Titel: | Zur Geschichte der Torfmaschinen. |
Autor: | C. Schlickeysen |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 116 |
Download: | XML |
Zur Geschichte der Torfmaschinen.Hebelpresse 1833 49 236. 1835 57 79. W. d'Eresby's Torfpresse 1838 67 * 34. 70 153. 1839 73 * 446. Linning's
Verfahren 1838 68 126. Drevon, Desbordes und Boudon's
Verkohlungsapparat 1838 69 76. 70 154. C. W. Williams' Bereitung von
Torfkokes 1839 72 31. * 289. 74 * 107. Friedr. Roscher, über
Vorrichtungen zum Trocknen 1840 78 * 257. Schafhäutl, über verdichteten Torf und über eine
Torfpresse 1843 88 * 14. R.
Mallet's Trockenofen 1846 102 * 425. J. Rogers' Bereitung von Torfkohle 1849 111 318. 1850 118 390. C. Hills' Walzenpresse 1850 118 * 102 (vgl. 1860 158 * 436). Gwynne's Verfahren 1855 137 432. 1859 154 343. M. Meiſsner, über Maschinentorf 1855 138 65. Exter's
Verfahren 1855 138 234. 1857 145 466. 148 148. 1859 153 239. 154 * 344. Angerstein, über Darstellung von Torfkohle 1856 139 * 299. Challeton's
Verfahren 1856 141 69. 1857 146 265. 1859 153 239. 1864 174 76. Bauschinger,
über Exter's Torfpresse 1857 145 466. C. Siemens, über das württembergische Verfahren
1857 146 270. Rühlmann,
über Verfahrungsarten, den natürlichen Torf zu verdichten 1858 148 * 141. 1859 154 * 343.
Turner, über das bayerische Verfahren 1858 148 148. Crane's
Preſsverfahren 1859 152 238. Mannhardt's Verfahren 1859 152 239. 153 239. A. Vogel, über
Fortschritte der mechanischen Torfbereitung in Bayern (u.a. W. v. Weber) 1859 152
272. W. Leo, über das Verfahren in Litthauen 1859
153 68. Zusammensetzung des verdichteten Torfes
1859 153 239. F. H.
Schröder bezieh. A. Vogel, zur
Torfbereitungsfrage 1860 156 128. 302. 157 39. 224. Torfbereitung in Schweden 1860 156 320. W. Leo, über
Torfbereitung in Hannover (Gruson's Walzenpresse *,
Schlickeysen's Torfpresse) 1860 158 436. Schmitz's
Reinigungsmaschine 1860 158 438. W. Leo, über Schlickeysen's Torfpresse 1861 159 97. 1862
163 92. A.
Haidinger's Torfpresse 1862 164 * 345. Welkner's Dörrapparat 1862 165 * 184.
Brunton, über irländische Torfbereitung (Pressung
mittels rotirender Schraube) 1863 167 468. v. Kraft, über Schlickeysen's Torfpresse 1863 168 156. R. Jacobi bezieh. Thenius, über Versmann-Schlickeysen's
Torfpresse 1863 168 306. 169 373. 170 373. Dullo, über Torffabrikation (Versmann,
Schlickeysen) 1864 172*331. Wasserzieher, über die Torffabrik in Langenberg (Challeton's Verfahren) 1864 174 64. 112. Brosowsky's
Torfstechmaschine 1865 176 * 336. Torfbereitung zu
Derrylea in Irland (Kolbenpresse) 1866 181 * 195. K Schmidt, über Schlickeysen's Torfpressen 1867 183 * 177.
1870 195 371. W.
Schmidt's Torfpressen (Schlickeysen's System)
1871 200 * 454. Graf
Diesbach's Torfausbeutung 1871 202 * 403.
A. Busch, über die preuſsische
Torfpreſsmaschine 1873 208
346.
Zur Geschichte der Torfmaschinen.
Im J. 1859 erschien von Prof. Dr. A. Vogel zu München
ein Werkchen „Der Torf, seine Natur und Bedeutung“, welches den damaligen Stand
der Gewinnung und Verwerthung des Torfes in Europa, in so weit dieses dabei überhaupt in
Frage kam, als erste umfassende Arbeit über diesen Gegenstand vollkommen feststellte
und der voraussichtlichen Vergessenheit entzog. 2 Jahre später folgte ein
Reisebericht von Dr. Dullo in Königsberg i. Pr. unter
dem Titel „Torfverwerthungen in Europa“, der weniger umfassend, nur das vom
Verfasser Gesehene brachte, theilweise ausführlicher als Vogel, jedenfalls diesen bestätigend und einiges minder Wichtiges
hinzufügend. Dann kam eine lange Pause, bis i. J. 1876 endlich der inzwischen
freilich gänzlich veränderte Stand der Sache durch das Werk von A. Hausding in Berlin: „Industrielle Torfgewinnung und Verwerthung“ ausführlich beschrieben und festgestellt wurde, dem i. J. 1880 wieder das Werk
der beiden Professoren Birnbaum zu Liegnitz und
Karlsruhe: „Die Torf-Industrie und die Moor-Kultur“ folgte. Nebenbei gehen noch einzelne Hefte und Aufsätze über denselben
Gegenstand.
Das Werk von Vogel gibt in der That eine sehr
interessante Darstellung und scharfe Beurtheilung der um jene Zeit hauptsächlich in
Deutschland, weniger in Frankreich und England, aber durchgehends unabhängig von
einander versuchten neuen Methoden maschineller Torfveredelung und gibt namentlich
S. 30 desselben Zeugniſs von dem damaligen fast fieberhaften Suchen nach immer neuen
Torfverdichtungsmethoden bezieh. Maschinen dazu, als deren bedeutendste bis 1860
nach ihm und Dullo man ansehen kann:
1) Challeton in Montauger bei Paris. Dieser zerriſs den
Torf mittels eines eigentümlichen Reiſswolfes, schlämmte ihn hierauf wie Thon und
lieſs ihn in groſse Behälter flieſsen, wo er sich absetzte und trocknete und dann
wohl den specifisch schwersten und an Wasser ärmsten aller auf nassem Wege
hergestellten Maschinentorfe ergab. Dieses Verfahren fand mehrfach Nachahmung.
2) Hebert in Rheims wendete in der Hauptsache ein
ähnliches Zertheilungsverfahren an, suchte aber verschiedene Formmaschinen damit zu
verbinden, deren eine als Beispiel damaliger Constructionen angeführt ist, bestehend
aus einem 1m,90 hohen eisernen Gefäſs, oben rund
700mm weit, unten quadratisch mit 1m,40 langen Seiten, deren zwei je 13
Ausfluſsöffnungen hatten, aus welchen der Torfbrei durch eine kurze volle Schraube
auf der stehenden und sich drehenden Achse ausgepreſst werden und in auſserhalb rotirende Blechkasten
behufs Formung und Fortschaffung fallen sollte.
3) Koch und Mannhardt in München versuchten auf dem
Rietmoor bei München, den Torf – zerrissen oder im Naturzustande – durch Auspressen
von Wasser in dünne feste Platten zu verwandeln, die durch Trocknen fest werden
sollten.
4) Oberpostrath Exter in München arbeitete auf
Staatskosten auf dem Haspelmoor und ging nach verschiedenen miſslungenen Versuchen
nasser Formung vorher zerrissenen Torfes zur Pressung des letzteren in erhitztem
Zustande über – ein Verfahren, welches sehr dichten, aber theuren Torf gab, im Torfe
heute nur ganz vereinzelt Anwendung findet, dagegen in der Braunkohlen-Industrie
sehr beliebt ist.
5) Ministerialrath W. v. Weber in München errichtete in
Staltach am Starnberger See ein Torfwerk nach seinem bayerischen Patente; der Torf
wurde in Thonschneidern alter Construction, jedoch mit vielen Gegenmessern, zu
weichem Brei geknetet, durch den Boden ausgeworfen und später mit der Hand geformt,
worauf künstliche Trocknung eintrat, ohne welche man damals nicht auskommen zu
können glaubte.
Alle Genannten probirten und arbeiteten (wie auch noch Andere) Jahre lang unter
Aufwendung groſser Summen in eigens von ihnen dazu eingerichteten Torfwerken und
brachten alle verdichteten und verbesserten Maschinentorf in mehr oder minder
erheblichen Mengen zu Stande, der auch mehrfach auf Ausstellungen und bei
Interessenten groſsen Beifall fand. Doch gestattete bei keinem derselben die
gröſsere oder geringere Dichtigkeit einen Rückschluſs auf den mechanischen oder
wirthschaftlichen Werth seiner Herstellungsmethode. Die erste Hauptbedingung bei der
mechanischen Verbesserung des Rohtorfes aber, ein Product herzustellen, welches
eingerechnet der gesammten Wandelungs- und Amortisationskosten ein in Bezug auf den
Heizeffect billigeres Brennmaterial als der Rohtorf böte, erfüllte keine dieser
Methoden oder Anstalten; sie arbeiteten alle zu theuer und wurden deshalb alle nach
und nach aufgegeben, und wenn die Versuche maschineller Torf Veredelung mit ihnen
abgeschlossen gewesen wären, gäbe es heute wohl keinen Maschinentorf.
Die Versuche von Gwynne in London, der Zeit und Art nach
parallel denen von Koch und Mannhardt sowie Exter, scheinen nicht einmal
brauchbare Proben ergeben zu haben, wohingegen Dullo in
einem Berichte in den ostpreuſsischen landwirthschaftlichen Jahrbüchern von 1863 der
inzwischen aufgetauchten Siebmethode von Versmann in
London erwähnte, welche wenigstens sehr gute und theure Proben im Kleinen zu Stande
brachte. Im J. 1864 erschien noch von R. Gyser (bei B. F. Voigt in Weimar) eine kleine Schrift, worin er
die Construction einer zwar nicht von ihm herrührenden, aber nach ihm benannten Torfmaschine
veröffentlichte und zugleich anführt, daſs er mit Weber
zusammen zu Willaringen in Baden in den J. 1861 und 1862 ein Torfwerk erbaut habe,
worin man im Sommer 1862 angefangen habe, diese neue Maschine zu proben. Näheres
über erzielte Resultate ist nicht angeführt, eine weitere Verbreitung derselben
scheint bis zum J. 1864 auch nicht stattgefunden zu haben; doch bietet er sich
etwaigen Abnehmern an, bei Anschaffung und Installirung einer solchen Maschine
behilflich sein zu wollen.
War nun auch, wie Vogel a. a. O. S. 31 anführt, die
Erfahrung, daſs Kneten und künstliche Formung des Rohtorfes den Brennwerth desselben
verbessern, so alt wie die Kenntniſs des Torfes selbst, so hat doch diese mit dem J.
1860 für abgeschlossen zu erachtende erste Periode
vielseitigsten eifrigen Arbeitens zur Verbesserung des Torfes jedenfalls das Eine
bewiesen, daſs dieser Zweck viel billiger und besser mittels Maschinen zu erreichen
sein würde als wie vordem durch Menschenkraft. Doch ist sie stehen geblieben vor der
Aufgabe: einen Apparat herzustellen, der jeden beliebigen
Rohtorf direct, wie er gegraben, und so weich oder hart, wie er ihr aufgegeben
wird, in beliebig groſsen Massen in einem Durchgange vollständig zu einer
zusammenhängenden Masse gestaltet und in endlose glatte Stränge beliebigen
Querschnittes auspreſst, womit allein die mechanische und ökonomische Seite
der Frage ihre Lösung finden konnte. Vogel verlangt (S.
49) so ziemlich dasselbe, indem er zugleich diese Frage als offene, der Lösung
harrende bezeichnet. Die Hauptschwierigkeit für die Maschinen-Constructeure dieser
Periode lag in der breiigen und wechselnden Beschaffenheit des Productes aller bis
dahin bekannten und für diesen Zweck verwendeten, in der Wirkung zu schwachen
Knetmaschinen, welche eine gleichzeitige Formung in greifbarer Consistenz und vor
Allem in groſsen Massen und ohne viele Störungen ausschlössen.
Der dringende Bedarf nach verdichtetem preiswerthem Maschinentorf, bezieh. nach
Maschinen zur Herstellung solchen Torfes, hatte aber auch an anderen Orten gleiche
Bestrebungen hervorgerufen und hatte Verfasser in den J. 1859 und 1860 gleichfalls
dahin zielende Versuche mit seiner einige Jahre vorher erfundenen
Universal-Ziegelpresse stehender Construction mit Schraube für plastische Körper
begonnen, indem er nach Bedarf Rohtorf nach seiner Fabrik schaffte und daselbst
zuerst in ganz kleinen und dann gröſseren Exemplaren dieser Ziegelpresse eine viel
gründlichere und massenhaftere Kuetung der verschiedensten Rohtorfe und vor Allem in
steiferem Zustande, als jene es zu thun im Stande waren, und unter gleichzeitiger
Auspressung des Torfes in Strangform versuchte und durchführte.
Hier allein und zuerst wurden in den J. 1859 und 1860
die ein- und mehrsträngigen Mundstücke aus Holz und Metall ausgeprobt und
hergestellt, mittels welcher der oben aufgegebene Rohtorf unten an einer oder zwei gegenüber stehenden
geraden Seiten in neben einander laufenden endlosen glatten Strängen von 100 bis
150mm Höhe und Breite ausgepreſst wurden, die
in Stücken von 250 bis 350mm Länge abgestochen,
auf etwa 1000mm langen Brettern durch Karren oder
Wagen auf die Trockenplätze geschafft und neben einander abgelegt wurden, womit die
von Vogel (S. 49 seines Werkes) aufgestellte Forderung
erfüllt war. Auf Grund dieser Resultate wurden i. J. 1860 ebendaselbst bereits 2
Pressen gröſster Sorte mit Elevatoren, Wagen u. dgl. zu einer groſsen
Maschinentorf-Anlage erbaut, die i. J. 1861 auf dem Torfmoore der groſsen Tuchfabrik
zu Zintenhof bei Riga zur Deckung des dortigen groſsen Brennmaterialbedarfes durch
die Monteure der Fabrik aufgestellt und in Betrieb gesetzt wurden und mit einer
16e Locomobile von vorn herein täglich 60000
bis 80000 Stück lieferten, womit sie vor einigen Jahren noch in Betrieb standen.
Dies war bis dahin die erste thatsächlich und derart gelungene Torfmaschinen-Anlage
in Europa, daſs sie das Modell zu Hunderten gleicher Constuction werden konnte und
wurde. Es folgten rasch hinter einander ähnliche Anlagen, so daſs bis zum J. 1865 in
Deutschland, Polen, Ruſsland, Ungarn, Oesterreich, Schweiz, Holland, Schweden und
Irland etwa 40 derselben in verschiedenen Gröſsen aus des Verfassers Fabrik in
Betrieb kamen, denen bis zum J. 1870 noch viele folgten, wovon manche heute noch
concurrenzfähig arbeiten, und die zum Pferdebetrieb eingerichteten das Modell zu den
Tausenden allerwärts gebauten ähnlichen Maschinen wurden.
Es waren dies bis zum J. 1864 die ersten und einzigen
brauchbaren Torfmaschinen, welche überhaupt den Moorbesitzern geboten wurden und
auſserdem das allein richtige, bis dahin unbekannte Princip der
Torfstrangmaschinen über Europa trugen. Die beiden Hefte von C. Schlickeysen: „Mittheilungen über die Fabrikation von
Preſstorf“
(Berlin 1864 bei Wiegand und Hempel) und „Die Maschinen zum Pressen von Ziegeln, Röhren, Torf“ (Berlin 1866 bei F. Berggold), die heute noch
durch den Verfasser zu beziehen sind, gaben Näheres über die damalige Verbreitung
und Leistung dieser Maschinen an.
Mit dieser Torfmaschinen-Construction war indessen die i. J. 1861 begonnene
erfolgreiche zweite Periode maschineller Torfgewinnung
nur eröffnet; dieselbe wurde aber die Grundlage für eine ganze Reihe vom J. 1864 ab
ihr folgender, theilweise sehr interessanter Torfstrangmaschinen liegender
Construction zum Dampfbetrieb, meistens deutschen Ursprunges und vielfach
constructiv und ökonomisch vortheilhafter als jene erste eingerichtet, die dann auch
in dem Grade, in welchem diese neueren liegenden Maschinen sich verbesserten, an
Stelle jener ersteren stehenden weitere rasche Verbreitung fanden. Das Werk von A. Hausding erklärt die Construction und Wirkung aller
dieser bis zum J. 1876 bekannt gewordenen Maschinen; doch zeigt schon die 4 Jahre später
erschienene Birnbaum'sche Arbeit, daſs damit noch kein
Abschluſs dieser Bestrebungen eingetreten ist.
Indem nun die neuere Torfmaschinen-Literatur immer wieder
nach dem Urheber dieser raschen und erfolgreichen Entwicklung der zweiten
Periode maschineller Torfgewinnung sucht und dabei – mit obigen That-Sachen, wie
es scheint, unbekannt – bald Hebert, Weber, sogar Oyser und auch noch Spätere
als solchen nennt, hat Verfasser geglaubt, indem er Selbsterlebtes und
Geschaffenes hiermit ausführlicher, als bisher geschehen, mittheilt, eine Lücke
in dieser Literatur ausfüllen zu sollen, die nur entstehen konnte, weil zu jener
Zeit in Deutschland noch kein die Erfindungen sofort veröffentlichendes und
dadurch die Priorität sicherndes Patentgesetz bestand.
Berlin, Mai 1880.
C.
Schlickeysen.