeit auch die Betriebsarbeit stets gleich
groſs und einzig abhängig von der Tiefe jenes Punktes, an welchem die einzelnen
Zellen ihre Luft unter Wasser abblasen, dagegen vollständig unabhängig von der im
Windsammler vorhandenen Pressung. Der Wasserspiegel im Windsammler kann hoch oder
niedrig stehen, der Windsammler braucht auch gar nicht da zu sein, die drehende
Bewegung würde dennoch die gleiche bleiben. Für die gröſstmögliche Nutzleistung der
Zellenradgebläse ist demnach ein möglichst tiefer Wasserstand im Windsammler
vortheilhaft. Der Windsammler stellt zugleich einen Regulator dar, welcher die
Windpressung gerade auf jene Höhe einstellt, welche von der gelieferten Luftmenge
bei gegebener Düsenmündung für den gleichmäſsigen Betrieb gefordert wird. Es bedingt
dieser Vorgang in manchen Fällen eine sehr schätzenswerthe Eigenschaft.
Als günstig ist weiters bei den Zellenradgebläsen gegenüber den Cylindergebläsen
hervorzuheben: die groſse Einfachheit und Billigkeit in der Anlage und Wartung, der
bequeme Antrieb (zumal bei Wasserrad- oder Turbinenmotor), der Wegfall aller
beweglichen Theile, der uncontrolirbaren Kolbendichtung, der Klappen und Ventile u.
dgl., der ruhige
gleichmäſsige Gang mit stetiger Luftlieferung, endlich die groſse Solidität und
Sicherheit.
Im Vergleich mit den hier und da noch verwendeten Kastengebläsen, Blasbälgen,
Wassertrommelgebläsen, sowie den neuerdings oft aufgestellten Roots'schen Bläsern
bieten die Zellenradgebläse eine weit gröſsere Sicherheit, eine erzielbare höhere
Windpressung und bedeutend günstigeren Wirkungsgrad. Gerade für die mittleren
Pressungen von 1/20 bis ⅓at, d. i. zur Ausfüllung der
Lücke zwischen ganz kleinen Pressungen, wie sie Ventilatoren und Bläser liefern, und
den hohen Pressungen, welche sich durch Cylindergebläse mit Wasserkühlung bewältigen
lassen, erscheinen die Zellenradgebläse in hohem Grade zweckmäſsig und
empfehlenswerth.
Der Feuchtigkeitsgrad der von den Zellenradgebläsen gelieferten Preſsluft, welcher
durch das Wasserbad des Rades und die Berührung der sich verdichtenden Luft mit dem
Wasser bedingt ist, erscheint nach sorgfältigen Beobachtungen äuſserst geringfügig
und beträgt nur Bruchtheile des mittleren Feuchtigkeitsgehaltes der äuſseren Luft.
Wenn man bedenkt, daſs sogar die auſsergewöhnliche Feuchtigkeit des Windes bei
Wassertrommelgebläsen keinen merklichen schädigenden Einfluſs auf den häufig
eingeschalteten Winderhitzungsapparat oder auf den Betrieb selbst ausübt, so
verschwindet dieses Bedenken vollständig beim Zellenradgebläse.
In Betreff des Constructionsmaterials erscheint beachtenswerth, daſs man bei
Verwendung von Holz für die Radzellen durch passende Wahl der Verhältnisse eine
vorzügliche Entlastung erzielen kann, so daſs das Zellenrad im Wasser schwimmt und
die Achsenreibung auf ein Minimum herabsinkt; im Uebrigen empfiehlt sich jedoch
gerade so wie bei Wasserrädern die Blechconstruction wegen ihrer Solidität für alle
wichtigeren Zwecke.
Hinsichtlich der Gesammtanordnung und Aufstellung der Zellenradgebläse können je nach
der Gröſse und Umlaufsgeschwindigkeit verschiedene Methoden benutzt werden. Fig.
1 gibt den Querschnitt, Fig. 2 den
Längsschnitt eines in eine gemauerte Grube oder Cysterne eingebauten
Zellenradgebläses mit gänzlich hindurchgehendem Windsammler W und ohne Achse. Zu beiden Seiten der Radzellen sind Stirnradkränze Z befestigt, welche, durch Vorgelegeräder S angetrieben, die Rotation einleiten und in Laufrollen
am Windsammler gelagert sind. Das Knierohr A dient zur
Fortleitung des Windes.
Die Anordnung Fig. 3 und
4 zeigt ein anderes Zellenradgebläse, dessen Rad in einen Wasserbottich
aus Holz eingesetzt und in gewöhnlichen Bockständern mittels Achse drehbar gelagert
ist. Der Zellenkranz ist von der Seite her an ein Stirnrad Z gefügt, welches durch ein kleines Rad S in
Drehung gebracht ist. Der Windsammler W
greift seitlich in die
Radhöhlung hinein, besitzt in der Achse ein wasserdichtes Absteifrohr zwischen
seinen zwei Stirnwänden, welches von der Achse durchsetzt wird, und leitet die
gelieferte Preſsluft durch ein Knierohr A zur
Düsenmündung D.
Mit einem derartig construirten Zellenradgebläse wurden kürzlich wiederholte
sorgfältige Probeversuche im Fürstlich Salm'schen Hüttenwerke Blansko nächst Brunn
angestellt, welche in Nachfolgendem vorgeführt werden sollen.
Es betrug:
der Auſsendurchmesser des
Zellenrades
2m,5
die Zellenbreite
0m,75
die Anzahl der Zellen im Umfang
16
die Zellentiefe
0m,36
der geeichte Inhalt in einer Zelle
105l
die Innenlänge des Holzbottichs
2m,8
die innere Breite
1m,5
die Höhe
2m,4
die Zahnradübersetzung
1 : 6
die lichte Weite des Rohres A
150mm.
Die Düse D bestand aus 8
über einander gesteckten guſseisernen Scheiben von je 10mm Stärke, welche eine contische Bohrung von 48 auf 40mm in sich ausgebohrt enthielten derart, daſs man
die Düse auf verschiedene Masse einzustellen vermochte. Mit Fortnahme je einer
solchen Scheibe wächst die Düsenmündung um je 10mm. Die Preſsluft puffte ins Freie ab und der Ueberdruck wurde an einem
gewöhnlichen Quecksilbermanometer beobachtet und durch die abgelesenen Wasserstände
controlirt.
Der Antrieb geschah mittels Riementrieb von einer Locomobile aus,
welche verschiedene Umlaufsgeschwindigkeiten gestattete, und wurde jedesmal die
Tourenzahl des kleinen Stirnrades S notiert.
Zur Bestimmung der gelieferten Luftmenge diente einerseits die
beliebig variable Düsenmündung mit der bekannten Pressung unter Zuhilfenahme der
Windtabellen, andererseits der durch die Zellenanzahl berechnete Inhalt der unter
Wasser gezogenen Lufträume.
In der folgenden Tabelle sind die einzelnen Versuchswerthe
zusammengestellt. Es enthält:
Spalte
1 die Versuchszahlen in ihrer fortlaufenden
Reihenfolge,
„
2 und 3 die
Nummern und lichten Weiten der Düsen in
Millimeter,
„
4 und 5 den
Ueberdruck der Preſsluft in Millimeter Quecksilber
undMillimeter Wassersäule.
„
6 und 7 die
Abstände des Radmittels vom Oberwasser und
Unter-wasserspiegel in Millimeter.
„
8 und 9 die
Umlaufszahlen des kleinen und groſsen Stirnrades
inder Minute,
„
10 und 11
die theoretische und empirische Luftlieferung in
Cubik-meter für die Minute, wobei die letztere aus J. v. Haue'svorzüglichen Windtabellen
entnommen, die erstere ausder bekannten Tourenzahl, der Zellenzahl im
Kreiseund dem Inhalt je einer Zelle durch die Gröſse(16 × 105 ×
n) : 1000 = 1,68 n berechnet ist.
„
12 enthält
das Verhältniſs der Zahlen der vorangehenden zwei
Spalten,ausgedrückt in Procent und liefert hierdurch den
an-fänglichen Füllungsgrad der Zellen.
Aus den Tabellenwerthen, welche zwar nicht auf vollkommenste
Genauigkeit Anspruch erheben, deren Zahl und gewissenhafte Aufschreibung jedoch
verlassige Schlüsse zu ziehen gestattet, ergeben sich mittlere günstige
Luftlieferungen von 8 bis 10cbm in der Minute,
Windpressungen von 60 bis 80mm Quecksilbersäule
und die Umlaufszahlen 6 bis 8 des Gebläserades.
Versuche mit einem Zellenradgebläse im Fürstlich Salm'schen Hüttenwerke Blansko.
Textabbildung Bd. 236, S. 448
Versuchszahl; Düse; Windpressung;
Wasserstand von Radmitte bei zum; Minutliche Tourenzahl; Minutlich geliefertes
Luftvolumen; Anmerkungen; Nummer; Mündung; Quecksilber h; Wasser;
Oberwasserspiegel H'; Unterwasserspiegel; des kleinen Zahnrades n'; des groſsen
Zahnrades; theoretisch; empirisch; Procent; 1. Beste Füllung bei niedriger
Tourenzahl. 2. Gröſste Windlieferung bei mittler Tourenzenzahl. 3. Vollkommen
ruhiger Gang. 4. Das Manomenter schwankt sehr. 5. Höchste Windpressung. 6.
Schlechteste Füllung bei höchster Tourenzahl.
Bei sorgfältiger Prüfung der Zahlenreihe der letzten Spalte zeigt
sich, daſs das Füllungsverhältniſs der Zellen bei langsamem Gang besser, bei raschem
Gang schlechter ausfällt; dasselbe sinkt bei 9 Touren des groſsen Rades schon unter
70 Proc. wie dies aus den Versuchen Nr. 14 und 48 deutlich hervorgeht, und fällt bei
noch rascherem Gang, wie die Proben ergaben (für 12 und mehr Touren), noch
beträchtlicher herab. Dabei finden nämlich die rasch umlaufenden Zellen nicht mehr
die Zeit, ihren Wasserinhalt vollständig auszuschütten, sie können demnach auch
nicht genügend viel Luft aufnehmen; die Rotation des Gebläses absorbirt in diesem
Fall trotz der beschleunigten Bewegung immerfort weniger Arbeitskraft und die
Luftlieferung entfernt sich von dem wünschenswerthen erreichbaren Maximum.
Das besprochene Gebläse, mit welchem obige Versuche gemacht
wurden, bildet nur die eine Hälfte eines Projectes. Die doppelseitige ganze
Anordnung, bei welcher rechts und links an das treibende groſse Stirnrad symmetrisch
je ein Zellenkranz angefügt wird, ist dazu bestimmt, 6 gröſsere Frischfeuer mit 16
bis 18cbm Wind von ungewöhnlich hoher Pressung zu
versorgen.
Zum Schlusse seien noch in Kürze die allgemeinen Methoden erörtert, nach welchem sich
mittels der Zellenradgebläse einerseits höhere Compressionsgrade, andererseits
Depressionen erzielen lassen. Die gewöhnliche Anordnung der Zellenradgebläse führt,
wie aus den vorstehenden Betrachtungen hervorgeht, bei hohen Pressungen auf
übergroſse Raddurchmesser, denn je 1at Ueberdruck
verlangt 10m Wassersäulenhöhe, folglich etwa 20m Raddurchmesser, d. s. Dimensionen, welche der
praktischen Brauchbarkeit zuwiderlaufen.
Die einfachste Methode, um bei kleineren Abmessungen des Zellenrades höhere
Spannungen zu gewinnen, wäre die Verwendung specifisch schwererer Flüssigkeiten
anstatt des Wassers; doch gibt es leider keine solchen Flüssigkeiten, welche für
praktische Zwecke im Groſsen mit Vortheil benutzt werden könnten. Ein in Quecksilber
badendes Zellenradgebläse möchte z.B. schon für 760mm Niveaudifferenz 1at Ueberdruck
liefern, so daſs mäſsige Radgröſsen bereits bedeutende Compressionsgrade ermöglichen
würden; der praktischen Ausführung steht jedoch der riesige Kostenpreis für die
erforderliche Menge von Quecksilber im Wege.
Eine andere Methode besteht in der Zusammenreihung mehrerer Zellenradgebläse neben
einander in der Art, daſs eines dem anderen die Luft zuführt und hierdurch die
Verdichtung derselben immerfort steigert. Zu diesem Behufe müssen die Wassergefäſse,
worin die Gebläse rotiren, nach oben hin abgeschlossen und der Windsammler jedes
vorhergehenden Rades mit dem oberen Räume des nächstfolgenden durch ein Rohr
verbunden sein. Die Gesammtwirkung addirt sich in diesem Falle aus den
Einzelwirkungen aller neben einander liegenden Zellenfader, so daſs der Unterschied
der Luftspannung zwischen dem ersten und letzten Rade der Summe sämmtlicher
dazwischen befindlicher Niveaudifferenzen entspricht, genau ebenso, wie dies bei
einem mehrfach hin und her gebogenen Röhrenmanometer der Fall ist.
Eine dritte für mancherlei Zwecke vorzügliche und bequeme Methode zur Erreichung
höherer Compressionsgrade beruht auf der Verwendung von Zellenkettenwerken, welche in analoger, nur umgekehrter, Weise
functioniren, wie es bei Paternosterwerken und Elevatoren geschieht. Fig. 5
veranschaulicht diese Anordnung.
Um zwei vertical von einander abstehende Scheiben ist ein endloses Bandseil oder eine
Kette mit beweglich daran befestigten Becherzellen geschlungen. Die Scheiben
befinden sich in abgeschlossenen Gehäusen G, G1, zwischen welchen zwei Rohre R, R1 zur Aufnahme des
herab- und hinaufgehenden Theils der Zellenkette dicht eingesetzt sind. Der ganze
Apparat wird bis ungefähr zur Mitte des oberen Gehäuses mit Wasser oder mit sonst
einer tropfbaren Flüssigkeit angefüllt und, während sich nun die Kette in der
geschlossenen Linie ununterbrochen fortbewegt (als treibende Scheibe kann dabei
sowohl die untere, als auch die obere Scheibe dienen), tauchen die einzelnen
Becherzellen eine nach der anderen mit ihrer Mündung voraus unter Wasser, verdichten
ihren Luftinhalt, je tiefer sie herabkommen, immer mehr, bis endlich in der
untersten Lage dort, wo sich die Zellenkette wendet diese Luft nach oben ausbläst
und von einem seitlich in den Kettenbug hineinragenden Windfänger oder Luftsammler
W aufgefangen wird, von wo dann die gewonnene
Preſsluft mittels des Rohres A ihrer Verwendung
zugeführt wird. Der verticale Abstand des Wasserspiegels im oberen Gehäuse von jenem
im Windfänger (nämlich die Höhe H in Fig. 5) gibt
wieder das Maſs des erzielten Luftüberdruckes an. Der Wirkungsgrad oder Nutzeffect
dieses Zellenradgebläses ist bei constructiv richtiger Anordnung der Zellenkette und
ihrer Scheiben überaus günstig und kann bis 90 Proc. und mehr betragen.
Die Zellen der hinaufgehenden Kette sind mit Wasser gefüllt und gieſsen dasselbe,
sobald sie oben angelangt sind, aus, um neue Luft aufzunehmen und wieder in die
Wassertiefe herabzuziehen. Der Vorgang wiederholt sich bei jeder Zelle und der
vollkommen gleichmäſsige Gang des Gebläses bringt eine stetige ununterbrochene
Luftlieferung mit sich.
Das nämliche Zellenradgebläse (Fig. 5)
läſst sich auf bequeme Art auch als Condensations- oder Luftpumpe oder Evacator zur
Erzielung bedeutender Luftverdünnung benutzen und zwar in der Weise, daſs man den zu
evacuirenden Raum mit dem oberen Gehäuse mittels des Rohres 22, dagegen den
Windfänger W mittels des Rohres A mit der äuſseren atmosphärischen Luft in Verbindung bringt. Die
Flüssigkeitshöhe H liefert in diesem Falle das Maſs der
gewonnenen Depression. Bei Wasserfüllung würde z.B. für eine Wassersäule H = 8m im oberen
Gehäuseraum eine absolute Spannung von etwa 0at,2
herrschen. Dabei ergibt sich gegenüber anderen Vorrichtungen zur Luftverdünnung ein
wesentlicher Vortheil dadurch, daſs sich das Maſs der gewünschten Evacuation durch
das Niveau der eingeschlossenen Flüssigkeit auf einer bestimmten Höhe fixiren und
einstellen läſst. Auſserdem ist bei diesem Zellenkettenwerk der günstige Umstand bemerkenswerth, daſs
die zum Betrieb erforderliche Arbeitsleistung gleichzeitig und genau entsprechend
mit der vorschreitenden Evacuation abnimmt, während bei den gewöhnlichen Luftpumpen
mit Cylinder und Kolben auch bei erreichtem Vacuum immerfort noch eine namhafte
Arbeit zu leisten ist.
Von erhöhter Bedeutung ist ferner der Wegfall aller Kolbendichtungen, Packungen und
Ventilklappen, weil durch undichte Liderung und Luftverluste an den Klappen die
überhaupt noch erreichbare Grenze des Vacuums beträchtlich herabgemindert wird.
Mit derartigen Zellenkettenwerken werden in gegenwärtiger Zeit gerade umfassende
Versuche angestellt, welche vorzüglich die Verwendbarkeit derselben in
Zuckerfabriken darthun sollen. Für gewünschte kleinere Depressionen von bestimmter
Höhe lassen sich die Zellenkettenwerke selbstverständlich durch einfache gewöhnliche
Zellenräder mit festen Zellen am Umfang, wie sie vorher schon besprochen wurden,
ersetzen.