Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. |
Autor: | C. S. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 472 |
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Zur Kenntniſs des Cementes.
(Schluſs des Berichtes S. 415 dieses
Bandes.)
Zur Kenntniſs des Cementes.
Generalversammlung des Deutschen Vereines für Fabrikation von
Ziegeln. Sitzung der Section für Cement und Kalk. (Schluſs.)
Ueber vortheilhafte Verwendung von Portlandcement zu Mörtel
und Beton hat Rud. Dyckerhoff Versuche
angestellt, welche sich erstreckten: A) auf die Stärke der hydraulischen
Eigenschaften der verschiedenen Mörtel und B) auf die Festigkeit derselben, wenn sie
1) nur an feuchter Luft erhärteten und 2) sofort nach dem Anmachen unter Wasser
gebracht wurden. Sämmtliche Festigkeitsermittlungen beziehen sich auf die Druck-Festigkeit, da diese allein für den Vergleich von
Mörteln aus verschiedenen Materialien maſsgebend ist. Eine dritte Versuchsreihe
erstreckte sich darauf, die Festigkeit zu ermitteln, welche erhalten wird, wenn die
Mörtel 24 Stunden an der Luft und dann bis zur Prüfung unter Wasser verblieben;
dieselbe gab nahezu die gleiche Festigkeit, als wenn die Mörtel nur an feuchter Luft
erhärtet waren. Es wurden zur Festigkeitsbestimmung bei den beiden genannten Arten der Erhärtung
Würfel von 10cm Seitenlänge benutzt und (der
Praxis entsprechend) gewöhnlicher Rheinsand angewendet, der durch ein Sieb von 4mm Maschenweite abgesiebt war. Der Wasserzusatz
wurde so bemessen, daſs ein Mörtel von dem Feuchtigkeitsgrade erzielt wurde, wie man
ihn zu Betonirungen anwendet; der Mörtel war also nässer als bei der Normenprobe.
Bei den Proben, welche an der Luft erhärteten, wurde der Mörtel eingestampft; beim
Verbringen des Mörtels direct unter Wasser wurde derselbe mittels eines Trichters
eingefüllt, die Form gewölbt voll gemacht und die die Form überragende Mörtelmasse
nach dem Abbinden abgestrichen. Für Portlandcement wurden die Versuche mit rasch
bindendem Cement (unter 30 Minuten) und mit langsam bindendem Cement (von mehreren
Stunden) durchgeführt. Um zu ermitteln, nach welcher Zeit die verschiedenen Cemente
dem Angriff des Wassers widerstehen, wurden die zur Ermittelung der Bindezeit
angefertigten Kuchen nach verschiedenen Zeiträumen ins Wasser gelegt. Nachfolgende
Tabelle zeigt die Resultate, welche mit zwei Cementen erhalten wurden:
Cementsorte
Bindezeit
Procent Rück-stand auf dem900
Maschensieb
NormenprobeK auf 1qc
Widersteht demWasser nach
1 Th. Cement, 3 Th. Sand.
Druckfestigkeit vonWürfeln, k auf 1qc
An der Luft erhärtet
Direct unter Wasserbetonirt
Min.
24 Stdn.
1 Woche
4 Woch.
24 Stdn.
1 Woche
4 Woch.
A
20
10,5
12,6
20 Min.
11,0
38,2
79,5
0,75
12,8
30,1
B
600
5,0
17,8
12 Stein.
8,4
60,7
114,4
0,23
17,8
32,1
Es ergibt sich aus diesen Zahlen, um wie viel die Festigkeit geringer ausfällt, wenn
mit einem Mörtel direct unter Wasser betonirt wird, gegenüber der Festigkeit, welche
man erhält, wenn der Mörtel an der Luft verarbeitet wird. Ob sich diese groſsen
Abweichungen nach längerer Erhärtungsdauer vermindern, müssen weitere Versuche
ergeben.
Wir sehen ferner aus dieser Tabelle, daſs der rasch bindende Cement bereits 20
Minuten nach dem Anmachen seinen Zusammenhang im Wasser behält, während der langsam
bindende hierzu 12 Stunden gebraucht. Damit hängt zusammen, daſs beim Verbringen des
Mörtels direct unter Wasser der rasch bindende Cement nach 24 Stunden eine
wesentlich höhere Festigkeit ergibt als der langsam bindende. Nach 'Tagen hat
letzterer allerdings die Oberhand; es gleichen sich jedoch diese Differenzen nach 4
Wochen fast vollständig aus. Beim Erhärten an der Luft ergibt der rasch bindende
Cement nach 24 Stunden ebenfalls eine höhere Festigkeit als der langsam bindende
Cement; dagegen wird ersterer nach 1 und 4 Wochen von letzterem übertroffen.
Andererseits zeigen die Zahlen auch, daſs bei dem rasch bindenden Cement die Festigkeit von 1 auf 4
Wochen in stärkerer Proportion zunimmt als bei dem langsam bindenden. Wenn nun ein
Cement in der Zeit zwischen 20 Minuten und 10 Stunden abbindet, so nähern sich seine
Widerstandsfähigkeit gegen Wasser und seine sonstigen Eigenschaften entweder mehr
denjenigen des rasch oder des langsam bindenden Cementes, je nachdem die Bindezeit
mehr dem einen oder dem anderen Grenzwerthe näher liegt.
Ziehen wir die Nutzanwendung für die Praxis, so liegt in den obigen Zahlen zunächst
die Begründung der Forderung, daſs man überall da, wo es
angeht, vermeiden muſs, direct ins Wasser zu betoniren, da hierbei die
Festigkeit eines jeden Mörtels wesentlich beeinträchtigt wird, daſs also das Wasser
vor dem Abbinden des Mörtels oder Betons fern zu
halten ist. Wo man aber eine Arbeit unter Wasser oder bei Wasserandrang ausführen
muſs, wird man sich eines rasch bindenden Cementes oder
wenigstens eines Cementes von mittlerer – etwa 1 Stunde – Bindezeit mit mehr
Vortheil bedienen als eines langsam bindenden. Da der rasch und mittelrasch bindende
Cement innerhalb der ersten 24 Stunden dem langsam bindenden an Festigkeit weit
voraus ist, so werden diese Cemente auch in vielen anderen Fällen der Verwendung
vortheilhafter sein als der langsam bindende Cement, welcher mehrere Stunden zum
Abbinden erfordert. Wo hingegen frühes Widerstehen gegen Wasser oder relativ hohe
Festigkeit in den ersten 24 Stunden nicht erforderlich sind, wird man wegen der
höheren Festigkeit in den ersten Wochen den langsam bindenden Cement vorziehen.
Bekanntlich zeigen gute, minder langsam bindende Cemente- und zwar nur in Folge ihres
rascheren Abbindens – bei der 28-Tagesprobe eine geringere Festigkeit als gute, sehr
langsam bindende Cemente (vgl. 1879 234 390); solche rascher bindende Cemente nehmen
jedoch an Festigkeit in stärkerem Maſse zu als die langsamer bindenden und holen
daher diese letzteren nach einiger Zeit an Festigkeit ein und übertreffen sie sogar
zuweilen. Nachdem im vorigen Jahre der Beschluſs gefaſst worden ist, „daſs die
Festigkeitszahl der Normenprobe nur unter Berücksichtigung der die Festigkeit
mit bedingenden Bindezeit zur Werthbestimmung eines Cementes dienen kann“,
wird die Bindezeit bei der Werthschätzung des Cementes
in der Praxis jetzt schon vielfach berücksichtigt. Nach den Vorschriften des
preuſsischen Kriegsministeriums hat indeſs die Werthbestimmung durch einen
Quotienten zu geschehen, welcher erhalten wird durch Division mit dem Preis in die
bei der Prüfung gefundene 28-Tagesfestigkeit, gleichviel ob der Cement in 1 oder in
10 Stunden abbindet. Gegenüber dem an sich richtigen Gedanken, welcher der
Aufstellung der Werthziffer zu Grunde liegt, zeigen jedoch obige Betrachtungen
allein schon, zu welch völlig unrichtigen Schlüssen für die Praxis man durch eine
solche Werthziffer gelangen kann.
Aehnliche Versuche, wie die vorher besprochenen, hat Dyckerhoff auch mit mageren Cementmörteln
(also bei hohem Sandzusatz) mit und ohne Zusatz von Fettkalk und zum Theil auch mit
Mörteln aus Traſs und hydraulischem Kalk ausgeführt. Zur Ermittelung der Widerstandsfähigkeit
gegen Wasser wurden bei diesen Versuchen Probekörper von den betreffenden Mörteln in
verschiedenen Zeitabschnitten ins Wasser gelegt. Nachfolgend die Resultate, welche
bei diesen Versuchen beispielsweise mit einem Mörtel von 1 : 6 mit und ohne
Kalkzusatz, ferner mit einem Traſsmörtel und mit hydraulischem Kalk erzielt wurden;
der Sand und die Anfertigung der Würfel waren dieselben wie bei den fetten
Cementmörteln:
Mischungsverhältnis
Wider-stehtdemWassernach
Druckfestigkeit in k auf 1qc
Bemerkungen
An der Lufterhärtet
Direct unterWasser betonirt
24 Stdn.
1 Woche
4 Woch.
Stdn.
1 Woche
4 Woch.
1 Cement, 6 Sand1 Cem., 6 Sand + 1 Kalkteig.1 Traſs, 1 hydr.
Kalk + 2 SandHydraulischer Kalk
12 Std. 2 Std. 2
TagmehrerenTagen
6,06,6––
16,531,2 8,3–
32,751,522,9–
–0,40––
5,54,80,32–
9,413,9 6,2–
Der Cement hattebei der Normen-probe: 15k,4 bei1 stde. Bindezeit.
Aus den Zahlen dieser Tabelle folgt, daſs durch einen
geeigneten Zusatz von Fettkalk die Festigkeit des
mageren Cementmörtels bei beiden Erhärtungsarten wesentlich erhöht wird.
Die früheren Mittheilungen über Cementkalkmörtel (1879 240
392) sind von verschiedenen Seiten derart ausgelegt worden, als ob Dyckerhoff, um billigen Mörtel herzustellen, unter allen Umständen einen Zusatz von Kalk zu
Cementmörtel befürwortet hätte. Dies ist durchaus nicht der Fall. Wo man hohe
Festigkeit braucht, wird man nach wie vor reinen Cementmörtel, also von 1 Cement auf
1 bis 3 oder 4 Th. Sand, anwenden müssen und nur, wenn man sich mit geringerer
Festigkeit begnügen kann, also bei 5 Th. Sand anfangend, wird man einen Zusatz von
Fettkalk geben; dann ist derselbe auch ganz entschieden von Vortheil. Die
vorjährigen Mittheilungen hierüber sind inzwischen durch Versuche von Wolff in Frankfurt a. M. bestätigt worden. Auch haben
Dyckerhoff's fortgesetzte Versuche gezeigt, daſs
die Cementkalkmörtel am Festigkeit ebenso zunehmen wie die reinen Cementmörtel.
Aus obiger Tabelle erkennt man zwei weitere werthvolle Eigenschaften des
Cementkalkmörtels: 1) Die starken hydraulischen
Eigenschaften. Der reine Cementmörtel mit 6 Th. Sand widerstand selbst bei
einem Cement von nur 1 Stunde Bindezeit erst nach 12 Stunden dem Wasser, mit
Kalkzusatz schon nach 2 Stunden, die Traſsmörtel erst nach 2 Tagen, die
hydraulischen Kalke erst nach 4 bis 7 Tagen, ferner 2) die rasche Erhärtungsfähigkeit sowohl beim Erhärten an der Luft, als auch beim
Betoniren direct unter Wasser.
Mit hydraulischem Kalk wurden entsprechende Ermittelungen der Festigkeit nicht
ausgeführt, da die Festigkeit der Kalkmörtel noch weit geringer ausfällt als die der
Traſsmörtel. Einen Vergleich zwischen der Festigkeit von Cementkalkmörtel und den
Mörteln aus Traſs und hydraulischem Kalk geben die 28-Tageszahlen der folgenden
beiden Tabellen. Versuche auf längere Zeit sind im Gange und es läſst sich bis
jetzt, d. i. bis zu 6monatlicher Erhärtung, aus denselben ersehen, daſs die
Traſsmörtel von 1 Monat bis 6 Monate nicht in stärkerem Maſse an Festigkeit zunehmen
als die Cementkalkmörtel:
1 Cement6 Sand½ Kalkteig
1 Cement7 Sand1 Kalkteig
1 Cement8 Sand1 ½ Kalkteig
1 Cement10 Sand2 Kalkteig
1 Cement12 Sand3 Kalkteig
Bemerkungen
Druckfestigkeit von Platten nach 28 Tagen, k
auf 1qc
Bindekraft des Cementesnach der
Normenprobe:15k,8 bei 4
StundenBindezeit
175
140
130
110
85
Mischungsverhältnis
Druckfestigkeit von Platten, k auf 1qcnach 28 Tagen
Kalk
Traſs
Sand
Hydraul.Kalk A
Hydraul.Kalk B
Hydraul.Kalk C
1
–
1
36
33
–
1
–
2
27
21
52
1
1
2
112
112
107
Bei diesen sowie bei allen hier mitgetheilten Prüfungen entsprechen die
Mischungsverhältnisse Maſstheilen. Bei den Proben im
Kleinen wurde jedoch der Genauigkeit wegen nicht abgemessen, sondern es wurden den Hektolitergewichten entsprechende
Gewichtsmengen abgewogen. Die Festigkeitszahlen sind, der sicheren Ermittelung
wegen, an kreisrunden Platten von 40qc Fläche und 22mm,5 Dicke nach dem Einschlageverfahren der Normen bestimmt worden. Diese
Zahlen sind also nur Verhältniſszahlen, deren Werth
aber darin liegt, daſs sie einen richtigen Vergleich der verschiedenen Mörtel
gestatten.
Vergleicht man nun die Festigkeit der Cementkalkmörtel mit derjenigen der Mörtel aus
Traſs oder Wasserkalk und zieht man ferner die stärkeren hydraulischen Eigenschaften
und die rasche Erhärtungsfähigkeit der Cementkalkmörtel, wie sie sich in der relativ
hohen Festigkeit nach 7 Tagen ausspricht, in Betracht, so kommt man zu dem Schluſs,
daſs die billigen Cementkalkmörtel vor Mörtel aus Traſs
oder hydraulischem Kalk den Vorzug verdienen.
Im letzten Jahre wurden Cementkalkmörtel anstatt anderer hydraulischer Mörtel
angewendet, z.B. bei den Bauten der Fortification Mainz: Mörtel aus 1 Cement, 2
Kalkteig, 8 Sand; bei der Friedberg-Hanauer Bahn: 1 Cement, ¾ hydraulischer Kalk, 6
Sand. – Für das Fundament des Universitätsgebäudes in Straſsburg wurden etwa 5000cbm
Beton aus 1 Cement, 1
Kalkteig, 5 Sand und 9 Kies hergestellt. Das Grundwasser stand dort etwa 1m über der Fundamentsohle und es wurde dasselbe
während des Betonirens durch Pumpen entfernt. Nach einigen Tagen schon wurde auf dem
Beton gemauert. Dyckerhoff selbst verwendet in seiner
Fabrik bei Bauten, welche bald benutzt werden sollen, statt des gewöhnlichen
Kalkmörtels einen Mörtel aus 1 Cement, 2 Kalkteig und 10 Sand.
Was bei der Bereitung von Beton die Auswahl des Cementes betrifft, so gilt von dieser
dasselbe, was beim Mörtel erörtert wurde. Man wird z.B. auch bei Anwendung eines
Betons aus Cement, Sand und Kies, beim Betoniren unter Wasser, oder Wasserandrang,
mit rasch oder mittelrasch bindendem Cement bessere Resultate erhalten als mit
langsam bindendem. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daſs ein Beton nichts weiter ist,
als ein Conglomerat von Kies und Steinstücken, in welchem der Cementmörtel den Kitt
bildet, so liegt es auf der Hand, daſs die Festigkeit des Betons durch die Stärke
des angewendeten Mörtels bedingt wird, vorausgesetzt natürlich, daſs die Steine
nicht etwa eine geringere Festigkeit besitzen als der Mörtel, sowie ferner dadurch,
daſs alle Hohlräume zwischen den Kies- bezieh. Steinstücken so mit Mörtel ausgefüllt
sind, daſs die Kiesstücke unter einander sich eben nicht mehr berühren. Mehr Mörtel
zu nehmen, wird meistens Verschwendung sein; zu wenig Mörtel muſs den Beton
verschlechtern.
Um nun in jedem gegebenen Falle einen guten, aber möglichst ökonomisch hergestellten
Beton zu erzeugen, fragt es sich in erster Linie: Welche Stärke soll der Mörtel
haben, ferner wie viel Hohlräume sind bei dem gegebenen Kies- oder Steinmaterial
auszufüllen und wie noch darf man folglich bei dem gewählten Mörtel den Kieszusatz
steigern, ohne die Festigkeit zu verschlechtern? Zunächst ermittelt man demnach die
Hohlräume des Zuschlagmaterials (Kies oder Steine) durch Eingieſsen von Wasser in
ein mit dem Material angefülltes Maſsgefäſs. Das richtige Verhältniſs zwischen
Mörtel und Kieszusatz ergibt sich dann durch folgende Betrachtung: Wenn man in
ähnlicher Weise, wie dies auf der vorjährigen Versammlung von C. Schumann für mauergerechte Mörtel dargethan wurde,
das Volumen des Mörtels berechnet, (indem man die angewendeten absoluten Gewichte
der einzelnen Mörtelbestandtheile durch ihre specifischen Gewichte dividirt und
alsdann die Quotienten addirt), so erhält man für den Mörtel das denkbar kleinste
Volumen, welches er einnehmen kann. Wendet man nun für jeden Beton immer so viel
Mörtel an, daſs dieses berechnete Mörtelvolumen die Hohlräume des Kieses noch um
etwa 15 Proc. übersteigt, so wird der Mörtel stets hinreichen, die Hohlräume der
Steine u.s.w. nicht nur auszufüllen, sondern auch die einzelnen Stücke zu umhüllen;
denn praktisch kann ja das Mörtelvolumen dadurch, daſs im Mörtel selbst geringe
Hohlräume verbleiben, nur noch gröſser ausfallen, als die Berechnung ergibt. Man kann
natürlich auch durch den Versuch ermitteln, wie groſs das Volumen einer jeden
Mörtelmischung nach dem Einstampfen ist und dieses der Berechnung zu Grunde legen. –
Führt man die angedeutete Rechnung für einige Mörtelmischungen durch, so ergibt
sich, daſs folgende Mischungsverhältnisse vollständig satt ausgefüllte Betonmassen
liefern müssen:
Mischungsverhältniſs in Hektoliter
1
Cement
2
Sand
5
Kies
1
„
3
„
6 ½
„
1
„
4
„
8 ½
„
1
„
6
„
12
„
Der bei diesen Berechnungen und den gleich zu besprechenden Festigkeitsversuchen
benutzte Kies war Rheinkies (zwischen 5mm und
30mm Korngröſse). 1001 dieses Kieses hatten 351 Hohlräume und wogen 164k. Der Sand war durch ein Sieb von 4mm Maschenweite abgesiebter Rheinsand und wog in
feuchtem Zustande für 1001 140k. Für Cement wurde 1hl zu 140k angenommen. Um sich von der
Richtigkeit der obigen Ausführungen zu überzeugen, wurden nun verschiedene Mörtel
von der Consistenz, wie man sie zu Beton verarbeitet, einerseits für sich und
andererseits mit verschiedenen Kieszusätzen in Würfelformen von 10cm Seite eingestampft und die Festigkeit
ermittelt. Der Kies wurde dem Mörtel stets in frisch genetztem Zustande zugesetzt
und der Beton eingestampft, bis sich Wasser zeigte. Die Ergebnisse der Versuche sind
in folgender Tabelle zusammengestellt:
Mischungsverhältniſs in Volumtheilen
Druckfestigkeitk auf 1qc
Bemerkungen
Cement
Kalkteig
Sand
Kies
111111111111
––––––––––11
222–33344466
–355–56½–58½–12
151,8196,2170,5 69,9 98,8111,6108,2 75,2 90,9 86,0 53,5 52,1
Bindekraft des Cementesnach der
Normenprobe,16k,3 bei 1
StundeBindezeit.Die Würfel erhärteten 1 Tagan der Luft und 27
Tageunter Wasser.
Aus diesen Zahlen lassen sich folgende Schlüsse ziehen:
1) Die Festigkeit eines Betons wird wesentlich beeinträchtigt, wenn man, wie dies
hier und da geschieht, reinen Cement mit starkem Kieszusatz verarbeitet, anstatt
demselben den entsprechenden Sandzusatz beizufügen.
2) Ein Beton, welcher Cementmörtel und Kies im ökonomisch richtigsten Verhältniſs
enthält, hat die gleiche Festigkeit wie der Cementmörtel für sich, wenn beide
eingestampft werden.
3) Eine Verminderung des Kieszusatzes unter die oben angegebene Menge ist
unökonomisch, da die Festigkeit dadurch wenig gesteigert wird, während die Kosten
des Betons sich beträchtlich höher stellen. Schlagend zeigt sich dies bei dem Mörtel
mit der Mischung 1 : 4, welcher mit 8 ½ Th. Kies nahezu die gleiche Festigkeit
ergibt wie mit 5 Th. Kies.
4) Da man bei Kies mit 35 Proc. Hohlräumen dem Cement mindestens doppelt so viel Kies
als Sand zusetzen kann, so läſst sich für die Praxis, wenn man Kies verwendet, der
annähernd gleiche Hohlräume enthält, wie es meist der Fall sein wird, die Regel
aufstellen, daſs man auf 1 Th. Cement doppelt so viel Kies als Sand zuzusetzen hat,
wenn man mit einem gegebenen Mörtel vortheihaft betoniren will. Die Festigkeit des
Betons wird dann dieselbe sein wie die des angewendeten Mörtels allein,
vorausgesetzt daſs beide eingestampft worden waren.
Auf Grund der oben angegebenen Regel wurden Betonblöcke von 1m Länge und 0m,4
Höhe und Breite mit Zuschlagmaterialien, wie sie in der Praxis zur Verwendung
kommen, angefertigt. Bei einer Anzahl von Blöcken wurden geschlagene Steine (in
Gröſse von Straſsenschotter) verwendet. Die Hohlräume der letzteren betrugen etwa 50
Proc. und es berechnet sich dem entsprechend der Zusatz an geschlagenen Steinen
geringer als bei Kies, wie dies auch in der nachfolgenden Tabelle angegeben ist.
Nach 7 monatlicher Erhärtung im Freien wurden aus den Blöcken Würfel von 20cm Seitenlänge gesägt und diese in nassem Zustande
in der Versuchsstation der Reichseisenbahnen zu Straſsburg Druckproben unterworfen.
Die hierbei gefundenen Festigkeitszahlen haben wohl Werth für die Praxis, da sie der
Festigkeit entsprechen, welche man im Groſsen mit eingestampftem Beton erhält,
vorausgesetzt natürlich, daſs man gute Materialien verwendet; die Festigkeit der
Betonproben wäre noch höher ausgefallen, wenn die Würfel bei der Prüfung trocken
gewesen wären.
Mischungsverhältniſsin hl
Aus-beutehl
Zu 1cbm
ein-gestampftemBeton erforder-lich Cement
Druck-festigkeitk auf 1qc
Bemerkungen.
Cement
Sand
Kies
1111
3456
6 81012
6,65 8,8511,2513,45
210k158125104
140,0121,2 94,1 96,8
Der Sand war Rhein-sand. durch ein Siebvon
5mm Maschenweiteabgesiebt. Der
Kies warRheinkies von 5mm
bis45mm Korngröſse.
+ 1 Kalkteig
+ 75l Kalktg.
Kies-sand:
GeschlageneSteine:
1111
5678
8 Basalt10 Kalksteine11 Kalksteine13
Kalksteine
9,8011,4512 5514 80
142,5122,0112,0 94,0
147,9121,0 83,0 91,2
Der Kiessand bestandaus gleichen TheilenSand
und Kies bis zu18mm
Korngröſse.
+1 Kalkteig
+ 66l Kalktg.
Schlieſslich ist zu erwähnen, daſs für die richtige und vortheilhafte Bereitung von Beton, auſser den
besprochenen, ja noch manche andere Verhältnisse zu berücksichtigen sind je nach dem
Zweck, welchen der Beton erfüllen soll. So wird man z.B. für wasserdichten Beton
auch einen wasserdichten – also fetten – Mörtel anwenden müssen. Man wird ferner,
wie Versuche dies gezeigt haben, beim Betoniren unter
Wasser, um die gleiche Festigkeit zu erzielen wie an der Luft, nickt nur einen
weit stärkeren Mörtel, sondern auch eine gröſsere Menge desselben nehmen
müssen, indessen man beim Fernhalten des Wassers während des Abbindens die
gleiche Mischung wird verwenden können wie bei Betonirung an der Luft u.s.w.
C.
S.