Titel: | Trio-Walzenständer mit vollkommen entlasteter stellbarer Lagerung der Walzenzapfen, Conrad Erdmann's Patent. |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 19 |
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Trio-Walzenständer mit vollkommen entlasteter
stellbarer Lagerung der Walzenzapfen, Conrad Erdmann's Patent.
Mit Abbildungen auf Tafel 2.
Erdmann's Trio-Walzenständer.
Jedem praktischen Hüttenmanne sind die Schwierigkeiten bekannt, welche die genaue
Einstellung von Trio-Walzen bisher mit sich brachte, und gerade diese
Schwierigkeiten sind in sehr vielen Fällen der Grund gewesen, warum man gezögert
hat, Trio-Fertigwalzen für Fabrikationen einzuführen, deren Product ganz genau auf
verlangte Dimension gewalzt werden muſs. Neuere Constructionen von Walzgerüsten,
welche genauere Einstellung der Trio-Walzen anstreben, entsprechen ihrem Zwecke
meist nur unvollkommen, so daſs man in vielen Fällen wieder auf die anfänglichen
Methoden, nach denen die Distanzen zwischen je zwei der drei Walzen durch Paſsstücke
(Keile, Einlagen u. dgl.) so genau als möglich fixirt werden, zurückgegangen ist.
Dieses Beilegen von Paſsstücken oder Anziehen von Keilen ist aber während des Ganges
für die Arbeiter derart gefährlich, daſs die Ausführung der Manipulation ein
zeitweiliges Stillstehen des Walzwerkes unbedingt erforderlich macht.
Die Bedingungen, welche an ein Trio-Walzgerüst zu stellen sind, sind nun folgende:
Die Einstellung der Walzen muſs während des Betriebes des Walzwerkes erfolgen, auf
das Genaueste ohne langes Probiren die verlangte Stärke liefern, sowie rasch und
bequem für jede Walze unabhängig von der anderen und gefahrlos für die Arbeiter zu
handhaben sein; das Walzwerk muſs mit absoluter Druckentlastung arbeiten; die Zapfen
müssen behufs genauer Lage der Walze stets geschlossen in den Pfannen liegen;
derselbe Satz von Einbaustücken muſs für verschiedene Walzendurchmesser passen und
es müssen alle unbrauchbar werdenden Theile rasch, bequem und gefahrlos
auszuwechseln sein.
Allen diesen Bedingungen entspricht in vollkommener Weise die in Fig. 1 bis
6 Taf. 2 dargestellte Trio-Construction, welche Conrad Erdmann in Duisburg (* D. R. P. Kl. 49 Nr.
5714 vom 7. December 1878) patentirt und in der Duisburger
Maschinenbauanstalt und auf Hüttenwerken, welche von derselben Licenzrecht
erwarben, schon für 25 Walzwerke zur Ausführung gebracht ist.
Die Unterwalze als festliegend vorausgesetzt, wird, wie aus den Figuren ersichtlich,
die Mittelwalze durch ein System von je vier eigenthümlich geformten zweiarmigen
Hebeln A getragen und eingestellt derart, daſs der Auf-
oder Abtrieb dieser Walze direct auf den Ständer übermittelt wird. Diese Hebel
verändern beim Drehen der Muttern D ihre Stützpunkte
und übertragen den Anzug der Muttern durch die Schraubenspindeln C proportional auf die Lagerstühle E und F der Mittelwalze.
Mit G sind angegossene hohle Knaggen bezeichnet, in
welchen die Spindeln C sich aufwärts und abwärts
bewegen. Die Oberwalze ist an Hängeschrauben aufgehängt derart, daſs der untere
Lagerstuhl derselben mit besonderen Hängeschrauben am oberen Lagerstuhl befestigt
ist, die Oberwalze also frei in den Lagern an den Schrauben hängt und ihre Stellung
einerseits durch diese Hängeschrauben, andererseits durch die Druckschraube im
Ständerkopfe erfolgt.
Der Apparat gestattet, sowohl die Mittelwalze, als die Oberwalze unabhängig jede für
sich einzustellen, während bei den älteren Constructionen eine erforderliche
Anstellung der Mittelwalze, meist auch eine veränderte Stellung der Ober walze, also
ein Lösen und Nachstellen aller Einbaustücke bedingte.
Der Hauptvortheil der Construction liegt aber darin, daſs die Einstellung der Mittel
walze vor oder hinter dem Walzgerüst lediglich durch Anziehen bezieh. Lösen der
Muttern D während des Betriebes ohne Anstand schnell
und gefahrlos bewirkt werden kann. Daſs durch die Spindeln C jede beliebige Genauigkeit der Einstellung wie auch eine vollkommene
Druckentlastung der jeweilig leer laufenden Walze erreicht wird, ist ohne weiteres
aus der Zeichnung ersichtlich und liegt hierin der groſse ökonomische Vortheil der
Construction in Bezug auf Kraftbedarf, Lager- und Zapfenverschleiſs und
Schmierverbrauch.
Derselbe Satz von Einbaustücken, welche sämmtlich von auſsen eingesetzt, also leicht
auszuwechseln sind, ist durch Umwechseln der Hebel A
auch für Walzen von erheblich verschiedenem Durchmesser brauchbar. Die linke Seite
der Figur 1 stellt den Einbau mit neuen, die rechte mit um 15 Proc.
verschlissenen bezieh. nachgedrehten Walzen dar.
Soll statt der Unter- die Mittelwalze festliegen und Unter- sowie Oberwalze stellbar
sein, so wird der Einbau nach Fig. 4 bis
6 hergestellt.