Titel: | Ueber Neuerungen in der Eisenerzeugung. |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 132 |
Download: | XML |
Ueber Neuerungen in der
Eisenerzeugung.
Mit Abbildungen auf Tafel 13 und 14.
(Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes von S.
432 Bd. 235.)
Neuerungen in der Eisenerzeugung.
Hochofenformen, W. Tiemann in Dortmund (* D. R. P. Nr. 8347 vom 27. Juni 1879) hat ein abschraubbares Mundstück an
Wasserformen für Hochöfen construirt. Das Mundstück A
(Fig. 1 und 2 Taf. 13)
trägt an dem äuſseren und inneren Ringe Gewinde, in welche der äuſsere bezieh.
innere Kegelmantel D und B
druckdicht eingeschraubt werden. Der Zwischenraum wird durch den auf die Mäntel
mittels der vier Schrauben e befestigten Ringdeckel C geschlossen. Das Kühlwasser tritt durch die Oeffnung
f ein und durch g
wieder aus. – Diese Anordnung hat den Vortheil, daſs das Mundstück, welches
besonders stark im Ofen abgenutzt wird, leicht ausgewechselt werden kann, und daſs
hierbei die Innenwände der Form von abgesetztem Schlamm und Kalkkrusten zu reinigen
ist. Wie sich Referent beim Besuche eines damit versehenen Hochofens überzeugt hat,
ist diese Form als praktisch zu empfehlen.
Den gleichen Zweck verfolgen Dango und Dienenthal in
Sieghütte, Westfalen (* D. R. P. Nr. 8866 vom 20. Juli 1879). Die aus Bronze oder
Kupfer angefertigte Form besteht aus dem Mundstück a
(Fig. 3 Taf. 13) und dem
Endstück b, welche conisch abgedreht in einander
gesteckt und durch einliegende Hakenschrauben e
wasserdicht mit einander verbunden werden. Diese Schrauben fassen das Mundstück an
den angegossenen inneren Stegen f, während die
Versteifungen g den oberen Theil der Form vor dem
Zusammendrücken schützen.
G. Hilgenstock in Hörde (* D. R. P.
Nr. 8867 vom 27. Juli 1879) verwendet dagegen wieder eine offene Form (vgl. Bansen 1880 235 * 46). Der
obere Theil der Form A (Fig. 4 und
5 Taf. 13) mit nach hinten offenem Kühlraum o ist steil geneigt, so daſs der Auſsenmantel elliptisch erscheint. Wo es
erforderlich ist, wird der innere Formmantel von dem äuſseren durch kleine Bolzen
c abgesteift. Das mit zwei Keilschlingen s an der oberen Wand des Formkastens K befestigte Wasserrohr R
trägt an seiner Mündung eine schaufelartige, geneigt stehende Verbreitung e, welche den Wasserstrahl über die ganze innere Fläche
der äuſseren Formwand vertheilt, während das Rohr n das
Kühlwasser für den Kasten K liefert.
Stahlguſsröhren für
Winderhitzungsapparate. Die Bergische
Stahlindustrie-Gesellschaft in Remscheid (* D. R. P. Nr. 9456 vom 25. Juni
1879) empfiehlt für Winderhitzungsapparate Stahlguſsröhren, welche glatt gegossen
werden und nur kleine Ränder haben, auf die, wie Fig. 6 Taf.
13 zeigt, Muffen aus Stahlguſs warm aufgezogen und kalt dicht gestemmt werden, oder
welche ganz glatt sind und nach Fig. 7 mit
einem aufgekitteten Doppelmuff aus Stahl oder Eisenguſs versehen werden.
Verbesserungen an
Winderhitzungsapparaten. C. Gödecke in Bulmke bei Gelsenkirchen (* D. R. P.
Nr. 952 vom 30. August 1877) hat den bekannten Whitwell'schen Apparat (1878 229 * 246) dahin abgeändert, daſs durch Verbindung des
Querwandsystemes mit dem Längswandsystem die Heizfläche um etwa 50 Proc. vergröſsert
ist. Der kalte Wind tritt durch das Rohr k (Fig.
8 bis 12 Taf. 13)
ein und geht erhitzt durch h wieder ab; die
Hochofengase kommen durch das Rohr H, die Luft durch
die Oeffnungen l herein, während die Verbrennungsgase
durch die Oeffnung K entweichen. Die Vertheilung der
Verbrennungsluft zeigt Fig. 10,
welche den SchnittSchnittt VII-VIII nach den Heiſswindventilen zu und in der Richtung zum Kaminventil
darstellt. Bei s (Fig. 9) sind
Schaulöcher angebracht.
Nach Gödecke würde bei der Anordnung der oberen und
seitlichen Reinigungsöffnungen o bei dem
Whitwell-System, wenn man mehr Querwände anbrächte, eine Reinigung überhaupt ganz
unmöglich sein. Bei dem vorliegenden System ist durch die Anordnung von Kammern im
unteren Theile des Apparates, in denen ein Mann arbeiten kann, ein genaues Reinigen
sowohl in wagrechter, als in senkrechter Richtung ermöglicht. Dadurch, daſs die
Reinigungsöffnungen auf beiden Seiten des Apparates angebracht sind, wird ein schnelles
und gutes Reinigen ermöglicht; ebenso ist der Raum für einen Apparat kleiner zu
bemessen, weil die zum Reinigen nothwendigen Gezähe nicht mehr eine zu groſse Länge
zu haben brauchen. Die oberen Reinigungsöffnungen im Deckel fallen vollständig
fort.
Hochofen mit Gasfeuerung. A. B.
Bérard in Paris (* D. R. P. Nr. 5900 vom 22. October 1878) gibt ein
Hochofensystem an, in welchem die mit nur wenig Kohle gemischten Oxyde durch
reducirende oder wenigstens neutral wirkende Gase erhitzt werden. Fig. 13 bis
15 Taf. 14 zeigen Schnitte durch die Achse des Reductionsofens und
Heiſsluftapparates, sowie durch die Achse der beweglichen Sohle. Der Reductionsofen
besteht aus einer Vereinigung von zwei Gasstreichfeueröfen mit einem Schachtofen,
welcher dem eigentlichen Hochofen entspricht. Die aus einer Doppelwanne bestehende
Sohle ist der bequemen Unterhaltung und Ausbesserung wegen beweglich. Boden und
Seiten der aus Blech gearbeiteten Sohle sind mit feuerfesten Steinen und einer
Schicht von Kohle mit wenig Chamotte überzogen. Der obere Kranz hat eine
herumlaufende Rinne, welche mit Erde gefüllt einen luftdichten Abschluſs geben soll.
In den zwei mit einander verbundenen Abtheilungen der Sohle sammelt sich das
geschmolzene Metall, um durch die eine der beiden Oeffnungen A abgestochen zu werden, während die Schlacken bei B abflieſsen. Um die Ersetzung des Sohlenstückes zu erleichtern, werden
unter dem Schachte Roststäbe durch die Oeffnungen C
eingeführt, welche während der Auswechslung die Füllung tragen.
Die zur Heizung des Ofens dienenden Generatorgase treten durch die Oeffnungen D, die heiſse Verbrennungsluft durch E ein. Beide können so geregelt werden, daſs die Flamme
neutral oder reducirend wirkt. Um den etwaigen Eintritt der äuſseren Luft zu
vermeiden, sind alle Oeffnungen luftdicht verschlossen und ist der ganze Apparat mit
Eisenplatten bedeckt. Das Gewölbe des Streichofens ist aus geschlossenen Wölbsteinen
gebildet, innerlich mit feuerfesten Steinen ausgesetzt und äuſserlich mittels einer
sich erneuernden Wasserschicht abgekühlt, um das Durchtreten von Gas zu verhindern
und einer zu schnellen Abnutzung dieses der Hitze am meisten ausgesetzten Theiles
des Apparates vorzubeugen, ohne der Entwickelung einer sehr groſsen Hitze hinderlich
zu sein. Die Ausmauerung kann in käuflichen Chamottesteinen oder in Manegsia, Bauxit
und Graphit ausgeführt sein. Die Thüren F werden nur
bei Reparaturen der Sohle und Wanne geöffnet, die Schaulöcher G dienen zur Ueberwachung des Betriebes.
Die Erze, Fluſsmittel, Kokes, Holzkohlen u. dgl. werden durch die mit doppelten
Verschluſs versehene Oeffnung H eingebracht und füllen
zunächst das Rohr I, welches gehoben und gesenkt werden
kann. Dadurch soll
das Eindringen äuſserer Luft und das Entweichen von Gasen vermieden, das Vorwärmen
der Beschickung aber erreicht werden.
Die Feuergase gehen durch die Leitung J in den
Röhrenkessel K zur Erzeugung des Betriebsdampfes und in
den Luftheizapparat L. In dem Mauerwerk M desselben sind zwischen den Feuerkanälen die aus
Blech oder Guſseisen gefertigten Heizröhren angebracht, durch welche die Luft
hindurchgeht. Die Heizröhren münden in einen luftdicht verschlossenen Kasten N. Die Schieber O und P dienen zur Vertheilung der Gase zu beiden Apparaten.
Von hier aus ziehen die Gase durch die Leitung q zum
Schornstein Q, unter welchem der Luftsauger R (Fig. 15)
angebracht ist, um die Rauchgase abzuziehen; derselbe kann auch in die Leitung J eingeschaltet werden (vgl. Fig. 13).
Der Vorsicht wegen ist der Dampfkessel noch mit einem Rost bei S versehen.
Der Gaserzeuger (Fig. 16 und
17 Taf. 14) hat einen mit Doppelschluſs versehenen Trichter E zur Kohleneinfüllung in den Schachtofen F, dessen bewegliche Sohle G mit vier Reinigungsöffnungen versehen ist. Die geneigten Röhren H führen gepreſsten Wind zu, die Löcher I dienen zum Schüren. Zur Auswechslung der Sohle wird
durch Oeffnungen K ein Hilfsrost eingeführt. Die im
Generator entwickelten Gase gehen durch die Leitung X
in den mit Schüröffnung P und Fülltrichter L versehenen Regenerator M. Auf dem Wege dahin überhitzen sie in dem Apparat S den Wasserdampf, welcher durch die Rohre R den Oeffnungen o
zugeführt wird, und werden dann vom Schraubengebläse T
in den mit glühenden Kokes und etwas Kalk gefüllten Ofen M getrieben, während gleichzeitig das Gebläse Q Luft zuführt. Die Gase sollen hier stark erhitzt, Wasserdampf zersetzt,
Kohlensäure in Kohlenoxyd verwandelt, Schwefligsäure durch den Kalk zurückgehalten
werden, so daſs durch das Rohr Z dem Reductionsofen nur
reines Gas zugeführt wird.
Feuerungsanlage für Puddelöfen. F.
Heymann in Schwerte (* D. R. P. Nr. 4503 vom 24. Mai 1878) will durch die
in Fig. 19 bis 23 Taf. 13
dargestellte Einrichtung den Zutritt kalter Luft über den Rost verhindern. Zu diesem
Zweck ist vor die Schüröffnung k eine nach innen
geneigte Platte g und über dieser der Fülltrichter f angebracht. Die fünf Stäbe h auf der Platte g können durch den Hebel i vorwärts- oder zurückgeführt und dadurch die Kohlen
dem Feuerraum gleichmäſsig zugeschoben werden, während die nachrückenden Kohlen die
Schüröffnung geschlossen halten. Die Regelung des Feuers geschieht durch die
Schürlöcher l und m. Die
unter der Herdplatte schon vorgewärmte Luft geht durch einen mit Schieber b versehenen Kanal a,
welcher an der Rückseite des Ofens zur besseren Wärmeübertragung mit Eisenstäben e gitterförmig ausgesetzt ist, und tritt bei c in den Feuerraum, um hier die sich auf dem Rost entwickelnden
Gase zu verbrennen.
Für Dampfkessel werden derartige Feuerungen bekanntlich schon länger angewendet (vgl.
1879 233 * 267. 437).